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Dajak75
09-12-2006, 23:33
Mein neues gelbes Fahrrad



Letztes Jahr war es, ich hatte mal wieder Geburtstag und Mama machte mir das schönste Geschenk, was ein Feingeist wie ich sich wünschen kann. Ein nigelnagelneues, quietschgelbes Fahrrad. Es sah einfach wunderbar aus, mit verchromten Speichen, 2 großen Spiegeln und dem weichen Ledersattel.

Passend dazu schenkte mir Mama ein kleines Gürteltäschchen, worin sich recht nützliche Dinge befanden. Flickzeug, ein Schraubenzieher, ein Speichenschlüssel, ein großer Putzlappen und eine Tube Schmiervaseline. Diese war natürlich von überaus großer Nützlichkeit, da es sehr wichtig ist, den Ledersattel mindestens einmal pro Tag einzufetten, damit das Leder schön glatt und geschmeidig bleibt. Nicht zu vergessen, dass dieser Vaseline-Schutzfilm den Sattel auch vor Feuchtigkeit schützt. Nun gut, dieses Gürteltäschchen legte ich ab sofort nur noch zum Schlafen ab.

Die nächsten Tage widmete ich ausschließlich meinem heiß geliebten gelben Rad, ich putzte es manchmal mehrmals am Tag und den Sattel cremte ich auch immer schön dick ein.

Ich stattete das Rad noch mit diversen Zusatzeinrichtungen aus, beispielsweise genannt sei hier der große Heck-Wimpel und die bunten Felgenschoner.

Natürlich fuhr ich, so oft es ging, mit meinem Rad hinaus. Mal, um ein Eis zu schlecken oder einfach nur so, um mein Heimatdorf zu erkunden. Am liebsten fuhr ich an der Schule vorbei, wenn große Pause war. Ich genoss die neidischen Blicke und war sehr stolz. Manchmal schaffte ich in einer halben Stunde sieben bis acht Runden um die Schule.

Am meisten Spaß bereitete es mir, wenn ich mit meiner großen Fahrradklingel klingelte und sie alle ihre gierigen Hälse nach mir verrenkten.

So vergingen die Wochen und es wurde Sommer. An einem sehr heißen und sonnigen Tag lernte ich Erna kennen, sie fiel mir auf, weil sie ein schönes rotes Fahrrad hatte. Ich sprach sie an und so kam es, dass wir uns öfter trafen.

So um den 15. herum nahm ich all meinen Mut zusammen und fragte sie, ob sie mit mir gehen will. Sie fragte: „Wohin?“. Ich hatte keine Antwort.

Trotzdem waren wir seit diesem Tage ein Paar und ich muß zugeben, ich hatte mich bis über beide Ohren verliebt.

Jeden Tag radelten wir zum See, um ein wenig zu planschen.

Meine Liebe zu Erna war riesig, und jedes Mal wenn sie sich vor dem Baden auszog, wurde meine Liebe noch viel riesiger, was auch Erna nicht verborgen blieb.Ich wurde dann ganz schön verlegen, glaub ich. Nach dem Baden nahm ich Erna meist mit zu mir, weil ich eine große Briefmarkensammlung habe, die ich ihr immer wieder gern zeigte.

Die Zeit verstrich und so kam, was kommen musste! Ich wurde von Ernas Eltern zum Essen eingeladen. Sonntag, pünktlich um 12 sollte ich da sein.

Also zog ich meinen feinsten Sonntagsstaat an, schmierte mir extra viel Pomade ins Haar und kämmte einen Scheitel wie mit dem Lineal gezogen. Dann brauste ich mit meinem gelben Fahrrad los.Als ich auf den Hof der Familie Kasuppke(so hießen die Leute mit Nachnamen) fuhr, gab es ein großes Hallo, was mich zu längerem Klingeln und drei Ehrenrunden animierte. Ich stellte mich allen brav vor und zeigte mich von meiner besten Seite. Ernas Vater war ein kleiner älterer Mann mit Brille und ihre Mama eine große, üppige Frau. Man spürte, dass sie hier den Ton angab. Ich merkte, wie Herr Kasuppke neidisch mein Rad beschielte.Stolz wie Bolle war ich damals.

Zum Essen gekommen war auch Ernas Oma Brunhilde Kasuppke, die für ihre geschätzten 80 Jahre noch recht griffig und jugendlich wirkte. Ernas süße kleine Schwestern Bärbel und Klothild durften natürlich auch nicht fehlen.Bärbel war sehr herzlich und offen, die kleine Klothild jedoch ein bisschen introvertiert. Wahrscheinlich lag es an ihrer extremen Akne, die das Gesicht in einem rotgelben Glanz erscheinen ließ. Das aber nur am Rande.

Nach der herzlichen Begrüßung stellte ich mein Rad an den großen Apfelbaum in der Mitte des Hofes und sicherte es sorgsam mit einer großen Kuhkette und Vorhängeschloss.

Nach und nach nahmen alle in dem gemütlich eingerichteten Esszimmer Platz. Dieses hatte ein großes Fenster zum Hof, dennoch wurde ich unruhig, weil mein Fahrrad trotz enormen Fenster nicht in vollem Umfang zu sehen war. Also ging ich wieder nach draußen und positionierte mein Rad so, dass ich ab sofort vom Esszimmer aus einen guten Blick darauf hatte.

Das Essen war ein Gedicht, Vorspeise Hühnersuppe, als Hauptgang Karnickel mit Klößen und als Nachtisch Kirschkompott.

Mir platzte fast die Hose, so voll war ich.Heimlich öffnete ich den obersten Knopf von eben dieser. Nach dem Essen tranken wir einige Likörchen zum Verdauen und es herrschte ausgelassene Fröhlichkeit. Ja, es war wirklich lustig und wir haben viel gelacht.

Die Stimmung kippte schlagartig. Ernas Mama fragte unverschämt in die Runde: „Wer wäscht ab?“. Betretenes Schweigen folgte und alle schauten in der Weltgeschichte herum und wichen ihren giftigen Blicken aus. Man hätte Stecknadeln fallen hören können.Endlich hatte Ernas Vater die rettende Idee. „Was haltet Ihr davon, wenn derjenige abwäscht, der als erster ein Wort spricht?“ Zustimmendes Nicken rings um den Tisch.

Es verging eine ganze Stunde, keiner redete ein Wort, alle blickten sich stumm an.Die zweite und auch die dritte Stunde vergingen. Mir wurde immer unbehaglicher, da ich wusste, dass ich nicht mehr lange still sein konnte und so wuchs bei mir die Angst vor der Niederlage. Die Horrorvorstellung, dass ich eventuell abwaschen muß, trieb mir Schweißperlen auf die Stirn. Ich musste handeln, es musste etwas passieren! Ganz schnell!!

Ein genialer Einfall schoss mir durch den Kopf. Ich dachte, wenn ich Erna jetzt schnappe und einfach neben dem Tisch beglücke, reißt garantiert jemand sein Maul auf und beschwert sich. Damit hätte derjenige verloren und müßte abwaschen. Ich lachte still in`s Fäustchen.Die Idee hielt ich für grandios und schritt zur Tat. Ich schnappte meine Erna, bockte sie an der Kommode auf und bügelte sie ordentlich durch.

Keiner sagte etwas, zu meinem Entsetzen war eine Totenstille im Raum.

Irgendwie fand ich Gefallen an diesem makaberen Spielchen und rannte um den Tisch. Ich nahm Ernas Mama bei der Hand, führte sie zur Kommode und zog mit ihr das gleiche ab wie kurz zuvor mit Erna. Der sichtlich geschockte Vati war schweißnass und knallrot, sagte aber kein Wort. Nur die Lippen zitterten leicht.

Da Ernas Oma noch recht rüstig war, machte ich direkt im Anschluß mit ihr auch noch ein schmutziges Späßchen. Es war wohl recht angenehm für sie, ich sah es am Glanz ihrer Augen.

Stille, absolute Stille! Nichts, kein Mucks war zu hören.Unglaublich, dachte ich so bei mir.

Plötzlich donnerte es draußen und der Himmel verfinsterte sich.

Ich runzelte die Stirn, eilte zum Fenster und schaute voll inniger Sorge auf mein geliebtes gelbes Fahrrad.

Im Esszimmer herrschte eisige Stille. Gespenstische Stille.

Wie ich so durch das Fenster spähte, fiel ein Tropfen Regen vom Himmel, kurz danach noch einer. Kein Zweifel, es würde gleich anfangen zu regnen. Ein schmerzhafter Schreck durchzuckte meinen erschöpften Körper. Mir fiel just in diesem Moment ein, dass ich den Ledersattel meines gelben Fahrrades heute noch nicht eingefettet habe. Zum Glück hatte ich meine Gürteltasche dabei. Ratz Fatz zog ich die Tube Vaseline heraus und wollte gerade auf den Hof stürmen. Da sprang Ernas Vater wie vom Teufel besessen auf und schrie völlig ausser sich: „Ich wasch ab, ich wasch ab, ich wasch ab!!!"













d.j. 2006

Dajak75
10-12-2006, 00:33
Ich bitte um Beurteilungen, danke

mav
10-12-2006, 19:31
zuviel text :helga:

Zikade
10-12-2006, 19:38
Ein in die Länge gezogener Witz :nixweiss:

Und auch noch geklaut. (http://www.hahaha.de/witze/stichworte/fahrrad/) :D

Ash
10-12-2006, 19:46
Uralte Pointe :nixweiss:

Yarzinthe
11-12-2006, 14:02
:gähn: Die Story ist so alt, die hat schon einen Bart. :gähn:

Luc
11-12-2006, 14:03
Kannte das auch schon und fand es noch nie lustig :nixweiss: .

Dajak75
12-12-2006, 19:38
... sicher ist bei solchen Geschichten immer was "geklaut",
oder denkt sich jemand von euch Witze ganz alleine aus?
Ich habe hier lediglich mehrere Witze, teils alte, in eine Geschichte verpackt.
Aber ihr seid ein humorloses Pack :-)