Ich finde es geradezu verrückt, wie sehr Gewalt auch und gerade gegen die Schwächsten über lange Zeiträume in einer Gesellschaft verankert sein kann - so sehr, dass sie als total normal empfunden oder systematisch ignoriert wird, so sehr, dass sich keiner irgendwie aufgerufen sieht, den Betroffenen zu helfen. Und ganz plötzlich scheint sich der Zeitgeist zu ändern und schon ein paar Jahre später weiß kaum noch jemand etwas davon.
Institutionalisierte Gewalt gegen Kinder war, wie man am System der Heimerziehung erkennen kann, völlig akzeptiert:
"In der Zeit von 1949 bis 1975 lebten etwa 700.000 bis 800.000 Kinder und Jugendliche in Säuglings-, Kinder- und Jugendheimen in der Bundesrepublik Deutschland. Der Heimaufenthalt vieler ehemaliger Heimkinder war vielfach von traumatisierenden Lebens- und Erziehungsverhältnissen geprägt."
https://www.fonds-heimerziehung.de/
"Erst am 14. März 1972 wurde vom BVerfG festgestellt, das die Grundrechte der Kinder und Jugendlichen als Grundrechtsträger nur durch ein Gesetz oder aufgrund eines Gesetzes eingeschränkt werden konnten und nur in Betracht kämen, wenn sie zur Erreichung eines von der Wertordnung des Grundgesetzes gedeckten Gemeinschaft bezogenen Zweckes unerlässlich sind[37]. Bis dahin hatte vielfach nach der Menschenwürde des Grundgesetzes ausgelegtes Kindeswohl nicht stattgefunden. "
https://de.wikipedia.org/wiki/Benutz...nder_1949-1975
Das hat nicht direkt mit Gewalt gegen Frauen zu tun, es zeigt aber, wie blind die Menschen und der ganze Staatsapparat sein können, wenn es um elementarste Rechtsverletzungen geht - auch dann, wenn man selbstverständlich für sich in Anspruch nimmt, die Menschenrechte hochzuhalten und die Gequälten sogar als besonders schutzwürdig zu betrachten.
Warum? Weil man es nicht anders gewohnt ist, es für notwendig hält (für was auch immer), gerade andere Probleme hat...Und schließlich wollen wir doch alle, dass unsere Kinder zu anständigen Menschen erzogen werden und Männer Männer bleiben und Frauen Frauen, nicht wahr?