PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ziel solange wie möglich zu leben?


Werbung

Kaan
18-08-2009, 19:38
Wenn ich ältere, kränkelnde, gebrechliche Menschen sehe, mache ich mir manchmal Gedanken. Manche sehen zwar mit 65-70 noch topfit aus, aber wenn wir vom Durchschnitt ausgehen, wird es mit zunehmendem Alter, sagen wir etwa ab 70 immer schwieriger das eigene Leben zu bewältigen.
Ich war in der letzten Zeit ein paar mal im Altersheim und die Atmosphäre dort hat mich frustriert. Alte, mitunter unter Demenz etc. leidende Menschen, die in trister Umgebung irgendwie auf den Tod warten, so kam es mir vor.

Der Überlebenswille eines Menschen sagt einem vielleicht, dass er versuchen wird solange wie möglich zu leben, aber ist es wirklich immer so oder habt ihr gar nicht als Ziel so lange wie möglich zu leben, weil ihr meint, dass es irgendwann wahrscheinlich eh keinen Spaß mehr machen wird und man hauptsache ein indivuduelles, gewisses Alter erreicht, der Rest dann aber auch egal ist, man eventuell es gar nicht erleben, mitmachen möchte.

Ich bin mir bewusst, dass man auf die Frage nicht wie auf ne Matheaufgabe antworten kann und sich vieles ändern kann, trotzdem würden mich die Gedanken dazu interessieren.

Sully
18-08-2009, 19:45
Ich kenne Leute die sind plözlich gestorben und waren noch sehr fit und manche leider nach langer Krankheit. Das Leiden ist das schlimmste. Da überwiegt der Wunsch nach einen schmerzfreien Tod ohne Verabschiedung als das man lange Zeit hat sich zu verabschieden und der Tod ist schmerzhaft.

Ich bin sowieso ein Mensch mit dramatischen Abgängen, deshalb sterbe mit Mitte 30 auf sehr dramatischer Weise. Weiß nicht warum aber irgendwie hab ich so ein Gefühl. Eine Mischung aus Vorahnung und Visionen

Bin gespannt was "danach" kommt

Ghostrider
18-08-2009, 19:48
Ich glaube, der Ausspruch "es ist besser zu verbrennen als zu verblassen" trifft es schon. Was nützt es mir, wenn ich über hundert Jahre alt werde wie meine Großmutter, aber die letzten Jahre nicht mehr mobil und auf die Hilfe anderer angewiesen bin, und ganz zuletzt auch geistig schon ganz woanders bin? Dann lieber 30 Jahre weniger, aber bis dahin voll dabei, geistig wie körperlich.
Abgesehen davon - Angst macht mir nicht der Tod; über die Umstände mache ich mir schon manchmal Gedanken. Wenn es nach mir geht, legt irgendwas zum passenden Zeitpunkt den Schalter um, und weg bin ich. Aber das Leben (und auch der Tod) sind ja kein Wunschkonzert...;)

Joce
18-08-2009, 19:49
hier in der schweiz gibts das wunschkonzert freitod.. sollt ich mal nimmer in der lage sein selbständig zu leben mach ich schluss

Hatsche
18-08-2009, 19:50
Ich empfinde es ähnlich.

Bei meiner Oma (93 ist sie geworden) war es so, dass sie relativ gut
drauf war und bis auf die letzten Wochen zu Hause wohnen konnte.
Nur zum Schluss wurde sie bissl tüdelig. Sie lebte aber 20 J. ohne ihren
Mann, obwohl sie dazu keine Lust hatte. Das sagte sie jedes Mal,
wenn ich sie besuchte.
Da brauchten wir auch gar nicht mit ihr zu diskutieren. Sie war auch
partout nicht aus der Wohnung zu bewegen, nirgendwohin. Einkäufe
usw. erledigte ihr Sohn.

Letztendlich starb sie im Heim. Nachdem sie ein paar Male aus dem
Bett gefallen war...
Traurig, wenn auch relativ schnell (das letzte Stück ihres Lebens).
Aber für sie es damit dann gut und genug.

Für mich selbst hoffe ich, dass ich am Ende (egal in welchem Alter)
in der Lage sein werde, selbst entscheiden zu können und ...

Heippa
18-08-2009, 19:55
hier in der schweiz gibts das wunschkonzert freitod.. sollt ich mal nimmer in der lage sein selbständig zu leben mach ich schluss

Das würde ich für mich selber ziemlich gut finden :ja:

Kaan
18-08-2009, 20:02
Sie lebte aber 20 J. ohne ihren
Mann, obwohl sie dazu keine Lust hatte. Das sagte sie jedes Mal,
wenn ich sie besuchte.
Da brauchten wir auch gar nicht mit ihr zu diskutieren. Sie war auch
partout nicht aus der Wohnung zu bewegen, nirgendwohin. Einkäufe
usw. erledigte ihr Sohn.

Klingt sehr traurig, aber je älter man wird, umso schneller scheinen die Tage zu vergehen und irgendwann müssen sich die meisten von uns wohl oder übel damit auseinandersetzen. Vielleicht fällt es einem leichter, wenn man ein erfülltes Leben hatte und sich die meisten Wünsche erfüllen konnte.


Ich bin sowieso ein Mensch mit dramatischen Abgängen, deshalb sterbe mit Mitte 30 auf sehr dramatischer Weise. Weiß nicht warum aber irgendwie hab ich so ein Gefühl. Eine Mischung aus Vorahnung und Visionen

Macht dir das keine Angst, wenn du diese Visionen hast? Klingt jetzt nicht danach und ich will es auch nicht bewerten, wundert mich nur etwas.

Was nützt es mir, wenn ich über hundert Jahre alt werde wie meine Großmutter, aber die letzten Jahre nicht mehr mobil und auf die Hilfe anderer angewiesen bin, und ganz zuletzt auch geistig schon ganz woanders bin? Dann lieber 30 Jahre weniger, aber bis dahin voll dabei, geistig wie körperlich.

So ungefähr denke ich auch, ausser dass ich Angst habe, wenn ich mal an den Tod denke, vielleicht habe ich mich auch damit noch zu wenig auseinander gesetzt oder es ist einfach menschlich, ich weiss es nicht genau.

Kaan
18-08-2009, 20:05
hier in der schweiz gibts das wunschkonzert freitod.. sollt ich mal nimmer in der lage sein selbständig zu leben mach ich schluss
Welche Bedingungen gibt es denn dafür, also wann kann man diese Möglichkeit in Erwägung ziehen?

cella
18-08-2009, 20:07
Es kommt wie es kommt. Ich habe mir vorgenommen, das anzunehmen, was kommt, frühzeitig aber dafür zu sorgen, dass ich in guten Händen bin, wenn ich nicht mehr für mich selbst sorgen kann.

Übrigens ist die Palliativmedizin, also die schmerzlindernde Medizin, heute so weit fortgeschritten, dass niemand am Ende seines Lebens mehr Schmerzen leiden muss. Ist dies doch der Fall, stimmt etwas nicht in der Behandlung oder Betreuung des Menschen.

Joce
18-08-2009, 20:11
Welche Bedingungen gibt es denn dafür, also wann kann man diese Möglichkeit in Erwägung ziehen?


wenn man unheilbar krank ist.. schmerzen hat die nicht auszuhalten sind.. stark behindert

http://www.dignitas.ch/media_dignitas/DIGNITAS-Prinzipien.pdf
http://de.wikipedia.org/wiki/Dignitas_(Verein)

aber man kann nicht hingehen und sagen TÖTET MICH MAL EBEN JETZT

hier paar artikel.. ist halt immer noch umstritten die methode zu sterben
http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/31509719
http://www.20min.ch/news/ausland/story/21863259

Cacette
18-08-2009, 20:41
Wenn ich ältere, kränkelnde, gebrechliche Menschen sehe, mache ich mir manchmal Gedanken.
Ich war in der letzten Zeit ein paar mal im Altersheim und die Atmosphäre dort hat mich frustriert. Alte, mitunter unter Demenz etc. leidende Menschen, die in trister Umgebung irgendwie auf den Tod warten, so kam es mir vor.


geht mir auch so. mir tun alte kranke gebrechliche menschen leid.
wir haben hier ne 90jährige frau in der nachbarschaft die zwar geistig noch relativ fit ist aber körperlich ein bild des jammers bietet. die geht mit so einem gehwagen ab und an zum bäcker und schafft ungefähr 10 meter in der halben stunde, ich könnt heulen wenn ich sehe wie die sich quält. ich denk mir dann immer so will ich nicht leben, lieber ein ende mit schrecken als ein schrecken ohne ende. find ich aber auch irgendwie anmaßend, weil ich der dame quasi die lebensfreude abspreche.

wer weiss was ich sage wenn ich mal alt bin, und vielleicht krank und gebrechlich. vorausgesetzt ich krieg es noch mit. wie sehr man am leben hängt weiss man erst wenn das ende in sicht ist.

ich hoffe ich werde es nicht lange kommen sehen.


aber man kann auch alt werden ohne große zipperlein, wenn ich mir meine tante angucke, die mit 88 jahren aktiver ist als ich, zb jeden tag radfahren und schwimmen geht, und dann noch kartenspielen, chorsingen, kaffeeklatsch, gärtnern etc, find ich das alter nicht mehr ganz so erschreckend.

Zikade
18-08-2009, 20:43
Gebrechlichkeit ist ja meistens ein schleichender Prozess. Da belastet einen mitunter gar nicht so sehr, was man 20 Jahre früher vielleicht als undenkbar empfunden hätte. Auch ein Leben fast nur noch in den eigenen vier Wänden dürfte dann als lebenswert empfunden werden. Täglich eine Pflegerin kommen lassen, zählt ja auch schon unter "nicht selbst versorgen können". Ich glaube nicht, dass ich das unerträglich finden würde. Meine Schmerzgrenze wäre die Blindheit, aber wirklich sagen könnte ich das erst, wenn ich blind bin. Und das wäre sie dann vermutlich nicht. Denn dass sich jemand wegen Blindheit umbringt, dürfte selten sein.

Joce
18-08-2009, 20:50
sollte ich mal ne hilfe brauchen die mir den haushalt schmeisst oder bei schweren sachen hilft wär das kein problem..

mit nicht selbst versorgen mein ich unter anderem wenn ich nimmer alleine aufs klo könnte.. nicht mehr selbst anziehen könnte,waschen usw und das auf ewig.. das vor mich hin leben ohne einfluss zu haben und zu wissen das ende kommt eh früher als später.. sowas is schrecklich

BaNe
18-08-2009, 20:50
Ich seh es wohl wie Joce! Da hat sie echt Vorteile als Schweizerin!

Was bringt es mir im Hier und Jetzt dahinzusiechen und mein Leben mit Medikamenten künstlich zu verlängern, ich aber trotzdem weiß, dass der Sensenmann unaufhörlich näher kommt...?:nixweiss:

Dann lieber dem Schrecken ein Ende setzen und gut ist.

Joce
18-08-2009, 20:52
Ich seh es wohl wie Joce! Da hat sie echt Vorteile als Schweizerin!

Was bringt es mir im Hier und Jetzt dahinzusiechen und mein Leben mit Medikamenten künstlich zu verlängern, ich aber trotzdem weiß, dass der Sensenmann unaufhörlich näher kommt...?:nixweiss:

Dann lieber dem Schrecken ein Ende setzen und gut ist.


ich bin keine schweizerin.. ich lebe nur hier :zahn:


aber dignitas wird ja auch vom ausland rege genutzt..da kann jeder beitreten

BaNe
18-08-2009, 20:55
ich bin keine schweizerin.. ich lebe nur hier :zahn:


aber dignitas wird ja auch vom ausland rege genutzt..da kann jeder beitreten
Mir doch egal ob Du eine bist oder nicht. Du lebst da, also biste für mich eine!:zahn:

Kann man da echt einfach so beitreten, egal wo man herkommt?

Das Ding ist ja auch da beizutreten, aber den letzten, entscheidenden Schritt dann auch wirklich zu tun. Ich glaube dazu fehlt auch vielen der Mut.

Lacrima
18-08-2009, 20:56
Ich hab ne Kollegin deren Bruder im April mit dem Verein "Exit" seinen Weg beendet hat.

Man liest und hört in Deutschland viel drüber, aber als sie mir das erzählt hat war ich erst mal wirklich richtig baff.

Wir können uns das in Deutschland gar nicht vorstellen, geschweige denn offen drüber reden. Da ist es so eine Wunschvorstellung .... aber schlussendlich bleibt uns doch immer nur der Suicid mit Nachgeschmack. Leider! Auch, weil wie ich finde, die Berichterstattung bei uns überwiegend negativ dargestellt wird.

Ich finde es völlig faszinierend mit welcher Freiheit und Natürlichkeit hier über so eine Entscheidung gesprochen wird.


Könnte mir das für mich wohl auch vorstellen. Ich möchte mal in Würde gehen

belalugosisdead
18-08-2009, 21:02
Ich bin mir bewusst, dass man auf die Frage nicht wie auf ne Matheaufgabe antworten kann und sich vieles ändern kann, trotzdem würden mich die Gedanken dazu interessieren.

meine omma war 94. topfit bis 90, da hat sie noch einkäufe mit der tasche heimgeschleppt den berg hoch. die letzten 4 jahre gings steil bergab. erst zuhause gepflegt, dann altenheim, nachdem sie im krankenhaus war und meine eltern auch nicht mehr konnten. die letzten 4 jahre, als sie dann nicht mehr konnte waren sehr schlimm für sie. das hat sie mir auch oft gesagt. sie wollte dann auch nicht mehr.

Zurriburri
18-08-2009, 21:16
Das Ziel ist ewig zu leben, das ist sicher, denn 99,99% aller Menschen auf diesem Planeten würden jetzt nicht sterben wollen. Das war, ist und bleibt so...

Haramis
18-08-2009, 21:17
Was bringt es mir im Hier und Jetzt dahinzusiechen und mein Leben mit Medikamenten künstlich zu verlängern, ich aber trotzdem weiß, dass der Sensenmann unaufhörlich näher kommt...?:nixweiss:

Dann lieber dem Schrecken ein Ende setzen und gut ist.

Dito.
Jeglicher Form von Schrecken, nicht nur körperliche Gebrechlichkeit.

Joce
18-08-2009, 21:21
Das Ziel ist ewig zu leben, das ist sicher, denn 99,99% aller Menschen auf diesem Planeten würden jetzt nicht sterben wollen. Das war, ist und bleibt so...


wär ich schwer krank und das würd für immer so bleiben würd ich sicher nich ewig leben wollen

provençal
18-08-2009, 21:28
Die Moeglichkeit wie in der Schweiz kann ich auch nur befuerworten. Finde es erschreckend, dass sich andere Menschen anmassen mir oder wem auch immer vorschreiben zu wollen, was ich zu ertragen habe und was nicht. :nixweiss:

Cacette
18-08-2009, 21:36
Die Moeglichkeit wie in der Schweiz kann ich auch nur befuerworten. Finde es erschreckend, dass sich andere Menschen anmassen mir oder wem auch immer vorschreiben zu wollen, was ich zu ertragen habe und was nicht. :nixweiss:

hältst du suizid in jedem alter und jeder lebenslage für okay?

provençal
18-08-2009, 21:41
hälst du suizid in jedem alter und jeder lebenslage für okay?


Alter: Nein, aber ich gestehe jedem erwachsenen Menschen der erwiesener Massen klar denken kann das Recht zu ueber sein Leben zu entscheiden. Will heissen ich kann niemanden verteufeln, der nciht mehr leben moechte. Die Gruende dafur koennen vielschichtig sein, und das persoenliche Empfinden von leid ist nicht zwingend von anderen Personen nachvollziehbar.

Nach obiger Aussage ja, prinzipiell in jeder Lebenslage, wenn die Person diese fuer sich selber als nicht ertraeglich mehr sieht.

Die Einschraenkung "klar denken koennen" ist sehr diffus, das weiss ich. Und ich bin kein Jurist und will keiner werden. Weiss auch, dass es schwierig ist dafuer "anwendbare" Rahmenbedingungen zu finden.

Ich nehme mir aber das Recht heraus ueber mein Leben genauso zu entscheiden wie ueber meinen Tod.

Sally
18-08-2009, 21:43
Was nützt es mir, wenn ich über hundert Jahre alt werde wie meine Großmutter, aber die letzten Jahre nicht mehr mobil und auf die Hilfe anderer angewiesen bin, und ganz zuletzt auch geistig schon ganz woanders bin? Dann lieber 30 Jahre weniger, aber bis dahin voll dabei, geistig wie körperlich. seh ich ähnlich.

ich möchte mich nicht quälen müßen vor schmerzen, möchte nicht mit medis auf deubl komm raus vollgepumpt werden obwohl es am ende eh nix bringt.

dahinsiechen und familien mitgliedern noch sorgen machen muss auch nicht sein.

Lacrima
18-08-2009, 21:47
hältst du suizid in jedem alter und jeder lebenslage für okay?

ja

Haramis
18-08-2009, 21:49
hältst du suizid in jedem alter und jeder lebenslage für okay?
Ja.
Würdest du denn darüber befinden wollen, was für andere erträglich zu sein hat?

Cacette
18-08-2009, 22:02
Alter: Nein, aber ich gestehe jedem erwachsenen Menschen der erwiesener Massen klar denken kann das Recht zu ueber sein Leben zu entscheiden. Will heissen ich kann niemanden verteufeln, der nciht mehr leben moechte. Die Gruende dafur koennen vielschichtig sein, und das persoenliche Empfinden von leid ist nicht zwingend von anderen Personen nachvollziehbar.

Nach obiger Aussage ja, prinzipiell in jeder Lebenslage, wenn die Person diese fuer sich selber als nicht ertraeglich mehr sieht.

Die Einschraenkung "klar denken koennen" ist sehr diffus, das weiss ich. Und ich bin kein Jurist und will keiner werden. Weiss auch, dass es schwierig ist dafuer "anwendbare" Rahmenbedingungen zu finden.

Ich nehme mir aber das Recht heraus ueber mein Leben genauso zu entscheiden wie ueber meinen Tod.



seh ich im grunde ähnlich.
und kann man eh nicht verhindern.


aber ich sehe auch was es mit hinterbliebenen macht, man zerstört meist mehr als ein leben.

provençal
18-08-2009, 22:07
seh ich im grunde ähnlich.
kann man eh nicht verhindern.


aber ich sehe auch was es mit hinterbliebenen macht, man zerstört meist mehr als ein leben.

Ja, ich wuerde auch nicht ausschliessen das andere Personen darunter leiden. Die Frage, die sich die Person stellt, um die es geht ist aber:

Warum muss ich leiden? Wie lange muss ich leiden?

Ich denke die meisten denken auch darueber nach, was "Hinterbliebene" denken und machen. Aber bis wann ist eigenes Leid ertraeglich zum Verhindern das andere leiden? Diese Frage muss man sich beantworten. Man sich, nicht andere fuer einen. Meiner Meinung nach.

Serge
18-08-2009, 22:15
Ich glaube, der Ausspruch "es ist besser zu verbrennen als zu verblassen" trifft es schon. Was nützt es mir, wenn ich über hundert Jahre alt werde wie meine Großmutter, aber die letzten Jahre nicht mehr mobil und auf die Hilfe anderer angewiesen bin, und ganz zuletzt auch geistig schon ganz woanders bin? Dann lieber 30 Jahre weniger, aber bis dahin voll dabei, geistig wie körperlich.


Das ist Wunschdenken. Wenn du mit 70 noch voll fit bist stirbst du in aller Regel nicht, es sei denn du hilfst nach.

Du lebst einfach weiter und nach und nach baust du etwas ab.

caesar
19-08-2009, 08:29
der beste tod ist der unerwartete. :ja:

Enni
19-08-2009, 09:01
Ich hänge nicht sehr am Leben und von daher brauche ich auch keine lebensverlängernden Maßnahmen. Qualität geht auf jeden Fall vor Quantität.

Stelle mir vor, dass irgendwann auch eine Art Lebensmüdigkeit einsetzt. D.h., man will sich nicht mehr ständig neuen Gegebenheiten anpassen und dazu lernen.

Hoffe, dass ich keine 100 werde. So zwischen 60 und 65 könnte der Typ mit der Sense klopfen. :D

Geli
19-08-2009, 09:04
das ist aber traurig Enni :tröst:

wenn man mal krank ist, merkt man erst, dass man eigentlich doch am Leben hängt.

ohje
19-08-2009, 09:05
Ich bin sowieso ein Mensch mit dramatischen Abgängen, deshalb sterbe mit Mitte 30 auf sehr dramatischer Weise. Weiß nicht warum aber irgendwie hab ich so ein Gefühl. Eine Mischung aus Vorahnung und Visionen



:tsts::nein:


self fulfilling prophecy.

rede dir nichts ein, denn DANACH bist du tot

Haramis
19-08-2009, 09:17
das ist aber traurig Enni :tröst:

wenn man mal krank ist, merkt man erst, dass man eigentlich doch am Leben hängt.

Und das ist in Stein gemeisselt und muss bei jedem so sein?

Haramis
19-08-2009, 09:22
Stelle mir vor, dass irgendwann auch eine Art Lebensmüdigkeit einsetzt. D.h., man will sich nicht mehr ständig neuen Gegebenheiten anpassen und dazu lernen.

Das Bewusstsein, dass es (= das Leben, Gesundheit - "Wohlbefinden" wenn man es so nennen will) nicht besser wird sondern eher schlechter ist auch nicht so wirklich motivierend. "Warten auf die Altersdemenz" und der Gedanke an Dienstwagen-Ullas Windelzugeständnisse sind nicht so recht Gründe ein langes Leben für wünschenswert zu halten.

Geli
19-08-2009, 09:34
Und das ist in Stein gemeisselt und muss bei jedem so sein?
hab ich das geschrieben? Ich rede von MEINEN Erfahrungen und Empfindungen.

Aber das was du so schreibst das ist natürlich in Stein gemeisselt.

Schnappshirley
19-08-2009, 09:36
Übrigens ist die Palliativmedizin, also die schmerzlindernde Medizin, heute so weit fortgeschritten, dass niemand am Ende seines Lebens mehr Schmerzen leiden muss. Ist dies doch der Fall, stimmt etwas nicht in der Behandlung oder Betreuung des Menschen.

Es gibt genug tödliche Krankheiten, die auch ganz ohne Schmerzen das Leben unerträglich machen. Da nutzt auch keine Palliativmedizin.

Tel
19-08-2009, 09:42
meine omma war 94. topfit bis 90, da hat sie noch einkäufe mit der tasche heimgeschleppt den berg hoch. die letzten 4 jahre gings steil bergab. erst zuhause gepflegt, dann altenheim, nachdem sie im krankenhaus war und meine eltern auch nicht mehr konnten. die letzten 4 jahre, als sie dann nicht mehr konnte waren sehr schlimm für sie. das hat sie mir auch oft gesagt. sie wollte dann auch nicht mehr.
Meine Oma ist jetzt 97 und körperlich 'leider' noch so fit, dass sie die meisten privaten Dinge noch selbst erledigen kann... 'Leider', weil sie deswegen keine höhere Pflegestufe bekommt, die sie aber eigentlich bräuchte, da sie dank Altersdemenz mittlerweile nahezu vollständig debil ist. Innerhalb eines Jahres ist sie auf einen geistigen Zustand gefallen, in dem weder nahe Verwandte erkannt werden, noch Ort, Zeit und Umgebung irgendeine Relevanz haben.
Das ist nicht schön mitzuerleben, wie ein Mensch, den man sein ganzes Leben lag kannte, sich innerhalb kürzester Zeit so radikal verabschiedet.

Enni
19-08-2009, 09:46
das ist aber traurig Enni :tröst:
Findest du? Ich nicht. Sehe das eher realistisch.

ABER ich muss zugeben, dass ich ziemlich traurig wäre, wenn z. B. mein Bruder schon mit 60 stürbe. Und in letzter Zeit ertappe ich mich immer bei dem Gedanken, wie lange meine Eltern (70 bzw. 72) wohl noch da sein werden. Sie sind ziemlich fit und könnten so vom Eindruck her sicher noch 20 Jahre leben. Ob sie das auch werden, steht natürlich in den Sternen. Wenn man so überlegt, wie schnell doch ein Jahr immer um ist, dann wird mir doch recht mulmig und die Endlichkeit unseres Daseins erschreckend deutlich.

Wenn es mich selber beträfe, spielte das allerdings keine Rolle. Habe im Prinzip alles, was ich machen wollte, auch gemacht und nichts aufgeschoben. Größere Pläne gibt es nicht mehr.

Wahrscheinlich hört sich das für einen Außenstehenden düster und schlimm an. Aber keine Angst, ich bin nicht Selbstmord gefährdet. :D Bin eine fröhliche Gesellin, die sich nur keine illusorischen Gedanken um ihre Zukunft macht.

Ein Siechtum würde ich niemandem wünschen. Da würde ich lieber in Kauf nehmen, einen geliebten Menschen, eher zu verlieren.

Übrigens bekam ich letzte Woche eine Mitteilung, in der es hieß, am 1. April 2028 würde meine Rente beginnen. Vielleicht sollte ich das eben noch mitnehmen. Sind ja nur noch 18,5 Jahre. :feile:

zundra
19-08-2009, 14:29
Alter: Nein, aber ich gestehe jedem erwachsenen Menschen der erwiesener Massen klar denken kann das Recht zu ueber sein Leben zu entscheiden. Will heissen ich kann niemanden verteufeln, der nciht mehr leben moechte. Die Gruende dafur koennen vielschichtig sein, und das persoenliche Empfinden von leid ist nicht zwingend von anderen Personen nachvollziehbar.

Nach obiger Aussage ja, prinzipiell in jeder Lebenslage, wenn die Person diese fuer sich selber als nicht ertraeglich mehr sieht.

Die Einschraenkung "klar denken koennen" ist sehr diffus, das weiss ich. Und ich bin kein Jurist und will keiner werden. Weiss auch, dass es schwierig ist dafuer "anwendbare" Rahmenbedingungen zu finden.

Ich nehme mir aber das Recht heraus ueber mein Leben genauso zu entscheiden wie ueber meinen Tod.
Meiner Erfahrung nach, kann man mit Depressionen nicht mehr klar denken. Du erkennst das aber nicht unbedingt.

vaya.con.dios
19-08-2009, 14:55
ich halte es mit abraham lincoln, der sagte

wichtig sind nicht die jahre im leben, sondern das leben in den jahren.

und so wünsche ich mir mal einen raschen, plötzlichen tod und kein langes siechtum.
für die familie ist eins so schlimm wie das andere, aber langes leiden mit erleben zu müssen ist doch schlimmer.

Haramis
19-08-2009, 15:29
Meiner Erfahrung nach, kann man mit Depressionen nicht mehr klar denken.
Ersetze klar durch beschönigt.

Soundlight
19-08-2009, 15:32
Übrigens ist die Palliativmedizin, also die schmerzlindernde Medizin, heute so weit fortgeschritten, dass niemand am Ende seines Lebens mehr Schmerzen leiden muss. Ist dies doch der Fall, stimmt etwas nicht in der Behandlung oder Betreuung des Menschen. Es kommt dabei wohl auch auf das nötige Kleingeld an.....

meine omma war 94. topfit bis 90, da hat sie noch einkäufe mit der tasche heimgeschleppt den berg hoch. die letzten 4 jahre gings steil bergab. erst zuhause gepflegt, dann altenheim, nachdem sie im krankenhaus war und meine eltern auch nicht mehr konnten. die letzten 4 jahre, als sie dann nicht mehr konnte waren sehr schlimm für sie. das hat sie mir auch oft gesagt. sie wollte dann auch nicht mehr.
Topfit ist immer schön gesagt.. soweit ich höre "plagen" die meisten Menschen ab ca. 40 die ersten Wehwehchen.. und es kommen in der Regel weitere hinzu, selten fallen welche weg.
In meinen Augen nimmt die Leidensfähigkeit in Laufe der Jahre zu.

An sein Leben klammert man sich oft auch nur, weil man davon ausgehen kann, mit dem Tod ausgelöscht zu sein. Es gibt kein Ziel.

zundra
19-08-2009, 15:33
Ersetze klar durch beschönigt. hm? Was willst du damit sagen? Meinst du, dass ein Denken ohne Depressionen beschönigt (zu optimistisch) ist?

Haramis
19-08-2009, 15:37
hm? Was willst du damit sagen?

"Klar denken" ist für mich das Leben so zu sehen wie es ist (depressionsunabhängig).

zundra
19-08-2009, 15:41
Woher willst du wissen, ob das was du siehst und wie du es bewertest, tatsächlich objektiv ist?

Haramis
19-08-2009, 15:44
Woher willst du wissen, ob das was du siehst und wie du es bewertest, tatsächlich objektiv ist?

Logischerweise ist es subjektiv.
Und da es sich dabei um die eigene Person und das eigene Leben handelt ist dies völlig legitim.

tapi
19-08-2009, 15:51
Hm... Ich denke auch immer, dass ich nicht um jeden Preis alt werden will und lieber sterben möchte, bevor ich allzu gebrechlich, pflegebedürftig und abhängig von Anderen werde, und dass ich nicht leiden und Schmerzen haben will.

Aber das ist natürlich alles relativ und sehr abhängig von der eigenen Wahrnehmung, den individuellen (Schmerz-)Grenzen und den Motivationen, die man aus dem Leben und seiner Situation noch zieht. Man verändert sich da auch im Laufe des Lebens.

Ich sehe das bei meinen Großeltern, die sehr alt sind, sogar schon über 90 Jahre, Einer hört so gut wie nichts mehr und kann kaum mehr gehen, Eine ist fast blind. Ich fände das schrecklich, zumindest empfinde ich jetzt so. Aber ihre Gebrechen nehmen meine Großeltern sehr... weiß nicht... naturgegeben hin. Ich bin immer wieder baff, wie schnell sie sich auf veränderte Zustände einstellen (und es sind ja nur noch Verschlechterungen möglich), damit arrangieren und dabei nicht ihre Lebensfreude verlieren. Für sie - das hat meine Oma selbst gesagt - ist eben auch das ein Teil des Lebens und am Ende wird es halt schwerer. So lange sie geistig fit und nicht einsam sei, empfinde sie auch den jetzigen Abschnitt ihres Lebens nicht als negativ. Aber ich habe auch keine alleinstehenden Omas oder Opas. Nur eines hat ihnen sozusagen das Genick gebrochen: Meine Großeltern haben eines ihrer Kinder überlebt. Sie haben sich zwar wieder gefangen, aber seitdem ist die Lebensmüdigkeit einfach da. Ein Schnupfen haut einen über 90Jährigen halt direkt um und das sind die kritischen Momente, wo die Widerstandskraft schlichtweg nicht mehr aufgebracht werden will. Da mag mein Opa dann nicht mehr mitarbeiten. Und das können wir alle verstehen.

zundra
19-08-2009, 16:09
Logischerweise ist es subjektiv.
Und da es sich dabei um die eigene Person und das eigene Leben handelt ist dies völlig legitim.
Ich hinterfrage aber meine Subjektivität. ganz besonders dann, wenn ev. chemische Prozesse meinen Eindruck von der Welt und meinem Leben beeinflussen könnten.

Haramis
19-08-2009, 16:13
Ich hinterfrage aber meine Subjektivität. ganz besonders dann, wenn ev. chemische Prozesse meinen Eindruck von der Welt und meinem Leben beeinflussen könnten.
Du sagst es: deinen Eindruck.
Wobei wir wieder beim beschönigen oder auch Leben unplugged wären.

zundra
19-08-2009, 16:17
ich entscheide aber nicht nach meinem eindruck, sondern versuche mich auch außerhalb dieses Systems "ich" zu stellen und nach alternativen sichtweisen zu suchen. die verändern dann wieder meine subjektivität.

Haramis
19-08-2009, 16:24
ich entscheide aber nicht nach meinem eindruck, sondern versuche mich auch außerhalb dieses Systems "ich" zu stellen und nach alternativen sichtweisen zu suchen. die verändern dann wieder meine subjektivität.
Ist ja ganz gut und schön, nur:
Verändert sich denn dadurch irgendetwas ausser der Sichtweise?
Wird die Situation (als zusammenfassender Begriff) dadurch besser?

zundra
19-08-2009, 16:42
Wenn die Situation durch die Sichtweise so schlecht ist, kann sie sich natürlich relativieren und damit dann auch verbesssern. Natürlich nicht bei allem.
Aber wenn ich Hirnchemie für möglich halte, dann könnte ich es ja erstmal mit Medikamenten versuchen.

Haramis
19-08-2009, 16:55
Aber wenn ich Hirnchemie für möglich halte, dann könnte ich es ja erstmal mit Medikamenten versuchen.

Kann man.
Das "erstmal" halte ich für euphemistisch.

zundra
19-08-2009, 17:04
Depressionen können auch wieder besser werden. Reaktive Depressionen sowieso.

Haramis
19-08-2009, 17:08
Depressionen können auch wieder besser werden. Reaktive Depressionen sowieso.
Klar.
Und plötzlich ist alles wieder fein.
Schön.

zundra
19-08-2009, 17:16
Haramis, ich habe keine Lust, dir meine Erfahrungen und Methoden hier haarklein zu schildern.
Es gibt viele Abstufungen. Und deine Interpretation da ist völlig falsch.

Haramis
19-08-2009, 17:18
Haramis, ich habe keine Lust, dir meine Erfahrungen und Methoden hier haarklein zu schildern.
Es gibt viele Abstufungen. Und deine Interpretation da ist völlig falsch.
Hischi, ich hab dich auch nicht darum gebeten. ;)

zundra
19-08-2009, 17:19
:kater:

Kaan
19-08-2009, 18:06
Ich hänge nicht sehr am Leben und von daher brauche ich auch keine lebensverlängernden Maßnahmen. Qualität geht auf jeden Fall vor Quantität.

Stelle mir vor, dass irgendwann auch eine Art Lebensmüdigkeit einsetzt. D.h., man will sich nicht mehr ständig neuen Gegebenheiten anpassen und dazu lernen.

Hoffe, dass ich keine 100 werde. So zwischen 60 und 65 könnte der Typ mit der Sense klopfen. :D
Am Selbstbewusstsein mangelt es dir nicht:o. So nennt mal jemanden, der weiss was er will, in einer Weise beeindruckend, weil ich es fast nur anders kenne, auch von Menschen, die nicht mal so ein erfülltes Leben haben.

Cacette
19-08-2009, 19:59
q.e.d.

Will.Hunting
20-08-2009, 08:12
Der Überlebenswille eines Menschen sagt einem vielleicht, dass er versuchen wird solange wie möglich zu leben, aber ist es wirklich immer so oder habt ihr gar nicht als Ziel so lange wie möglich zu leben, weil ihr meint, dass es irgendwann wahrscheinlich eh keinen Spaß mehr machen wird und man hauptsache ein indivuduelles, gewisses Alter erreicht, der Rest dann aber auch egal ist, man eventuell es gar nicht erleben, mitmachen möchte.

Prinzipiell finde ich es schon erstrebenswert, das Leben so lange festzuhalten, wie es nur irgendmöglich geht. Andererseits finde ich aber auch den Gedanken tröstlich, dass man wahrscheinlich doch irgendwann an den Punkt kommen wird, an dem man mit Gelassenheit sagen kann "Danke, das reicht! Nun ist es gut gewesen." :nixweiss:

Will.Hunting
20-08-2009, 08:38
Alter: Nein, aber ich gestehe jedem erwachsenen Menschen der erwiesener Massen klar denken kann das Recht zu ueber sein Leben zu entscheiden.

Warum nur dem erwachsenen Menschen? ... Jeder kann das "Leiden" am eigenen Leben und vielleicht an der Welt nur ganz individuell für sich bewerten. Warum sollte das nicht auch für einen 13-Jährigen gelten, der für sich keinen Ausweg mehr sieht und sich deswegen umbringt? Soll ich mich als Erwachsener auf's hohe Ross setzen und einen solche Suizid verurteilen, mit der Begründung, dass es einem Jugendlichen noch an der Lebenserfahrung und der Weitsicht zur Durchführung eines solchen Schrittes mangelt? Nein, ich finde nicht, dass man sich das anmaßen kann!

Frau P aus H
20-08-2009, 10:21
Ich glaube, der Ausspruch "es ist besser zu verbrennen als zu verblassen" trifft es schon. Was nützt es mir, wenn ich über hundert Jahre alt werde wie meine Großmutter, aber die letzten Jahre nicht mehr mobil und auf die Hilfe anderer angewiesen bin, und ganz zuletzt auch geistig schon ganz woanders bin?


Ich glaube, es ist gar nicht so schlecht, vor dem Tod gebrechlich oder sonstwie leidend zu sein, also schleichend zu sterben.
So wird einem die Angst vor dem Tod genommen, denn man "freut" sich auf "Erlösung".
Wenn man voll im Leben steht und unerhofft schwerkrank wird und es wird einem gesagt, sie haben noch x-Monate bei voller Gesundheit, dann ist es doch utopisch, dass man dann leichter stirbt.

M.M. stirbt man leichter, wenn man nicht mehr leben will.

Enni
20-08-2009, 11:56
M.M. stirbt man leichter, wenn man nicht mehr leben will.
Das sicher. Aber wenn ich die Wahl hätte, morgen tot umzufallen oder aber 3 Jahre dahinzusiechen, würde ich ersteres wählen.

Wobei das für Angehörige und Freunde bestimmt schwerer zu verkraften ist.

Ich glaube, einen allgemeingültigen Weg gibt es nicht. Und obwohl ich ja irgendwie schon ganz gern wüsste, wann ich ins Gras beißen muss, so ist es vielleicht doch ganz gut, dass man das nicht erfahren wird. Das Wann und Wie, meine ich.

zundra
20-08-2009, 14:30
Für Angehörige und Freunde ist ein plötzlicher Tod leichter zu verkraften als langes Leiden.
Es hat aber schon was Schockierendes.

Will.Hunting
20-08-2009, 15:31
Für Angehörige und Freunde ist ein plötzlicher Tod leichter zu verkraften als langes Leiden.
Es hat aber schon was Schockierendes.

Das kommt doch immer ganz auf den Einzelfall und die Umstände an. :suspekt:

Tendenziell denke ich aber auch, dass es einfacher ist, wenn man sich bereits über längere Zeit an den Gedanken hat gewöhnen können, dass es "seine Richtigkeit" hat, wenn der geliebte Mensch dann tatsächlich irgendwann geht / gehen darf. Ein plötzlicher Tod hinterlässt bei den Angehörigen doch häufig über viel längere Zeit bohrende - weil eben unbeantwortete - Fragen. Was daran liegt, dass die Todesumstände dann oft ganz andere sind, als bei einem alten Menschen, der sein Leben eben nun mal zu Ende gelebt hat.

zundra
20-08-2009, 16:14
Ja, Fragen bleiben, die man nie beantworten kann.
Ich bezog mich mit dem Leiden aber nicht nur auf Alterskrankheiten, sondern auf lange, schwere Krankheiten - eben auch bei Jüngeren. Unerwartete Tode kommen ja bei Jüngeren eher vor als bei Alten.

Will.Hunting
20-08-2009, 17:33
Ja, Fragen bleiben, die man nie beantworten kann.
Ich bezog mich mit dem Leiden aber nicht nur auf Alterskrankheiten, sondern auf lange, schwere Krankheiten - eben auch bei Jüngeren. Unerwartete Tode kommen ja bei Jüngeren eher vor als bei Alten.

Vielleicht hatte ich zu sehr auf's Alter abgezielt, aber ich meinte das eigentlich ganz generell, unabhängig davon. ... Meinst du wirklich, dass es für Eltern leichter zu akzeptieren ist, wenn ihr meinetwegen 20-jährige Sohn schlagartig bei einem Autounfall ums Leben kommt, als wenn er nach einer Krebserkrankung stirbt, wo man bereits vorher die Möglichkeit hatte, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass es einfach nicht mehr geht und man zu der Einsicht kommt, dass es dann wohl tatsächlich besser so ist? Vielleicht kann man auch ein gerade mal 20-jähriges Leben in gewisser Weise als "vollendet" ansehen. Natürlich ist die Begleitung dieses Prozesses für die Angehörigen in einem solchen Fall ungleich schwerer. Aber wie sieht es mit dem Akzeptieren der Tatsachen und dem "damit-weiter-leben" aus?

zundra
20-08-2009, 17:42
Ich halte es für unerträglich, einem geliebten Menschen bei schwerem Leiden zusehen zu müssen. Seinem langsamen Verschwinden und Entfernen. Ihm nicht helfen zu können, wenn er sich quält. Hin-und-her-gerissen zwischen dem Wunsch nach Erlösung und dem Wunsch ihn noch möglichst lange bei sich zu haben. Doch noch ein bisschen Hoffnung suchen. Schuldgefühle ...

Will.Hunting
20-08-2009, 18:08
Sehe ich echt ein bisschen anders ...

Sicherlich ist das schwer, machtlos daneben zu stehen und mit ansehen zu müssen, wie das Leben aus dem geliebten Menschen schwindet. Ich empfinde es allerdings als noch anspruchsvoller, letztlich seinen Frieden mit den Tatsachen zu schließen, und ich glaube, dass einen gerade die Begleitung desjenigen dann eben stark machen kann für das, was danach kommt. Man findet vielleicht schneller Erklärungen, Sinn und Frieden.

Frau P aus H
21-08-2009, 06:34
Für Angehörige und Freunde ist ein plötzlicher Tod leichter zu verkraften als langes Leiden.

Das habe ich anders erlebt.

Ca. 45jähriger Familienvater, topfit, ging abends noch Tennisspielen und brach dann in der Umkleide tot zusammen. Hirnaneurysma.
Das war ein großer Schock für die Familie, Frau und die kleinen Kinder, ich glaube nicht, dass die das jemals verkraften können.

Man vergisst die Toten sowieso nie wirklich, aber man lernt damit umzugehen. Ich denke allerdings, dass es schwerer ist, wenn es plötzlich ist.

Ich selber würde in der Theorie wohl auch lieber sofort sterben, aber wenn ich dann praktisch vor die Wahl gestellt würde, würde ich höchstwahrscheinlich doch das Siechtum wählen.

Tel
21-08-2009, 07:30
Man vergisst die Toten sowieso nie wirklich, aber man lernt damit umzugehen. Ich denke allerdings, dass es schwerer ist, wenn es plötzlich ist.

Ja das redet man sich gerne ein. Die Realität sieht aber nun mal so aus, dass die allermeisten Menschen nach wenigen Jahrzehnten mehr oder weniger spurlos in die Geschichte eingehen.

Frau P aus H
21-08-2009, 07:44
Ja das redet man sich gerne ein. Die Realität sieht aber nun mal so aus, dass die allermeisten Menschen nach wenigen Jahrzehnten mehr oder weniger spurlos in die Geschichte eingehen.

Für die eigene Familie (und alle anderen sind doch wurscht) geht man nie spurlos in die Geschichte ein.

Oder meinst du etwa, es wäre besser, unverhofft zu sterben, da bleibt man wenigstens länger in Erinnerung? :kopfkratz

Haramis
21-08-2009, 08:20
Für die eigene Familie (und alle anderen sind doch wurscht) geht man nie spurlos in die Geschichte ein.

Oder meinst du etwa, es wäre besser, unverhofft zu sterben, da bleibt man wenigstens länger in Erinnerung? :kopfkratz
Eigene Familie im Sinne derer, die einen kennengelernt haben, ja. Gilt auch für familienfremde Personen (die mir keineswegs egal sind).
Längerfristig wird sich niemand erinnern, wie auch.

Warum es so erstrebenswert sein soll, lange in Erinnerung zu bleiben weiss ich nicht. Was hat man davon?

Enni
21-08-2009, 08:38
Danke an alle, die sich noch mal zum Thema 'Was ist für Angehörige und Freunde leichter' zu verkraften geäußert haben. Es ist vielleicht doch komplexer, als ich zunächst dachte und man muss von Fall zu Fall unterscheiden.


Die Realität sieht aber nun mal so aus, dass die allermeisten Menschen nach wenigen Jahrzehnten mehr oder weniger spurlos in die Geschichte eingehen.

Hm ... ich denke, für diejenigen, die den Toten kannten und mochten wird der nicht spurlos in die Geschichte eingehen. Aber man kann doch selber nicht weiterleben, wenn man sich nur in Trauerphasen befindet und ständig in Gedanken bei den Verstorbenen ist. Zwangsläufig muss man sich doch eines Tages wieder dem Alltag zuwenden. Das ist wahrscheinlich dann das, was du als 'spurlos in die Geschichte eingehen' meinst. :nixweiss:

Meine beiden Omas sind vor vielen Jahren gestorben. Und auch wenn ich nicht täglich an sie denke, so doch hin und wieder. Vergessen sind sie auf keinen Fall. Sie haben durchaus ihre Spuren hinterlassen und bei so manchem Familentreffen werden Geschichten erzählt, wie das doch früher alles war. Wir erinnern uns gern und mit viel Liebe. Ich nehme an, so wird es bei den meisten anderen auch sein. Dass natürlich nachfolgende Generationen keinen Bezug mehr zu den Personen haben ... okay ... das ist wohl der Gang der Dinge. Finde ich persönlich auch nicht so tragisch.

Claudia
21-08-2009, 08:50
Bei meinen Großeltern mütterlicherseits habe ich beides erlebt, plötzlich und unerwartet im Schlaf gestorben, vorher geistig und körperlich noch fit gewesen (Opa), auf der anderen Seite langsamer Tod nach schwerer Krankheit (Oma).

Ich würde wohl auch lieber ien paar Jahre weniger leben und dafür bis zuletzt noch einigermaßen gut beisammen sein.


Bei meiner Oma (93 ist sie geworden) war es so, dass sie relativ gut
drauf war und bis auf die letzten Wochen zu Hause wohnen konnte.
Nur zum Schluss wurde sie bissl tüdelig. Sie lebte aber 20 J. ohne ihren
Mann, obwohl sie dazu keine Lust hatte. Das sagte sie jedes Mal,
wenn ich sie besuchte.
Da brauchten wir auch gar nicht mit ihr zu diskutieren. Sie war auch
partout nicht aus der Wohnung zu bewegen, nirgendwohin. Einkäufe
usw. erledigte ihr Sohn.


Hab ich von einer Kollegin auch so ähnlich gehört. Die hat ihrer Mutter einmal die Woche Einkäufe ins Haus gebracht, die Mutter hat sich mit Händen und Füßen geweigert, die Wohnung zu verlassen.

Frau P aus H
21-08-2009, 09:17
Bei meinen Großeltern mütterlicherseits habe ich beides erlebt, plötzlich und unerwartet im Schlaf gestorben, vorher geistig und körperlich noch fit gewesen (Opa), auf der anderen Seite langsamer Tod nach schwerer Krankheit (Oma).

Ich würde wohl auch lieber ien paar Jahre weniger leben und dafür bis zuletzt noch einigermaßen gut beisammen sein.

Aber Großeltern haben doch ein gewisses Alter. Nicht, dass man dann täglich mit dem Ableben rechnet, aber man weiß doch, dass die Lebenszeit in nicht allzu ferner Zeit vorbei ist.

Kaan
21-08-2009, 19:31
Warum es so erstrebenswert sein soll, lange in Erinnerung zu bleiben weiss ich nicht. Was hat man davon?
Dann kann man die Menschen auch statt einzeln zu begraben alle in ein Loch werfen und zuschütten, was haben sie schliesslich von einem schönen Grab? Was haben sie davon, dass man ihr Grab besucht?
Manche Leute glauben, dass es erstens nach dem hiesigen Leben noch irgendwie weitergeht, andere, dass die Toten es mitbekommen, ob man an sie denkt. Wenn man sich natürlich dazu zwingen muss, ist es eh wertlos, entweder man tut es oder eben nicht und es kommt eh vom innern.

Haramis
21-08-2009, 19:37
Dann kann man die Menschen auch statt einzeln zu begraben alle in ein Loch werfen und zuschütten, was haben sie schliesslich von einem schönen Grab? Was haben sie davon, dass man ihr Grab besucht?
Manche Leute glauben, dass es erstens nach dem hiesigen Leben noch irgendwie weitergeht, andere, dass die Toten es mitbekommen, ob man an sie denkt. Wenn man sich natürlich dazu zwingen muss, ist es eh wertlos, entweder man tut es oder eben nicht und es kommt eh vom innern.
Ich meine, was für die Verstorbenen erstrebenswert sein soll.
Alles was du aufgezählt hast, ist eher für die Hinterbliebenen.
Ich könnte mit dem Gedanken, dass ein geliebter Mensch irgendwo verscharrt ist vermutlich auch nicht gut leben.

Claudia
21-08-2009, 19:55
Aber Großeltern haben doch ein gewisses Alter. Nicht, dass man dann täglich mit dem Ableben rechnet, aber man weiß doch, dass die Lebenszeit in nicht allzu ferner Zeit vorbei ist.

Grundsätzlich ja. Aber meine Oma war krank, solange ich mich erinnern kann, die Ärzte hatten schon mehrmals prophezeit "Das wird ihr letztes Weihnachten" - aber weil sie so einen starken Lebenswillen hatte, trotzte sie allen Prognosen, und als sie eines Tages dann doch starb, kam es überraschend.

Und Opa war für sein Alter kerngesund, ist auch regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen gegangen. Hatte noch alle Zähne, nahm keine Medikamente. Wir dachten alle, der wird bestimmt 100. Aber dann ist er mit 84 eines Tages abends eingeschlafen und morgens nicht wieder aufgewacht.

Justine
22-08-2009, 23:17
I ch finde es schön, wenn etwas Schriftliches überlebt, auch, wenn es "nur" Briefe sind. Oder Tagebücher. Oder kleine Geschichten, Anekdoten, Erlebnisse, Reiseberichte. Gerade die Generation, die jetzt ausstirbt, hat doch eine bewegte Zeit hinter sich. Und wenn die Nachkommen kein Interesse oder keinen Platz haben, sollten sie solche Zeitzeugnisse an Archive übergeben: Stadtarchiv, Heimatarchiv, Kempowskis Archiv (jetzt in Berlin), Bibliotheken - das ist "Geschichte von unten", wie Gustav Heinemann es nannte.
"Wer schreibt, bleibt!"

Marge S.
24-08-2009, 12:36
Im Moment strebe ich noch an, solange wie möglich zu leben. Auch wenn ich leidend/gebrechlich bin oder an einer Maschine hänge. Nur nicht abschalten!!

Ich denke, im Laufe des Lebens (bin ja noch recht jung) wird sich diese Einstellung ändern.

Von meinem Schatz hab ich mir eins gewünscht: Daß ich vor ihm sterbe. Im Alter allein und einsam zu sein, ist das Schlimmste, was ich mir vorstellen kann.

tapi
24-08-2009, 13:05
Im Moment strebe ich noch an, solange wie möglich zu leben. Auch wenn ich leidend/gebrechlich bin oder an einer Maschine hänge. Nur nicht abschalten!!

Ich denke, im Laufe des Lebens (bin ja noch recht jung) wird sich diese Einstellung ändern.

Von meinem Schatz hab ich mir eins gewünscht: Daß ich vor ihm sterbe. Im Alter allein und einsam zu sein, ist das Schlimmste, was ich mir vorstellen kann.

Wie kannst du dir so was von ihm wünschen, bzw. wie soll er dir deinen Wunsch erfüllen?

zundra
24-08-2009, 13:05
Durchhalten, Schatzi!

Claudia
24-08-2009, 14:41
Wie kannst du dir so was von ihm wünschen, bzw. wie soll er dir deinen Wunsch erfüllen?

Da gibt es diverse Möglichkeiten, liest du keine Krimis ? :teufel:

Marge S.
24-08-2009, 18:53
Wie kannst du dir so was von ihm wünschen, bzw. wie soll er dir deinen Wunsch erfüllen?

Das ist doch nicht mein Problem. :schmoll:

Naja, ist eigentlich auch mit nem Augenzwinkern gemeint.