Ich weiss nicht, ob es hier passt:
Gestern war Weihnachtsessen, und auf dem Weg zum Restaurant haben wir uns über die #metoo-Debatte gestritten - eine liebe Kollegin und ich. ICH habe gesagt, dass da ein ganz ganz wichtiger Stein ins Rollen gekommen ist. Sie war nicht einverstanden und hat sich ihren Frust von der Seele geredet. Im Sinne von: Wie peinlich, wenn jede nach 10-20 Jahren hinter dem Ofenrohr hervorkommt und ihre weinerliche Betroffenheit äussert zu Dingen, die längst verjährt sind. Die Männer könnten sich ja gar nicht wehren. Und überhaupt wäre jetzt der Humor weg und alle die netten Flirtgespräche passé, und das sei sooooo schade.
Auf dem Weg nach Hause habe ich mir das mit den Flirtgesprächen überlegt ... und gemerkt, dass ich in der Tat absolut KEINE Lust habe auf Flirten. Im Job, wohlverstanden. Und mir ist nicht der Humor abhanden gekommen. Sondern ich habe schlicht weitergedacht, über die letzten Jahre. Und weil so viele Dinge, die mein berufliches Fortkommen behindert haben, auf fehlendem Respekt mir gegenüber (als Frau) und meinen Ideen gegenüber (als entweder idealistischem oder typisch weiblichem Quatsch) beruhen, bin ich hellsichtiger geworden. Andere mögen das "empfindlich" nennen
Ich werde den Verdacht nicht los, dass das Flirt-Spiel - als Spiel - nach ungleichen Regeln läuft. Als Angeflirtete darfst du zwar mitspielen. Aber die Regeln machen jene, die das Spiel einleiten. Ich finde so etwas inzwischen mühsam. Und zwar nicht, weil ich prüde oder sonstwas wäre. Der richtige Ausdruck ist:
once bitten twice shy