Protestaktion gegen Gewalt gegen Frauen

[hans]

hab eh keine zeit, muss erst mal die ganzen award shows nachholen, wo ich über die liberalen werte und die frauenrechte auf dem laufenden gehalten werde.

[gnuss]

stimmt sicher, allerdings auch in keinen anderen.

hans beitrag, sofern ich ihn verstehe, passt aber auch wenig, weil das liberale demokraten-nahe spektrum in den USA natürlich was Frauenrechte angeht eine wesentlich andere Bilanz hat als das gesellschaftlich erzkonservative, selbst wenn manche Leute in der Demokratie freundliche Entertainment Szene scheinheilig gewesen sind und von Weinstein und anderen Verbrechern wussten. Zwischen den Wählern von Demokraten und Republikanern gibt es aber natürlich schon signifikante Unterschiede, auch wenn meiner Meinung nach z.b. Mexiko mindestens genauso große Probleme hat was ein misogynistisches Weltbild angeht wie konservative Republikaner. Das gleiche gilt bei Mexiko teilweise auch bei der homophobie

[gnuss]

wobei es sicherlich ohnehin so ist, dass Donald Trump Jr. und Assange( wobei ich bei dem natürlich nicht persönlich beurteilen kann, ob die Vorwürfe wahr sind oder nicht) überhaupt keine Rechtfertigung hatten, diese Enthüllungen über Weinstein und Hollywood zu irgendwelchen Breitseiten gegen Hillary und ihre Unterstützer zu nützen.

Aber was die Situation mit dem machismo angeht, der in den lateinamerikanischen Ländern über Jahrhunderte in der Gesellschaft verankert war und auch heute noch einwirkt wirkt es aus der Distanz so, dass Sachen wie die Frauenmorde von Ciudad Juarez in der politischen Debatte auch so ideologisch aufgeladen werden wie in Europa Diskussionen über die Vorkommnisse Sylvester in Köln und das Frauenbild muslimischer Einwanderer, indem immigrationskritische Build the Wall Befürworter und Beifallklatscher zu many Mexicans=rapist Statements zu Trumps Wahlkampfbeginn sie auch vorbringen, um politisch Liberalen zu unterstellen mit Scheuklappen rumzulaufen.
Aber vielleicht täusche ich mich da auch und die Debatte in den USA wurde nie so geführt, kann ich auch nicht zu 100% beurteilen.
Es ist ja auch faktisch nicht so, dass Frauenmorde in Mexiko vom globalistischen, einwanderungsfreundlichen Spektrum in den USA nicht thematisiert werden würde und dass der women's march in Washington D.C. von US-amerikanischen Feministen mehr Aufmerksamkeit und social media präsenz bekommt als eine ni una menos Demo in Argentinien ist ja auch logisch, weil sich die Menschen immer mehr mit den Ereignissen in ihrer geographischen Umgebung befassen, auch wenn Linda Sarsour vielleicht nicht in allen Punkten prädestiniert war eine der Anführerinnen der Frauenrechtsbewegung gegen Trump und dem Machismus in den USA generell zu sein.

[gnuss]

https://twitter.com/Salencita/status/921778523991404544
Wenn Lenin ein Politiker mit Format anstatt ein opportunistisches Mehlhorn wäre, würde er Assange sagen: Wenn du weiter über Feminismus und Frauenrechte schreibst, fliegt du raus.

[hans]

man muss einfach bloss formal ein guter heuchler und lügner sein. statistisch bewährt sich das, auch durch kinderreichtum.

[Kosel]

@ mieze Schindler: Unsere Umgebung? Hier im IOFF?

[Mieze Schindler]

Nee, ich meinte das größer, im Sinne von Gesellschaft.

[Mausophon]

Es ist schon witzig (eigentlich traurig) Eure Beschuldigungen der Opfer in Hollywood zu lesen, wo #metoo nun gerade zeigt, dass die Sache gar keine Hollywood-Geschichte ist, sondern sich in unserer direkten Umgebung genauso abspielt.

Ja, das ist verrückt. Inzwischen finden sich in jeder Provinzzeitung große Artikel darüber, dass die Weinstein-Affäre sich nur in einer sexistischen Gesellschaft ereignen konnte. Diese Aussagen werden mit Appellen verbunden, Denkmuster zu hinterfragen, hinzuschauen, Stellung zu beziehen und etwas dagegen zu tun.
Hier in der Anonymität des Ioff merkt man, wie stark die Beharrungskräfte im kleinen Bürger wirken. Was, bei uns soll etwas schieflaufen? Never ever! Die haben doch eigentlich selber Schuld an dem, was passiert ist! Warum haben sie denn nicht....Also, ich hätte...Nein, ich muss überhaupt nichts ändern!

[Mausophon]

hab eh keine zeit, muss erst mal die ganzen award shows nachholen, wo ich über die liberalen werte und die frauenrechte auf dem laufenden gehalten werde.

Woanders nennt man das auch Menschenrechte.

[Kosel]

Nein, ich muss überhaupt nichts ändern!

Stimmt.
Die Opfer können sich nur selber retten. Ein Ritter in silberner Rüstung wird keine Dame aus der Finsternis retten.
Der kleine Bürger denkt an die Verzinsung seines Bausparvertrags. Aber er macht sich keine Sorgen, um die Sorgen und Nöte der Starlets in Hollywood. Was aber ok ist, denn die Schauspielerinnen machen sich auch keinen Kopf darüber, wie sich ein Kleinbürger refinanziert.

Also wieder aufstehen, Krönchen richten und den Morgenstern in Richtung Unterdrücker schwingen. Und bloß nicht wild in alle Richtungen hauen. Sonst verbrüdern sich die bisher Aufrechten mit den Gemeinen.

[hans]

korrekt. wo anders.

@kosel
die hierarchie und hackordnung der gemein-heit scheint etwas geheimnisvoll, und schwieriger zu verstehen, als sie ist.
kommt halt so kompliziert, wenn schutzwert und symbolwert freilaufend gegeneinander ausgewechselt werden.

für den nicht schützenswerten müll halte ich den überstrapazierten symbolwert und personenkult.
ohne diesen verzicht passiert folgendes:
wenn die eliten verfassung und recht biegen und reiche begeisterte komplizenschaft finden, und das werden sie bis ans ende der zeiten tun, dann wird auch der nach ihnen süchtige kleinstbürger ums eck sich nicht gross scheren.
bis er sich nicht endlich selbst entdeckt, als stakeholder dieses rechtssystems. verbrannte erde vs. skin in the game. oder, ordentliche heimatscholle für luftschlösser verrotten lassen.

[Kosel]

Woanders nennt man das auch Menschenrechte.

Nein.
Wenn Mann seinen Wagen auf einen ausgewiesenen Frauenparkplatz stellt, kommt er mit solchen Spitzfindigkeiten auch nicht durch.

Frauenrecht ist, wenn Mann seine Menschenrechte zu Gunsten der Frauenheit eingeschränkt bekommt. Wenn Menschenrechte im vollen Umfang für Frauen funktionieren würden, hätten wir den Weinsteinskandal heute nicht.

[Mausophon]

Rettet die Ioff-Intelligenzia! Frauenrecht-Menschenrecht-Frauenparkplatz.
Und ganz viel angekratztes Ego.

Um es aber mal ernsthaft zu erklären: Wir alle haben das Recht auf Leben und körperliche Unvesehrtheit. Das ist ein Menschenrecht. Jetzt haben die Menschen aber beobachtet, dass männliche Menschen sehr oft andere Menschen körperlich angreifen. Männer und Frauen. Frauen greifen auch körperlich an, aber viel seltener, und wenn, dann meistens in Beziehungen.
Wie auch immer. Die meisten Frauen fürchten sich davor, im Dunkeln allein unterwegs zu sein, vor allem in einsamen Gebieten. Das wirkt wie eine nächtliche Ausgangssperre. Fast jede Frau kennt das. Wer die Existenz dieses Phänomens bestreitet, ist nicht besonders ehrlich.
Sehr, sehr viele Frauen machen die Erfahrung, dass sie belästigt, beleidigt, begrapscht oder sogar genötigt und vegewaltigt werden. Diese Phänomene wirken zusammen. Deshalb gibt es in Parkhäusern manchmal ein paar Frauenparkplätze. Weil Frauen das Recht auf körperliche Unversehrtheit haben und das Recht, sich angstfrei in der Öffentlichkeit zu bewegen.
Und natürlich gibt es immer ein paar selbstgerechte Korinthenkacker, die für ihr Menschenrecht auf einen Frauenparkplatz kämpfen.

[Kosel]

Ist das jetzt womansplaining?

[Mausophon]

Übrigens: All das Victimblaming ergibt keinen Sinn. Die Weinstein-Affäre kam an die Öffentlichkeit, weil Dutzende von Frauen sich gewehrt und die Vorgänge in die Presse gebracht haben, viele andere zogen nach.
Fragt euch mal, warum ihr diese Tatsache so geflissentlich zu ignorieren versucht und euch statt dessen auf die Frauen stürzt, die genau das getan haben, was ihr angeblich verlangt.
Man kann sich allenfalls fragen, warum die Geschehnisse so spät bekannt wurden, obwohl so viele davon wussten, obwohl es auch schon vor Jahren Frauen gab, die sich an die Polizei gewandt hatten, nachdem sie von Weinstein genötigt oder vergewaltigt worden waren. Wenn man aber die Antworten darauf nicht hören will, sondern sie ignoriert oder als Vorwände bnutzt, um die Opfer niederzuschreien oder zu beschuldigen, werden die Täter immer weitermachen können.