Amen
Genau das ist aber doch das, was an Hollywood kritisiert wird. Nicht die Opfer, sondern all jene, die diese Vorkommnisse gedeckt haben. Wobei auch erst einmal zu klären wäre, wer eigentlich die Victims sind. Sind das jetzt die Frauen, die wirklich unter solchen Erlebnissen zu leiden hatten oder sind das jetzt auf einmal doch alle Frauen Hollywoods, weil sie ja angeblich alle in einer Atmosphäre der Angst und Unterdrückung arbeiten mussten und natürlich nur deshalb nichts gesagt und das Spiel mitgespielt haben?!
Ich bezweifle ja gar nicht, dass es Schauspielerinnen gibt, die sich an die Öffentlichkeit wenden und es im Sinne der Aufklärung wirklich gut und ernst meinen und vielleicht wirklich das Ziel haben etwas zu bewegen. Genauso wird es aber auch jene geben, die damals schon die Klappe gehalten und sich jetzt nur aus purem Egoismus dazu äußern, um sich mal wieder ins Rampenlicht zu rücken oder weil sie gerade mal wieder einen Film zu promoten haben.
Es wird auch Frauen (und vielleicht sogar auch Männer) gegeben haben, die sich ganz freiwillig auf Arrangements mit Weinstein eingelassen haben, um der eigenen Karriere einen Boost zu verschaffen. Diese Leute haben dann den eigentlichen Opfern natürlich einen Bärendienst erwiesen.
Ich hasse es wirklich zu sagen, aber Meryl Streep scheint doch eine der Schlimmsten von ihnen zu sein. Denn die gleichen Leute, die früher mit Weinstein abhingen und ihn jetzt verpöhnen, haben nach wie vor kein Problem mit den Clintons oder ähnlichen Konsorten und halten Trump für die schlimmste Figur seit Menschengedenken. Trump bei jeder Gelegenheit öffentlich schlecht zu machen, obwohl der wahrscheinlich diesbezüglich nicht annähernd so viel Dreck am Stecken hat, war natürlich auch völlig en vogue, dafür wollte man gerne die Lorbeeren einsammeln, aber zu Weinstein konnte man nichts sagen?!
Es sind die gleichen Leute, die sich über den Weinstein-Skandal echauffieren, weil Frauen u. a. für ihre Rollen mit ihm ins Bett steigen mussten, denen es aber scheinbar nichts ausmacht, dass Schauspieler keine Rollen bekommen oder diese ihnen weggenommen werden, wenn sie sich öffentlich zu Trump oder den Republikern positionieren. Dabei ist doch auch Meinungsfreiheit ein Menschenrecht.
Hollywood ist und bleibt eben eine bigotte Gesellschaft. Und es gibt dort eben auch viele (mit Sicherheit nicht alle, aber viele), die von purem Egoismus geleitet sind. Daher ist es vielleicht auch mal ganz gut, wenn den Leuten, die auf´s falsche Pferd gesetzt haben oder zumindest deren Scheinheiligkeit mal ein wenig um die Ohren fliegt.
Vergleichst du jetzt Weinstein mit Trump oder mit den Clintons?
Gegen Trump lagen auch "Klagen" bzw. Beschwerden wegen Vergewaltigung bzw. sexueller Belästigung vor - unter anderem von seiner Exfrau Ivana. Und was Trump von Frauen hält bzw. wie man um sie wirbt und einen bleibenden Eindruck hinterlässt, wissen wir ja: "Grab them by the pussy. And then you can do anything."
Warum Meryl jetzt die Schlimmste von allen sein soll, erschließt sich mir nicht. Und sie macht natürlich Trump nicht bei jeder Gelegenheit schlecht. Da hätte sie ja viel zu tun. Sie hat einige Male über Trump gesprochen, was vollkommen in Ordnung ist. Trump macht fast täglich in Tweets Personen fertig und das als Präsident. Das ist ja wohl mal eine ganz andere Hausnummer.
Verstehen Sie?
Der Schlimmste von allen ist immer der Täter. Aber ein Umfeld, welches schweigt und hinnimmt, fördert dieses Verhalten. Und dazu gehören auch Stars wie Meryl Streep, Angelina Jolie, Brad Pitt o. George Clooney, die seit Jahren zu den ganz Großen in der Branche gehören und ihre Position nicht genutzt haben, um auf diese Mißstände aufmerksam zu machen.
Du willst das jetzt nicht ernsthaft vergleichen, oder?
Es geht bei Harvey Weinstein erstens nicht "nur" um ins Bett steigen als Gefälligkeit, sondern massive sexuelle Belästigung, Angrapschen und noch Schlimmeres. Ich glaube zwar, dass es in Hollywood viele gab, die bewußt wegsahen oder Weinstein sogar aktiv gedeckt haben. Genauso gab es aber sicher welche, die Gerüchte lieber nicht näher hinterfragt haben oder tatsächlich nicht von dem ganzen Ausmaß wussten. Und diese Scheuklappenmentalität bezüglich sexueller Übergriffe/Sexismus findet sich leider auch in vielen Ach-so-Liberalen-Gesellschaften, auch bei uns.
Und zweitens verstehe ich diese Verquickung mit Trump sowieso nicht, man kann Harvey Weinstein scheiße finden und Trump auch, das schließt sich doch nicht aus, eher im Gegenteil.
Das Problem ist nicht nur Hollywood. #metoo zeigt gerade, dass Hollywood mehr oder weniger überall ist. Aber das ist eben auch eine Form des Wegsehens, man empört sich über Hollywood und die ganzen "karrieregeilen" Leute bzw. fühlt sich davon nicht betroffen, weil es ja so weit weg ist, anstatt mal in seinem eigenen Umfeld genauer Hinzugucken und zu Hinterfragen.
Man sollte sich bewußt machen, dass vieles, was Harvey Weinstein jetzt vorgeworfen wird, in Deutschland bis zur Sexualstrafrechtsreform 2016(!) nichtmal strafbar war. Sexuelle Belästigung wie z.B. Angrapschen durch einen Kollegen oder im Bus war kein Strafrechtstatbestand....
Und wenn es um Umgang mit sexueller Belästigung geht, gab es ja auch einige fragwürdige Vorkommnisse hier z.B. im Nachgang zu den Silvestervorfällen in Köln: Die Polizei, die erst so tat, als ob gar nix passiert wäre, die zögerliche Berichterstattung, die Oberbürgermeisterin, die eine Armlänge Abstand empfahl und als Krönung dann noch Jakob Augstein mit seinem Kommentar zu den Vorfällen "Ein paar grapschende Ausländer und schon reisst bei uns Firnis der Zivilisation."
Ich erinner mich auch noch an #aufschrei. Die Aktion wurde lächerlich gemacht, die Vorfälle runtergespielt, die Frauen als Wichtigtuerinnen bzw. hysterisch bezeichnet . Ist gerade mal ein paar Jahre her...
Geändert von dedeli (23-10-2017 um 11:25 Uhr)
Danke Dedeli
ich glaub, das ist so nicht richtig.
es lief nur nicht unter irgendwas, das mit "sexuelle" in verbindung stand - sondern unter "Beleidigung".
macht die Sache nicht viel besser, aber strafbar war das schon - nur unter einer völlig anderen Bezeichnung.
und je nach dem, was du an kleidung trugst, war es auch früher mehr als Beleidigung.
und es war ziemlich kompliziert - angrabschen mit Kleidung war Beleidigung - angrabschen im Schwimmbad im Badeanzug war dann doch was Sexuelle.
aber natürlich war es komplett der Hammer, dass man einer Frau mal so auf den Po fassen darf, ohne dass das lt. StGB einen sexuellen Bezug hatte.
Geändert von *Blue* (23-10-2017 um 17:01 Uhr)
"Don't you еver dare to wear my Depeche Mode T-shirt"
There are 10 types of people in the world:
Those who understand binary, and those who don't.
Blue: Soweit ich weiß, konnten nur verbale Entgleisungen sexueller Art als Beleidigung bestraft werden.
Hier ein Artikel zur Situation vor der Strafrechtsreform:
Selbst wenn die Täter der Silvesternacht in Köln identifiziert werden, bleiben sie möglicherweise ungeschoren. Denn Angrapschen und Betatschen sind nicht strafbewehrt. Eine Gesetzesreform ist dringend notwendig. Ein Gastbeitrag.http://www.faz.net/aktuell/politik/i...-14007043.htmlAuch wenn die sexuelle Natur eines „Betatschens“ offensichtlich ist, handelt es sich nicht zwangsläufig um ein strafbares Sexualdelikt. So wird etwa der Griff an die Brust einer Frau oder das Gesäß nicht als erheblich genug eingestuft, wenn das Opfer bekleidet war. Dasselbe gilt für die Entkleidung des Opfers, etwa das Herunterziehen des Slips. Auch mit Blick auf solche Fälle ist eine Reform zu empfehlen. Es ist nicht stimmig, dass verbale Entgleisungen als Beleidigungen bestraft werden können, aber tätliche Übergriffe straffrei bleiben, die massiver in Persönlichkeitsrechte eingreifen und stärker entwürdigen. Es bedürfte eines neu zu schaffenden Vergehens „tätliche sexuelle Belästigung“. Im Referentenentwurf wird dieses Problem allerdings nicht angegangen; für diese Fälle ist eine Gesetzesänderung nicht in Sicht.
Edit: ich hab grad mal recherchiert, es wurde wohl nur bei einzelnen Urteilen mal als Beleidigung ausgelegt (weil es keinen anderen Straftatbestand gab), allerdings war das wohl der Ausnahmefall und auch nur unter besonderen Umständen. Von gängiger Rechtspraxis konnte man nicht sprechen.
http://www.zeit.de/politik/deutschla...koalition-haftBisher können Grapscher wegen Beleidigung oder sexueller Nötigung angezeigt werden, allerdings liegt die Strafbarkeit im Ermessen eines Richters, auch weil der Begriff Grapschen nicht explizit im Strafgesetzbuch erwähnt wird.
Die Hürden für sexuelle Nötigung waren sehr hoch und der erwähnte Grapscher vom Kollegen oder im Bus fielen nicht darunter:
http://www.faz.net/aktuell/politik/i...-14007043.htmlDie Schwelle für Strafbarkeit ist hoch. Nach dem Gesetzestext liegt eine sexuelle Nötigung nur vor, wenn Täter zweistufig vorgehen. Zunächst bedarf es einer Konfrontation und Einschüchterung des Opfers durch körperliche Gewalt beziehungsweise Drohung mit Gewalt, oder es muss die konkrete Furcht vor körperlicher Verletzung ausgenutzt werden. Das muss einer sexuellen Handlung vorausgehen. Wird eine Person zum Beispiel zuerst festgehalten, auf den Boden geschubst oder mit einer Waffe bedroht und danach eine sexuelle Handlung begangen, dann liegt eine sexuelle Nötigung vor.
Geändert von dedeli (23-10-2017 um 17:26 Uhr)
"offensichtlich ist, handelt es sich nicht zwangsläufig um ein strafbares Sexualdelikt."
- eben - es kann aber Beleidigung sein.
aber ich schrieb ja - wie auch du - es war echt strange - abhängig davon, was man an Kleidung trägt.
ich will das ja NULL kleinreden. nur ganz "straffrei" war es nicht immer.
allerdings wurde es unter belangloser "Beleidigung" eingestuft. und sicher war es sehr sehr schwer, es nachzuweisen und eine verurteilung zu errreichen.
oder auch:
es war strafbarer jm "Axxxxloch" zu nennen, als einer Frau in die Brust zu kneifen.
und was sich vll nie abdecken lässst -
dieses zu lange betätscheln der schulter
dieses zu enge umarmen
dieses zu lange umarmen
Geändert von *Blue* (23-10-2017 um 17:41 Uhr)
"Don't you еver dare to wear my Depeche Mode T-shirt"
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Those who understand binary, and those who don't.
Ja, ich hab nochmal editiert, da ich davon noch nie gehört hatte.
Anscheinend wurden Grapscher absolut uneinheitlich gehandhabt und auch die Strafbarkeit als Beleidigung meistens verneint.
Nur bei besonderen Umständen wurde es als Beleidigung geahndet, höchstrichterlich wurde die Einstufung als Beleidigung auch nie abgesegnet. Je mehr ich darüber lese, desto mehr könnte ich nur noch mit dem Kopf schütteln. Kein Wunder, dass Frauen sich die Anzeige bei der Polizei erspart haben. Anzeige und dann wird vor Gericht diskutiert, ob das jetzt wirklich Beleidigung war und letztendlich dann dagegen entschieden, weil noch ein Fetzen Stoff dazwischen war oder weil es nicht beleidigend gemeint war, sondern der Grapscher den Po knackig fand und die betroffene Frau nicht beleidigen wollte
Geändert von dedeli (23-10-2017 um 17:46 Uhr)
genau so -
das war der knackpunkt - die Frau wusste, dass es ganz eventuell als Beleidiung geahndet wird - aber vll auch nicht - und dabei extrem unangenehme, abschätzige Fragen gestellt werden.
also haben sich wohl fast alle frauen nach beratung, die anzeige "erspart".
"sondern der Grapscher den Po knackig fand und die betroffene Frau nicht beleidigen wollte"
das ist der Punkt.
ich weiss gar nicht wie ich es schreiben soll.
das muss doch nicht beleidigend gemeint sein, um völlig unmöglich zu sein.
oh - dein Po ist so geil - da darf jeder mal draufklapsen - war erlaubt ????
ohne worte -
wenn man drüber nachdenkt, wird es immer irrer.
das Hauptproblem ist:
Gesetze werden noch immer von Männern gemacht.
Männer haben ein komplett anderes sexuelles Selbstverständis für ihren Körper als Frauen.
das ist erziehungsbedingt - und auch wohl tatsächlich evolutionsbedingt.
das bekommen wir noch auf mehrere 1000 jahre nicht unter einen Hut.
Geändert von *Blue* (23-10-2017 um 18:02 Uhr)
"Don't you еver dare to wear my Depeche Mode T-shirt"
There are 10 types of people in the world:
Those who understand binary, and those who don't.
Jo, hier z.B. mal eine Anzeige, die eingestellt wurde, da kam es nichtmal zur Verhandlung, obwohl derjenige einschlägig bekannt war (von 2005!):
Quelle: http://www.mainpost.de/regional/wuer...art735,3314431Würzburg Obwohl er einer Joggerin aufgelauert und ihr zwischen die Beine gegriffen hat, wird ein 28-Jähriger nicht bestraft. Die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren gegen den einschlägig bekannten Mann ein, weil seine Tat nicht die "Voraussetzungen der Beleidigung" erfüllt.
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Würzburg Obwohl er einer Joggerin aufgelauert und ihr zwischen die Beine gegriffen hat, wird ein 28-Jähriger nicht bestraft. Die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren gegen den einschlägig bekannten Mann ein, weil seine Tat nicht die "Voraussetzungen der Beleidigung" erfüllt.
Nach der gelten sexuelle Handlungen nämlich nur dann als Beleidigung, wenn der Täter sein Opfer "gewollt herabsetzt".
© Main-Post 2017
Ich bin wirklich froh, dass die Sexualstrafrechtsreform hier doch einige Änderungen brachte. Gesetze haben ja auch immer normativen Charakter und nehmen indirekt auf die Wahrnehmung in der Gesellschaft Einfluss. Es ist leider nicht wirklich verwunderlich, dass Grapschen/Betatschen/Zwischen die Beine greifen als nicht so schlimm empfunden bzw. maximal als Kavaliersdelikt in einer Gesellschaft beurteilt wird, wenn es noch nichtmal bestraft wird bzw. nur in Ausnahmefällen über Umwege bestraft werden kann.
Geändert von dedeli (23-10-2017 um 18:07 Uhr)