Ich find die Diskussionen über die gemeinen "Systemmedien", die einen so böse manipulieren und die ganzen dummen Leute verblöden, mehr als abseitig und auch arrogant, da da von den Leuten die sich nicht wie doofe Schlafschafe verblöden lassen ja auch immer kaum die überlegene Haltung mitschwingt, dass sie als einzige clever genug sind um das zu durchschauen
Bei Spiegel sind alle Kolumnen eindeutig als Kolumnen gekennzeichnet, wie man da also drüber aufregen kann, dass da viele "meinungsbildende" Kolumnen zu lesen sind, die nicht objektiv sind, verstehe ich einfach nicht. Die Aufregung verstünde ich nur wenn der Spiegel behaupten würde alle seine Artikel bestehen nur aus harten Fakten, tut er aber ja nicht.
Spiegel ist für mich ein eher links gerichtetes Nachrichtenportal, mit einer Mischung aus Artikeln und Kolumnen. Für mich ist er insgesamt eine der besten journalistischen Angebote in Deutschland, aber natürlich kriegt man ein einseitiges Bild wenn man sich nur darüber informiert. Da ist dann aber nicht der Spiegel dran Schuld sondern der Leser.
Ich reg mich auch über Kolumnen von Augstein und Fleischhauer gelegentlich auf oder bin irritiert, weiß das aber vorher, dass ich mit den beiden Herren oft nicht übereinstimme. In dem Moment wo man so was liest und sich aufregt, hat man aber zumindest mal eine Meinung gelesen, die nicht der eigenen entspricht, was ja per se schon mal zur Meinungsbildung beiträgt. Wenn man kein Brett vorm Kopf hat und nicht per se immer der Meinung ist dass die eigene Meinung die Richtige ist, kann das sogar zum Nachdenken anregen. Wenn man selber immer der Meinung ist, dass man recht hat, braucht man eigentlich gar keine Kolumnen zu lesen, dann hat man nämlich eine vergefasste Meinung, von der man eh nicht abweichen wird.
Leute die darauf dass sie in den Mainstream-Medien primär Meinungen finden die sie falsch finden, ablehnen oder abwegig finden reagieren, indem sie dann nur noch Quellen wie RT, Epoch Times und Tichys Einblicke lesen, also Blogs, die deutlich kolumnenlastiger und meinungsbildender und mindestens so einseitig sind wie Mainstream-Medien und sich dann einbilden sie würden jetzt objektiver informiert, kann ich aber nicht ernst nehmen.
Ich frag mich auch wie viele der Menschen die zwecks Objektivitätsgewinn plötzlich lauter alt-right Blogs legen, eigentlich zum objektiven Ausgleich dann wenigstens auch die entsprechenden "sozialistischen Blogs" lesen? Gibts nämlich auch zuhauf und die bieten genauso eine valide Gegenströmung zu Mainstream Meinungen wie die alt-right Blogs.
Ich les jedenfalls gelegentlich in beide Arten BLogs mal rein, das ist mir dann aber irgendwie immer zu tendenziös, manipulativ und einseitig und vor allem völlig vorhersehbar. Da les ich dann noch lieber den Fleischhauer, der überrascht mich manchmal tatsächlich noch.
Dass es in Schweden keine Möglichkeiten gibt, sich abseits der Mainstream Medien zu informieren und dass die Schweden per se alle viel doofer sind als Norweger, Deutsche, Finnen, Dänen und Österreicher mag ich nun auch nicht glauben.
Die Schweden-Demokraten sind da schließlich als Oppositionspartei in der Regierung.
Wenn die als Oppositionspartei mit ca. 10 % nicht in der Lage sind, ihre Ansichten in Schweden so gehört zu machen, dass jeder Schwede die mitkriegt und sich seine eigene Meinung dazu bilden kann, dann müssten die echt ziemliche Versager sein
, die AfD schafft das ja schließlich auch, dass jeder mitkriegt was die so denken.
Ergo wird es vermutlich doch eher so sein, dass die Mehrheit der Schweden durchaus in der Lage ist , aber dass eben viele Schweden schlicht und einfach alles doch etwas differenzierter sehen als die Leute die nur Blogs in der schwedischen Version von "Tichys Einblicke" lesen. Oder die es schlicht wagen anderer Meinung zu sein.
Ist ja hier in Deutschland auch nicht anders, gibt ja genug Deutsche, die es null nachvollziehen können, dass es Wähler gibt für die die Flüchtlingskrise oder IS Terror oder die "Islamisierung des Abendlandes" nicht das tägliche, stündliche und minütliche Denken bestimmt oder die nicht nachvollziehen können, dass andere Menschen zwar das gleiche Problem sehen (IS - Terrorismus), aber ganz andere Schlüsse daraus ziehen, was die "richtige" politische Antwort ist.
Jeder der in Schweden der Meinung ist, dass das das allerwichtigste brennendste Problem der Welt ist und man das nur möglichst rechtspopulistisch beantworten kann, kann ja einfach die Schweden-Demokraten wählen, von dem her seh ich das Problem nicht.
Wenn man sich die Election Polls für Schweden so anguckt, dann sehe ich da eine ähnliche Entwicklung wie in Norwegen, bloß halt mit 10 - 15 Jahren Verspätung
https://en.wikipedia.org/wiki/Opinio...election,_2018
Von dem her geh ich davon aus, dass die nächste REgierung etwas konservativer werden wird (allein dadurch dass die Schwedendemokraten stärker sind als letztes Mal), wobei offenbar die liberal-konservativen mehr an die Schwedendemokraten zu verlieren scheinen als die Sozialdemokraten, was zu einer ähnlichen Entwicklung führen dürfte wie in Finnland und Norwegen, was ja ganz in Ordnung sein dürfte.