Dem Koalitionsvertrag kann nach Ansicht des CDU-Wirtschaftsrats nicht zugestimmt werden. "Die Ressortverteilung spiegelt in keiner Weise das Wahlergebnis wider", erklärte Wolfgang Steiger, Generalsekretär des Wirtschaftsrats. Mit den Ressorts für Arbeit und Soziales sowie für Familien, Frauen, Senioren und Jugend würden die ausgabenträchtigsten Ministerien an die SPD gehen.
Mit einem SPD-geführten Finanzministerium "winkt ein Ende solider Haushaltspolitik", warnte er. "Mit den für die Europapolitik zentralen Ressorts Finanzen und Außen für die SPD sowie den unklaren Formulierungen im Europakapitel des Vertrages droht eine Abkehr von den Prinzipien der deutschen Politik."
"Die renten- und arbeitsmarktpolitischen Pläne sind teuer und gefährden Arbeitsplätze", kritisierte Steiger die inhaltlichen Vorhaben der Parteien. Die Koalition setze mit dem Vertrag die Umverteilungspolitik der vergangenen vier Jahre fort.
In der Arbeitsmarktpolitik habe die Union der SPD "zu viel nachgegeben", bemängelte der Wirtschaftsrat weiter. "Die Einschränkungen bei der sachgrundlosen Befristung nehmen Unternehmen eines der verbliebenen Mittel zum flexiblen Einsatz von Arbeitskräften." Auch bringe das Rückkehrrecht von Teilzeit- in Vollzeitarbeit zusätzliche Belastungen für die Unternehmen.
Der Wirtschaftsrat bemängelte außerdem eine "politische Bevormundung des Verbrauchers" durch die geplante Einführung eines Tierwohllabels, die Erarbeitung von verbindlichen Reduktionszielen für Zucker, Fett und Salz für Fertigprodukte und die angekündigte Überarbeitung des Nährwertkennzeichnungssystems. Dagegen lobte der CDU-Verband etwa die geplante Einführung einer steuerlichen Forschungs- und Entwicklungsförderung sowie die Vereinbarungen für die Bereiche Verkehr und Infrastruktur.