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  1. #16
    pflegt ihren Dachschaden Avatar von BlackGirl
    Ort: Kölle
    Ich frag mich bei solchen Situationen auch immer, wo da zum Teufel die Politik in den jeweiligen Ländern bleibt. DIE haben die Verantwortung für ihre Leute, nicht der "böse" Westen, der angeblich die armen Leute ausbeutet. Die Ausbeutung findet vor Ort statt und es braucht Gesetze, welche die eigene Bevölkerung vor Ausbeutung schützt. Verbot von Kinderarbeit, Investitionen in Kinderarbeit, Mindestlöhne, Rechte für Frauen wären da nur der Anfang. Aber in Somalia führt man ja lieber Bürgerkrieg...

  2. #17
    Südsudan ist seit Jahrzehnten Bürgerkriegsgebiet. In Somalia marodieren seit langem Banden herum. In Nordnigeria (betroffen ist v.a. der Norden) wütet seit 10 Jahren Boko Haram. Die Leute können sich daher schon lange nicht mehr selbst ernähren. Landwirtschaft in Nordnigeria ist nahezu unmöglich. Im Südsudan war die "traditionelle" Wirtschaftsweise Viehhaltung. In Südostnigeria sind Landwirtschaft und Fischfang durch amerikanische Ölkonzerne unmöglich gemacht worden (Umweltkatastrophe apokalyptischen Ausmaßes).

    Bekannt ist das alles seit Ewigkeiten, aber anscheinend braucht es immer erst ein endzeitliches Ausmaß, damit der Globale Norden das wahrnimmt. Außerdem hat Europa jetzt Angst, dass sich halb Afrika zum Mittelmeer aufmacht. Bitter.

    Halbgare Spekulationen über Überbevölkerung sind da nicht zielführend.

  3. #18
    Zitat Zitat von Kosel Beitrag anzeigen
    Jemen ist doch auf der arabischen Halbinsel?
    ja - noch immer (geopgraphisch; geologisch eher Afrika).

    Aber jedenfalls einer jener Staaten, bei dem all die klassischen Gründe für Hunger zusammenfallen: Wenig fruchtbares Land, wenig Wasser, dramatische Bevölkerungsentwicklung (zuletzt war , glaub ich, ca. die Hälfte 15 Jahre oder drunter)

    UND, last not least

    seit ewiglich - zuletzt seit 2013 - immer wieder Bürgerkriege, wobei seit ca. zwei Jahren auch wieder diverse Koalitionen der Willigen (Saudis, Amis und die anderen üblichen Verdächtigen) mitmischen ... ich wusste es schon mal genauer, habs aber wieder verdrängt.

    Was, bitte, soll da rauskommen? Wie will man bei diesen Rahmenbedingungen systematisch Hunger und Armut bekämpfen? Ein paar Care-Packerln (sinngemäß) können zwar ad hoc ein wenig helfen ... aber Lösung ist das keine .....

    Jedes Land braucht auf Dauer eben ein Minimum an Selbstversorgung oder Geld ... aus welcher Quelle immer ... um Lebensmittel etc. einkaufen zu können. Wir sollten für Produkte aus armen Ländern faire Preise zahlen. Aber eine Gratis-Umverteilung von Lebensmittel-Überschüssen von einem Eck der Welt zum anderen spielts auf Dauer nicht. Das funktioniert bestenfalls kleinräumig (Tafeln etc.) .. weil auch bei uns gibts Hunger - wenn auch selten Verhungern.

    Berechnungen wie viele Millionen / Milliarden Menschen die Welt vertragen und locker ernähren könnte sind was für Theoretiker

  4. #19
    Zitat Zitat von Delphi Beitrag anzeigen
    Wenn der Weizenpreis dauerhaft sinkt, reagiert doch nicht nur die Nachfrage, sondern auch das Angebot. Die Landwirte würden die Anbauflächen für Weizen reduzieren, was die ursprüngliche Preissenkung konterkariert.

    Das Land verschwindet ja nicht. Das Land ist da und würde auch weiter bestellt. Im Gegensatz zu heute, würden aber die Erträge dem eigenen Volk zugutekommen. Das Angebot für die Industrienationen würde sinken, da hast du Recht. Gleichzeitig würde aber das Angebot für die Einheimischen steigen. Denn die Kleinbauern hätten wieder mehr Land. Auch das war Inhalt des Films

    https://youtu.be/32S9th3RkU4?t=20m35s

    Ackerfläche geht den Kleinbauern in den Entwicklungsländern verloren, weil das maßlose Konsumverhalten in den Industrienationen gedeckt werden muss. "Landgrabbing" ist da das Stichwort.


    Zitat Zitat von Delphi Beitrag anzeigen
    Davon abgesehen wurde der Europäischen Union lange Zeit vorgeworfen, sie würde durch ihre Exportsubventionen die Weltmarktpreise für Agrarprodukte drücken und den Landwirten in den Entwicklungsländern schaden.
    Das war auch so. Wäre aber völlig unerheblich, würden die Farmer nicht durch ausländische Konzerne, Investoren oder Regierung gezwungen, ihren Ertrag an sie zu den Dumpingpreisen abzutreten. Es gäbe keinen Schaden für Erzeugerländer, würden sie für den Eigenbedarf produzieren.

    Zitat Zitat von Delphi Beitrag anzeigen
    Wenn die Bevölkerung in den OECD-Staaten ihren Konsum reduziert, entstünde kurzfristig ein Überangebot an Agrarprodukten mit vergleichbaren Folgen für die Landwirte in den Entwicklungsländern. Langfristig würde die Weizenproduktion gedrosselt.
    Wie kann es ein Überangebot geben, wenn an gleicher Stelle Bedarf (Hunger) vorhanden ist. Der Schlussfolgerung kann ich logisch nicht folgen.

    Zitat Zitat von Delphi Beitrag anzeigen
    Im Übrigen hat die Hungersnot im Jemen, im Südsudan und in Somalia offensichtlich politische Ursachen.
    Offensichtlich? Was sind denn die "politischen" Ursachen und stehen sie nicht doch in Zusammenhang mit dem Beschriebenen?
    Geändert von Tiescher (24-03-2017 um 00:15 Uhr)

  5. #20
    Die offensichtlichen politischen Ursachen sind Bürgerkrieg und verschiedene Formen des Terrors, wie bereits geschrieben.

    (Ich beziehe mich nicht auf den Jemen, da ich mich da nicht auskenne. Er gehört auch nicht zu Afrika, Geographie hin oder her. Klimatisch und kulturell-historisch ist außerdem zwischen dem maghrebinischen und subsaharanischen Afrika zu unterscheiden.)

    Und wenn man bei Adam und Eva der modernen Agrarproduktion anfangen will, dann sollte man da nicht nur betriebswirtschaftlich argumentieren, das funktioniert nicht.

    Weizen zählt bereits zu den ursprünglich kolonial eingeführten "cash crops", die die frühere Subsistenzlandwirtschaft kaputt gemacht haben (Weizen wurde vorher niemals angebaut in Afrika und wurde für den Welthandel von den Kolonialmächten eingeführt).

    Strukturell ähnlich (Afrika als Ausbeutungs- und Gewinnmaximierungszone) verfahren heute weltweit agierende Konzerne, die z.B. die Fischbestände vor den afrikanischen Küsten zerstören oder die Ufer des Victoriasees in eine Kloake verwandeln. Oder ihren Elektroschrott und Altbatterien billig in Ghana entsorgen. Afrika hat keine Chance unter den derzeitigen Bedingungen. Eine kleine Elite profitiert von ihren guten Beziehungen zu den großen Konzernen, das war's. Es ist eine Schande, dass westafrikanische Fischhändler/innen gefrorenen Fisch aus Europa importieren müssen, um etwas auf dem Markt verkaufen zu können!!!

    Meine große Bewunderung gilt den einfachen Leuten, die sogar aus dem Müll noch was machen. Informeller Kleinhandel (in Westafrika in weiblicher Hand) ist die innovativste Branche. Hierin Kleinkredite zu investieren wäre gesamtgesellschaftlich-ökonomisch das sinnvollste.

    Im übrigen kann Ackerland durchaus verschwinden, wenn es auf Generationen unbestellbar wird. Durch Landminen oder Ölverschmutzung, um nur zwei Beispile zu nennen. Mal so am Rande.

    Betriebswirtschaftliche Analysen bringen hier alleine nichts, sondern können im Gegenteil aus wohlgemeinter Hilfe eine Fehlplanung machen. Es wird leider gerne mal aus dem Globalen Norden heraus an den afrikanischen Bedürfnissen vorbei überlegt.

    Eine ernsthafte Analyse, die was bringt, sollte sowieso nicht bei "Afrika" anfangen, sondern die einzelnen Regionen und die Strukturen der jeweiligen Bürgerkriege bzw. des Terrors unter die Lupe nehmen. Wie da Abhilfe geschaffen werden könnte, ist mir aber schleierhaft. Die aktuell betroffenen Nationalstaaten sind entweder de facto nicht existent bzw. dysfunktional (Südsudan und Somalia) oder historisch bedingt schwierig (Nigeria).

    Nigeria z.B. ist gespalten zwischen Norden und Süden seit die Kolonialmächte Westafrika mit dem Lineal aufgeteilt haben. Die Regierung im Süden hat sich noch nie für die im Norden interessiert, wo seit Jahren Boko Haram die Menschen terrorisiert. Darüber hinaus gehört Nigeria zu den korruptesten Ländern, die ich kenne. Effektive Terrorbekämpfung erwarte ich da nicht.

    Der Bürgerkrieg im Südsudan dauert Jahrzehnte und ist so kompliziert, dass selbst Experten das nicht kurz und knackig erklären können.

    Soviel zu Überlegungen zu Weltmarktpreisen, Angebot und Nachfrage. Das ist nur eine einzige Dimension des Problems.

  6. #21
    gesperrt Avatar von Kosel
    Ort: before I sleep
    Zitat Zitat von graceland Beitrag anzeigen
    Bekannt ist das alles seit Ewigkeiten, aber anscheinend braucht es immer erst ein endzeitliches Ausmaß, damit der Globale Norden das wahrnimmt. Außerdem hat Europa jetzt Angst, dass sich halb Afrika zum Mittelmeer aufmacht. Bitter.

    Nein.
    Europa hat Angst, dass es die Seewege der Schlepperboote verminen muss.
    Das wird dann bitter.

    Nochmal: Das sind alles echte Menschen in Nigeria und Co. Das sind keine kleinen, braunen Picaninnies, denen wir Stullen schmieren müssen, damit sie ihre Gesellschaft auf die Reihe kriegen. Die Leute in den Staaten mit Problemen müssen sich ihren Finger aus dem Hintern ziehen und ihren Kram zusammen kriegen. Wenn eine Kleptokratie den eigenen Staat ausraubt, muss die leidene Bevölkerung das ändern und nicht auf Hilfe von denen hoffen, die sie verachten, indem sie glauben, die Afrikaner kriegen alleine nichts gebacken.
    Westliche Unternehmen sind ein Schmerz im Arsch von Afrika. Aber diese Unternehmen sind nicht der Grund für die Malaise sondern eine Auswirkung.
    Afrika kann sich nur selber retten. Wir weißen goodie two shoes beuten die Afrikaner lediglich aus.Sei es nun als Lieferanten billiger Rohstoffe oder Grund uns toll zu fühlen, weil wir so prima ihren Schmerz schlimm finden.

  7. #22
    gesperrt Avatar von Kosel
    Ort: before I sleep
    Zitat Zitat von graceland Beitrag anzeigen
    Weizen zählt bereits zu den ursprünglich kolonial eingeführten "cash crops", die die frühere Subsistenzlandwirtschaft kaputt gemacht haben (Weizen wurde vorher niemals angebaut in Afrika und wurde für den Welthandel von den Kolonialmächten eingeführt).
    Ägypten war die Kornkammer Roms und schon den Griechen tributpflichtig.
    Und Subsitenzlandwirtschaft hat Afrika erst in Katastrophe gebracht, wenn Ernten ausfielen. Wenn sich, wie Blue schrieb, die Bevölkerung Nigerias in den letzten 30 Jahren verdoppelt hat, dann muss der böse, weiße Mann nicht alles falsch gemacht haben.

    Bleib mal auf dem Teppich.

  8. #23
    gesperrt Avatar von Kosel
    Ort: before I sleep
    Zitat Zitat von Tiescher Beitrag anzeigen
    Erklär mal Deine Bedürfnispyramide ist Theorie, wohingegen die unbezahlbaren Preise für Einheimische bittere Praxis sind. Aber es war schon immer einfacher auf andere zu zeigen.
    Nein.
    Wenn Essen teuer ist, sind Menschen unterernährt. Unterernährte Frauen kriegen keine Kinder.
    Bevölkerung wächst, also ist genug Essen da. Und wer satt ist, will ein I-Phone. Maslow in a nut shell.

    Du willst nichts erklärt haben. Du willst recht haben.

  9. #24
    Pan narrans Avatar von Proteus I.O.F.F. Team
    Ort: Essen
    Zitat Zitat von Tiescher Beitrag anzeigen
    ...
    Das war auch so. Wäre aber völlig unerheblich, würden die Farmer nicht durch ausländische Konzerne, Investoren oder Regierung gezwungen, ihren Ertrag an sie zu den Dumpingpreisen abzutreten. Es gäbe keinen Schaden für Erzeugerländer, würden sie für den Eigenbedarf produzieren.

    ...
    Naja, gerade einem Land das noch vor 2 Jahrzehnten als "Kornkammer Afrikas" galt wurden vom eigenen Herrscher die Grundlagen entzogen. Ich rede vom Zimbabwe.
    Vor dem Jahr 2000 war dort ein Großteil des Farmlandes im Besitz von weißen Nachfahren der europäischen Kolonisten, die es mit modernen Methoden bewirtschafteten. Zimbabwe war zu der Zeit ein Netto-Exporteur für Agrarproukte.
    Im Jahr 2000 wurde dann aber in einer Nacht und Nebelaktion von Mugabe eine "Landreform" duchgeführt, in welcher die weißen Farmer ohne Entschädigung zwangsenteignet und das Land Mugabes Günstlingen zugeschlagen wurde.
    Nur hatten Mugabes Günstlinge weder die Kenntnisse der weißen Farmer in Agrarwirtschaft (viele von ihnen waren Soldaten) noch hatten viele von ihnen überhaupt den Willen, den Rest ihres Lebens als Bauern zu verbringen.
    In Folge dessen fiel die Agrarproduktion schlagartig auf etwa 1/5 der Produktion der Vorjahre ... und hat sich, trotz der Tatsache daß Mugabe nicht mehr an der Macht ist, auch nicht mehr vollständig erholt. Aus einem Netto-Exporteur für Agrarprodukte wurde ein Land das selbst Agrarprodukte importieren musste um die Bevölkerung zu ernähren.

    Siehe auch hier, die Statistiken für Weizen und Mais-Produktion im Zimbabwe pro Jahr, die Bände sprechen:
    https://www.indexmundi.com/agricultu...aph=production
    https://www.indexmundi.com/agricultu...aph=production
    "We have just folded space from Ix...Many machines on Ix. New machines"

  10. #25
    Zitat Zitat von Proteus Beitrag anzeigen
    In Folge dessen fiel die Agrarproduktion schlagartig auf etwa 1/5 der Produktion der Vorjahre ... und hat sich, trotz der Tatsache daß Mugabe nicht mehr an der Macht ist, auch nicht mehr vollständig erholt. Aus einem Netto-Exporteur für Agrarprodukte wurde ein Land das selbst Agrarprodukte importieren musste um die Bevölkerung zu ernähren.
    Ich weiß ja selbst, dass es kaum zu fassen ist, aber Mugabe ist immer noch an der Macht.
    Danke für deine Analyse.
    We're too young until we're too old - We're all lost on the yellow brick road - We climb the ladder but the ladder just grows - We're born, we work, we die, it's spiritual
    (Kenny Chesney - "Rich And Miserable")

  11. #26
    Zitat Zitat von Kosel Beitrag anzeigen
    Nein.
    Europa hat Angst, dass es die Seewege der Schlepperboote verminen muss.
    Das wird dann bitter.
    Das gehört sicherlich auch dazu, keine Frage. An einem Wettbewerb, was am bittersten ist, habe ich kein Interesse.

    Zitat Zitat von Kosel Beitrag anzeigen
    Nochmal: Das sind alles echte Menschen in Nigeria und Co. Das sind keine kleinen, braunen Picaninnies, denen wir Stullen schmieren müssen, damit sie ihre Gesellschaft auf die Reihe kriegen. Die Leute in den Staaten mit Problemen müssen sich ihren Finger aus dem Hintern ziehen und ihren Kram zusammen kriegen. Wenn eine Kleptokratie den eigenen Staat ausraubt, muss die leidene Bevölkerung das ändern und nicht auf Hilfe von denen hoffen, die sie verachten, indem sie glauben, die Afrikaner kriegen alleine nichts gebacken.
    Westliche Unternehmen sind ein Schmerz im Arsch von Afrika. Aber diese Unternehmen sind nicht der Grund für die Malaise sondern eine Auswirkung.
    Afrika kann sich nur selber retten. Wir weißen goodie two shoes beuten die Afrikaner lediglich aus.Sei es nun als Lieferanten billiger Rohstoffe oder Grund uns toll zu fühlen, weil wir so prima ihren Schmerz schlimm finden.
    Nochmal? Mit mir hast Du bis hierher noch nicht kommuniziert.

    Zum Rest: geschenkt. Ich habe nirgendwo behauptet, dass wir Afrika retten müssen, sondern nehme sehr ernst, dass in weiten Teilen des subharanischen Afrikas die Meinung vorherrscht, man solle sie mit Bevormundung endlich in Ruhe lassen.

    Ob Kapitalismus oder korrupte Eliten verantwortlich sind, ist eine Henne-oder-Ei-Frage. Bereits der britische Kolonialismus und seine Förderung hierarchischer Strukturen durch die indirect rule ist nicht ohne Ökonomie zu verstehen. Gandhi hat es begriffen, sonst wäre er mit "produce and buy Indian" nicht so erfolgreich gewesen.

    Zitat Zitat von Kosel Beitrag anzeigen
    Ägypten war die Kornkammer Roms und schon den Griechen tributpflichtig.
    Und Subsitenzlandwirtschaft hat Afrika erst in Katastrophe gebracht, wenn Ernten ausfielen. Wenn sich, wie Blue schrieb, die Bevölkerung Nigerias in den letzten 30 Jahren verdoppelt hat, dann muss der böse, weiße Mann nicht alles falsch gemacht haben.
    Ägypten gehört nicht zum subsaharanischen Afrika und hat andere historisch gewachsene Probleme und eine andere Gesellschaftsstruktur als die meisten Staaten südlich der Sahara.

    Die Einführung von cash crops hat enorme Umwälzungen gebracht und hat v.a. Frauen geschadet. Aber das führt hier mit Bezug auf die aktuellen Problemen wahrscheinlich wirklich zu weit. Nirgendwo habe ich im übrigen Bevölkerungswachstum geleugnet.

    Wo habe ich das Klischee des bösen weißen Mannes beschworen? Ich bin weniger polemisch als ich es aus Deinem Post herauslese.

    Zitat Zitat von Kosel Beitrag anzeigen
    Bleib mal auf dem Teppich.

  12. #27
    Bushveld Voortrekker Avatar von peterprochow
    Ort: Provinsie van Transvaal
    Zitat Zitat von Proteus Beitrag anzeigen
    Naja, gerade einem Land das noch vor 2 Jahrzehnten als "Kornkammer Afrikas" galt wurden vom eigenen Herrscher die Grundlagen entzogen. Ich rede vom Zimbabwe.
    Vor dem Jahr 2000 war dort ein Großteil des Farmlandes im Besitz von weißen Nachfahren der europäischen Kolonisten, die es mit modernen Methoden bewirtschafteten. Zimbabwe war zu der Zeit ein Netto-Exporteur für Agrarproukte.
    Im Jahr 2000 wurde dann aber in einer Nacht und Nebelaktion von Mugabe eine "Landreform" duchgeführt, in welcher die weißen Farmer ohne Entschädigung zwangsenteignet und das Land Mugabes Günstlingen zugeschlagen wurde.
    Nur hatten Mugabes Günstlinge weder die Kenntnisse der weißen Farmer in Agrarwirtschaft (viele von ihnen waren Soldaten) noch hatten viele von ihnen überhaupt den Willen, den Rest ihres Lebens als Bauern zu verbringen.
    In Folge dessen fiel die Agrarproduktion schlagartig auf etwa 1/5 der Produktion der Vorjahre ... und hat sich, trotz der Tatsache daß Mugabe nicht mehr an der Macht ist, auch nicht mehr vollständig erholt. Aus einem Netto-Exporteur für Agrarprodukte wurde ein Land das selbst Agrarprodukte importieren musste um die Bevölkerung zu ernähren.

    Siehe auch hier, die Statistiken für Weizen und Mais-Produktion im Zimbabwe pro Jahr, die Bände sprechen:
    https://www.indexmundi.com/agricultu...aph=production
    https://www.indexmundi.com/agricultu...aph=production
    Es ist eine Schande, was in Rhodesien passiert ist. Und da ist deine Zusammenfassung noch äußerst diplomatisch und verzichtet auf das Aufzeigen der hässlichsten Facetten wie etwa die bis an die Zähne bewaffneten Farmerfamilien (Vater, Mutter, Kinder, allesamt die Shotgun bei Fuß), nachts schlaflos im abgelegenen Bauernhaus eng zusammen sitzend, in ständiger Furcht vor Vertreibung, Ermordung und Vergewaltigung durch die stolzen Freiheitskämpfer.


    Auch in Südafrika war man wohl der Meinung, man könne ohne große Anlernzeit alles besser oder zumindest genauso gut machen wie das vorherige weiße Management. Auch hier hat man bittere Lehren erfahren müssen. Im Grunde genommen reicht auch schon ein Blick auf die Entwicklung des Landes in den letzten 20 Jahren.

    http://www.capetown-online.com/sueda...ndale-abstieg/


    Immerhin lief der Machtwechsel in Südafrika um Einiges friedlicher und gewaltärmer ab als in anderen afrikanischen Staaten. Dennoch scheint sich der langsame Abstieg des Landes unaufhaltsam zu vollziehen. Landflucht in Richtung städtischer Perspektivlosigkeit, stetiges Wachsen der Townships mit zunehmendem Verlust an staatlicher Kontrolle innerhalb derselben. Es werden zwar (zugegebenermaßen freigiebig) Wohnraum und Ressourcen an die notleidende Bevölkerung verteilt, was aber nur wenig an der Perspektivlosigkeit ändert, die Landflucht und die Abhängigkeit noch verstärkt und darüberhinaus eine äußerst bedenkliche Wirtschaftsflucht aus ärmeren afrikanischen Staaten nach Südafrika anheizt. Wer beim Thema "Flüchtlingspolitik" zu Sorgen neigt bzw. zum Grübeln und pessimistischen Herstellen von interkontinentalen Parallelen, dem ist von einem Besuch dieses Landes abzuraten; beratungsresistenten Neugierigen mit den besagten Neigungen ist zumindest das Schließen der Augen bei der Durchfahrt durch Stadtrandzonen in Richtung Kapstadt oder Joburg zu empfehlen.

    Nicht besonders erwähnenswert, weil mittlerweile leider typisch für viele afrikanische Länder ist die um sich greifende Korruption, nicht nur in Regierungskreisen Südafrikas sowie ein selbstherrlicher und geltungssüchtiger Präsident, dessen Gebaren zuweilen dem eines Königs nachzueifern scheint. Immerhin als positiver Aspekt bleibt die enge Kooperation zwischen Präsident und Ministern zu erwähnen: Bei nachlassender Kooperation von Ministerseite her erledigt sich die Unstimmigkeit oft schnell durch einvernehmliches Austauschen desselben gegen Nachfolger mit mehr Begeisterungsfähigkeit für die präsidiale Linie.

    Dass man aber aus vergangenen Fehlern und schiefgelaufenen Anflügen von Hybris nicht zwangsläufig immer lernen muss, zeigen diverse Meldungen aus der ehemaligen Kapkolonie:

    Gewalt und Enteignung: Südafrikas weiße Farmer leben in Angst

    Südafrika: Oppositionsführer ruft zur Enteignung von Weißen auf


    Dass man den Afrikanern von schwarzer Seite her in den letzten zwei Jahrzehnten bereits übel mitgespielt und dabei die Karre mehrfach gegen den Baum gefahren hat, scheint zumindest Teile der schwarzen Bevölkerung nicht davon abzuhalten, nun auch noch die womöglich sogar gewaltsame Enteignung von Afrikanern zu fordern. Dass der Schuss im Hinblick auf das Wohl des Landes wieder nach hinten losgehen könnte, scheint dabei nicht gerade das größte Kopfzerbrechen zu bereiten.

    Das nur als Beitrag dahingehend, dass man in Afrika nicht nur vergeblich darum kämpft, bereits am Boden liegenden Ländern einen Aufstieg zu ermöglichen, sondern dass man hier auch ganz prima ein Land ruinieren kann, dessen Ausgangsbedingungen eigentlich gar nicht mal so schlecht aussahen.
    Der Kontinuumtransfunktionator ist ein sehr rätselhaftes und mächtiges Gerät,
    und seine Rätselhaftigkeit wird nur durch seine Macht übertroffen.

  13. #28
    gesperrt Avatar von Kosel
    Ort: before I sleep
    Zitat Zitat von graceland Beitrag anzeigen

    Die Einführung von cash crops hat enorme Umwälzungen gebracht und hat v.a. Frauen geschadet. Aber das führt hier mit Bezug auf die aktuellen Problemen wahrscheinlich wirklich zu weit. Nirgendwo habe ich im übrigen Bevölkerungswachstum geleugnet.
    Cashcrops? Der Begriff war in den 70ern schon ausgelutscht. An Cashcrops leiden die Anwohner des Pazifischen Ozeans und die USA. Keiner will heutzutage verpilzte Erdnüsse aus dem Senegal oder Bananen aus dem Kongo.
    Das Hauptproblem dürfte im Moment rabiater Bergbau, AIDS und der Bevölkerungsanstieg sein. Den Frauen schadet das überkommene Frauenbild, mit rostigen Feuersteinen abgesäbelte Geschlechtsteile und die Clanwirtschaft, die Frauen mit ein bisschen Einkommen zwingt, den halben Clan zu versorgen.

    Du hast den Schaden durch Überbevölkerung als nebensächlich hingestellt. Alle Frauen Afrikas können versuchen, was sie können, es führt aber zu nichts, wenn immer mehr Menschen jeden kleinen Erfolg sofort abfrühstücken.

  14. #29
    Zitat Zitat von Kosel Beitrag anzeigen
    Cashcrops? Der Begriff war in den 70ern schon ausgelutscht. An Cashcrops leiden die Anwohner des Pazifischen Ozeans und die USA. Keiner will heutzutage verpilzte Erdnüsse aus dem Senegal oder Bananen aus dem Kongo.
    Das Hauptproblem dürfte im Moment rabiater Bergbau, AIDS und der Bevölkerungsanstieg sein. Den Frauen schadet das überkommene Frauenbild, mit rostigen Feuersteinen abgesäbelte Geschlechtsteile und die Clanwirtschaft, die Frauen mit ein bisschen Einkommen zwingt, den halben Clan zu versorgen.

    Du hast den Schaden durch Überbevölkerung als nebensächlich hingestellt. Alle Frauen Afrikas können versuchen, was sie können, es führt aber zu nichts, wenn immer mehr Menschen jeden kleinen Erfolg sofort abfrühstücken.
    Nein, ich habe über die Bevölkerungszahl "an sich" nicht geschrieben, sondern gesagt, dass rein betriebswirtschaftlich geschulte Sichtweisen (und alleinige Konzentration auf Bevölkerungswachstum) viele wichtige Dimensionen nicht in den Blick bekommen. Mehr nicht. Mag sein, dass ich das missverständlich formuliert habe.

    Die Probleme Afrikas sind vielfältig, da stimme ich Dir voll zu. Hier im Thread geht es um aktuelle Hungerkatastrophen in ganz bestimmten Ländern, in denen Bürgerkrieg oder Terror herrscht. Darauf habe ich reagiert. Worüber regst Du Dich auf?

    Nur am Rande: Nein zu Deinen Ausführungen über das "überkommene" Frauenbild. Wenn Du pauschal die Position von Frauen mit Beschneidung und "Clanwirtschaft" begründest, argumentierst Du mit einer eurozentrischen Brille. Beschneidung finde ich grauenhaft, nicht dass wir uns hier falsch verstehen. Sie hat aber kausal nichts mit familiären Verpflichtungen zu tun, denen Männer genauso unterworfen sind, und kommt im übrigen "nur" in bestimmten Regionen vor. Den Begriff "Clan" verwendet man außerdem seit Jahrzehnten nicht mehr, da er die Verwandtschaftsstrukturen nicht realistische beschreibt, sondern diskreditiert *relikt einer mentalität des 19. jahrhunderts*

    Frauenpolitisch ist wesentlich relevanter (und zwar fast überall in Afrika südlich der Sahara), dass bis heute (obwohl es gesetztlich inzwischen erlaubt ist) Frauen gewohnheitsrechtlich oft Schwierigkeiten haben, eigenen Landbesitz durchzusetzen.

    Erdnüsse aus dem Senegal kenne ich nicht. Die aus Nigeria kann ich nur empfehlen, kein bisschen verpilzt. Kleine krumme Bananen, die der EU-Norm nicht entsprechen, sind auch sehr lecker. Dass wir sie hier nicht essen können, hat andere Gründe als die, die Du evozierst.
    Geändert von graceland (25-03-2017 um 00:05 Uhr)

  15. #30
    gesperrt Avatar von Kosel
    Ort: before I sleep
    Du hast mich "halbgar" genannt. Und zwar im Zusammenhang mit der Bevölkerungsentwicklung in Schwarzafrika. Als Konsequenz sind du und deine Ansichten mir völlig egal.
    Dein beharren auf "Cashcrops" finde ich für die Komplexität der afrikanischen Situation, die du u.a. einforderst, zu trivial.
    Die Probleme der Afrikaner sind zudem nicht "komplex" sondern multifaktoriell. Neue Herausforderungen begegnet man mit alten Lösungsansätzen, indem man sich noch fester an überkommene Bräuche festhält. Statt Kontinent übergreifend zu erneuern, zollt man greisen Relikten wie Mugabe Respekt oder driftet in Warlordromantik wie in Somalia ab. Und über allem hängt das Damoklesschwert der Überbevölkerung. Und Überbevölkerung bedeutet Hunger. Hunger lähmt.

    Und dann diese Sache mit der Entwicklung des Kleinhandels der Frauen. Wenn Frauen beginnen ohne Männer auf regionaler Basis zu wirtschaften und Männer versuchen in Südafrika oder Europa Arbeit zu finden, haben wir wieder das Jäger und Sammler Zeitalter. Viel kaputter kann eine Gesellschat nicht sein. Oder anders ausgedrückt: Schwarzafrika ist auf einem Höhepunkt der sozialen Verwahrlosung.


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