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Tianchen
24-02-2005, 05:39
Ich bin gerade dabei das Buch "Sie nannten mich 'Es'" von ihm zu lesen und kann es nicht mehr aus den Händen legen. Mich interessieren im allgemeinen Bücher über wahre Begebenheiten. Habt ihr noch Buchempfehlungen für mich? Was lest ihr gerade?

Lyna
24-02-2005, 07:04
Wie war es? Ich schwanke noch ob es sich wirklich lohnt. Denn es scheint sehr überzogen beschrieben, soll aber auf der Wirklichkeit beruhen.
Lyna

Tianchen
24-02-2005, 07:16
Wie war es? Ich schwanke noch ob es sich wirklich lohnt. Denn es scheint sehr überzogen beschrieben, soll aber auf der Wirklichkeit beruhen.
Lyna

also ich habe schon 30 seiten geschafft gestern abend und finde es gut. hätte auch gern weitergelesen. es ist eine wahre geschichte des autors selbst. ich habe auch bewertungen gelesen, die meinen, dass es übertrieben geschrieben wäre, was ich aber gar nicht finde. also ich denke die 7 euro lohnen sich, wenn man sich für das thema interessiert. am anfang erschreckt man zwar schon mal, zu was eine mutter fähig ist, aber trotzdem finde ich es sehr interessant geschrieben. den zweiten teil "der verlorene sohn" habe ich gleich mitgekauft, aber noch nicht reingeschaut. erst ist der erste teil dran.

BWfH™
24-02-2005, 07:27
Ich habe gerade neugierig nachgeschaut, weil ich weder Autoren, noch Titel kannte.
Mir drängt sich aber nicht die Frage auf, ob ich es lesen will (die kann ich klar mit nein beantworten), sondern die, was jemanden dazu bewegt, so ein Buch lesen zu wollen?
Was zieht man daraus?

Muss ich jedes Spermium persönlich kennenlernen, um zu wissen, dass Vergewaltigungen widerlich sind?
Muss ich jede Wunde im Detail ansehen, um zu wissen, dass Krieg widerlich ist?
Muss ich jede Handlung gestörter Eltern kennen, um zu wissen, dass Kinderquälerei widerlich ist?
Dann müsste ich "folgerichtig" auch Kinderprons angucken, um zu wissen, dass sie widerlich sind?
:nein:
Sorry, ich finde, das Genre "Wir geilen uns an Details auf, um uns gruseln zu können" wird bereits ausreichend durch BILD, yellowpress und infontainment-"Berichte" abgedeckt.
Und ich möchte nicht wissen, wieviele sich bei einer detaillierten Schilderung von Grausamkeiten nicht "nur" gruseln, sondern wirklich dran aufgeilen.

IMHO wird ein Opfer durch solche Berichte/Bücher zum zweiten Mal Opfer.

Lyna
24-02-2005, 07:59
Ich habe gerade neugierig nachgeschaut, weil ich weder Autoren, noch Titel kannte.
Mir drängt sich aber nicht die Frage auf, ob ich es lesen will (die kann ich klar mit nein beantworten), sondern die, was jemanden dazu bewegt, so ein Buch lesen zu wollen?
Was zieht man daraus?

IMHO wird ein Opfer durch solche Berichte/Bücher zum zweiten Mal Opfer.

Da das Opfer dieses Buch selbst schrieb, ist es dann zum Täter geworden, welcher sich selbst erneut zum Opfer macht?

Es geht nicht darum sich daran aufzugeilen, sondern darum zu schauen wie wurde derjenige damit fertig.
Und sind die Kriegsberichterstatter (und für mich ist so eine Kindheit ein Kriegszustand, ich kenne es aus eigener ..aber da führt hier zu weit) per se nur Sensationsgeil?
Oder ernsthafte Fotojournalisten wie Nachtwey, sind dies nur Gaffer?
James Nachtwey (http://www.digitaljournalist.org/issue0110/nachtwey_intro.htm)

Glaubst du ernsthaft, dass jeder Mensch so eine Empathie hat, dass solche Bücher überflüssig sind? In der heutigen Zeit schauen so viele weg. Und vielen ist gar nicht klar wie Menschen sein können. Wie ich schon schrieb ich bin mir nicht sicher ob dieses Buch etwas für mich ist, aber ich finde es bedenklich wenn gleich mit Worten geschossen wird.
Und jemanden der so ein Buch liest quasi gleichzusetzen mit Kinderquälern und Sadisten sorry das führt denke ich mal zu weit.

Bloss weil du für dich diese Sachen klar und empfindsam wahrnimmst, solltest du andern nicht absprechen dass sie da etwas anderen Zugang zu brauchen.

Lyna

edit: in Punkto Sensationsjournalismus für die breite träge Masse gebe ich dir allerdings recht, doch so einen Bericht mit diesem Schmuddelkram zu vergleichen, das sprengt denn dann doch den Bezug

Tianchen
24-02-2005, 08:09
an BWfH™:

also ich geile mich ganz sicher nicht an diesen büchern auf, sondern mich interessieren einfach die schicksale und mich interessiert es, was aus ihnen geworden ist, trotz einer solchen vorgeschichte.

für mich sind romane, die einfach nur ausgedacht sind, total langweilig und ich möchte damit nicht meine zeit vergeuden. ein anderes beispiel ist, dass ich bücher über schicksale aus der zeit des nationalsozialismus lese, einfach um mal zu erfahren, wie es damals gewesen ist, wie die menschen damit umgegangen sind.

ich finde deine einstellung nicht unbedingt richtig, aber über geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten und ich möchte nicht wissen, wo deine interessen liegen, die ich vielleicht nicht teile. dafür sind die menschen ja auch unterschiedlich. zum glück.

ich muss auch sagen, dass die betroffenen ihre erlebnisse niederschreiben, damit sie es verarbeiten können und wir wissen ja wohl auch, dass es nicht gut ist probleme in sich hineinzufressen, sondern man sollte darüber reden. bücher werden auch nicht geschrieben, damit sie nicht gekauft werden, sondern damit anderen auch mut gemacht wird, denen es vielleicht ähnlich erging.

BWfH™
24-02-2005, 08:57
Da das Opfer dieses Buch selbst schrieb, ist es dann zum Täter geworden, welcher sich selbst erneut zum Opfer macht?
Jein, bzw. in dem Sinne nicht bewußt, IMHO.
Es gibt nach Traumen eine Phase, in der man offensiv mit Verletzungen umgeht, um sich - mir fehlt ein passenderer Ausdruck - zu "reinigen" i.S.v. sich davon frei zu machen.
Und die Psyche schlägt manchmal wirklich seltsame Haken. Z.B. gibt es viele Prostituierte, die als Kind missbraucht wurden ud denken, dass sie sich so "rächen" können, strafen sich aber letztendlich wiederum selbst für ewas ab, für das sie nichts konnten, werden dadurch nicht glücklich, obwohl sie ihren Lebensstil aggressiv verteidigen.
Oder missbrauchte, unterdrückte Mädchen, die sich wiederum Unterdrücker als Partner suchen, und bei diesen die Unterdrückung begründen/entschuldigen/gutheißen,..oder, oder, oder...
Aber das ist ein sehr weites Feld. Zu weit, um es in einem Forum angemessen besprechen zu können. Insofern ist sicher jedes Statement bzw. jede Meinung gewissermaßen plakativ pro oder contra und muss gewissermaßen an der Oberfläche bleiben, bzw. kann nur dran kratzen.



Es geht nicht darum sich daran aufzugeilen, sondern darum zu schauen wie wurde derjenige damit fertig. Ist dazu nicht das Innenbild des Protagonisten während der Aufarbeitung erheblich wichtiger, als Detailreichtum der vorausgegangenen Verletzungen? :kopfkratz



Und sind die Kriegsberichterstatter (und für mich ist so eine Kindheit ein Kriegszustand, ich kenne es aus eigener ..aber da führt hier zu weit) per se nur Sensationsgeil?
Oder ernsthafte Fotojournalisten wie Nachtwey, sind dies nur Gaffer?
James Nachtwey (http://www.digitaljournalist.org/issue0110/nachtwey_intro.htm) Ja und nein, kommt auf den Berichterstatter an, auf seine Materialauswahl, die man eben sensibel oder unsensibel treffen kann, ect.
Die Gesamtheit der Faktoren machts. Und wenn ich für ein evtl. abgestumpftes Publikum "einen Schocker draufsetze", stumpfe ich wieerum auch eine Menge Leute ab, was in einer eskalierenden Spirale endet..Vor 30 Jahren haben die Menschen ihren Nachrichten/Berichten/Büchern ebenso entnehmen können, was widerlich ist und Ekel gegen manche Zustände entwickeln können. Merkwürden, dass das auch ohne massenhaftes Nutzen dezidierter Schilderungen ging.
Dass wir jetzt an jeder Ecke schriftliche und bildliche Details über Gewalt (aber auch Sex) um die Ohren und Augen gehauen bekommen ist aber Folge einer solchen Spirale - wohin soll diese sich noch drehen?



Glaubst du ernsthaft, dass jeder Mensch so eine Empathie hat, dass solche Bücher überflüssig sind? In der heutigen Zeit schauen so viele weg. Und vielen ist gar nicht klar wie Menschen sein können. Siehe Spirale - den einen ist das immer noch nicht genug - und andere wenden sich WEGEN zu detaillierter Schilderungen von ansich wichtigen Themen ab.


Und jemanden der so ein Buch liest quasi gleichzusetzen mit Kinderquälern und Sadisten sorry das führt denke ich mal zu weit. Nope, das tat ich nicht per se. Ich denke aber, dass zumindest eine "Untergruppe" existiert, die so ist bzw. dass es eine "Schnittmenge" gibt.


Bloss weil du für dich diese Sachen klar und empfindsam wahrnimmst, solltest du andern nicht absprechen dass sie da etwas anderen Zugang zu brauchen. Ich sags mal so. Bei einer Formulierung wie "bestialisch gequält" oder "bestialisch ermordet" braucht es keine Details, da kann jeder an bis an die Grenzen seiner Phantasie/seines Vorstellungsvermögens gehen ohne dass die Grenzen des für ihn Erträglichen (! das IST für mich ein wichtiger Faktor, sich mit etwas auseinandersetzen zu können - und letztendlich dann auch zu wollen) überschritten würden.
Bei der Aufarbeitung z.B. einer Vergewaltigung, ist es für das Opfer wichtig, sich von der Seele zu sprechen, was es belastet, aber selbst dabei wird ein Großteil auf etliche Details "verzichten", um es nicht nochmal durchleben zu müssen.
Detailreichtum ist IMHO nur für die Aufklärung - und die Ahndung - eines Verbrechens nötig. Zudem eventuell(!s.o.) noch für die Aufarbeitung. Aber nicht für "Unbeteiligte" bzw. nicht für nicht unmittelbar(!) Beteiligte.

OMG, so tief wollte ich gar nicht drauf einsteigen, sorry.

Kompromiss?

Ich meine, dass Aufklärung wichtig ist, halte aber zuviele bzw. grenzüberschreitende Details für kontraproduktiv.
Und bevor jemand so etwas liest, sollte er sich zumindest sehr genau in Hinsicht darauf prüfen, was seine Motive sind. Was für ihn nicht nur erträglich ist, sondern sich für ihn auch konstruktiv auswirkt. Und ob der Kauf eines solchen Buches nicht an der Spirale mitbastelt (-immerhin sind Verlage ja Wirtschaftsunternehmen-), die sich schon im Zeitungsjournalismus so fatal schnell dreht.

BWfH™
24-02-2005, 09:16
für mich sind romane, die einfach nur ausgedacht sind, total langweilig und ich möchte damit nicht meine zeit vergeuden. Ich weiß nicht, was für Literatur Du kennst, aber dass eine Botschaft fiktiv "verpackt" wird, macht sie nicht "unwahrer".
Und IMHO kann man nicht wegdiskutieren, dass es für viele einfach nur ein "Kick" ist, wenn das Opfer real existiert und/oder Details die Botschaft "erschlagen".


ich muss auch sagen, dass die betroffenen ihre erlebnisse niederschreiben, damit sie es verarbeiten können und wir wissen ja wohl auch, dass es nicht gut ist probleme in sich hineinzufressen, sondern man sollte darüber reden. Siehe mein anderes post.

bücher werden auch nicht geschrieben, damit sie nicht gekauft werden, sondern damit anderen auch mut gemacht wird, denen es vielleicht ähnlich erging. Jein. Dazu ist IMHO das Innenbild interessant/wichtig, kein Detailreichtum.
Im Gegenteil, den meisten wirklich bzw. selbst Betroffenen dreht sich nur der Magen um, wenn sie mit Details einer (auch anderen) Tat "medial" konfrontiert werden.

Und was das Bücher verkaufen angeht: siehe Spirale (im anderen post)

Aber wie ebenfalls schon dort gesagt: ich will da gar nicht tiefer rein bzw. weiterdiskutieren. Jeder muss seine eigene Meinung zu etwas finden, meine sieht eben so aus - und in diesem Fall /bei solchen Themen ist sie über jahrzehnte gewachsen bzw. hat sich so entwickelt, dass man sie bei mir nicht ändern können wird, indem man sich hier im Forum die Köpfe heiß redet. :)