Der Artikel hat die Quelle benannt, aber falsch zitiert.
Die Quelle sagt keinesfalls:"Ja – mehr als die Hälfte aller angezeigten Sexualstraftaten in Bayern sind falsch (vorgetäuscht)2 – aber wir können nicht gegen die Anzeigeerstatter(innen) ermitteln, weil es am Anfangsverdacht3 fehlt." Genau diese Sätze stehen in dem von dir verlinkten Artikel.
Ich habe dich letzte Nacht schon gefragt, was das heißen soll: "Mehr als die Hälfte der Straftaten ist vorgestäuscht, aber leider haben wir nicht einmal einen Anfangsverdacht."
Die gefühlte Wirklichkeit ist eben nicht die Wirklichkeit.
Wenn man sich mit der fraglichen Studie oder auch nur mit den entsprechenden Abschnitten 6.2 und 6.3. auf S. 181 ff. etwas näher befasst und ihre Aussagen nicht aus dem Zusammenhang reißt, ergibt sich ein komplett anderes Bild. Es sei hier nur ein kurzer Abschnitt von S. 186 zitiert:
http://www.polizei.bayern.de/content...ayern_bpfi.pdf
"Bezieht man - über die oben dargestellten Hellfelddaten hinaus - Erkenntnisse der Dunkelfeldforschung mit ein, die „vermuten lassen, dass im Bereich der sexuellen Gewalt pro Anzeige mit etwa
3 - 10 nicht angezeigten Fällen zu rechnen ist“6, ergäben sich andere Relationen. Während im Hellfeld etwa einer Anzeige wegen Vortäuschung oder falscher Verdächtigung knapp 13 wegen Vergewaltigung oder sexueller Nötigung gegenüberstehen, kämen unter Berücksichtigung der Dunkelfelddaten 38 (3-fach) bis 125 (10-fach) tatsächlich vorgefallene Vergewaltigungen
oder sexuelle Nötigungen auf eine Anzeige wegen Vortäuschung oder falscher Verdächtigung. Derartige Berechnungen sind allerdings nur eine sehr grobe Annäherung an die Realität, insbesondere weil viele Anzeigen wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung bereits von der Staatsanwaltschaft gem. § 170 II StPO eingestellt werden müssen, da wegen fehlender Personen- und/oder Sachbeweise ein Tatnachweis nicht zu führen ist und somit auch nicht genau festgestellt werden kann, wie viele tatsächliche Vergewaltigungen und sexuelle Nötigungen unter den angezeigten Fällen waren."
Nichts anderes wird in der
Studie behauptet, die du nicht verlinkt hast und die sich sehr kritisch mit dieser Schätzung auseinandersetzt und zwar mit Anmerkungen, Statistiken und Erkenntnissen, welche weder der von dir verlinkte Artikel, der den Satz "Ja – mehr als die Hälfte aller angezeigten Sexualstraftaten in Bayern sind falsch (vorgetäuscht)." wie eine Tatsachenbehauptung in den Raum stellt noch du selbst erwähnen.
In dem Zusammenhang ein Zitat, welches sich auf eine britische Studie ähnlicher Art bezieht:
"In einer 2005 im Auftrag des britischen Innenministeriums durchgeführten Untersuchung wurden 2.643 Anzeigen wegen Vergewaltigung untersucht. Davon wurden 8 Prozent von Polizeibeamten als Falschbeschuldigungen klassifiziert. Das Forscherteam stellte jedoch fest, dass viele dieser Klassifikationen gegen die offiziellen Kriterien zur Bestimmung falscher Anschuldigungen verstießen und lediglich auf den persönlichen Meinungen der Polizisten beruhten. Nach näherer Analyse und Anwendung der Home-Office-Richtlinien schrumpfte der Anteil der Falschbeschuldigungen auf 3 Prozent. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass in der Polizei weiterhin ein Misstrauenklima gegenüber Vergewaltigungsopfern herrsche und die Häufigkeit von Falschbeschuldigungen überschätzt werde. Außerdem bestünde die Tendenz, falsche Anschuldigungen mit Rücknahmen von Anzeigen zu vermischen, ganz so als ob in diesen Fällen keine sexuellen Übergriffe stattgefunden hätten.[60]"
https://de.wikipedia.org/wiki/Vergew...#Deutschland_2