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  1. #31
    Auffe Couch für den BVB Avatar von Jaspis I.O.F.F. Team
    Ort: Doatmund
    Was wäre aus Südamerika und Afrika ohne die Kolonialisierung geworden? Wenn es "nur" Handel gegeben hätte?

  2. #32
    Was war der erste Thinktank mit geopolitischer Bedeutung?
    (was wäre die welt ohne das entscheidende ereignis?)

    Das Konzil von Nicäa, anno 325.

    Imperator Konstantin bezahlte Weltreise und fürstlichen Aufenthalt für 220 Bischöfe.
    Er erkannte, dass auf diese Art, indem die Bischöfe dadurch auch automatisch zu hohen Staatsbeamten werden, eine virtualisierte imperiale Struktur errichtet werden konnte, denn damit wurde das Predigtwesen den Interessen des Reiches praktisch untergeordnet, und dies nicht durch Befehl, sondern durch die inhaltliche Struktur dessen, was von diesem Thinktank "erkannt" wurde.

    Es handelte sich um eine bezahlte Zusammenkunft führender Intellektueller mit vorgegebenem Ergebnis.
    Das ist, was ein Thinktank des öfteren tut. Er erschafft die Begründungen und Rechtfertigungen für das, was man will, wenn man die Sache bezahlen kann.

    Was war die Frage, die "gelöst" wurde?

    Es ging um die Heilige Trinität, also Gott Vater, der Sohn, und der Heilige Geist.
    Ein Bischof namens Aerius, der auch bemerkenswert grosses Gefolge hatte, verbreitete die Ansicht, dass die Struktur und Hierarchie der postulierten Trinität physisch verständlich und dem Menschen als Ziel der Verkünding einsichtig und angemessen sein sollte. Dass es etwas sei, das jeder Mensch das Recht habe, zu verstehen.

    Seine Interpretation war ca. die, mit heutigen Worten:
    Der Vater und der Sohn haben eine physische Hierarchie, die jedes Lebewesen der Welt versteht, das sich auf die bekannte Weise reproduziert.
    Der Sohn soll auf den Vater hören, kann aber - ethisch gesehen - nicht gezwungen werden.
    Wenn der Vater Gott ist, ist der Sohn von göttlichen Eigenschaften durchwirkt, aber nicht unbedingt selbst "Gott".
    Punkt 2, der Vater entwickelt und verantwortet seinen "Geist", und stellt ihn der ganzen Welt zur Verfügung. Auch daraus ergibt sich eine verständliche Hierarchie.

    Konstantin gefiel das nicht, es war ihm wohl zu "egalitär". (Man unterscheide hier zentralistische von im Innersten dezentralen religiösen Richtungen.)
    Die von ihm und seinen Sympathisanten bevorzugte Variante besagte:
    Alle 3 sind Eins, und gleichberechtigt, und Beziehung oder die Art und Weise einer etwaigen Hierarchie ergäbe sich durch Regeln und Gesetze, zb wer für was zuständig sei.
    Es ist eine Struktur, die man gezwungen ist zu glauben, denn es ist von vornherein ein "Geheimnis", das man nicht verstehen kann, und äusserst komplex, sobald es im realen Detail als Richtlinie auf das menschliche Leben angewendet werden soll.
    Das muss im Westen nicht weiter erläutert werden, jeder kann ganz leicht die entsprechenden Quellen und Grundsätze nachlesen.


    Nun sauge ich mir das nicht aus den Fingern, sondern es gibt seriöse universitäre Quellen über diese Kirchenspaltung (weil bekanntlich Ostrom da nicht mit gegangen war), und - um nichts weniger interessant und faszinierend - es gibt als Beispiel auch die "Iglesia ni Christo", eine antikolonial eingestellte freie Kirche auf den Philippinen, deren eigenes Predigtmaterial diese Hintergründe aufzeigt.


    Die Virtualisierung der zentralen Glaubenssätze machte die Religion fit für den Imperialismus und Kolonialismus, denn die Interpretation im Detail konnte nur durch Beamte getätigt werden. Es wurde alles zu einem "juristischen" Feinhandwerk. Nach Rom konnte sich das durch das ganze Mittelalter mit grosser Macht fortsetzen.
    Damit wurden Predigt und Lehre auch zu einem politischen Vehikel, das vom "Konkordat", also der Einheit von Staat und Glaube abhängig wurde.
    Der König und der Kardinal (sehr oft leibliche Brüder), der Vatikan und das Heilige Römische (politische) Reich.
    Predigt und politische Gewalt, "soldiers and friars" (ein Grundbegriff des südostasiatischen antikolonialen Diskurses).

    --
    Was wäre also ohne diese ein Imperium strukturierenden intellektuellen Werkzeuge mit dem "Westen" geschehen, dessen gesamter Begriff aus dieser Kirchenspaltung stammt?

    --
    Nachsatz - die Iglesia ni Christo hat auch tatsächlich irgend eine Beziehung zu den Gnostikern und dem Thomasevangelium.
    Geändert von hans (16-03-2018 um 23:34 Uhr)
    Das Netz hat keine Obergrenze.. Das Schöne: Im Netz ist jede Aussage wahr. -- Nur die Fragen, die im Prinzip unentscheidbar sind, können wir entscheiden. (Heinz von Foerster)
    http://www.antiquealive.com/Blogs/Ha...ean_House.html

  3. #33
    Pan narrans Avatar von Proteus I.O.F.F. Team
    Ort: Essen
    In jedem Fall häte es sicher weniger Verfolgung "Irrgläubiger" gegeben ...fern das Christentum überlebt hätte, gäbs vielleicht mehr Strömungen und auch der Gnostizismus, von dem das meiste Historische was wir heute kennen eigentlich aus dem Schriftfund in Nag Hammadi stammt, wäre eventuell eine durchgängig exitierende christliche Sekte mit einer langen Tradition geblieben

    Sicher wäre das Christentum ohne den Zentralsmus durch ie Konzile auch eher ne Hippie-Religion geblieben und hätte nicht die gesellschaftsbestimmende Machtposition bekommen (in welcher es auch Angst und Schrecken verbreitete, sprich, Hexenverfolgungen und Keuzzüge)
    "We have just folded space from Ix...Many machines on Ix. New machines"

  4. #34
    https://www.thetimes.co.uk/article/j...oice-xtkvhm255

    Was wäre, wenn Kennedy etwas ganz anderes gesagt hat, oder hätte?
    VR kann einen Kennedy nach Belieben erfinden.
    Das ist eine Singularität, die die Geschichte in der Form wie wir sie kennen, komplett auflösen kann.
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  5. #35
    gesperrt Avatar von Kosel
    Ort: before I sleep
    Zitat Zitat von Jaspis Beitrag anzeigen
    Was wäre aus Südamerika und Afrika ohne die Kolonialisierung geworden? Wenn es "nur" Handel gegeben hätte?
    Ohne europäische Kolonisierung?
    Dann hätte sich die arabische Welt Schwarzafrika gegriffen. Und das Ergebnis wäre 150 Jahre später ähnlich gewesen.
    Hätte Europa die Finger von der muslimischen Welt gelassen, hätte sich das osmanische Reich vielleicht stabilisiert und sich Afrika über seinen Einfluß in Ägypten einverleibt.

    Damit Afrika eine eigene Chance bekommen hätte, hätte das Osmanische Reich ohne christlichen Einfluß zusammenbrechen müssen, damit der Islam in Arabien im eigenen Mystizismus absaufen konnte.
    Geändert von Kosel (18-03-2018 um 12:52 Uhr)

  6. #36
    die afrikaner hätten rechtzeitig das vibranium entdecken müssen, dann hätten die auch die kolonisten hochkant raus geworfen..
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