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  1. #76
    Zitat Zitat von Ivy80 Beitrag anzeigen

    EDIT: Ich schätze mal die Hälfte der "Aufreger" im www kennt nicht einen Text von ihm. Man sollte wenigstens einige mal gelesen haben (wenn man es schon nicht hören will) bevor man auf die Palme klettert. Das Beherrschen der englischen Sprache ist allerdings empfehlenswert, man findet auch Übersetzungen online, aber im Original ist es schon sehr viel poetischer.

    Und ich schließe mich an, Poesie ist auch Literatur, vor allem wenn man es schafft in so einem kurzem Text eine Botschaft rüberzubringen anstatt auf 500 Seite, Respekt! Das er es zusätzlich noch trällert macht es ja nicht weniger wertvoll.
    Natürlich gehört auch Lyrik zur Literatur und es hat auch schon Nobel-Preisträger gegeben, die für Ihre Lyrik ausgezeichnet wurden (2011 z.B. Tomas Gösta Tranströmer).

    Aber ich bin doch einigermaßen überrascht, dass man Dylan preiswürdig findet.

    Ich bin des Englischen durchaus mächtig, nicht nur von der Schule her. Aber auch ich gehöre zu denen, die im Englischunterricht Dylan-Texte interpretiert haben. Vielleicht liegt es an der Auswahl, die man uns damals vorgesetzt hat. (U.a. das hier so hervorgehobene "Times They Are A-Changing".) Jedenfalls finde ich das, was ich von ihm kenne, durchaus nicht besonders tiefgründig, lyrisch oder hochpoetisch. Die Wahl seiner sprachlichen Mittel erscheint mir - wie gesagt, viel kenne ich nicht von ihm - doch recht begrenzt und vorhersehbar.

    Zwar ist es ihm durchaus gelungen, "Botschaften" rüberzubringen, die einem sympathisch erscheinen, aber geht es darum bei guten Gedichten? "Was will uns der Autor damit sagen?"

    Wie es vor zig Jahren mal irgendjemand formulierte: "If you've got a message, send a cable!" (Heute hieße es vermutlich: "... send an SMS" oder "... post it on Facebook".)

  2. #77
    Bothwell Avatar von magixx
    Ort: Funky's Kittchen
    Wurde schon alles gesagt.

    Dann müssen ja keine Bücher mehr geschrieben werden.

  3. #78
    YNWA Avatar von reddevil
    Ort: am großen Strome
    Zitat Zitat von magixx Beitrag anzeigen
    Wurde schon alles gesagt.

    Dann müssen ja keine Bücher mehr geschrieben werden.

    for your dreams be tossed and blown...



  4. #79
    Zitat Zitat von Vitamin_D Beitrag anzeigen
    Natürlich gehört auch Lyrik zur Literatur und es hat auch schon Nobel-Preisträger gegeben, die für Ihre Lyrik ausgezeichnet wurden (2011 z.B. Tomas Gösta Tranströmer).
    ich glaube viele denken tatsächlich, dass der Literaturnobelpreis nur für Romane verliehen wird und haben Lyrik und Drama nicht so auf dem Schirm. Wobei das Ungewöhnliche und teils Kontroverse in diesem Jahr ist, dass Dylan im engeren Sinn kein Lyriker ist sondern Songwriter.
    (es gab aber auch letztes Jahr schon eine Genrediskussion. Die Jury-Entscheidung für Swetlana Alexijewitsch wurde teils kritisiert, Alexejwitsch arbeite mehr journalitisch als literarisch.

    Zitat Zitat von Vitamin_D Beitrag anzeigen
    Aber ich bin doch einigermaßen überrascht, dass man Dylan preiswürdig findet.

    Ich bin des Englischen durchaus mächtig, nicht nur von der Schule her. Aber auch ich gehöre zu denen, die im Englischunterricht Dylan-Texte interpretiert haben. Vielleicht liegt es an der Auswahl, die man uns damals vorgesetzt hat. (U.a. das hier so hervorgehobene "Times They Are A-Changing".) Jedenfalls finde ich das, was ich von ihm kenne, durchaus nicht besonders tiefgründig, lyrisch oder hochpoetisch. Die Wahl seiner sprachlichen Mittel erscheint mir - wie gesagt, viel kenne ich nicht von ihm - doch recht begrenzt und vorhersehbar.

    Zwar ist es ihm durchaus gelungen, "Botschaften" rüberzubringen, die einem sympathisch erscheinen, aber geht es darum bei guten Gedichten? "Was will uns der Autor damit sagen?"

    Wie es vor zig Jahren mal irgendjemand formulierte: "If you've got a message, send a cable!" (Heute hieße es vermutlich: "... send an SMS" oder "... post it on Facebook".)
    Man sollte ihn nicht auf seine Protestsongphase ganz am Anfang seiner Karriere reduzieren. In dieser Zeit sind allerdings schon einige sehr gute Songs mit vielen zitierfähigen Slogans für die Bürgerrechtsbewegung der 60er Jahre entstanden, dazu gehört auch "The Times They Are A-Changing", ein Text, der jetzt leider auf eine bittere Art und Weise wieder aktuell ist.

    Die reinen Protestsongs hat aber er relativ früh schon hinter sich gelassen bzw. hat auch parallel zu ihnen schon mit anderen, poetische(re)n Inhalten und Formen und erweiterten Musikstilen gearbeitet und experimentiert.
    Wobei man ihm dabei dann weniger zu klare Botschaften als zu verrätselte - kryptisch ist das Wort, das man in dem Zusammenhang öfter hört - Texte "vorgeworfen" hat.

    Ein paar seiner poetischsten, lyrischsten Texte, die ihm wohl u.a. den Nobelpreis eingebracht haben:

    - A Hard Rain's a Gonna Fall
    - Lay Down Your Weary Tune
    - One Too Many Mornings
    - When The Ship Comes In
    - Love Minus Zero/No Limits
    - It's alright, Ma (I'm only bleeding)
    - Desolation Row
    - Visions Of Johanna
    - Just Like A Woman
    - Sad Eyed Lady Of The Lowlands
    und natürlich Mr Tambourine Man:

    Then take me disappearin’ through the smoke rings of my mind
    Down the foggy ruins of time, far past the frozen leaves
    The haunted, frightened trees, out to the windy beach
    Far from the twisted reach of crazy sorrow
    Yes, to dance beneath the diamond sky with one hand waving free
    Silhouetted by the sea, circled by the circus sands
    With all memory and fate driven deep beneath the waves
    Let me forget about today until tomorrow

    http://bobdylan.com/songs/mr-tambourine-man/
    Geändert von little maggie (14-10-2016 um 10:35 Uhr)

  5. #80
    noch ein so nen thread und ich baller dir eine :D Avatar von ruru I.O.F.F. Team
    Zitat Zitat von little maggie Beitrag anzeigen
    ich glaube viele denken tatsächlich, dass der Literaturnobelpreis nur für Romane verliehen wird und haben Lyrik und Drama nicht so auf dem Schirm. Wobei das Ungewöhnliche und teils Kontroverse in diesem Jahr ist, dass Dylan im engeren Sinn kein Lyriker ist sondern Songwriter.
    (es gab aber auch letztes Jahr schon eine Genrediskussion. Die Jury-Entscheidung für Swetlana Alexijewitsch wurde teils kritisiert, Alexejwitsch arbeite mehr journalitisch als literarisch.
    Nicht nur das, bereits 1902 hat Theodor Mommsen ihn bekommen, als Historiker, und Churchill bekam ihn unter anderem auch für seine Reden.
    Die Kritiker der Jury sind da konservativer und eingegrenzter, als es die Jury selbst je war.

  6. #81
    Top-Fangirl Avatar von dedeli I.O.F.F. Team
    Ort: München
    Spiegel stellt Auszüge seiner ausdrucksstarken Texte vor:
    http://www.spiegel.de/kultur/literat...a-1116556.html

  7. #82
    Zitat Zitat von Orbitoz Beitrag anzeigen
    Das wird es wohl sein Jede wette: kaum jemand hier (mich eingeschlossen) hat eine Idee davon, an wen und weshalb dieses Jahr die naturwissenschaftlichen Preise verliehen worden sind.
    Doch drei für Chemie für so molekulare Minifabriken.

  8. #83
    Zitat Zitat von ruru Beitrag anzeigen
    Nicht nur das, bereits 1902 hat Theodor Mommsen ihn bekommen, als Historiker, und Churchill bekam ihn unter anderem auch für seine Reden.
    Die Kritiker der Jury sind da konservativer und eingegrenzter, als es die Jury selbst je war.

    Letzterer wusste ich gar nicht.


  9. #84
    bohemian barfly Avatar von spector
    Ort: Düsseldorf
    Zitat Zitat von ruru Beitrag anzeigen
    Irgendwie amüsant, wie Literaturkritiker und "echte" Schriftsteller teilweise schäumen.
    Dabei steht Bob Dylan Janen schon eine gefühlte Ewigkeit jedes Jahr auf der Liste derer, die als Preisträger gehandelt werden. Darum war ich zwar positiv überrascht, aber jetzt auch nicht so erstaunt.
    Als nächstes wird jetzt vermutlich die Lobby der Buchhändler aufheulen.
    Obwohl, ein paar Bücher für den Stapel direkt am Eingang des Ladens hat er ja durchaus veröffentlicht.
    Ging mir genau so.
    Ich habe in den Neunzigern sehr viel von Bob Dylan gecovert und war immmer wieder erstaunt über die lyrische Wucht undFülle in seinen Texten. Nicht umsonst haben Eric Burdon & The Animals (Tambourine Man), Manfred Mann (Mighty Quinn) oder Jimi Hendrix (All along the Watchtower) ihre "Dylan-Hits" gehabt. Das war nicht zuletzt auch seinen Kompositionen zu verdanken, die zwar schlicht, aber gewieft, nicht nur im Folkrock verhaftet waren. Gratulation einem 75-jährigen Mann, den ich nie mochte aber immer schätzte.
    Geändert von spector (14-10-2016 um 11:57 Uhr)

  10. #85
    gesperrt
    Ort: Im 100'000-Einwohner-Dorf
    Zitat Zitat von Stella Polaris Beitrag anzeigen
    Letzterer wusste ich gar nicht.
    Churchill hatte zwar schon auch einen beachtlichen Output an Büchern, hoffte aber eher auf den aus seiner Sicht prestigeträchtigeren Friedensnobelpreis. Das war dann aber dem Komitee doch etwas zu heikel. Seine erste Reaktion soll sinngemäss etwa so gewesen sein: "Okay, dann halt den Preis...".
    Geändert von Orbitoz (14-10-2016 um 12:15 Uhr)

  11. #86
    gesperrt
    Ort: Im 100'000-Einwohner-Dorf
    Zitat Zitat von spector Beitrag anzeigen
    Ging mir genau so.
    Ich habe in den Neunzigern sehr viel von Bob Dylan gecovert und war immmer wieder erstaunt über die lyrische Wucht undFülle in seinen Texten. Nicht umsonst haben Eric Burdon & The Animals (Tambourine Man), Manfred Mann (Mighty Quinn) oder Jimi Hendrix (All along the Watchtower) ihre "Dylan-Hits" gehabt. Das war nicht zuletzt auch seinen Kompositionen zu verdanken, die zwar schlicht, aber gewieft, nicht nur im Folkrock verhaftet waren. Gratulation einem 75-jährigen Mann, den ich nie mochte aber immer schätzte.


    Dylan Texte musste ich nie Interpretieren - unsere Englischlehrerin ist irgendwie nie über Thomas Hardy hinausgekommen - dafür hatten wir einen Dylan-begeisterten Musiklehrer. "Blowin' in the Wind" zu singen war aber allemal besser als das aus dem damals noch von "deutschen Liedgut" triefenden Gesangsbuch.

  12. #87
    Zitat Zitat von Orbitoz Beitrag anzeigen
    Churchill hatte zwar schon auch einen beachtlichen Output an Büchern, hoffte aber eher auf den aus seiner Sicht prestigeträchtigeren Friedensnobelpreis. Das war dann aber dem Komitee doch etwas zu heikel. Seine erste Reaktion soll sinngemäss etwa so gewesen sein: "Okay, dann halt den Preis...".

    Erwatungsgemäße Reaktion von ihm.

  13. #88
    eine sehr interessante Entscheidung - wie ich finde !

  14. #89
    Zitat Zitat von ruru Beitrag anzeigen
    Nicht nur das, bereits 1902 hat Theodor Mommsen ihn bekommen, als Historiker, und Churchill bekam ihn unter anderem auch für seine Reden.
    Die Kritiker der Jury sind da konservativer und eingegrenzter, als es die Jury selbst je war.
    das ist richtig. Die Preise für Mommsen und Churchill sind aber natürlich lange her und zumindest in den letzten Jahren hatte die Jury schon den Ruf, ein wenig verknöchert zu sein. Bis 2015 die neue Vorsitzende Sara Danius kam und frischen Wind in die Bude gebracht hat.
    Teile der Kritiker und des Publikums brauchen jetzt vielleicht noch etwas Zeit bis sie zu der Jury aufschließen können

  15. #90
    Mit über 850.000 Euro dotiert? 1 Mille? Habe ich mich da verlesen?


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