Ich habe mir spectors Ideen gerade mal "in echt" vorgestellt. Statt zu hören "Du hast ein tolles Lächeln" , fände ich es schöner, wenn mein Lächeln einfach freundlich erwidert würde. "Schöne Haare" will ich auch nicht hören, aber "Der neue Haarschnitt steht dir gut" zeigt z. B., dass der Beobachter aufmerksam ist und ihm/ihr Veränderungen auffallen. Komplimente zur Kompetenz finde ich übrigens großartig. Dann fühle ich mich ernst genommen.
Es ist, zugegeben, eine Gratwanderung, aber wenn man/frau aufmerksam ist, also echtes Interesse am Gegenüber hat, wird man/frau merken, wenn der andere sich unwohl fühlt und einen Schritt zurückgehen.
Wieder mal jemand, der meint, dass die Opfer auch selbst schuld wären
http://www.faz.net/agenturmeldungen/...-15298598.html
Ich möchte auch auf spectors Beitrag eingehen, von wegen "streicheln ist sanfter".
Mag schon sein, aber ich lasse mir das Streicheln nur vom Partner, der Familie und von sehr guten Freunden gefallen.
Bei Bekannten würde ich eher Bedenken haben, ob derjenige Avancen hegt, bei Fremden oder Arbeitskollegen sowieso.
Jede Frau hat einen Spiegel zuhause und weiß sehr wohl, ob sie einen wohlgeformten Hintern, schöne Haare oder ein strahlendes Lächeln hat (ein realistisches Bild ihrerselbst vorausgesetzt).
Geändert von muppilein (18-11-2017 um 18:41 Uhr)
"Totaler Quatsch" ist vor allem, mit Sätzen wie diesem zu suggerieren, man könne für alle Frauen sprechen.
Aber die Fronten sind eh verhärtet. Wollte mir wegen Nina Proll und Birgit Kelle mal diese Runden anschauen, aber das Ganze ist vor allem wegen der verbiesterten "Gesprächskultur" der feministischen Kreuzritterinnen kaum auszuhalten.
https://www.youtube.com/watch?v=Fj-fb5bHR5c&t=1329s
https://www.youtube.com/watch?v=fZUthk1steg
Wenn Frauenpower, dann richtig ...
Unsinn. Der zitierte Satz suggeriert genauso viel Allgemeingültigkeit wie der Satz “Dass Menschen in BMWs automatisch zu schnell fahren ist totaler Quatsch“. Nämlich gar keine. Ganz im Gegenteil, durch das “automatisch“ ist die Aussage “kann, muss aber nicht“. Das erkennst du sicherlich, wenn du dir das “absolut“ wegdenkst.
mittlerweise...
https://derstandard.at/2000068105376...lebte-sprechen
wo der bartl den most holt.
Das Netz hat keine Obergrenze.. Das Schöne: Im Netz ist jede Aussage wahr. -- Nur die Fragen, die im Prinzip unentscheidbar sind, können wir entscheiden. (Heinz von Foerster)
http://www.antiquealive.com/Blogs/Ha...ean_House.html
Es ist immer wieder bedrückend, wie gut strukturelle Gewalt funktioniert. Es gibt unzählige Mitwisser und Mittäter und perfide Wege, die Mitwisser zu Mittätern zu machen. Ein widerwärtiges System, das es in vielen hierarchisch strukturierten Einrichtungen gab und gibt.
(Und, ja, es gibt nicht nur Mädchen und Frauen, die dem ausgesetzt waren und sind.)
Ich habe vor einem Jahr erfahren, dass ein guter Bekannter über viele Jahr hinweg seine berufliche Position ausgenutzt hat, um sich an halbwüchsigen Jungen zu vergehen. Inzwischen sitzt er im Gefängnis, zum Glück. Will sagen: Man sieht es Tätern und Täterinnen nicht an, denn es gibt keinen prototypischen Täter.
Ich war gestern in meiner Stammkneipe. Nen cooler Musikerladen eigentlch. Da kamen drei baumgroße und -breite Typen rein. Hackedicht. Ich hatte mich eigentlicih da nur mit der Kellnerin S. verabredet. Irgendwann ging das so los, dass die mit S. "von hinten" und "an die Titten".Mit vielfachemm Anfassen und Ranrucken von ihrem Hintern, um so Stöße zu simulieren. Ich wollte dazwischen gehen und bekam richtig gerade einen aufdie Fresse. Die Typen wurden anschließend auch noch von S. als Kellnerin bedient (sie ist ne alte Punk-Lady aus den Düsseldorfer Achtzigern, sieht aber nicht mehr so aus).
Ich stand da mit schock-offenem Mund. Sie sagte: Als 30 Jahre Altstadtkellnerin und ohnehin Punk und so wirken so Typen auf dich wie Gummibärchen. Dann wurde sie ernst: Aber die machen das ja bei den jungen Mädchen auch. Den Teens.
Ich habe ja eure Klagen immer im Fantasiereich verortet. S. sagte zu mir , dass ihr das auch ständig im Alltage passiert. Ist es so kompliziert, eine Frau zu sein?
Zumindest sieht mein linkes Auge gerade aus wie eine weihnachtliche Backpflaume.
Geändert von spector (21-11-2017 um 06:34 Uhr)
Geändert von Borstel (21-11-2017 um 07:09 Uhr)
es gibt kein Verbot für alte Frauen auf Bäume zu klettern - Astrid Lindgren
Der Kummer, der nicht spricht, nagt am Herzen, bis es bricht.- William Shakespeare
Ich hatte das echt nicht so hart auf dem Schirm.
Geändert von spector (21-11-2017 um 07:23 Uhr)
Man lernt damit umzugehen, weil einem gar nichts anderes übrig bleibt.
In einem Umfeld, in dem man leider immer noch (auch von Frauen) zu hören kriegt:
Dass das doch nicht so gemeint war, dass das doch nur ein schlechter Scherz war, dass man nicht so spießig sein soll und sich mal locker machen soll, dass man sich nicht so haben soll, dass man nicht so hysterisch sein soll.
Dass das doch nur eine "Kleinigkeit" war und man froh sein soll, dass nix Schlimmeres passiert ist, dass es generell noch viel Schlimmeres gibt und wieso man sich überhaupt aufregt, dass man übertreibt, dass man das erfindet, um sich wichtig zu machen.
Dass man es doch selbst herausgefordert hat, dass man sich doch nur hätte wehren müssen, dass man doch hätte wissen müssen, worauf man sich einläßt.
usw. usw.
Und man entwickelt, bereits sehr früh, oft auch unbewußt, Strategien, um das "Risiko" zu minimieren, die dann mehr oder weniger zum Alltag gehören.
Harmloses Beispiel Komplimente, weil das hier ja erst Thema war: ich hatte Dir ja schon geschrieben, dass ich bei einem Kompliment von einem Wildfremden eher überlege, wie ich den Typen schnellstmöglich wieder los werde. Bei dem einen kann es sein, dass ihn höfliches Weghören, Nettsein animiert, mich immer weiter und intensiver anzubaggern und eine klare Ansage wäre besser. Ein anderer wird bei einer klaren Ansage aggressiv und bezeichnet einen als "arrogante Schlampe".
Natürlich ist nicht jeder Mann so, das will ich gar nicht damit ausdrücken, in meinem derzeitigen Umfeld gehören die Männer gsD zu den "Guten" und ich hatte insgesamt "Glück" im Vergleich zu Erlebnissen anderer Frauen, zumindest was sexuelle Übergriffe angeht und den Umgang mit diesem Thema in meinem Umfeld. Aber als Frau ist man eben doch immer mal mehr, mal weniger "auf der Hut", das muß man leider relativ früh lernen und trotzdem gibt es keinen 100%igen Schutz, wenn man sich normal in unserer Gesellschaft bewegen will.
Und das ist leider auch ein Grund, warum Frauen oft schweigen, viele schämen sich, wenn ihnen ein sexueller Übergriff passiert, weil viele leider immer noch die Schuld bei sich selber suchen (Hab ich ihn vielleicht ermutigt? Warum hab ich nicht gemerkt, dass er so ist?) .
Und teilweise hat man auch noch die anderen oben genannten Sprüche der Gesellschaft verinnerlicht, dass man nicht als hysterisch gelten will, dass man sich selbst einredet, dass das ganze doch gar nicht so schlimm war, dass man Angst hat, dass man übertreibt. Oder die Angst, dass einem sowieso nicht geglaubt wird, dass einem sogar die Schuld gegeben wird. Ist es da wirklich so verwunderlich, das leider immer noch viele Frauen schweigen und das ganze mit sich selbst ausmachen?
Geändert von dedeli (21-11-2017 um 08:56 Uhr)
Zu dedelis Erläuterungen würde ich gerne noch ergänzend eigene Erlebnisse zufügen, warum ich in manchen Situationen schwieg:
Klaps auf den Hintern: Ich war so perplex, dass ich in dem Moment nicht reagieren konnte. Eine Viertelstunde später hinzugehen, kommt einem dann blöd vor.
Beim Hand geben hat einer mit dem Finger in meiner Handfläche gestreichelt/gekratzt.
Damit rechnet man auch nicht. Ich dachte erst, ich bilde mir das ein.
Beim zweiten Mal hab ich ihn zur Schnecke gemacht. Er tat, als wüsste er nicht, wovon ich rede. Die anderen um uns herum haben gelacht, weil ich so eine Szene mache und alles ins lächerliche gezogen.
Männer, die an Rolltreppen so nah an einem stehen. Oder in der überfüllten Bahn. Manchmal hat man das Gefühl „da reibt sich doch einer an mir“
Man guckt und der Typ guckt teilnahmslos durch die Gegend.
Hab ich mir das eingebildet? War das doch eine Tasche?
Aber eigentlich weiß man genau, was gerade passiert ist.
Manchmal auch ganz dezent. Sitzt dir in der Bahn gegenüber. Breitbeinig. Guckt dir in die Augen, sich in den Schritt und dir wieder in die Augen.
Wie soll man sich da wehren?
Sag ich was, würd er es abstreiten.
Ich kann nur die Situation verlassen, weggucken, aussteigen.