dass kohl für die wiedervereinigung verantwortlich ist und somit einen erfolgreiche friedliche revolution verhinderte werde ich ihm nie verzeihen.
Ws geht auch anders, wie Kurt Beck zeigt:
Walter Kohl hat vom Tod seines Vaters aus dem Autoradio erfahren.
Bis zuletzt war Helmut Kohl nicht zu einer Aussöhnung mit seinen Söhnen bereit. Traurig.
http://www.sueddeutsche.de/politik/t...-ist-1.3548856
Geändert von Experte (17-06-2017 um 14:57 Uhr)
Seltsamerweise finden sich tatsächlich im Gegensatz zu den Artikeln/Berichten in den Medien enorm viele kritische Stimmen in den sozialen Netzwerken. Erstaunt mich - obwohl mir Kohl selber als Politiker und Mensch äußerst unsympathisch war - jetzt doch etwas, lobende Worte finden nur die wenigsten und wenn, dann ist das oftmals gepaart mit ".....aber.....".
Meine Erinnerung an Kohl ist auch, daß er immer zutiefst pampig bzw. richtiggehend angepisst reagiert hatte wenn ihm etwas/jemand gegen den Strich ging, so wie eine Art trotziges Kleinkind, dem man sein Spielzeug weggenommen hatte. Ein großer Staatsmann hätte über diese Dinge einfach stehen sollen. Große Staatsmänner waren für mich ein von Weizsäcker oder auch Genscher, der mit Sicherheit im Hintergrund mehr für die Wiedervereinigung geleistet hat als Kohl. Nur war er im Auftreten wesentlich bescheidener.
Er war ja auch damals tödlichst beleidigt, als er nicht das fünfte Mal gewählt wurde.
Dieses "Er war ja ach so toll!", wenn einer stirbt, und ALLES SCHLECHTE ausblenden muss echt nicht sein. In meinen Augen war Kohl KEIN guter Politiker, im Gegenteil! Warum soll ich jetzt anders über ihn denken, als vor 48 Stunden?
Tja. Durch seine Ehe mit Maike Kohl ist das Verhältnis zu seinen Kindern abgekühlt und später zerbrochen. Sie hat ihn auch die letzten Jahre von Freunden und Weggefährten abgeschirmt und selbst seine Angestellten entlassen. In meinen Augen war sie maßgeblich daran beteiligt, dass es keine Aussöhnung gab. Tut mir leid für seine Kinder, dass sie nicht mehr Abschied nehmen konnten.
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Ich habe den SZ-Artikel vorher gelesen. Maike Richter-Kohl hört sich nach einer erstklassigen Stalkerin an, mir ist direkt ein Schauer über den Rücken gelaufen.
I'll follow you down 'til the sound of my voice will haunt you
Den Nachruf von Beck finde ich OK. Ob es jetzt mehrere "Fallbeispiele" gebraucht hätte, sei dahingestellt, aber es ist eine ehrliche Stellungnahme dazu, welche Leistungen aber auch Verfehlungen Beck mit Kohl verbindet und in Erinnerung behält. Es wirkt auf mich nicht wie ein Nachtreten.
Ganz allgemein empfinde ich den derzeitigen Tenor in der Öffentlichkeit auch längst nicht so verherrlichend, wie viele es hier hinstellen. Aber das ist vermutlich der Tatsache geschuldet, dass das IOFF-Klientel Kohl in der Mehrheit ablehnend gegenüberstehen dürfte und daher so empfunden wird.
Die meisten Nachrufe oder Portraits, die jetzt erscheinen, machen aber eigentlich keinen Hehl daraus, dass Kohl viele Fehler hatte und gemacht hat. Nur ist das eben kein Grund, seine Erfolge und seine Leistungen nicht gelten zu lassen. Er war eben eine sehr ambivalente Figur der deutschen Politik.
Warum nicht? Dem zugrunde scheint ja die Einstellung zu liegen, dass man niemanden ehrlich würdigen kann, wenn man an diesem viel zu kritisieren hatte und hat.
Für mich hat es mit Größe zu tun, auch jenen den Respekt auszusprechen, deren Meinungen und Taten vielleicht nicht nur nicht den eigenen entsprechen, sondern sogar widersprechen. Damit hat mich letztes Jahr auch Gisy sehr beeindruckt, als er einen Nachruf auf Guido Westerwelle verfasste.
Geändert von Foxx (17-06-2017 um 14:49 Uhr)
Stimme ich zu, und ich bin sozusagen das Gegenteil eines Kohl-Fans. Ich sehe zwar letztlich nur das, was ich sehen möchte (benutze FB als News-Feed und bekomme damit nur Artikel von SZ, Welt und Zeit), aber da waren die Untertöne dafür, dass bei jedem Toten ansonsten sofort nur das Beste herausgestrichen wird, wirklich moderat. Ich erwarte auch nicht unbedingt, dass binnen weniger Stunden nach der Todesmeldung gleich die vernichtendsten Kritiken ausgepackt werden.
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http://www.zeit.de/politik/deutschla...t-kohl-nachruf
Diesen Nachruf finde ich eigentlich ganz passend.
„Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst.“
Evelyn Beatrice Hall