Seite 15 von 15 ErsteErste ... 51112131415
Ergebnis 211 bis 217 von 217
  1. #211
    TL;DR Avatar von cos
    Ort: Seit 2000 AD - hier
    Kriegt jetzt die Siebenjährige den Preis?


    .
    .


    Zitat Zitat von Yatagan Beitrag anzeigen
    Für dieses Gefasel wirst Du ... noch nicht einmal die Daumen-nach-unten-Trophäe der ...Lästertrutschen bekommen.
    ...


    Zitat Zitat von reddevil Beitrag anzeigen
    er könnte seine rede ja als song singen ...
    Likearollingstone-episch.
    Geändert von cos (17-11-2016 um 11:04 Uhr)
    Be SomeOne That Makes You Happy.

  2. #212
    Sehr lustig finde ich ja, dass in der Presseerklärung der Akademie zwar Verständnis gezeigt wird (andere waren ja auch nicht in Stockholm). Sie aber doch meinen betonen zu müssen, dass er entprechend den Statuten in den nächsten 6 Monaten seine Nobel-Vorlesung halten muss.

    Die Akademie-Mitarbeiter/innen, die das überwachen sollen, beneide ich jetzt schon. Ob sie ihm wöchentlich eine E-Mail schreiben, um an das Abgabedatum zu erinnern? Oder rechtzeitig die Lehrerkonferenz einberufen, um zu entscheiden ob bei Schüler Dylan eine Ersatzleistung genügt?

  3. #213
    Zitat Zitat von binnenschiffer Beitrag anzeigen

    Die Akademie-Mitarbeiter/innen, die das überwachen sollen, beneide ich jetzt schon. Ob sie ihm wöchentlich eine E-Mail schreiben, um an das Abgabedatum zu erinnern? Oder rechtzeitig die Lehrerkonferenz einberufen, um zu entscheiden ob bei Schüler Dylan eine Ersatzleistung genügt?
    Damit eilt es nicht. Man kann in Ruhe den 9. Juni 2017 abwarten, und wenn bis dahin nichts passiert ist, geht man bis Ende August 2017 in Urlaub und entscheidet dann. Man muss dem Mann das Geld nicht hinterhertragen.

  4. #214
    Ist es nicht so, dass er den Vortrag nur selbst verfassen muss und den Rest einen Vertreter überlassen kann? Er hätte ja genug mehr als nur prominente Buddies, die ihm aushelfen könnten.

  5. #215
    Bob Dylan hat eine Rede für die Nobelpreisverleihung geschrieben und US-Botschafterin Azita Raji hat sie für ihn vorgetragen:

    Good evening, everyone. I extend my warmest greetings to the members of the Swedish Academy and to all of the other distinguished guests in attendance tonight.

    I’m sorry I can’t be with you in person, but please know that I am most definitely with you in spirit and honored to be receiving such a prestigious prize. Being awarded the Nobel Prize for Literature is something I never could have imagined or seen coming. From an early age, I’ve been familiar with and reading and absorbing the works of those who were deemed worthy of such a distinction: Kipling, Shaw, Thomas Mann, Pearl Buck, Albert Camus, Hemingway. These giants of literature whose works are taught in the schoolroom, housed in libraries around the world and spoken of in reverent tones have always made a deep impression. That I now join the names on such a list is truly beyond words. ...
    ....
    ...I was out on the road when I received this surprising news, and it took me more than a few minutes to properly process it. I began to think about William Shakespeare, the great literary figure. I would reckon he thought of himself as a dramatist. The thought that he was writing literature couldn’t have entered his head. His words were written for the stage. Meant to be spoken not read. When he was writing Hamlet, I’m sure he was thinking about a lot of different things: “Who’re the right actors for these roles?” “How should this be staged?” “Do I really want to set this in Denmark?” His creative vision and ambitions were no doubt at the forefront of his mind, but there were also more mundane matters to consider and deal with. “Is the financing in place?” “Are there enough good seats for my patrons?” “Where am I going to get a human skull?” I would bet that the farthest thing from Shakespeare’s mind was the question “Is this literature?” ...
    ...

    Hier kann man die ganze Rede nachlesen.

  6. #216
    Speechless, not clueless Avatar von ganzblau
    Ort: im Dörfli
    Ich versuch's mal mit einer Übersetzung der Rede (vgl. http://people.com/music/bob-dylan-no...rature-speech/)



    Guten Abend. Ich grüsse die Mitglieder der Schwedischen Akademie und alle anderen Ehrengäste, die heute abend hier versammelt sind.

    Es tut mir leid, dass ich nicht persönlich hier sein kann, aber ich bin im Geiste mit Ihnen und geehrt, dass mir ein derart bedeutender Preis verliehen wird.

    Dass ich dereinst den Nobelpreis für Literatur erhalten könnte, hätte ich mir nie träumen lassen. Ich habe das nicht kommen sehen. Ich habe von klein auf Werke von Menschen gelesen, die eine solche Ehre verdienen: Rudyard Kipling, Bernard Shaw, Thomas Mann, Pearl S. Buck, Albert Camus, Ernest Hemingway. Sie alle habe ich gelesen und ihre Worte aufgesaugt. Diese Giganten der Literatur, deren Werke in der Schule gelesen und in den Bibliotheken der Welt aufbewahrt werden, haben mir immer zutiefst Eindruck gemacht. Dass mein Name jetzt auf einer Liste mit diesen Namen steht ... ohne Worte.

    Ich weiss nicht, ob diese Männer und Frauen je davon träumten, den Nobelpreis zu erhalten. Aber ich schätze, dass jeder, der Bücher, Gedichte oder Theaterstücke schreibt, insgeheim diesen Traum hegt. Wahrscheinlich ist er nur so tief vergraben, dass sie nicht einmal wissen, dass er da ist.

    Hätte mir jemand erzählt, dass ich eine minimale Chance auf den Gewinn des Nobelpreises hätte, dann hätte ich das als ungefähr so wahrscheinlich eingeschätzt wie die Chance, irgendwann auf der Mondoberfläche zu stehen. In Tat und Wahrheit wurde die Vergabe dieses Nobelpreises für eine Weile ausgesetzt im Jahr meiner Geburt und in den Folgejahren, weil niemand würdig genug erschien. Das heisst, ich bin mir sehr bewusst, wie ausgewählt die Gesellschaft ist, in der ich mich befinde.

    Ich war unterwegs, als ich die überraschende Neuigkeit erhielt, und es dauerte etliche Minuten, bis ich überhaupt begriff, worum es ging. Und ich dachte an William Shakespeare, den grossen Dichter. Ich stelle mir vor, dass er sich selber als einen Theatermacher sah. Der Gedanke, dass er Literat sei, wäre ihm nie im Leben gekommen. Seine Worte waren für die Bühne bestimmt. Sie sollten gesprochen werden, nicht gelesen. Als er Hamlet schrieb, hat er sicherlich über ganz viele Dinge nachgedacht: "Welche Schauspieler passen zu diesen Rollen?" "Wie sollte man das inszenieren?" "Will ich das wirklich in Dänemark spielen lassen?" Bestimmt standen für ihn die kreativen Visionen im Vordergrund, aber es gab auch triviale Probleme zu lösen. "Habe ich genug Geld beisammen?" "Gibt es genügend bequeme Sitze für meine Zuschauer?" "Wo kriege ich bloss einen menschlichen Schädel her?" Ich wette, dass das Allerletzte, woran Shakespeare dachte, die Frage war: "Ist das Literatur?"

    Als ich begann, Lieder zu schreiben, in meinen Jugendjahren - und auch, als ein bisschen bekannter wurde, gingen meine Überlegungen zu den Liedern nur gerade so weit. Ich dachte mir, sie könnten in Kaffeehäusern oder Bars gehört werden, und vielleicht später an Orten wie Carnegie Hall oder im Londoner Palladium. Im besten Falle, wenn ich kräftig träumte, stellte ich mir vor, ich könnte eine Platte aufnehmen und meine Lieder im Radio hören. DAS war wirklich der Grosse Preis, in meiner Vorstellung. Platten aufzunehmen und die eigenen Lieder im Radio zu hören bedeutete, dass man ein grosses Publikum erreichte und dass man unter Umständen mit dem weitermachen konnte, was man sich vorgenommen hatte, zu tun.

    Nun, ich habe das, was ich mir vorgenommen hatte, zu tun, jetzt schon eine lange Zeit machen können. Ich habe Dutzende Schallplatten aufgenommen und Tausende von Konzerten weltweit gespielt. Aber es sind immer meine Lieder, die im Zentrum stehen von dem, was ich tue. Sie scheinen ihren Platz im Leben vieler Menschen in vielen unterschiedlichen Kulturen gefunden zu haben, und dafür bin ich dankbar.

    Es gibt etwas, was ich dazu sagen muss. Bei meinen Auftritten habe ich für 50'000 Leute gespielt, und ich habe für 50 Leute gespielt. Und ich kann bestätigen, dass es schwieriger ist, für 50 Leute zu spielen. Die Menge von 50'000 Leuten reduziert sich auf eine Person, und das ist bei 50 Leuten nicht der Fall. Jede dieser Personen hat ihre eigene, individuelle Identität und bedeutet eine ganze Welt. Alle im Raum sind in der Lage, die Dinge in ihrer Klarheit wahrzunehmen. Das stellt deine Ehrlichkeit auf die Probe - und wie diese Ehrlichkeit im Verhältnis zu deiner Begabung steht. Der Umstand, dass das Nobelpreis-Komitee aus so wenigen Leuten besteht, ist mir nicht entgangen.

    Andererseits bin ich, genau wie Shakespeare, des öfteren mit den unmittelbaren Bedingungen meiner kreativen Projekte beschäftigt und mit allen möglichen Aspekten des täglichen Lebens. "Passen die Musiker zu meinem aktuellen Programm?" "Passt das Studio zu diesen Aufnahmen?" "Passt die Tonart zu diesem Lied?"

    Ein paar Sachen ändern sich nie, auch nicht in 400 Jahren.

    Nie habe ich die Zeit gefunden, um mir die Frage zu stellen: "Sind meine Lieder Literatur?"

    Und so danke ich der Schwedischen Akademie doppelt. Einmal, weil sie sich die Zeit genommen hat, um eine solche Überlegung anzustellen. Und andererseits für die Bereitschaft, eine derart wunderbare Antwort zu finden.

    Mit den besten Wünschen,

    Bob Dylan


  7. #217
    wow.


    Nach dieser Rede würde ich tatsächlich kräftig applaudieren.


Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •