Literaturnobelpreis geht an Bob Dylan

[little maggie]

was heutzutage läuft, habe ich als die rücknahme der werte von woodstock eingestuft.
...
und jetzt erinnert man sich an einen der wesentlichsten vertreter (mitsamt joan), wo es fast zu spät ist.

Dylan wird schon seit Jahren als Anwärter auf den NobLit gehandelt.

Zu Woodstock: die Ironie an der Geschichte ist, Bob Dylan hat daran gar nicht teilgenommen, also nicht dort gespielt. Er hatte sich auch davor schon von der Folk- und Counterculture-Szene distanziert. Er wollte nicht, wie Allen Ginsberg es formuliert hat, deren Songwriter-Äffchen sein und sich für eine bestimmte Agenda vereinnahmen und einschränken lassen.

na wenn dieser berühmte volkspoet angegriffen und gedisst wird, na werden wohl die elfenbeinturmintellektuellen mehr erfolg haben?

"Elfenbeinintellektuelle" ist ja auch ein Diss... gegen das vermeintlich Elitäre. Unter den LitNob-Preisträgern werden auch weiter die Adonis, DeLillo, Ngugi usw. sein und das ist auch gut so. Es geht um eine Erweiterung und sicher auch um Lernprozesse im Sinn von Leslie Fiedler "cross the border, close the gap" aber nicht darum, das eine gegen das andere auszuspielen.

Der Dichter Simon Armitage beschreibt was produktiv daran sein kann sehr gut:

1984 was also the year I started writing poetry. I wouldn’t claim that there’s any connection, that listening to Dylan made me want to write, or that his songs influenced my writing style. But I do think his lyrics alerted me to the potential of storytelling and black humour as devices for communicating more serious information. And to the idea that without an audience, there is no message, no art. His language also said to me that an individual’s personal vocabulary, or idiolect, is their most precious possession – and a free gift at that. Maybe in Dylan I recognised an attitude as well, not more than a sideways glance, really, or a turn of phrase, that gave me the confidence to begin and has given me the conviction to keep going.

https://www.theguardian.com/music/20...y_to_clipboard

[little maggie]

Und Dylan selbst schweigt (und amüsiert sich wahrscheinlich prächtig).

schweigt und singt. Gestern bei einem Festival in Kalifornien mit den Stones. Also nicht zusammen, sondern nacheinander.

[chatte03]

da ist ja noch nichtmal "don't think twice it's all right" bei der Auswahl....

So isses - und dabei gehört das zu meinen Favoriten.

Den Nobelpreis hat er ja (ganz überwiegend) für seine Texte bekommen, verständlicherweise. Aber die Songs bieten ja auch musikalisch noch einiges, was seine Leistung insgesamt ja nicht schmälert, im Gegenteil. Viele wurden ja zigmal gecovert, von meistens Leuten mit deutlich besserer Stimme. Es lohnt sich allemal, das eine oder andere in einer Coverversion zu hören. Oft kommt erst dann zutage, wie schön die Kompositionen eigentlich sind und was für tolle Melodien darin stecken.

Nur mal so, zum Vergleich:

Das Original:
[YOUTUBE]u-Y3KfJs6T0[/YOUTUBE]

Cover von Peter, Paul and Mary
[YOUTUBE]Xu-DWUngjhk[/YOUTUBE]

Cover von Joan Baez
[YOUTUBE]RhldIy0ayXA[/YOUTUBE]

Leider finde ich kein Video von einer ganz besonderen Version, der von Esther und Abi Ofarim. Ihre klare Stimme brachte die Melodie noch schöner zum Tragen. Aber das ist nur auf einer uralten Vinyl-Scheibe zu hören, die bei mir im Schrank steht...

[lako]

Spätestens jetzt hat sich das Nobel-Komitee lächerlich gemacht.

Allerdings, total lächerlich

[Yatagan]

Allerdings, total lächerlich

Weil?

Eine kleine Begründung außer "Ich find den doof" kannst du ja mal liefern.

[El Coco Loco]

So isses - und dabei gehört das zu meinen Favoriten.

Weil es bei diesen KoS Votings in der Regel um (gechartete) und/oder veröffentliche Singles geht. Wenn man alle Songs (in diesem Falle Dylan) hinzuziehen würde dann dauert das Voting bei den hunderten Songs (wie bei einigen anderen auch) mehrere Monate.

Aber gut, zum Thema: ich kann die Entrüstung einiger nicht verstehen. Warum hat es ein Schriftsteller mit seinen schwülstigen Werken mehr "verdient" als ein Dylan, der mit seinen vertonten Werken viel bewegt hat? Das möge man mal bitte erklären.

[Lazarus]

Allerdings, total lächerlich

Begründung?

[Kosel]

Was ist daran jetzt so neu? Von den 16 Chemienobelpreisen dieses Jahrhunderts gingen acht für Biologie und eineinhalb für Physik bzw. Ingenieurwesen raus.

Biochemie, physikalische Chemie, Chemietechnik.

Imho finden die Nobelpreisvergeber die amerikanischen Gegenwartsautoren immer noch so unterirdisch, dass sie eine neue Form ausprobieren, diese Romanciers zu düpieren. Business as usual.

[ManOfTomorrow]

Nobel Committee Says Bob Dylan Is Ignoring Them [Pitchfork.com]

[reddevil]

Nobel Committee Says Bob Dylan Is Ignoring Them [Pitchfork.com]

bob halt

[symantec]

Seit sie Obama nen Nobel gegeben haben ist das alles eh nur noch lächerlich und hier wurde es wieder mal unter Beweiß gestellt. Nobel würde sich im Grabe umdrehen.

[reddevil]

Seit sie Obama nen Nobel gegeben haben ist das alles eh nur noch lächerlich und hier wurde es wieder mal unter Beweiß gestellt. Nobel würde sich im Grabe umdrehen.

Der Erfinder des Dynamits?

[symantec]

Der Erfinder des Dynamits?

Ach das Dynamit hat der auch noch erfunden, dann ergibt es ja nen Sinn.

[little maggie]

Seit sie Obama nen Nobel gegeben haben ist das alles eh nur noch lächerlich und hier wurde es wieder mal unter Beweiß gestellt.

das ist aber schon bekannt, dass das zwei verschiedene Komitees sind?

[El Coco Loco]

das ist aber schon bekannt, dass das zwei verschiedene Komitees sind?

Anscheinend nicht.

Diese pseudointellektuelle Entrüstung ist albern. Dylan (und auch andere) Songschreiber haben es lyrisch/poetisch ebenso auf der Pfanne, wie so mancher andere ehemalige Preisträger. Auch wenn es den einen oder anderen Anzugtragenden Sesselpuper von Kritikern nicht gefallen mag. Von daher ist eine Ehrung für das lyrische Schaffen Dylans ebenso gerechtfertig, wie ein von "Kritikern" hochgelobtes schnödes Geschreibsel irgendeins Schriftstellers.