Damit wir die Welt besser verstehen lernen wir also jetzt Arabisch.
Angefangen hat das alles natürlich bei Adam und Eva, im wahrsten Sinne des Wortes. Guckt ihr hier und wühlt euch selbst zum Ende durch. Und wehe euch, ihr lest nicht alles Wort für Wort Ganz am Ende der Geschichte erfahrt ihr dann, warum ihr jetzt die Welt arabisch angucken lernt.
Da das mit dem Koran nicht gleich so klappt, wie ich mir das vorstelle, mach ich das jetzt andersrum. Ich habe keinen Korankurs auf Deutsch gefunden. Deutschsprachige lesen nicht im Koran, das muss fürchterlich Igitt sein. Lieber lästern sie einfach so drüber. Aber das ist ok, weil sie das völlig gleichberechtigt bei der Bibel auch so machen.
Nun wollte ich ja den Koran nicht einfach so lesen, damit ich muselfrauisch werden kann. Nein nein, unsereins sucht doch den Vergleich, die Meta-Sicht, sozusagen.
Diese wiederum lässt sich auch anders anfangen, nämlich mit Arabisch lernen.
Das hat natürlich gedauert, bis ich jemanden fand, der mir das so beibringt, wie ich das lernen will. Natürlich kann ich in einen beliebigen Kurs gehen und eine Dame aus meinem Kulturkreis erklärt mir die Regeln der Sprache. Aber das wollte ich ja nicht. Ich wollte sozusagen den Geist mit dazu haben.
Da fand ich also einen, aber der wollte Ende 2007 keinen Anfängerkurs durchführen. Jetzt hätte ich einfach den Telefonhörer auflegen können „Danke Auf Wiederhören“. Aber ich habe mein alttestamentarisches Wissen zusammengesammelt, da hat der spätere König David (oder wars Salomon?) ja auch unter den Zedern des Libanon Tee getrunken bei der Hochzeit des reichen Mannes und dem dabei eröffnet, dass der doch jetzt was rüberrücken soll, schliesslich habe er ja auch seine Schafe nicht geraubt. Ich setze mich nach seiner Absage also mental unter die Zedern des Libanon und packe das Teegeschirr aus. Ob er überhaupt noch unterrichte, und wann vielleicht er wieder Zeit hätte für Anfänger etc. Und er steigt drauf ein, wieso ich denn das lernen wolle und und und – und so haben wir quasi per Telefon Tee getrunken, und vereinbart, später nochmals zu telefonieren. Das ist doch schon ganz anders als „Danke Wiedersehen“.
Ich habe dann später nochmal angerufen, und wieder die Zeremonie mit Gespräch und dabei kam dann raus, dass er im Januar dann vielleicht.... Im Januar ruf ich wieder an, da habe ich dann bereits meine zeitlichen Wünsche anbringen können und kurz drauf kam eine email mit Anfrage, ob ich immer noch Interesse hätte.
Seht ihr? So geht das unter den Zedern des Libanon beim Brunnen.
Und tataaaa heute Abend war die 1. Lektion bei einem Weisen aus dem Morgenland.
Damit ihr später dann, wenn der Koran und die weitere Meta-Sicht kommt, auch mithalten könnt, erzähle ich euch also von den grossen Weisheiten der Sprache Arabiens.
Wie ihr alle vermutlich schon mal gehört habt, schreiben die Morgenländer von rechts nach links. Das erscheint euch vermutlich seltsam, aber nicht sonderlich schwierig. Ging mir auch so. Bis ich 3 Seiten mit Buchstaben vollgemalt hatte, die von rechts nach links sortieren musste und dann wiederfinden beim laut vorsagen, von rechts nach links suchend. Man ist ja gewöhnt, so mit den Augen von links nach rechts über die Zeilen zu fliegen, wenn man was sucht. Selbst wenn ihr diese Zeilen von hinten nach vorne überfliegen würdet, würdet ihr tendenziell immer an die Wortanfänge auf der linken Seite springen und nicht auf die Wortenden.
Aber umgekehrt kann ich das ohne Übung nicht, und dann merkt man sich die Zeichen im Schreibfluss verkehrt herum, was dazu führt, dass man sie nicht schreiben kann und beim nachsprechen einen Knoten in der Zunge hat.
Und ist nur der Anfang und erst Lektion 1, wo wir nur die Namen der Buchstaben gelernt haben.
Der Schriftfluss selbst ist auch ausserordentlich seltsam, wenn man das noch nie gemacht hat. Von der Eleganz arabischer Schnörkelschrift sind meine Buchstabenkrakel noch weit entfernt.
Soweit also die Kleinarbeit.
Das Ganze hat aber bereits Auswirkungen. Habt ihr schonmal einen arabischen Fernsehsender geguckt? Da ist euch vielleicht aufgefallen, dass die Laufschrift in einem Schriftband ebenfalls andersrum durchs Bild läuft. Der Morgenländer an und für sich guckt also normalerweise erst rechts, dann links. Das nicht nur beim Schreiben und Lesen. Mir ist beim „verkehrtrum“ suchen in meinem Gekrakel aufgegangen, wieso mein orientalischer Lieblingssupermarkt irgendwie seltsam ist. Der ist ebenfalls andersrum organisiert. Steh ich in diesem Supermarkt vor einem Regal, sind die Dinge des orientalischen Alltags die eh jeder kauft auf der linken Seite, also dort, wo niemand instinktiv hinguckt. Sofort hingucken tun die Leute rechts, und dort stehen die teuren Dinge wie diese Rosenmarmelade mit teurem Kitsch-Etikett und teurem Preis.
Ich aber gucke automatisch westlich links, wo ich dann nur so Zeugs finde, was ich dringend angucken muss, weil ich die Aufschrift nicht lesen kann. Also Hirse in Grosspackungen ohne westliche Aufschrift. Dinge, die jede oreintalische Hausfrau sowieso kauft. Die Sachen, die ich gleich entziffern kann, stehen für mich „suchungewohnt“ rechts, was dann unbewusst ein fremdes Gefühl vermittelt. Sehr interessant.
Vermutlich schauen wir sogar Bilder eher von links nach rechts an, und die schauen Bilder vom linken Rand her an.
Ihr seht, es geht hier nicht nur um Sprache, sondern um neue Sichtweisen und damit um Kultur.
Diese Woche muss ich jetzt erstmal das Alphabet lernen, damit ich auch neue Knoten in die Zunge kriege.
Wenn ich dann nur noch stottere, berichte ich euch davon.