Zitat von
Jaspis
Um mal wieder den Bogen zur eher "gewöhnlichen", alltäglichen Gewalt gegenüber Frauen zu schlagen: Es wäre schon sehr viel gewonnen, wenn Mädchen und Frauen sich trauen würden, eher "NEIN!" zu sagen. Ich erlebe immer noch, dass ganz gestandene Frauen Hemmungen haben, einen unverschämten Kerl in die Schranken zu weisen, weil sie es nicht so gelernt haben. Weil es unhöflich ist. Weil sie ihrer eigenen Stimme nicht trauen. Das muss nicht mal im Angesicht sexualisierter Gewalt sein, das klappt oft nicht mal, wenn ein Kollege (oder auch eine Kollegin) einen dumm da stehen lässt.
Nach wie vor ist der Bösewicht hinter der nächsten dunklen Ecke eher die Ausnahme. Gewalterfahrungen werden eher im familären/nachbarschaftlichen/beruflichen Umfeld gemacht, da, wo frau meint, sich auszukennen. Haben wir eigentlich die unglaubliche Scham behandelt, die Opfer empfinden? Die geprügelten Mädchen und Frauen, die ihre blauen Flecken überschminken? Die Missbrauchsopfer, die sich vielleicht niemals trauen werden, über ihre Erlebnisse zu reden?
Wenn mir ein Fremder etwas antut, ist das schlimm, aber ich habe einen klar definierten Täter. Ich bin das Opfer, die Schuld liegt bei dem, der mir gegenüber übergriffig wurde.
Ist die Situation aber in ein Beziehungsgeflecht eingebunden, womöglich mit widersprüchlichen Signalen, dann wird die Situation für das Opfer emotional unüberschaubar. Wenn Täter zwei Gesichter haben, wenn niemand dem Opfer glaubt - das sind die wirklich zerstörerischen Gewalterfahrungen. Bei denen hilft auch kein Pfefferspray und kein Judogriff.