Dass es derart schlecht läuft, ist nicht alleine mit Verletzungen und hoher Belastung zu entschuldigen. Gladbach fehlt nicht nur die Stabilität, sondern auch die Identität. Wofür steht Borussias Spielstil? Ein bisschen Pressing, ein bisschen Dominanz, ein bisschen im Kollektiv verteidigen, ein bisschen Umschaltspiel? Das ist jeweils in Ansätzen vielversprechend, aber letztlich weder Fisch noch Fleisch.
Das von André Schubert geforderte aggressive Zweikampfverhalten führt vermehrt zu dummen Fouls und wilden Tacklings. Dabei war gemeinsames, schlaues Verteidigen über Jahre die Basis des Gladbacher Erfolges. Bestes Beispiel: Ein Tony Jantschke ist nur die Hälfte wert, wenn er grätschend durch die Gegend rennen muss.
Auch die ständigen Umstellungen haben ihren Anteil. Natürlich muss Schubert in diesen Wochen improvisieren, aber neben den erzwungenen Veränderungen gibt es laufend Anpassungen bei Positionen und System. Nico Elvedi bekleidete in den letzten beiden Spielen vier Positionen. Ist es da verwunderlich, dass er mit seinen 20 Jahren in Berlin zeitweise jegliche Orientierung verlor?
Taktische Flexibilität ist ein schöner Begriff, doch viele Trainer haben schon erkennen müssen, dass man die Spieler schnell überfordern kann.
In Gladbach muss man zurück zu einem klaren System mit eindeutigen Zuordnungen. Herthas Trainer Pal Dardai sagte vor dem Spiel: "Meine Mannschaft ist jetzt zwei Jahre zusammen, jeder weiß, was er zu tun hat". Genau das ist es, was in Gladbach in diesen Wochen fehlt.