Attacke auf der London Bridge und Borough Market und Anschlag in Finsbury Park

[Jelka]

Gott sei Dank haben wir eine Presse, die ordentlich moralisch einordnet.

Ich bin so froh.

Ja, puh. Man weiß ja sonst gar nicht, ob man die richtige Meinung hat und ob man moralisch alles so empfindet, wie es richtig ist. Es gibt ja nur diese eine einzig wahre Moral, nach der man sich dann ausrichten kann. Wie hilflos bin ich doch, wenn man mir nicht sagt, wie ich die Dinge einordnen soll.

Ja?

*flüster* Ich glaube, Edelstahl war ironisch.

Was ist mit rechtsextremen Presseorganen? Die müssen!!! nach Tapis Definition ihren Lesern auch sagen, was sie denken sollen. Dürfen die auch oder wird es da dann heikel?

Janeinmoment. Da begehst du jetzt aber wieder den Denkfehler*, dass du mehrere Meinungen und Moralvorstellungen gleichberechtigt existieren lassen möchtest. Wir haben doch aber gerade erfahren, dass nur eine einzige Moral richtig ist. Natürlich müssen sich auch rechtsextreme Presseorgane an dieser einen richtigen Moral ausrichten. (Wobei ich noch nicht genau weiß, wer nun eigentlich festlegt, welche Moral richtig ist.)


*) Natürlich ist an sich schon der Fehler, dass du einfach so eigenständig denken wolltest. Du musst schon abwarten, was die Medien dir sagen wollen, bevor du weißt, wie es richtig ist. Genau wegen solchen Leuten wie dir müssen die das ja immer vorgeben. Man sieht ja hier ganz deutlich, dass du ansonsten einfach so irgendeine eigene Vorstellung entwickelst. Die sind ja oft gar nicht moralisch richtig, wenn die so von Laien entwickelt werden.


(Ich bin wirklich froh, dass ich nicht alleine entsetzt bin.)

[graceland]

Ein Artikel von 2016. Allerdings bringt wohl eine reduzierte Berichterstattung wohl nicht so viele Klicks und entsprechend weniger Geld. Also dreht sich die Spirale weiter.

http://www.sueddeutsche.de/medien/jo...muss-1.3108867

Danke, der Artikel bringt es sehr gut auf den Punkt, was mir auch durch den Kopf geht!

Mir fällt noch ein weiterer Punkt ein, durch den die Medienberichterstattung "Werbung" für den IS macht: die Sprache. Das stößt mir dauernd auf!

Meiner Auffassung nach sollte man weder von "Kämpfern" oder "Soldaten" noch von "Heiligem Krieg" sprechen. Das ist eine unnötige Heroisierung von Kriminellen, deren Tun nichts "Heiliges" hat. Ist das gleiche, wie wenn fahnenschwenkende IS-Mitglieder gezeigt werden.

[fraktal]

Das ist für mich der erschreckendste Beitrag zur Aufgabe der Medien, den ich bisher in diesem Forum gelesen habe. Zum Glück gibt es genügend Medienvertreter, die ihre Aufgabe (noch) vollkommen anders definieren und ausüben.

Wenn das dass Selbstverständnis der Medienmacher ist, dann gute Nacht.

[Kosel]

"Wenn es gar nicht anders geht, fassen wir den Täter lebend".
Interessante Rechtsauffassung.

Von Leipzig lernen, bedeutet öffentlichen Anschiss vermeiden.

[Edelstahl]

Wenn das dass Selbstverständnis der Medienmacher ist, dann gute Nacht.

Dieses Selbstverständnis ist doch nichts Neues.
Müsste man viel öfter lesen.

Das Schlimme ist, am Ende müssen (wir) alle die Zeche zahlen.
(okay, Politiker die mit Personenschutz einkaufen gehen eher nicht)

[Jelka]

Wenn das dass Selbstverständnis der Medienmacher ist, dann gute Nacht.

Es ist nicht das Selbstverständnis aller Medienmacher. Da muss man sich nur das jeweilige Medium angucken und man weiß, welches Selbstverständnis es hat.

[fraktal]

Es ist nicht das Selbstverständnis aller Medienmacher. Da muss man sich nur das jeweilige Medium angucken und man weiß, welches Selbstverständnis es hat.

Da magst Du recht haben.

Bei einigen wird auch das transportiert was sie gerne hätten, nicht was tatsächlich passiert.

[Giftnudel]

Sarkasmus und so...

sorry

[Haramis]

Gott sei Dank haben wir eine Presse, die ordentlich moralisch einordnet.

Ich bin so froh.

Ja.
Wenn man jetzt noch die leidige Sache mit dem eigenständigen Denken in den Griff kriegt ist alles gut.

[Giftnudel]

Ja, puh. Man weiß ja sonst gar nicht, ob man die richtige Meinung hat und ob man moralisch alles so empfindet, wie es richtig ist. ....

Schon gut, schon gut. Bei uns kommt die BILD dir meine Meinung sonntags immer später...jetzt ist alles wieder im Lot, ich habe endlich eine richtige Meinung.

Danke, der Artikel bringt es sehr gut auf den Punkt, was mir auch durch den Kopf geht

Es gab ja auch die Diskussion, ob die Veröffentlichung des Bildes des achtjährigen Opfers von Manchester richtig war. Für mich war es das natürlich nicht. Keiner weiß, was mit dem Bild passiert und wer will es Bild evtl. mal irgendwann auf einer dieser scheiss Seiten der IS-Anhänger als Trophäe sehen?

Zuletzt war ein Bericht in ZIB, hab leider zu spät reingezappt. Ein Schweizer Medium will ab nun, Taten der Mörder nicht mehr in der alten, reißerischen Form, sondern als normale Nachricht und ohne Sonderberichterstattung bringen. Ich hoffe, das wird Trend. Ich muss mal gucken, ob ich Näheres dazu finde.

Mir fällt noch ein weiterer Punkt ein, durch den die Medienberichterstattung "Werbung" für den IS macht: die Sprache. Das stößt mir dauernd auf!

Meiner Auffassung nach sollte man weder von "Kämpfern" oder "Soldaten" noch von "Heiligem Krieg" sprechen. Das ist eine unnötige Heroisierung von Kriminellen, deren Tun nichts "Heiliges" hat. Ist das gleiche, wie wenn fahnenschwenkende IS-Mitglieder gezeigt werden.

Man sollte sie das nennen, was sie sind: Mörder. Hinterhältige, widerwärtige Mörder.

[tapi]

Womöglich habe ich mich falsch / missverständlich ausgedrückt?

Faktisch gibt es durch die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen, Codes of conduct und vieles mehr nicht nur Regeln zu Inhalten oder den Zeiten deren Ausstrahlung sondern auch zur entsprechenden Einordnung, allein schon z.B. für Kinder und Jugendliche.

(Und selbstredend durch die komplette Rechtsgebung in Deutschland.)

Nur ein grob vereinfachtes und bewusst nicht mit dem Thema hier zusammenhängend gewähltes Beispiel: In einer fiktionalen Daytime-Sendung darf der Böse böser sein, wenn sein Handeln moralisch eingeordnet und er am Ende dafür bestraft wird.

Das haben sich nicht die schrecklichen Redakteure selber ausgedacht, weil sie der Meinung sind, alle Menschen außer ihnen seien dumm und müssten erzogen werden. Das haben u.a. Politiker, Kirche, Gremien diverser Art initiiert. (Und es ist ja nun auch nicht so, als würde der Zuschauer sich nicht selber oft genug und ausgiebig beschweren, dass die Medien etwas noch nicht genug verdammen.)

Vielleicht sind es der Begriff "moralische Einordnung" und das sehr lapidare "richtig", das solchen Unmut erzeugt. Das war nur ein von mir benutzter Oberbegriff. Es geht um Dinge, die in unserer Gesellschaft nun mal als verwerflich gelten: Mord! Missbrauch! Folter! ...

Aber die Medien kommen sowieso immer und immer mehr schlecht weg, natürlich auch nicht gerade selten zurecht. Es ist nur so sicher wie das Amen in der Kirche. (Ich bin übrigens, falls das jemanden stresst, lange in keiner Nachrichtenredaktion mehr. Und es geht nicht im Geringsten um die BILD.)

Neutrale Bericherstattung ist eh utopisch, da allein schon durch die Auswahl der Nachrichten (die ja schon aufgrund von Zeitgrenzen getroffen werden muss) eine deutliche Beurteilung stattfindet.

[Haramis]

Das haben sich nicht die schrecklichen Redakteure selber ausgedacht, weil sie der Meinung sind, alle Menschen außer ihnen seien dumm und müssten erzogen werden. Das haben u.a. Politiker, Kirche, Gremien diverser Art initiiert.

Wer hätte das vermutet ...

[Jelka]

Schon gut, schon gut. Bei uns kommt die BILD dir meine Meinung sonntags immer später...jetzt ist alles wieder im Lot, ich habe endlich eine richtige Meinung.

Ich hatte schon immer den Verdacht, dass es in Wirklichkeit heißen soll:
Bild dir unsere Meinung.

Es gab ja auch die Diskussion, ob die Veröffentlichung des Bildes des achtjährigen Opfers von Manchester richtig war. Für mich war es das natürlich nicht. Keiner weiß, was mit dem Bild passiert und wer will es Bild evtl. mal irgendwann auf einer dieser scheiss Seiten der IS-Anhänger als Trophäe sehen?

Schwierige Sache. Grundsätzlich bin ich bei solchen Sachen ja auch für: Bilder nur dann, wenn es notwendig ist. (Also zum Beispiel, weil noch jemand auf der Flucht ist.)

Manchmal kann es aber auch dazu beitragen, auf eine Situation aufmerksam zu machen. (Brennendes Napalm-Mädchen, der kleine Junge aus Aleppo, der Dreijährige am Strand)
Zwiegespalten bin ich da schon, aber ein Bild sagt eben mehr als ein ganzer Bericht es leisten könnte.

Nur sehe ich so eine Situation hier nicht. In diesem Fall muss keine weit entfernte Situation ins Bewusstsein gerückt werden.

Zuletzt war ein Bericht in ZIB, hab leider zu spät reingezappt. Ein Schweizer Medium will ab nun, Taten der Mörder nicht mehr in der alten, reißerischen Form, sondern als normale Nachricht und ohne Sonderberichterstattung bringen. Ich hoffe, das wird Trend. Ich muss mal gucken, ob ich Näheres dazu finde.

Ah, das wäre ja genau das, was ich mir auch gerade gewünscht habe. Da hoffe ich mal, dass sich das durchsetzt. (Wenn auch gewiss nicht überall. Einige Medien werden Angst haben, dass das dann moralisch nicht mehr richtig eingeordnet wird.)

[Jelka]

(... Und es geht nicht im Geringsten um die BILD.)

Dass es eher ein Äquivalent aus dem Nicht-Printbereich ist, habe ich mir schon gedacht.

Die Anordnung finde ich dennoch äußerst erschütternd und kenne sie so nicht. Neutral, neutral, so neutral wie irgend möglich.

Natürlich spielen Sachen wie Auswahl der Nachrichten mit rein. Und selbst auf neutrale Art kann man noch in diese oder jene Richtung gehen. Aber das ist dennoch weit entfernt davon, den Leuten alles vorzugeben.

[graceland]

Es gab ja auch die Diskussion, ob die Veröffentlichung des Bildes des achtjährigen Opfers von Manchester richtig war. Für mich war es das natürlich nicht. Keiner weiß, was mit dem Bild passiert und wer will es Bild evtl. mal irgendwann auf einer dieser scheiss Seiten der IS-Anhänger als Trophäe sehen?

Zuletzt war ein Bericht in ZIB, hab leider zu spät reingezappt. Ein Schweizer Medium will ab nun, Taten der Mörder nicht mehr in der alten, reißerischen Form, sondern als normale Nachricht und ohne Sonderberichterstattung bringen. Ich hoffe, das wird Trend. Ich muss mal gucken, ob ich Näheres dazu finde.

Falls das ein Modell in der Schweiz wird, sollten wir es in Deutschland übernehmen!

Ich bin aus zweierlei Gründen auch dagegen, Bilder von Opfern zu zeigen: erstens, damit man dem IS kein Propagandamaterial liefert, und zweitens, um die Würde der Opfer zu schützen. Call me old school...