Zitat von
badenserin
Umgekehrt kann man ebenfalls zum Ergebnis kommen, dass es für die Opfer - so sie welche sind - die Verehrung, die ihm nach wie vor entgegengebracht wird, ein täglicher Schlag ins Gesicht ist.
Ein Gutes haben die nun überall neu entfachten Diskussionen aber auf jeden Fall: Ich erlebe zunehmend mehr Verständnis und Bereitschaft, sich dem Thema zu öffnen, Betroffene anzuhören und nicht einfach mit dem typischen „was-wollt-ihr-nach-all-den-Jahren“ abzuwatschen.
Mich freut das, nachdem ich über viele Jahre hinweg als Zeugenbeistand und Nebenklagevertreterin ein Umdenken erst in der Justiz, zunehmend aber auch in der Gesellschaft beobachte.
Pädophilen gelingt es häufig, ihre kindlichen Opfer zu manipulieren und so zu verstricken, dass diese gar nicht den Eindruck haben, es geschehe ihnen etwas Schlimmes. Kindern kann man auch leicht einreden, das Verhalten des Erwachsenen sei ihnen zuzurechnen und das Erlebte von ihnen gewollt gewesen.
Am Anfang ist der tolle, erwachsene Freund der Held, mit dem man tolle Sachen erleben kann, das gleitet dann in übergriffiges Verhalten ab bis hin zum Missbrauch, wobei Pädophile sich auch gerne Kinder aussuchen, die wenig Selbstwertgefühl und Rückhalt in der Familie haben. Dass Opfer ihren Täter sogar schützen wollen, passt genau ins Bild.
So mag es auch im hier diskutierten Fall gewesen sein, zumindest entsprechen die bekannten Aussagen der vermeintlichen Opfer dem typischen Geschehensablauf. Diese Peter Pan - Selbstinszenierung legt auch den Gedanken nahe, dass er - so es denn passiert ist - vielleicht sogar aus seiner Sicht keine Kinderseelen zerstört hat.
Dass Kinder und Jugendliche erst im Zuge einer Therapie das Erlebte richtig einordnen, ist bekannt. Dem trägt auch das deutsche Strafrecht nach mehreren Reformen Rechnung, indem die Verjährung solcher Taten nach einer Vielzahl an Reformen erst an die Volljährigkeit anknüpft.
Der Beweis wird dann durch den Opferzeugen geführt, der ggfs. einem Glaubwürdgkeitsgutachten unterzogen wird. Es ist entgegen landläufiger Meinung gerade nicht einfach, in dem Zusammenhang Lügen glaubwürdig zu präsentieren.
Wie gesagt: Die Betroffenen schildern jedenfalls einen nicht ungewöhnlichen Hergang in solchen Fällen. Es kann auch anders gewesen sein, wir werden es nicht mehr erfahren.
Ich lasse mich gerne korrigieren, wenn ich falsch liege, aber was gesichert ist, ist das Auffinden von Nacktfotos von Buben, die allerdings keinen pornographischen Bezug aufwiesen. Dann weiß man, dass kleine Jungs mit ihm in seinem Bett geschlafen haben. Ja, hört sich an sich schon ohne sonstige weitere Anhaltspunkte - harmlos ausgedrückt - schräg an. Dann gibt es noch Aussagen auch aus dem familiären Umfeld, die ihn als Pädophilen bezeichnet haben.
Aber nochmals: es kann so gewesen sein, muss es aber nicht, beide Geschehensabläufe sind denkbar.
Dass man deshalb aber nicht darüber reden sollte, sehe ich nicht so. Über lange Zeit wurde dergleichen kaum diskutiert, insbesondere nicht die typisch manipulative Vorgehensweise, sondern vorm unwahrscheinlicheren Szenario des bösen Mannes hinterm Busch gewarnt.
Entschuldigung, dass ich hier nun bunt gemischt im Zusammenhang mit Michael Jackson den deutschen Strafprozess habe einfließen lassen, aber wir sind hier im PLT, da darf es vielleicht auch mal durcheinandergehen.