Früher waren auch die Winter härter und kälter, finde ich!
Ok, unser halbes Fachwerkhaus im tiefsten Sauerland war natürlich komplett ungedämmt und verfügte ebenfalls über diverse Bollerkohleofen. Da hätten die Politiker mal mit so einem Energieausweis ankommen sollen!
Die Wohnbereiche waren im Winter warm, Badewasser musste zubereitet werden, daran erinnere ich mich noch. Und an die Toilette, ein kleiner Raum mit Klo und Handwaschbecken und es gab eine Tür direkt nach draußen "hinters Haus" aufs Grundstück. Leider sind im Winter gerne mal die zuständigen Wasserleitungen zugefroren, das war immer eine Katastrophe für sich. An einen Winter erinnere ich mich, dass wir Schnee (der reichlich vorhanden war!) von draußen geholt und geschmolzen haben für Wasser zum Waschen und abgekocht auch für die Küche. Ging nicht anders, alles war zugefroren bei Minus 20 Grad nachts. Man hat es akzeptiert. Im Sommer drauf wurden wenigstens die Wasserleitungen und die eine Außenwand isoliert, damit das nicht noch einmal vorkommt.
Mein gelber Wellensittich von früher, Lilli, hat sich einmal blöderweise in den Kohleofen verirrt. Das war ein echtes Drama. Lilli hat zwar überlebt, war aber ab sofort für eine Weile nicht mehr gelb, sondern schwarzgrau und später nackig. Meine Oma und wir Kinder haben alles gegeben, damit sie durchkommt: Sie wurde erstmal in einen Waschlappen mit einer Brandsalbe vom Tierarzt und warmer Wolle und Watte gesteckt und nach und nach wuchs ihr wieder ein zauberhaftes, zartgelbes Gefieder. Das war so schön. Seitdem ist dieser Gelbton übrigens meine Lieblingsfarbe.
Lilli hat noch sehr lange gelebt, den Kohleofen hat sie seitdem eher gemieden.