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Borstel
09-01-2015, 11:19
:knuddel: danke Lil

moki
09-01-2015, 12:59
Habe mit großem Interesse gelesen und freue mich auf mehr! :d:

silkie457
09-01-2015, 13:58
Ich oute mich als begeisterte stille Mitleserin. Vielen Dank :knuddel: für die tollen interessanten Berichte und Bilder. Dieser Thread hat mir schon viele wundervolle und lehrreiche Stunden des Lesens und Gucken bereitet. :freu: :clap:

killefitz
09-01-2015, 15:33
Danke Lil :clap:

Hast Du schon mal gedacht, Lehrerin für Erdkunde und Geschichte zu werden? Auf Deine Art und Weise macht das so viel Spaß und ist lange nicht so trocken, wie ich es aus meiner Schulzeit in Erinnerung habe.






Missionare im Heiligen Land. Das Foto war unter Glas im Museum, drum spiegelt es so.

http://img.photobucket.com/albums/v221/canopean/Amman/03%20Generell/IMG_3523_Klein.jpg
die armen missionierten Kinder gucken aber nicht grad begeistert.
ausländische Mächte.



Christlicher Feiertag ist christlicher Feiertag, also wünscht der Muselman was.

Der 26. 12. und der 1.1. ist übrigens gesetzlicher Feiertag, auch für Moslems. D.h., was dort so Feiertag ist. Die Behörden und Banken haben geschlossen. Ansonsten geht alles seinen Gang.
Dafür haben die Christen auch an den beiden hohen moslemischen Feiertagen frei. Und die Christen essen im Ramadan tagsüber nicht in der Öffentlichkeit.


Ich finde es gerade in dieser Zeit sehr beruhigend, dass man anscheinend als Christ und Moslem doch auch einigermassen friedlich miteinander leben kann.

cobrita
09-01-2015, 16:48
@killefitz
natürlich kann man das, wenn man das normale Leben beobachtet. Man kann sogar einem Moslem "Frohe Weihnachten" wünschen, wenn man in anlächelt und meint, Jesus ist im Koran ja auch eine grosse Persönlichkeit und Maria sehr verehrt.
Bei uns in Schulen und Kindergärten gibt es auch keine Probleme zu feiern und Krippe bauen. Es sind eigentlich mehr die Politiker, die Konfusion stiften.

Und dass auf dem Foto etwas grimmig geschaut wird, hängt wahrscheinlich davon ab, dass anfangs erstmal ewig lang gewartet werden musste, bis die Belichtung und das Foto geklappt hatte. Was mal sehr interessant im "antike Bilder" - Thread erklärt wurde. :)

Lil, wir :trippel: hier alle inzwischen und werden immer mehr! :fastwub:

killefitz
09-01-2015, 16:56
@killefitz
natürlich kann man das, wenn man das normale Leben beobachtet. Man kann sogar einem Moslem "Frohe Weihnachten" wünschen, wenn man in anlächelt und meint, Jesus ist im Koran ja auch eine grosse Persönlichkeit und Maria sehr verehrt.


Das ist mir schon klar und ich beobachte das hier durchaus ja auch.

Trotzdem finde ich das jetzt erstmal einfach nur schön, wenn es auch mal so deutlich gesagt wird.

Catweazle
09-01-2015, 19:15
Danke, Lil, es ist immer schön deine Reiseberichte zu lesen.:freu:

Lil
09-01-2015, 20:06
In diesen kurzen Zeilen hast du wirklich mehr erzählt, als ich in Jahren immer wieder versucht hatte, zu verstehen. Und dass sie nicht so mit ihrer antiken Geschichte hausieren wollen, ist angesichts des nicht ganz einfachen Nachbarn verständlich. Leider. Aber man sollte doch mal fragen, ob sie nicht im stillen Kämmerlein ganz geheim, still und leise doch alles studieren und aufbewahren? Dem Touristen traut man vielleicht nicht, der könnte ja dann bei Nachbars petzen und angeben, was er alles gelernt hat und das kann böse ins Auge gehen. Spekuliere ich jetzt mal ganz unbedarft.




Ich glaube bestimmt, dass es irgendwo eine Archäologische Abteilung gibt, die auch die Zeit zwischen Jesus und den Tscherkessen oder die Zeit vor Jesus untersucht und das Wissen bewahrt. Oder eine Historische Gesellschaft oder dergleichen. Aber du kannst dir denken, wie das ist, wenn in den Schulen und der offiziellen Geschichtsschreibung gewisse Dinge nicht erwähnt werden. Die Dinge versinken und versickern irgendwo und nur ein paar "Spinner" kümmern sich noch drum.
Offizielle Touristenführer müssen da sehr vorsichtig sein mit dem, was sie sagen. Man kann nicht nur dem Touristen nicht trauen, irgendwie kann man niemandem trauen. Der Frieden mit Israel ist höchst fragil und die Sicherheitskräfte tun alles, damit ja keine unnötigen Debatten aufkommen. Polizei und Geheimpolizei ist ein Staat im Staate, sie haben eigene Strukturen und Infrastrukturen bis hin zu eigenen Ärzten und Krankenhäusern mit besserer Betreuung als sonst. Auch wird der Druck nicht ganz direkt ausgeübt. Eine zeitlang wurde unliebigen Palästinensern der Pass nicht verlängert. Ausgewiesen wurden sie natürlich nicht, aber eben, kein Pass. Sie erhielten ein Papier, das ihre Identität bestätigte und das ihnen erlaubte, buchstäblich über den Jordan zu gehen: über die Brücke nach Israel oder auf die Westbank. Zurück könnten sie dann natürlich nicht mehr. Ohne Pass haben diese Menschen keinen Zugang zu staatlicher ärztlicher Versorgung, ihre Familien und auch ihre Kinder auch nicht. Sie bekommen keinen Job ohne Pass. Die Kinder können nicht in staatliche Schulen. Jede Unterstützung wird gestrichen. Aber natürlich wird niemand ausgewiesen, es hat jede Menge Privatschulen und private Krankenhäuser. Diese Art Druck hält die Leute stumm. Er hält sie auch stumm, wenn es um geschichtliche Dinge geht, oder um Diskussionen (auch philosophischer Art) über geschichtliche Vorkommnisse. Und wenn alle Stricke reissen, ist der König beleidigt worden, weil man was anderes sagt, als in den Geschichtsbüchern steht.
Alles nicht so einfach dort.

Die Kinder meiner Gastfamilie waren in einer christlichen Privatschule. Eines Tages kam das Mädchen mit einem Lesebuch für Erstklässler an und sie las mit mir diese Kinderreime.
In den staatlichen Schulen ist es Vorgabe, dass die Grammatik ordentlich unterrichtet wird, auch bei Erstklässlern. Das heisst, dass all diese seltsamen Endungen im Arabischen, die Dativ, Akkusativ, Genitiv und diverse andere Dinge anzeigen, dass diese Endungen gleich von Anfang an unterrichtet werden. Diese christliche Privatschule machte dies nicht, das Mädel las die Reime ohne diese Endungen. Ich hab dann meinen Lehrer gefragt, der mir das mit den staatlichen Vorgaben erklärte. Und dass manche Privatschulen das nicht so machen, vorwiegend christliche Schulen. Das machen sie jetzt nicht nur wegen einfacherer Grammatik. Nein, sie machen es, um ihre Unabhängigkeit zu demonstrieren. Sehr her! Wir sind so stark, dass wir unterrichten können, was und wie wir wollen.
So wird Grammatik zum Ausdruck politischer Kraft. Wenn denen die offizielle Schulgrammatik aufgezwungen würde, ginge es um viel mehr als nur pädagogische Fragen. Alles nicht so einfach dort.






Hast Du schon mal gedacht, Lehrerin für Erdkunde und Geschichte zu werden? Auf Deine Art und Weise macht das so viel Spaß und ist lange nicht so trocken, wie ich es aus meiner Schulzeit in Erinnerung habe.

die armen missionierten Kinder gucken aber nicht grad begeistert.

Ich finde es gerade in dieser Zeit sehr beruhigend, dass man anscheinend als Christ und Moslem doch auch einigermassen friedlich miteinander leben kann.

Wär ja schon spannend, so ein bisschen über Erdkunde und Geschichte zu schreiben. Aber die Zeit….

Die armen Kindern mussten ja nicht nur bei Missionsschwestern leben, sondern für das Foto auch minutenlang still stehen.

Ich habe mir ja immer eingebildet, über diesen "Christen vs. Moslem"-Dingen zu stehen. Dort aber habe ich gemerkt, wie "verseucht" ich doch von diesen Debatten bei uns bin. Dort war ich meist die Einzige, die diesen Aspekt einbrachte und wurde oft fragend angeguckt. Ich weiss nicht, inwieweit dieses friedliche Zusammenleben offiziell verordnet oder Show ist. Andererseits, als ich all diese Jemeniten, bestimmt stramme Moslems, so friedlich und fröhlich unter dem Weihnachtsbaum sitzen sah, dachte ich doch, dass bei uns einiges doch im ganz schiefen Licht erscheint. Vielleicht haben wir zu wenig Probleme, so dass wir uns einfach ein paar machen.




Noch ein Nachtrag: Jesus wird nicht nur verehrt, er gilt als Prophet und hat den gleichen Stellenwert wie Mohammed. Mohammed ist nur "besser", weil er der erste Prophet war. Jesus gilt nur nicht als Sohn Gottes, weil ein Gott keinen Sohn nötig hat. Ausserdem ist das Vielgötterei, wenn man einen Menschen als Gott anbetet. Maria als Mutter eines Propheten ist ebenso unantastbar.

cobrita
09-01-2015, 20:53
Danke für den Nachtrag, Lil! Ich hätte das auch besser schreiben können, wollte aber nicht so ausführlich dann. :)

Ich hab es mir schon gedacht, dass es noch viel komplizierter ist. Aber auch bei uns vermischt sich so einiges. Da bringen muslimische Mütter ihre Kinder ganz ohne Probleme in den Kindergarten, der von... katholischen Schwestern geführt wird. Und feiern ganz unkompliziert Weihnachten mit. Aber wenn man das freiwillig macht, ist das noch viel schöner, als wenn es einem von "oben" diktiert wird. Und so ein Balance-Akt wie in diesen Ländern... der muss schon sehr schwierig sein. Man muss reingeboren werden wahrscheinlich. Unsereiner würde auf Dauer sicher durchdrehen. Wahrscheinlich.

Lil
09-01-2015, 21:00
Danke für den Nachtrag, Lil! Ich hätte das auch besser schreiben können, wollte aber nicht so ausführlich dann. :)

Ich hab es mir schon gedacht, dass es noch viel komplizierter ist. Aber auch bei uns vermischt sich so einiges. Da bringen muslimische Mütter ihre Kinder ganz ohne Probleme in den Kindergarten, der von... katholischen Schwestern geführt wird. Und feiern ganz unkompliziert Weihnachten mit. Aber wenn man das freiwillig macht, ist das noch viel schöner, als wenn es einem von "oben" diktiert wird. Und so ein Balance-Akt wie in diesen Ländern... der muss schon sehr schwierig sein. Man muss reingeboren werden wahrscheinlich. Unsereiner würde auf Dauer sicher durchdrehen. Wahrscheinlich.


Wahrscheinlich schon. Und wahrscheinlich würde man sich "seiner" Gruppe enger anschliessen.

Ich bin bei den Geschichten über Missionsschulen in Jordanien nicht so ganz mitgekommen, aber die scheinen eine lange Tradition zu haben. eine zeitlang haben gutbetuchten türkische Familien ihre Sprösslinge auf Missionsschulen in Amman und Umgebung geschickt, bis so Anfang/Mitte letzten Jahrhunderts. Warum genau habe ich nicht verstanden, der, der mir das erzählt hat, sprach nicht so gut Englisch und mein Arabisch reicht für solche geschichtlichen Dinge nicht weit. Und dann sprach der auch noch Dialekt.
Aber das ist sicher ein Punkt, der mich noch eine zeitlang beschäftigen wird. Zusammen mit der Geschichte der Missionsstationen/Krankenhäuser. Vielleicht kommen wir über die Missionen eher an die Geschichte Jordaniens vor dem Königshaus.

Emma Pril
09-01-2015, 21:04
Danke für den tollen Bericht.:)

shacrie
09-01-2015, 21:16
danke Lil, es ist sehr gut geschrieben:clap:

Lil
09-01-2015, 23:01
Heute zeige ich dir, wo ich zur Schule gegangen bin.

Diese Schule hat ihren Sitz in Ägypten, jedenfalls ist ihr Bankkonto dort und der Leiter in Amman ist Ägypter. Sie haben diese Schule in Amman, hatten eine in Damaskus, haben immer noch eine in Italien und 2 in Ägypten. Sie bietendiverse Klassen an, Einzelunterricht, Unterkunftsvermittlung von Familie über Schlafsäle bis 5-Stern-Hotels. Sie bieten soziale Anlässe, organisieren Rundreisen für die Schüler, und sind allesamt ganz nett. Ein bisschen chaotisch, hatte ich den Eindruck, aber arabisch eben. Die habe ich auf dem Internet gefunden, und als als Antwort auf meine Email-Anfrage mit Anmerkung, dass ich alleinreisende Frau bin ein "Don't worry" kam, wusste ich, die sind es.
Von den sozialen Anlässen habe ich mich ein bisschen ferngehalten, ich wollte ja nicht mit anderen Ausländern in Amman rumhängen. Über Weihnachten waren dann ja auch nur 2 andere Frauen im Einzelunterricht da, die anderen hatten Weihnachtsferien und sind nach Hause gefahren. Die eine, eine Schwedin, war mit 6 Lektionen pro Tag völlig absorbiert, und die andere mochte ich nicht.

Die Schule war zu Beginn meines Aufenthaltes ein paar Schritte vom Paris Square entfernt. Du gehst diese Strasse vom Paris Square aus runter

http://img.photobucket.com/albums/v221/canopean/Amman/05%20Schule/DSCF0268_Klein.jpg




Und in diesem Haus an einer kleinen Seitenstrasse war dann die Schule

http://img.photobucket.com/albums/v221/canopean/Amman/05%20Schule/DSCF0262_Klein.jpg




Die Hauptstrasse fällt ab hier steil ab ins Tal mit der Altstadt.

http://img.photobucket.com/albums/v221/canopean/Amman/05%20Schule/DSCF0263_Klein.jpg




Ein kleiner Bäcker und ein kleiner Laden hatten alles, was die Schüler und Lehrer so brauchten. Der Laden konnte keinen Geldschein über 5 Dinar wechseln (entspricht etwa 7 €), das Wasser kostete in der kleinen Flasche 25 Piaster (100 Piaster = 1 Dinar). Bei den Sachen, die er verkaufte, hatte man aber auch Mühe über 1.50 zu kommen.
Der Bäcker buk das Fladenbrot und verkaufte es - na? Natürlich kiloweise. Entgeistert nahm er zur Kenntnis, dass ich partout kein Kilo Brot kaufen wollte und schenkte mir eins. Wieder kam ich mir vor wie eine arme kilolose Seele, aber das kennen wir ja schon aus Damaskus. Der Bäcker aber buk nicht nur Brot. Er belegte es auch. Mit einer Art Sauce aus dem, was mal Gemüse war, eine Art Pizza, zusammengerollt. Manchmal hatte er auch gelben Käse, dann tat er den auch drauf, egal ob mal wollte oder nicht, den gabs dann halt. Wird gegessen, was auf den Tisch kommt. So ein gerolltes Brot mit Sauce kostete dann zwischen 25 und 50 Piaster. Als der liebe Gott diese Läden erfand, erfand er Gottseidank auch Immodium akut. Diese Brote waren aber sehr lecker.

http://img.photobucket.com/albums/v221/canopean/Amman/05%20Schule/DSCF0267_Klein.jpg




Als die in der Schule mich mal zum Frühstück eingeladen haben, hab ich natürlich nicht nein gesagt. Übrigens war das so gegen 13.00 Uhr und alle hatten morgens was zu tun.

Die Lehrer. Diese jungen Frauen machen eine Art Ausbildung. Die arbeiten da eine zeitlang als Sprachlehrerinnen, besuchen nebenher eine Journalistenschule oder studieren, manche aber auch nicht. Und manche gehen dann nach Italien oder Ägypten, um dort an der gleichen Schule weiter zu unterrichten. So können sie sich einen Auslandaufenthalt finanzieren und in Italien z.B. nebenher ein bisschen studieren.

http://img.photobucket.com/albums/v221/canopean/Amman/05%20Schule/DSCF0446_Klein.jpg




http://img.photobucket.com/albums/v221/canopean/Amman/05%20Schule/DSCF0448_Klein.jpg




Mein Lehrer. Mit dem hatte ich echt Glück. Ein feiner Kerl, intelligent, schnell im Denken, und ein heimlicher Querdenker. Hat sich aber erst im Laufe der Tage rausgestellt, anfangs war er natürlich höchst würdevoll und korrekt und wie es sich gehört. Mathematiker, Journalist, verhinderter Philosoph, bringt seine Familie eigentlich als Sprachlehrer durch, obwohl er tausend andere Sachen ist.

http://img.photobucket.com/albums/v221/canopean/Amman/05%20Schule/IMG_4586_Klein.jpg




Der Leiter. Das Foto hat ihm ausserordentlich gut gefallen, weil er so intellektuell drauf aussieht. Aber so sah der nur 1 Mal aus, nämlich als ich das Foto machte.

http://img.photobucket.com/albums/v221/canopean/Amman/05%20Schule/IMG_4588_Klein.jpg




Die neue Schule, noch Baustelle. Das Haus ist grösser und moderner. Nur eben jetzt noch Baustelle. Hier wurde der alte Wassertank nach unten befördert, so wie die Ägypter die Pyramiden bauten. Sagte Azis, der ägyptische Schulleiter. Einfach einen Berg nehmen und alles runterwerfen, so dass zum Schluss eine Pyramide übrig bleibt.

http://img.photobucket.com/albums/v221/canopean/Amman/05%20Schule/IMG_4627_Klein.jpg



Innen wurde noch gewerkelt

http://img.photobucket.com/albums/v221/canopean/Amman/05%20Schule/IMG_4599_Klein.jpg




Aber die ersten Kalligrafien waren schon angebracht.

http://img.photobucket.com/albums/v221/canopean/Amman/05%20Schule/IMG_4602_Klein.jpg




Viel Farbe überall

http://img.photobucket.com/albums/v221/canopean/Amman/05%20Schule/IMG_4597_Klein.jpg




Stehimbiss

http://img.photobucket.com/albums/v221/canopean/Amman/05%20Schule/IMG_4631_Klein.jpg




http://img.photobucket.com/albums/v221/canopean/Amman/05%20Schule/IMG_4591_Klein.jpg





Sie hier kommt in s/w wohl besser. Für ihr FB jage ich das aber nochmal durch Photoshop, dann kommt das wunderbar.

http://img.photobucket.com/albums/v221/canopean/Amman/05%20Schule/IMG_4593_Klein.jpg




Der Gute Geist der Schule. Bei Bedarf verwandelten sich seine Hände in Schweizer Taschenmesser. Der organisierte alles, was gebraucht wurde, konnte alles, machte alles, oder wusste jemanden, der es konnte.

http://img.photobucket.com/albums/v221/canopean/Amman/05%20Schule/IMG_4629_Klein.jpg



So, jetzt weisst du, wo ich gewohnt habe, und wo ich gelernt habe, und ab jetzt haben wir frei und gucken uns die Stadt und das Land an.








.

rotwein
09-01-2015, 23:33
Mal aus Neugier eine Frage: da oben beim Stehimbiß die Frau ohne Kopftuch ist ja wohl eine der anderen Schülerinnen. Wie bist du rumgelaufen? Mit oder ohne Kopftuch?

Bei deinen früheren Reisen hattest du doch unterwegs immer eines an, oder?

Lil
09-01-2015, 23:37
Ich hatte nicht immer eins an, auch sonst auf den Reisen nicht. Aber ich hatte immer eins dabei, was ich dann bei Bedarf aufgesetzt habe. So habe ich es auch diesmal gemacht.
Im Souk habe ich gerne Kopftuch getragen, da gabs sonst kaum Touristen. Ansonsten einfach nach Gefühl und Situation.
Wobei ich in Amman weniger als seinerzeit in Damaskus ein Kopftuch brauchte. Auf dem Hügel, wo ich mich aufhielt, gabs sehr viele Christen und ausländische Institute und Verbände, da liefen viele ohne Kopftuch rum.

rotwein
10-01-2015, 00:22
Ah, okay :ja:

Du bist da ja mit den Sitten und Gebräuchen schon sehr vertraut. Ich glaub, ich wäre echt unsicher :helga:

Lil
10-01-2015, 00:26
Bei Unsicherheit: Kopftuch auf. Ist man immer korrekt gekleidet :ja:

Hatsche
10-01-2015, 05:43
Wow! Danke, Lil. :freu: Es ist so spannend und so interessant. Und lehrreich. :d:
Und Du bist mutig. Aber das kennen wir ja schon von Deiner letzten Reise. :D

Wie es eigentlich mit arab. Musik? Kannst Du sie gut hören? Für mich gehört sie
fest dazu, die heutige "Pop-Musik" sowieso. Hast Du Dir aus einem der Länder mal welche mitgebracht?

bibicat
10-01-2015, 08:15
lil,wie muß man sich denn solche sprach"lektionen"in der schule denn vorstellen?

vokabenl lernen? aussprache üben?

Elina²
10-01-2015, 10:22
Toll, toll, toll! :wub:

Lil
10-01-2015, 11:46
Und Du bist mutig. Aber das kennen wir ja schon von Deiner letzten Reise. :D

Wie es eigentlich mit arab. Musik? Kannst Du sie gut hören? Für mich gehört sie
fest dazu, die heutige "Pop-Musik" sowieso. Hast Du Dir aus einem der Länder mal welche mitgebracht?


Mut gehört da nicht viel dazu, glaube ich. Die Leute dort wollen auch nur ihren Alltag meistern und friedlich leben. Wieso sollten die mir was tun? Die haben andere Sorgen, als mir was anzutun.
In schlimme Situationen kann man überall in der Welt geraten, wie Australien und Paris grade deutlich zeigten. Natürlich habe ich geguckt, dass ich nicht in grösseren Menschenansammlungen, die nach Demo aussehen, gerate. Auch auf dem Vorplatz der Hussein-Moschee mit dem verbotenen Flohmarkt blieb ich schön am Rande mit Fluchtweg. Die Polizei dort ist nicht zimperlich und vor allem tauchen die blitzschnell aus dem Nichts auf.
Aber sonst? Normaler Alltag.

Ich bin musikalisch nicht soooo festgelegt. Zu Hause dudelt meist das Radio vo sich hin, manchmal schiebe ich auch mal ne CD rein. Oft höre ich eh Internet-Radio und suche die Sender nach Laune. So höre ich auch arabische Musik, über arabische Radiosender. Da plappern sie zwischendurch immer ein bisschen, einfache Sätze, das hält mir die Sprache auch im Ohr.






lil,wie muß man sich denn solche sprach"lektionen"in der schule denn vorstellen?

vokabenl lernen? aussprache üben?

Wie eine Schule halt so ist. Ich hatte ja Einzelunterricht, da wars auch einfacher. Ich hatte einen Einstufungstest, bekam ein Buch und los gings. Das Buch haben wir nach 2 oder 3 Seiten liegen lassen. Elias (mein Lehrer) hat dann mehr oder weniger freihändig unterrichtet, immer an meinen Bedürfnissen entlang. Ich habe täglich Hausaufgaben gemacht, eigene Sätze formuliert und aufgeschrieben, darin die Grammatik des Morgens zu verarbeiten versucht. Das wurde dann am nächsten Tag korrigiert und anhand der Fehler weiter unterrichtet. Ging ganz Klasse so, und da ich bei den Schriftstellern so ruhig arbeiten konnte, kam ich auch ganz gut voran. Natürlich gehören Vokabeln dazu, ohne Wörter keine Sprache. Aber auch das Gerüst, die Grammatik, ist wichtig, weil sonst weisst du ja nicht, wohin du die Wörter ins Gerüst hängen sollst.
Aussprache natürlich auch. Aber wenn du dort immer unterwegs bist, kriegst du von alleine das Riesenbedürfnis, deine Aussprache zu verbessern. Und vor allem das Hören ist wichtig. Damit man die Unterschiede der Buchstaben hört. Wenn man so eine fremde Sprache lernt, versteht man erst die Schwierigkeiten der Ausländer bei uns, den Unterschied zwischen F und V oder B und P zu hören. Was im Arabischen aber wichtig ist. Ob du jetzt Venster oder Fenster sagst, ist ja völlig wurscht. Aber bei den arabischen Buchstaben (vor allem denen, die es bei uns aussprachmässig nicht gibt) ändert sich bei falscher Aussprache schnell die Bedeutung. Also, ich war den ganzen Tag am Lernen und der Unterricht war irgendwie "nur" sortieren meiner Fehler und Unzulänglichkeiten. Elias hat das ganz toll gemacht und auch viel vom Land und der Situation dort erzählt, war auch für solche Fragen offen.

Lil
10-01-2015, 12:07
Erstaunliches: soeben ein Anruf aus Jordanien.

Als ich dort in einem Strassencafe sass (also was dort so Strassencafe ist) und mehr schlecht als recht auf Arabisch was zu essen bestellen konnte, haben mich Leute vom Nebentisch angesprochen. Ich glaube, von denen habe ich schon erzählt, da hatte die Frau das Hummus von zu Hause mitgebracht und dort nur noch Brot und Cola bestellt. Die hatte auch dieses bunt eingelegte Gemüse dabei und mir davon abgegeben.
Wir haben ein bisschen geschwatzt, und zum Schluss haben sie mich eingeladen, zu ihnen nach Hause, zum Essen.
Also Telefonnummern ausgetauscht und so verblieben, dass sie mich anrufen, wenn sie mal kochen (die kochen ja alle nicht regelmässig). Es kam kein Anruf, also dachte ich, das wär halt so ein Freundlichkeitsdings gewesen. Ich hatte zwar auch deren Nummer, aber die haben alle mindestens 3 Handys, eins davon dient als Ramschnummer.

Jetzt ruft der gute Mann mich an, seine Frau würde kochen, ob ich nicht.... War ganz enttäuscht, dass ich wieder in CH bin. Offenbar war da ein Missverständnis, denn die haben auf meinen Anruf gewartet und ich auf ihren.

Kurz und gut, jetzt bin ich dauerhaft eingeladen, wenn ich wieder in Jordanien bin, muss ich hin.
Ich bin grade ziemlich baff, dass der nach fast 2 Wochen anruft, um zu fragen, warum ich nicht angerufen habe und seine Frau koche jetzt.


Solche Sachen zeigen Land und Leute doch immer wieder in einem anderen Licht, als man uns hier anschaltet.

bibicat
10-01-2015, 12:13
das ist ja lieb..dafür solltest du dich mal zum ganzen wub aufraffen:rotfl:

Lil
10-01-2015, 12:15
Hier wird nicht gewubbt, auch nicht Arabisch.

Wobei ... wenn mir jemand einen Wubbsie mit Kopftuch und Handy.... :zahn:

Borstel
10-01-2015, 12:29
das Kopftuch aber bitte in pink :ja:

Lil
10-01-2015, 12:34
Und mit Glitzer. Wenn schon, denn schon.

Kim
10-01-2015, 12:55
http://www.picbutler.de/bild/317634/wubkopftuchsaqu2.gif (http://www.picbutler.de/?zz=y3w)

Edit: Mist

Nachtelfchen
10-01-2015, 12:56
kim :clap:

Kim
10-01-2015, 13:04
das Kopftuch aber bitte in pink :ja:


Und mit Glitzer. Wenn schon, denn schon.

http://www.picbutler.de/bild/317635/wubkopftuch261aol.gif (http://www.picbutler.de/?zz=y3w)

Lil
10-01-2015, 13:08
http://www.picbutler.de/bild/317634/wubkopftuchsaqu2.gif (http://www.picbutler.de/?zz=y3w)

Edit: Mist



:lol:


Find ich keinen Mist, find ich klasse :lol:



Mist, jetzt muss ich wubbsen :lol:

Lil
10-01-2015, 13:10
http://www.picbutler.de/bild/317635/wubkopftuch261aol.gif (http://www.picbutler.de/?zz=y3w)



whaaa :lol: Der kam ja erst auf der nächsten Seite bei mir



Was für ein Smiley :anbet:


Glitzerkopftuch und Handy :lol:


Kim, unschlagbar :lol:

Lil
10-01-2015, 13:12
Also nochmal: Ich wurde von mir nur kurz bekannten Menschen angerufen. Das Essen wär fertig, ich könne jetzt kommen, und warum ich nicht vorher angerufen hätte.


http://abload.de/img/wubkopftuch261aolr3chz.gif

MegaRyan
10-01-2015, 13:51
:clap:

bibicat
10-01-2015, 14:13
:clap::clap:...jepp...lilwubs...so muß das sein:rotfl:

cobrita
10-01-2015, 14:32
http://www.picbutler.de/bild/317635/wubkopftuch261aol.gif (http://www.picbutler.de/?zz=y3w)

Ok, gebucht! Und :lilwub: wäre der perfekte Name dafür :freu:


Wie immer, danke für Bilder und Geschichten!

Ich würde übrigens freiwillig immer mit Kopftuch rumlaufen, ich hasse Haare machen :helga:

Lil
10-01-2015, 14:51
Ok, gebucht! Und :lilwub: wäre der perfekte Name dafür :freu:


Wie immer, danke für Bilder und Geschichten!

Ich würde übrigens freiwillig immer mit Kopftuch rumlaufen, ich hasse Haare machen :helga:



:lol:

Wenn der in der Wubbsiesmileyliste auftaucht, kriegt das MTT gesammelt eine Krise :lol:


Also wenn ich länger dort wäre, würde ich sogar mit so einem schwarzen Umhang rumlaufen. Den ganzen Tag in Sürmelklamotten, und wenn man raus geht, das Teil rum und Kopftuch auf und man ist höchst ehrenwert gekleidet. Kein Haaremachen, kein Umziehen, kein Was-trag-nun-zu-dieser-Hose-wenns-doch-so-heiss-ist, alles höchst bequem.

bibicat
10-01-2015, 14:54
hast du dir so ein teil noch nicht zugelegt?
so für alle fälle?

Borstel
10-01-2015, 15:04
........

Also wenn ich länger dort wäre, würde ich sogar mit so einem schwarzen Umhang rumlaufen. Den ganzen Tag in Sürmelklamotten, und wenn man raus geht, das Teil rum und Kopftuch auf und man ist höchst ehrenwert gekleidet. Kein Haaremachen, kein Umziehen, kein Was-trag-nun-zu-dieser-Hose-wenns-doch-so-heiss-ist, alles höchst bequem.
:d: genauso wirds gemacht

Lil
10-01-2015, 15:17
hast du dir so ein teil noch nicht zugelegt?
so für alle fälle?


Natürlich hab ich so ein Teil. Hab ich aber nicht mitgenommen, weil ich das lokale Teil dort im Notfall auf der Stelle billig kriegen kann. Brauchte ich aber nicht für die paar Tage nicht.

Lil
10-01-2015, 15:31
Wie versprochen gehen wir heute ein bisschen spazieren. Und weil du das 1. Mal in Amman bist, trauen wir uns noch nicht so weit raus. Wir gucken erstmal die Umgebung an, wo wir wohnen, den Schulweg zur alten Schule und zum Paris Square (die neue Schule war dann 1 Minute von der Wohnung weg, nur um die Ecke).

Wenn du die Einfahrt von dem Haus mit der Wohnung hochgekommst, ist da gleich ein Wäscherei.

http://img.photobucket.com/albums/v221/canopean/Amman/06%20WhgParisSquare/IMG_4323_Klein.jpg




Einer dieser unzähligen kleinen Läden, nicht grösser als eine Garage, wo auf engstem Raum schwer gearbeitet wird und wovon sich ganze Familien ernähren.

Guck, die Wäsche hängt zum Trocknen auf der Strasse

http://img.photobucket.com/albums/v221/canopean/Amman/06%20WhgParisSquare/IMG_4325_Klein.jpg




Gleich daneben eine staatliche Schule. Mit hoher Mauer drumrum. Da konnte ich nicht drüber fotografieren. Die staatlichen Schulen sehen alle irgendwie gleich aus, eine Art Kaserne light. Was die aber nicht so empfinden, vermutlich sehen für ihre Augen unsere Schulen auch seltsam aus.

http://img.photobucket.com/albums/v221/canopean/Amman/06%20WhgParisSquare/IMG_4633_Klein.jpg




In dieser Schule wurde morgens per Lautsprecher eine Ansprache gehalten. Und dann die Nationalhymne abgespielt, die heisst dort aber Königliche Hymne. Vermutlich wurde auch die Fahne hochgezogen, was ich aber von aussen wegen der Mauer nicht sehen konnte. Die Familie konnte mir auch keine Auskunft geben, weil deren Kinder ja auf dieser Privatschule waren und sie nicht über die staatliche Schule reden wollten. Die staatliche Schule hat freitags frei. Die christlichen Privatschulen am Sonntag. Je nach Christentum auch Samstag/Sonntag. Schulferien sind auch je nach Christentum andere, je nach dem, welcher Heiliger in der jeweiligen Gruppe wichtig ist. Und so ist ein Durcheinander, weil die Kinder eines Stadtviertels nie gleichzeitig schulfrei haben.

Eins aber war wie bei uns an den Schulen, und wie wohl überall auf der Welt an Schulen: Aus irgendeinem Grund war die Mauer mal repariert worden und aus einem nochmal seltsamen Grund entstanden dabei diese Stufen:

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Und was machen die Schüler dieser Welt in der grossen Pause? Sie hauen vom Schulgelände ab, um irgendwo heimlich zu rauchen oder sonst die Sachen zu machen, die man halt so macht. Über die Stufen in der Mauer hauten sie also ab und lungerten auf diesem Brachgelände rum und rauchten und spielten mit dem Handy

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Ein Frisörsalon, erkennbar an den Handtüchern auf dem Wäscheständer vor dem Laden.

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In einer ruhigen Seitenstrasse das Gesundheitsministerium, oder jedenfalls Büros von denen. Du siehst, wir sind hier in einer höchstrespektablen Gegend auf einem höchst repektablen Hügel. Zumindest hier auf der Höhe, wo immer ein Windchen weht und wo der Sommer bestimmt sehr erträglich ist.

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Auch mitten in der Stadt wird nach alter Väter Sitte gebaut. Wenns immer geht, baut man oben drauf ein Stockwerk, wenn das Haus erweitert werden soll. Die Häuser werden dann von vornherein so geplant, dass das möglich ist.

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Wenns nicht so geplant war, wird trotzdem oben drauf angebaut. Im Winter friert man dort eben.

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In den engen Hinterhöfen wird aber auch angebaut

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Modernes Wohnhaus

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Strassenkreuzung mit moderner teurer Edelpatisserie. Die führten nur die teuerste Schokoladenware aus Europa.

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Wenn man in eine der kleinen Gassen bis ans Ende ging, fand man auch Überraschungen. Ein Garten:

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Seitenstrasse ein paar Schritte weiter

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Mit Haus, behelfsmässig umgebaut

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Und so stand Neubau und Behelfsumbau friedlich nebeneinander. Auf den Gehsteig war aber überall sehr zu achten. Bodenwellen, Schlaglöcher, Trittunterschiede

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Oder auch hier: komischer Gehsteigbelag, plötzliche Stufen, und dann mittendrin das Bäumchen. Was ja tagsüber recht niedlich aussieht. Aber die Strassenlaternen an dieser Strasse waren kaputt, abends stockdunkel, auf der Strasse Autofahrer mit einem Fahrstil, als ob es kein Morgen gäbe und du tastest dich vorsichtig über den Gehsteig, weil doch irgendwo da vorne ein Bäumchen…

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Lil
10-01-2015, 18:51
Teil 1

Ab jetzt wunderst du dich besser nicht über immer andere Lichverhältnisse. Ich habe fotografiert wie eine Wilde, an immer anderen Tagen und auch zu immer anderen Zeiten. Und jetzt setze ich die Fotos zu passenden Themen und Rundgängen zusammen. Drum.





Jetzt bist du schon mutiger, nicht wahr? Jetzt kennst du den Weg zum Paris Square, den Paris Square, jetzt machen wir uns auf den Weg nach Downtown, runter vom Hügel, nehmen das steile Stück unter die Füsse.

Wir starten am Internetcafe, in dem hast du dich billig des Computers bedienen können. Die waren wirklich günstig. Ganz junge Jungs haben das betrieben, konnten die englischen Anleitungen zur Installation von irgendwas kaum verstehen. Waren aber total nett. Haben fünfzehnmal gefragt, ob es mir auch wirklich nichts ausmacht, wenn sie rauchen. Haben mir Tee oder Kaffee gemacht und manchmal auch Kekse gebracht. Auch ihr Klo war einigermassen sauber und ich durfte auch zwischendurch benutzen. Ist wichtig, dass man so strategische Klo-Orte in der Stadt verteilt hat, wenn man sich den ganzen Tag draussen rumtreibt.

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Aber keine Sorge, wir gehen nur bergab.

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Hübsche Häuschen hats noch

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Gute Wohngegend in den Seitenstrassen rund um Paris Square

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Wir bleiben jetzt aber auf der Hauptstrasse. Wundere dich nicht, wenn nicht alle Linien grade sind. Dort ist keine Linie grade. Entweder ist das Haus nicht grade, oder der Laternenpfahl, oder die Strasse kippt irgendwie weg.

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Auch gegen Abend wird die Strasse nicht weniger steil.

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Da hatte einer eine Idee. Also ausser der Fassade war da nichts mehr, aber offenbar hat da oben vor kurzem noch jemand gewohnt

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Du kannst die steile Strasse auch abkürzen, weil die sich in engen Kurven den Hügel hinabschlängelt. Du kannst auch noch steilere Treppen nehmen, die sich krumm und schief in den Berg graben. Man beachte die Botschaft unten links: Nietzsche is dead.

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Die Stufen sind natürlich alle verschieden hoch und breit und natürlich nicht grade und natürlich hats auch kein Treppengeländer.

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Bei den Fotos stehst du auf halber Höhe der Treppe, guckst also einmal nach oben und an gleicher Stelle nach unten. Und da auf halber Höhe öffnet sich eine Tür in einen Garten:

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Das ist der Garten einer Stiftung, der Abdul Hameed Shoman Foundation (http://www.khalid-shoman.com/). Der Herr Shoman war Mitglied der Besitzerfamilie der Arab Bank, dieser Palästinenser, der dann in den 80ern die Bank verkaufte. Ich hab berichtet von den bösen Palästinensern. Heute lebt die Familie in der Schweiz, habe ich mir erzählen lassen. Ist aber immer noch eng mit dem jordanischen Königshaus verbunden, mit den Palästinensern auch, mit Ägypten und überhaupt mit der arabischen Welt.

Wenn wir auf der Strasse bleiben, da wohnen ja auch Leute. Die Stromleitungen sind manchmal recht abenteuerlich

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Man wills ja auch schön haben vor dem Fenster. Geranien.

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Irgendwo auch auf halber Höhe: Alte Stadtvilla

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Von der Strasse aus, wenn du nicht nach oben guckst sondern auf den Weg achtest, damit du nicht stolperst, siehst du das gar nicht, sondern siehst nur diese unscheinbare Eingangstür

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Durch das, was wohl mal ein üppiger Garten war, führt diese Treppe hoch ins Haus.

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Einer der draussen rumsitzenden Nachbarn erzählte mir, das solle ein Restaurant werden. Was doch sehr schade sei, das sei doch ein tolles Haus für eine grosse Familie.

Das hier ist nicht etwa das Abwasserrohr vom Haus. Das ist das Entwässerungsrohr für Regenwasser vom Hügel. Wenns dort mal regnet, schüttet es wie blöd. Ich hatte ja Glück mit dem Wetter und hatte nur an einem Abend mal Regen. Aber nach 10 Minuten war ich durch bis auf die Haut. Und die Sturzbäche rasen dann den Hügel abwärts, weil mit der Kanalisation in diesen alten Stadtteilen, die so schnell gewachsen sind, ist das so eine Sache.

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Die Abwasserrohre vom Haus selbst sehen so aus. Die Abwasserrohre der Häuser sehen meist so aus. Deswegen darfst du auch nirgend Klopapier ins Klo werfen oder sonst irgendwas. Naja.

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Du glaubst das mit dem steil nicht so ganz, gell? Aber guck

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gleich kommt Teil 2





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Lil
10-01-2015, 18:55
Teil 2


Die steilste und engste Kurve auf dem Weg in die Altstadt runter

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Aber nicht, dass du denkst, da würden die Platz lassen, wo es so eng und unübersichtlich und steil ist. Nix da. Da wird in aller Ruhe rumgewurschtelt und wenn einer angefahren kommt, hupt der halt ein bisschen, einfach damit gehupt ist. Denn ändern tut sich mit der Huperei nichts.

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Selbstverständlich wohnen dort auch Leute

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Das sind die alten Häuser, am Rande der Altstadt

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Zwischendurch hats Lücken zum durchgucken. Vermutlich kann man über diese Stufen auch die kurvigen Strassenstücke abkürzen. Aber ich habe hier nicht gesehen, ob diese Stufen irgendwohin führen oder auf einer Baustelle enden und ich den elend steilen Weg wieder hochkraxeln müsste, über Stufen, kniehoch und überhaupt. Also hab ich die nur fotografiert.

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Der Gehweg an dieser Stelle. Immer, wenn ich auf sowas gestossen bin, habe ich innerlich ein Loblied auf unsere Bauvorschriften angestimmt. Hier konnte man keinen Schritt tun, ohne strategisch zu überlegen, wohin man den Fuss wohl am sichersten setze.

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Wir haben das allersteilste Stück hinter uns. Eine Strasse auf einer Art Terasse im Hügel. Dort könnte ich mir ein Wohnen gut vorstellen, was die immer an Sonne haben.

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Unten in den Häusern wieder Läden und Lädchen

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Dort kam einer aus einem der Lädchen gestürmt. Naja, er stürmte angescihts seines Alters ein bisschen gemächlich, aber er kam an. Guten Tag und woher ich komme und ahh er kennt Italien ob ich seinen Laden sehen will. Klar will ich Laden sehen. Ich will immer Laden sehen. Ich also rein in den Laden, der entpuppt sich als Schneiderwerkstatt und ist auch so gross wie eine Garage.

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Der Schneider hat anno tobak in Italien das Schneidern gelernt und dann in Amman weitergeschneidert. Er habe viele Kunden gehabt, die extra im Urlaub zu ihm kamen, um sich was schneidern zu lassen. Jetzt habe er kaum noch Kunden, niemand mag mehr in arabische Länder reisen, dabei nähe er auch noch mit der Hand. Er hat lang und ausschweifend erzählt. Hat mir Tee gebracht und immer nachgeschenkt, damit ich auch sitzen bleibe und zuhöre, weil seine Verwandtschaft das bestimmt nicht mehr hören mag. Jedenfalls hatte ich so einen Verdacht. Er war aber sehr freundlich und hat mir von seiner Zeit in Italien erzählt, wie er schnell arbeiten musste und immer schneller, und wie ihm das zu blöd wurde und er nach Amman zurück ging.
Die Unterhaltung war etwas stockend, weil ich auf meinen Streifzügen immer mit Leuten zu tun bekam, die nicht viel Englisch konnten. So verständigten wir uns immer mit schlechtem Englisch ihrerseits und schlechtem Arabisch meinerseits, mit Händen und Füssen und machten uns pausenlos Komplimente, wie toll doch die Sprachkenntnisse des Gegenübers wären. Alles sehr entspannt und spannend. Wenn du also mal was von Hand geschneidert haben willst, ich hab da eine Adresse am Ende einer steilen Kurve.

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Wir nehmen das letzte Stück bergab unter die Füsse

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Wohnhäuser in altem Stil am Rande der Altstadt.

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Ich habe nicht rausfinden können, von wann diese Häuser sind. Aber es scheinen alte Stadthäuser zu sein aus einer Zeit, als die besseren Leute aus den ganz alten Häusern unten in der Altstadt an den damaligen Stadtrand zogen, hügelan, weil es luftiger und sonniger ist. Ganz oben, wo ich gewohnt habe, war die Sonne erst gegen 17.00 Uhr weg. Unten in der Altstadt wars um 16.00 Uhr finster. Die Altstadt liegt ganz unten am Fusse der zuerst besiedelten 7 steilen Hügel eingebettet. Was damals wohl sehr geschickt war, weil sie so Wind und Wetter nicht so ausgesetzt war.

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Durch eine weitere Lücke guckst du auf einen Parkplatz. Sowas, was man bei uns Valet Parking nennt. Du gibst deinen Autoschlüssel ab und die Jungs dort parken dein Auto ein und holen es dir auch wieder.
Als ich dort zuguckte, schrien die sich heftig an. Die konnten sich nicht einig werden, welches Auto zuerst weg muss, damit ein anderes frei rausfahren kann. Ein bisschen wie bei diesem Spiel, wo man Klötzchen schieben muss, damit man ein bestimmtes ganz hinten raus kriegt. Nur haben sich da 3 Araber gestritten und lange ging gar nichts.

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Da oben gibts was. Der Laden ist zu, du kannst also nicht rausfinden, was der da treibt.

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Hinter der Seitentür führt eine elend lange und elend steile Treppe nach oben. In all den Tagen konnte ich nicht rausfinden, wohin die führt. Aber vielleicht das nächste Mal.

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So jetzt sind wir unten angekommen, und was du da siehst, zeige ich dir nächstes Mal.






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Frau Kowalski
10-01-2015, 18:58
Danke Lil :knuddel:

ich verfolge deinen Resisebericht wieder ganz fasziniert :wub:

MegaRyan
10-01-2015, 19:04
...

So jetzt sind wir unten angekommen, und was du da siehst, zeige ich dir nächstes Mal.



au ja! :freu: :trippel:

Faszinierend, das sieht alles einerseits so alltäglich und simpel aus, aber eben doch so "exotisch", dass es doch wieder interessant ist.

Lil
10-01-2015, 19:07
Beim rumsortieren mit den Fotos fällt mir grade erst auf, dass die Bilder von diesen Hauseingängen im 2. Teil ja eigentlich die Rückseiten der alten Stadthäuser am Stadtrand sind. Also die schönen alten Fassaden in der Sonne sind die Vorderseite, und diese abgeschrabbelten Eingänge sind dann die Eingänge zu diesen Häusern, auf der Rückseite.
Dass mir das dort vor Ort nicht aufgefallen ist :kopfkratz

Lil
10-01-2015, 19:08
au ja! :freu: :trippel:

Faszinierend, das sieht alles einerseits so alltäglich und simpel aus, aber eben doch so "exotisch", dass es doch wieder interessant ist.


Ja, das sind so einfache Alltagsfotos, wie man so an jeder Ecke machen könnte. Ich glaube, das macht aber auch die "Exotik" aus, eben weil es den Alltag zeigt. Simplen Alltag.

gitte1944
13-01-2015, 17:24
Danke Lil, dass du uns mitnimmst auf deine Reisen. :d:

Lil
13-01-2015, 17:45
Ihr wartet auf mehr? :D

Wollt ihr Altstadt sehen, Läden, Souk, oder wollt ihr mal raus aus der Stadt? Ich hätte noch Weihnachtsbilder.

Vielleicht guck ich aber auch einfach, worauf ich Lust habe :zahn:

Catweazle
13-01-2015, 19:22
Ja ja ja ja ja ja ja

bedeutet: wir wollen alles sehen:zahn:

Emma Pril
13-01-2015, 19:43
Sehr gern.:ja:

Lil
13-01-2015, 19:47
Also gut, ich mach mich nachher weiter dran. :malnichtsoseinwill:



:zahn:







Freut mich übrigens sehr, dass euch die Berichte so gut gefallen http://abload.de/img/wubkopftuch261aolr3chz.gif

Emma Pril
13-01-2015, 19:50
:freu::freu::freu:

cobrita
13-01-2015, 20:13
:trippel:

Ich hab die Fotos von den Lädchen gesehen, im Auslosungsthread (jaaaa, ich les da heimlich mit :helga: ) Ich würd ja den ganzen Tag dann da drin rumschauen und am Ende einen Extrakoffer brauchen.

Wir haben hier zwar auch solche aber irgendwie gehen die langsam verloren und werden immer "sortierter", was sehr schade ist.

Lil
13-01-2015, 20:21
:trippel:

Ich hab die Fotos von den Lädchen gesehen, im Auslosungsthread (jaaaa, ich les da heimlich mit :helga: ) Ich würd ja den ganzen Tag dann da drin rumschauen und am Ende einen Extrakoffer brauchen.

Wir haben hier zwar auch solche aber irgendwie gehen die langsam verloren und werden immer "sortierter", was sehr schade ist.

Stimmt, diese Lädchen sind tödlich. Wenn man da einmal den Widerstand zusammenbrechen lässt und stöbern geht, überfällt einen ein seltsamer Wahn. Ein Glitzernebel quillt aus unsichtbaren Ecken und umschwebt dich, es flüstert und lacht um dich herum, die Düfte wabern und zarte Klänge von Zimbeln und Schellen durchziehen das Lädchen. Du stehst glückselig lächelnd zwischen all dem Kram und . . . kaufst.

Gottseidank war mein Koffer schlauer als ich. Als der voll war meinte er, wenn du jetzt einen zusätzlichen Koffer kaufst, dann musst du für den 2. Koffer im Flieger Aufpreis zahlen. Und er sei doch so toll und mein einziger Freund hier in diesem Lädchenland und er hätte so gut für mich gesorgt und wie ich ihn jetzt mit einem 2. Koffer betrügen könnte. Kurz und gut, er war nicht nur schlauer, er hat mir eine Szene gemacht und so konnte ich den Geistern der Lädchen so gegen Ende der Reise doch noch entkommen.



:feile:

Lil
13-01-2015, 20:28
Ich bin ja auch froh, dass ich das Zeug hier verlosen kann. So hab ich einen rechtschaffenen Grund, Zeug zu kaufen, was eigentlich gar nicht in mein Biotop passt. Was ich dort natürlich immer anders einschätze. Und erst zu Hause mir mein Biotop sagt, dass ich da wohl etwas ähh enthusiastisch war. :D

Lil
13-01-2015, 22:23
Wir sind also den steilen Berg hinunter gestiefelt und sind in der Altstadt angekommen. Ich vermute ja, dass unter dieser Altstadt im Boden einiges noch altstädterisches liegt, aber das muss warten, bis ich dort weitergraben kann.

Heute verschaffen wir uns einen kleine Überblick, die Altstadt siehst du nicht mit ein Mal angucken.


Wenn du denkst, in der Altstadt wären die Strassen besser als in den anderen Gebieten, dann guckst du:

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Aber die Strassen sind voll und laut. Durch die Altstadt zieht sich sowas wie eine alte Hauptverkehrsstrasse, immer verstopft, immer voll.

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Manchmal versucht die Polizei Ordnung rein zu bringen

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Aber ob die nun trötet oder nur am Rande guckt

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Es wird gehupt und losgefahren.

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In der Altstadt findest du alles. Irgendwo in diesem Gewusel von Eingängen operiert ein Dr. Hajjiri deine Mandeln raus, so du das dringende Bedürfnis danach hast. Ich denke allerdings, dass das Bedürfnis dabei ausserordentlich gross sein müsste. Das sind so die normalen Ärzte, und alles, was eine Brille trägt, darf sich Arzt nennen, wenn er dafür bezahlt. So wurde mir gesagt. Das ist aber sicher nur die Verbitterung darüber, dass die gute staatliche Universitätsklinik und die Amerikanische Klinik und die Deutschte Klinik nur Privatpatienten behandelt, oder gut versicherte Ausländer, oder Leute aus dem Bereich der Sicherheitskräfte.

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Von dieser Cafeteria habe ich den Eingang nicht mal gefunden, wer weiss, wo der liegt und wo man da alles durch und drüber muss. Das hätte von dort oben sicher schöne Fotos gegeben, aber es hat nicht sollen sein.

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An jeder Ecke ein Laden mit Tscherkessentracht. Die Tücher um den Kopf der Puppen waren keine Tücher im Tuchsinne. Das waren mehr so Mützen mit Tuch hintendran, die Stirnpartie ziemlich steif gearbeitet. Matroschka mit Arabereinschlag.

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Leute aller Art überall. Traditionelle Kledung aller Art, moderne Kleidung aller Art, alles zu sehen. Und keiner hat jemanden dumm angeguckt.

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Das hier behauptet von sich, das älteste Haus in Amman zu sein.

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Falls das Foto zu klein ist: nochmal das Schild in grösserem Ausschnitt:

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Ich konnte dort nicht rausfinden, wer oder was der Duke of Mukheibeh war. Nach googeln fand ich die Seite eines englischen Modefuzzis, der wohl mit dem Besitzer des Hauses mal gegessen hat. Und dass es eine Grundwasserquelle im Beduinengebiet mit dem namen Al-Mukheibeh gibt. Dieses Amman birgt also noch grosse Geheimnisse, die meiner harren, mag die offizielle Geschichte noch so auf den Tscherkessen rumreiten.

Seitenstrasse der Altstadt. In diesen Seitenstrassen der Altstadt, die immer und überall hügelaufwärts führen, haben sich unten die Taxis versammelt. Die weissen Taxis. Die haben keinen Zähler, man muss um den Preis handeln. Die fahren gerne mal den Hügel einfach nur hoch und runter, aber nur, wenn der Wagen voll ist. Dann zahlt jeder einen halben Dinar und für 1.50 karrt der dann alle 3 Fahrgäste hoch, oder auch mal 4 oder 5 zu je ½ Dinar. Wenn du nicht warten willst, zahlst du halt 1.50 oder 2.00 alleine. Und wenn er einer der Strassenräuber ist, die Taxi fahren, dann zahlst du als Ausländer eh mehr. Denken sie. Bis sie merken, dass du gerne mit Taxifahrern rumstreitest. Logischerweise hauen die dich bestimmt trotzdem ein bisschen übers Ohr, aber das gehört dazu. Und manchmal zahlst du auch einfach nur 2 Dinar, weil dir die Füsse weh tun, du Hunger hast, und du das Gejammer über das schlechte Leben für Taxifahrer nicht hören willst, bis noch mehr Fahrgäste einsteigen.
Einmal aber, da war einer, der hat extra einen geholt, der ein bisschen Englisch konnte. Der Fahrer wollte sicher sein, dass ich auch verstehe, dass ich als alleiniger Fahrgast 2 Dinar zu zahlen hätte, nicht, dass es dann Streit gibt. Dem habe ich dann sogar 3 Dinar gegeben, weil der kein so ein Strassenräuber war.

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Die gelben Taxis haben Zähler im Wagen. Und verlangen auch strikte nur den Preis, den der Zähler angibt. Das sind ehrliche Leute, was denkst du denn. Dass sie vor Zählerablesung mit dir kilometerweit mit der Kuh ums Dorf fahren, sagen sie dir natürlich nicht. Die Strecke Paris Square - Altstadt hatte ich recht schnell im Griff, war ja nur die eine Strasse bergab. Und dann habe ich mich immer strategisch günstig hingestellt zum Taxi anhalten, so dass sie immer gleich die eine Strasse den Berg hochfahren konnten, was ich denen auch immer direkt und gleich gesagt habe. Dann haben sie immer geschluckt und ein bisschen was gemurmelt, was man als schimpfen auslegen könnte, was ich aber überhört habe. Aber ich wurde nur ein einziges Mal mit besagter Kuh ums Dorf gefahren . . .




Die Leute gehen über die Strasse, wie es grade so geht. Also überall, und kreuz und quer, und immer nur 1 Fahrbahn, weil auf all den anderen ja der Verkehr braust. Ich fühlte mich manchmal schon sehr an Damaskus erinnert.

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Streckenweise war Gehsteig und Strasse durch solche Absperrungen getrennt, mit solchen Durchgängen in einigen Abständen.

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Was aber natürlich nicht wirklich irgendwen störte.

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Oben auf dem Hügel noch Sonne, und unten in der Altstadt schon tiefste Dämmerung

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Shishabar, Hotel und Restaurant, unten Lädchen. Und oben siehst du solche Planen, das ist ein Wetterschutz. Dort oben auf dem Dach kannst du billigst übernachten, wenn es das Wetter zulässt. Solche Übernachtungsplätze auf dem Dach gibts oft, und irgendwann wird mich auch was zu sowas treiben. Das muss man doch mal ausprobieren, nicht wahr.

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Emma Pril
13-01-2015, 22:39
Ich finde Deine Schilderungen richtig spannend.:)

Die Lädchen im letzten Bild sind ja. :wub: Ich muss gestehen, so etwas zieht mich immer magisch an. :schäm:

CrazyOldLady
13-01-2015, 22:50
Lil, du und deine Bilder seid faszinierend :anbet:

ich fühle mich in meine "Heimat" zurück versetzt... auch wenn doch nicht so exotisch... aber trotzdem :D

danke Lil :knuddel:

cobrita
13-01-2015, 22:53
Braver Koffer :)

Unsere Taxifahrer scheinen dann wohl in Amman zur Schule gegangen zu sein. Oder: die Welt ist ein Dorf.

Danke und gute Nacht!

Lil
13-01-2015, 22:54
Lil, du und deine Bilder seid faszinierend :anbet:

ich fühle mich in meine "Heimat" zurück versetzt... auch wenn doch nicht so exotisch... aber trotzdem :D

danke Lil :knuddel:


Das ist natürlich toll, wenn du dich zurückversetzt fühlst. Das bestätigt so ein bisschen die Realität, wie ich sie sah. :freu:

Hatsche
13-01-2015, 23:50
Jetzt war ich bereit für diesen spannenden Trip. :freu:
Das war toll, vielen Dank. Lil. :Pinkfastwubb:


Emma, mir geht es wie Dir. :ja:

Und es ist noch nicht zu Ende. :freu:
:trippel:

Geht es Dir wieder gut, Lil? Hast Du Deinen arab. Monsterinfekt
überstanden?

Lil
13-01-2015, 23:59
Ich hab noch ein paar restliche Weihnachtsfotos vom Weihnachtsessen.

Zur Feier des Tages gabs einen Tisch. Sonst wurde immer nur auf dem Boden gegessen, oder auf dem Sessel sitzend, oder irgendwas nebenher machend. Es gab auch Schüsseln, aber von den Plastiktellern und Plastikbesteck wollten sie nicht lassen.
Hier wurde also das Essen aufgetischt.

http://img.photobucket.com/albums/v221/canopean/Amman/Wohnung/DSC_0009_Klein.jpg




Nach Entfernung der Folie trat ein Truthahn zu Tage. Ein 8-Kilo-Viech, als es noch roh war. War lecker. Was nicht auf dem Foto zu sehen ist: Schüssel über Schüssel mit allerlei anderen Sachen: Oliven, Brot, Kartoffelbrei, Gemüse und und und

http://img.photobucket.com/albums/v221/canopean/Amman/Wohnung/DSC_0012_Klein.jpg




Als Nachtisch gabs einen Schokoladenkuchen. Meine Güte, der war sowas von gut.

http://img.photobucket.com/albums/v221/canopean/Amman/Wohnung/DSC_0015_Klein.jpg




Und als Weihnachtsunterhaltung haben wir diese Silikonringe geknüpft :ko:

http://img.photobucket.com/albums/v221/canopean/Amman/Wohnung/DSC_0016_Klein.jpg





Dort lief nicht nur am Weihnachtstag ein TV-Kanal für Kinder, von morgens bis abends: http://www.sat7.org/sat7_kids
Das ist ein Sender für christliche arabische Kinder. Leider konnte ich keine Fotos der Sendungen machen, das hätte die Familie nicht verstanden. Aber mit dem Link kannst du, wenns dich näher interessiert selber gucken gehen.

Ich fand den Sender ganz und gar fürchterlich und ich hätte meinen Kindern nie erlaubt, den zu gucken. Abgesehen von grausligen Kinderchören mit verzückt wirkender Beleuchtung und noch grässlicheren Trickfilmen gabs auch Filme für Jugendliche, dagegen sind die goldüberstrahlten Jesusdarstellungen amerikanischer Kinderbibeln noch sozialistischer Realismus.
Das Sandmännchen kommt dort spät, gegen 22.00 Uhr, die Kinder gehen so spät ins Bett wie die Erwachsenen. Eine seltsame junge Frau, ein bisschen auf kindlich-jugendlich zurechtgemacht, sass da auf einem Sofa und erzählte biblische Geschichten. Dabei fuchtelte und grimassierte sie ganz grässlich herum, so schlimm wie diese amerikanischen aufgeregt tuenden Journalistinnen von CNN.
Was ja erstmal nicht sooo schlimm wäre. Wenn man aber bedenkt, dass die moslemische Bevölkerung eher dazu neigt, sich solcher Fuchteleien und Grimassen und verzerrtem Grinsen zu enthalten, und ihre Kinder entsprechend erzieht, und dann diese Christenkinder dieses amerikanisierte Verhalten von klein auf lernen, trägt das nicht dazu bei, dass sich die Leute per Körpersprache einfach so verständigen können. Das aber ist für Araber sehr wichtig. Dort wird viel mehr mit kurzen knappen diskreten Handbewegungen "gesprochen", da wird nicht gekreischt oder gefuchtelt oder Mund und Augen aufgerissen. Das ist fürchterlich ordinär. Und wird im arabischen TV gerne als Stilmittel benutzt, um gleich klarzumachen, dass diese Figur ein Depp, ein Trottel, ein ungehobelter Klotz ist. Und dieses zurückhaltende Verhalten der Moslems verstehen dann die Christen nicht, weil die auf Gefuchtel auf der Strasse warten, wenn ihnen was gesagt wird.
Wenn man dem ein paar Stunden zusieht, versteht man plötzlich das Wort "Kulturimperialismus". Wie man durch subtile Erziehung zu einem bestimmten Verhalten die Leute auseinanderhält.

Und überlege: Der moslemische Araber sieht Grimassen und Mund und Augen aufreissen als ordinär und ungehobelt an, ein Verhalten für geistig zurückgebliebene. Und dann lernen die Christenkinder so ein Verhalten, und kommen dazu noch mit einem Arabisch aus dem sprachlichen Schulunterricht, das in etwa unserem "Türkendeutsch" entspricht. Was soll der kommune Araber da denken? Und was soll der Christ vom Araber denken, der sich dann mit Unverständnis abwendet?

Solche "Kleinigkeiten" gehen in unseren Nachrichten gerne unter, wenn von "Spannungen" zwischen Moslems und Christen berichtet wird. Diese Dinge siehst du auch nicht, wenn du nach Reiseführer reist. Und ich bezweifle, dass "unsere" Journalisten sowas sehen, weil der Berichterstatter meistens in seinem Ausländerghetto wohnt.


Was dir auch klar sein muss: Allah ist kein eingetragenes Warenzeichen. Auch die Christen beten zu Allah, sie sagen "Inschallah" und sie sagen "Allahu akhbar", weil Allah heisst einfach nur Gott. Zu dem auch die Christen beten. Was am Anfang ein bisschen gewohnheitsbedürftig für unsere Ohren ist.



So, und jetzt ist fertig Weihnachten, auch wenn das Essen an dem Tag wirklich sehr gut war.






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Lil
14-01-2015, 00:01
Geht es Dir wieder gut, Lil? Hast Du Deinen arab. Monsterinfekt
überstanden?


Nein, noch nicht ganz. Ich hab noch Antibiotika und huste ordentlich. Ich war ja im Oktober erst wegen so einem ähnlichen Infekt krank, und jetzt hat sich alles ein bisschen vertieft und ausgeweitet. Aber da ich hier lebe und zu ordentlichen Ärzten gehen kann, wird sich das bald einrenken.

Hatsche
14-01-2015, 00:32
Dann man tau. Schnelle und gute Besserung.

Hatsche
14-01-2015, 00:36
Gummiringe. Wie schnell solche Trends in/um die Welt gehen. Schneller im
Orient, als früher von der BRD in den Osten. :zahn:

Lil
14-01-2015, 00:37
Danke. Das wird schon. Verglichen zu vor 1 Woche bin ich schon wieder springendes Rehlein. Wenns so weitergeht, bin ich nächste Woche wieder fit.

Samstag habe ich die ersten Arabischlektionen per Skype gebucht. Bin mal gespannt, wie das funktioniert. Das wäre 1. um einiges billiger als Lektionen im Einzelunterricht hier in Basel und 2. würde es Kontakte pflegen. Das ist ja auch immer gut und wichtig.
Und bis dahin will ich wieder eine richtige Stimme haben und nicht so daherkrächzen.

Lil
14-01-2015, 00:39
Gummiringe. Wie schnell solche Trends in/um die Welt gehen. Schneller im
Orient, als früher von der BRD in den Osten. :zahn:


Ich hab auch gestaunt, als der eine Gast damit ankam und die Kinder das alle schon kannten. Diese bunten Ringe hatten auch noch Geruch, diesen Geruch, den Kinder so gerne haben, diesen Plastikobstgeruch. Die Hände haben noch tagelang danach gerochen.

Hatsche
14-01-2015, 00:57
Danke. Das wird schon. Verglichen zu vor 1 Woche bin ich schon wieder springendes Rehlein. Wenns so weitergeht, bin ich nächste Woche wieder fit.

Samstag habe ich die ersten Arabischlektionen per Skype gebucht. Bin mal gespannt, wie das funktioniert. Das wäre 1. um einiges billiger als Lektionen im Einzelunterricht hier in Basel und 2. würde es Kontakte pflegen. Das ist ja auch immer gut und wichtig.
Und bis dahin will ich wieder eine richtige Stimme haben und nicht so daherkrächzen.Erzæhlst Du dann bitte, wie es lief?
Machst Du das mit Deiner Schule in Amman? Oder mit den Schriftstellern?

Lil
14-01-2015, 01:03
Erzæhlst Du dann bitte, wie es lief?
Machst Du das mit Deiner Schule in Amman? Oder mit den Schriftstellern?

Ja, erzähle ich gerne, wenn Interesse besteht.

Ich mache das mit der Schule in Amman. Der eine Lehrer dort, eben der, der mir so gut gepasst hat, der ist auch Journalist und damit Schriftsteller und Mitglied im Schriftstellerclub und hat mich dort auch hingeschickt, als ich ihm mein Leid klagte, dass ich bei der Familie nicht lernen könne.

Ich bin echt gespannt. Ich hatte ja schon Skype-Lektionen mit meinem "Sohn" in Dubai. Dort ist das dann eingeschlafen, weil der so viel sonstigen Kram am Laufen hat und ich mich doch mehr auf festgelegte Zeiten verlassen können muss.
Das lief eigentlich gut, man kann ja Dateien hin- und herschicken und so auch seine eigenen Arbeiten in Echtzeit zeigen und korrigieren lassen.

Vongole
14-01-2015, 01:45
Ich bin völlig fasziniert von diesem Thread, der ist spannender und realer als jedes Buch :freu:

Lil
14-01-2015, 03:59
Ich kann aus einem unerfindlichen Grund nicht schlafen, also erzähle ich dir zur Abwechslung von einem grossmächtigen Zauberwort der arabischen Sprache: Mumkin. Was mumkin genau übersetzt heisst, das weiss ich nicht zu sagen. Aber es ist ein mächtiges Werkzeug, ein starker Zauber. Er beschwört sogar Taxifahrer.
Und das war so: Eines Tages fuhr ich wieder mit dem Taxi den Berg hoch. Ein gelbes Taxi, mit Taxameter. Der Fahrer schmollte schon, weil er nicht über den Flughafen 35 km vor Amman auf den Paris Square hochfahren konnte, ich hatte ihn gleich unten an der Strasse angehalten, die den Berg hochging und ihn hochdirigiert.
Jetzt an der Stelle, wo der Schneider mit der italienischen Ausbildung war, da muss man rechts abbiegen, soweit kannte ich den Weg. Man konnte aber auch links abbiegen, und ich habe keine Ahnung, wo diese Strasse hingeführt hätte, wahrscheinlich über den Flughafen die paar hundert Meter zum Paris Square hoch. Und als hätte ich es geahnt, der grundehrliche Taxifahrer des gelben Taxis guckt immer so nach links. Geblinkt wird ja nicht, aber offenbar hatte ich mich wieder an die Körpersprache der Menschen gewöhnt, der Fahrer zeigte eindeutig einen Linksdrall, wo er einen Rechtsdrall hätte haben sollen. Ich ihm also gesagt, er solle rechts abbiegen, und zur Sicherheit hab ich auch noch mit dem Finger den Berg hoch gezeigt. Ich bin Ausländerin, und da darf ich mit dem Finger zeigen, weil keine Kultur.
Da hub er an zu einem grossen Lamento, verlangsamte die Fahrt, blieb mitten auf der Kreuzung stehen, ein Redeschwall ergoss sich. Ich verstand was von viel Verkehr und vermutlich kam noch was von "seit 7 Generationen Taxifahrer" und immer noch war da der Linksdrall, wo ein Rechtsdrall hätte sein sollen. Bevor er dazu kam, zu berichten, dass seine sieben Generationen Taxifahrer-Vorfahren die Strasse links extra für mich gebaut hätten, musste er Luft holen. In diesem Moment liess ich ein "Mumkin" fallen, und sagte ihm, er solle nach rechts abbiegen, mumkin.
Und was soll ich sagen. Er verstummte, war nicht mal gross beleidigt, bog nach rechts ab. Er hupte und schimpfte auch ordentlich, als in der engen Kurve natürlich einer im Weg stand.
Dieses Mumkin heisst offenbar allerlei: du gehst in ein einigermassen passables Hotel und fragst nach Toilettenbenutzung. Keines wirds dir abschlagen, aber mit einem Mumkin am Ende der Bitte bekommst du sogar ein Lächeln und ein "Selbstverständlich" dazu. Du findest was im Lädchen nicht? Du fragst in deinem allerbesten Schularabisch, obs Dings gibt. Dann sagt der "Ja, gibts", und guckt dich an. Fragst du aber obs Dings gibt, mumkin, läuft er los und zeigt dir, wo es ist.
Du willst was wissen, und keiner weiss was? Du solltest mit mumkin nach der Frage enden. Dann wissen sie es immer noch nicht, erzählen dir aber eine Geschichte, die zumindest unterhaltsam ist.
Terminprobleme mit dem Lehrer oder Fahrer? Mumkin, könnten wir nicht dann und dann, und schon lässt sich eine Uhrzeit finden, die allen passt, mumkin. Auch Hani, der Cousin der zum Onkel wird, liess sich mit ein paar mumkins eine andere Route einfallen, als er ursprünglich als unumgänglich zwingend alternativlos darstellte.

Und jetzt kennst du dieses Mumkin auch und kannst dich viel eleganter durch den arabischen Alltag schleusen.




.

Lil
14-01-2015, 04:22
Das mit dem Fragen im Laden ist auch so ein Ding.
Fragst du hier: "Haben Sie XY?" Dann sagt der Mensch im Laden meist: "Ja, steht dort hinten links" oder sowas. Weil die Frage impliziert, dass du das suchst und haben willst.

Nicht so im Arabischen. Wenn du nur fragst "gibts hier/haben Sie XY", dann kriegst du ein Ja oder Nein und fertig. Weil du ja nur wissen wolltest, obs das hier gibt. Und der Mensch im Laden sich nicht anmasst davon auszugehen, dass du das auch kaufen willst. Vielleicht willst du das auch einfach nur wissen, weil die Cousine deiner Freundin das wissen wollte und du grade vorbeigekommen bist und drum auch fragst.

So sind die Höflichkeiten unterschiedlich und wenn man das nicht beachtet, kommt man sich im Taliban-Lädchen schnell mal schlecht behandelt vor. Dabei war er ausgesucht höflich und wollte dir nichts unterstellen oder gar aufdrängen. Denn wenn du das XY kaufen wollen würdest, würdest du das doch sagen, oder nicht?

Hatsche
14-01-2015, 07:37
Mumkin ist das neute Entemeschnun. :clap:

Tenesse
14-01-2015, 07:51
Was ja erstmal nicht sooo schlimm wäre. Wenn man aber bedenkt, dass die moslemische Bevölkerung eher dazu neigt, sich solcher Fuchteleien und Grimassen und verzerrtem Grinsen zu enthalten, und ihre Kinder entsprechend erzieht, und dann diese Christenkinder dieses amerikanisierte Verhalten von klein auf lernen, trägt das nicht dazu bei, dass sich die Leute per Körpersprache einfach so verständigen können. Das aber ist für Araber sehr wichtig. Dort wird viel mehr mit kurzen knappen diskreten Handbewegungen "gesprochen", da wird nicht gekreischt oder gefuchtelt oder Mund und Augen aufgerissen. Das ist fürchterlich ordinär. Und wird im arabischen TV gerne als Stilmittel benutzt, um gleich klarzumachen, dass diese Figur ein Depp, ein Trottel, ein ungehobelter Klotz ist. Und dieses zurückhaltende Verhalten der Moslems verstehen dann die Christen nicht, weil die auf Gefuchtel auf der Strasse warten, wenn ihnen was gesagt wird.
Wenn man dem ein paar Stunden zusieht, versteht man plötzlich das Wort "Kulturimperialismus". Wie man durch subtile Erziehung zu einem bestimmten Verhalten die Leute auseinanderhält.

Und überlege: Der moslemische Araber sieht Grimassen und Mund und Augen aufreissen als ordinär und ungehobelt an, ein Verhalten für geistig zurückgebliebene. Und dann lernen die Christenkinder so ein Verhalten, und kommen dazu noch mit einem Arabisch aus dem sprachlichen Schulunterricht, das in etwa unserem "Türkendeutsch" entspricht. Was soll der kommune Araber da denken? Und was soll der Christ vom Araber denken, der sich dann mit Unverständnis abwendet?


Das finde ich ja sehr interessant. Ich oute mich jetzt wahrscheinlich als sehr ungebildet, aber ich hatte eher den Eindruck, dass Muslime gerne zu Übertreibungen neigen. Wenn man sich im Fernsehen so ansieht, wie Frauen kreischend und laut heulend zusammenbrechen, wenn ein Unglück geschieht, werden diese dann auch als ungehobelt und dumm verschrien? Oder ist das nur ein übertriebenes Bild, dass uns Europäern untergeschoben wird?

Lil
14-01-2015, 13:14
Das finde ich ja sehr interessant. Ich oute mich jetzt wahrscheinlich als sehr ungebildet, aber ich hatte eher den Eindruck, dass Muslime gerne zu Übertreibungen neigen. Wenn man sich im Fernsehen so ansieht, wie Frauen kreischend und laut heulend zusammenbrechen, wenn ein Unglück geschieht, werden diese dann auch als ungehobelt und dumm verschrien? Oder ist das nur ein übertriebenes Bild, dass uns Europäern untergeschoben wird?



Aber Tenesse, wer redet denn hier im Thread von ungebildet :eek: Ganz im Gegenteil, ich finde genau solche Fragen thematisieren Dinge, die im Alltag wichtiger sind als all die Politikerverlautbarungen zusammen. Und selbstverständlich weiss ich auch nicht alles, ich gebe hier nur meine Aha-Erlebnisse und neuen Ein- und Ansichten zum Besten.

Aber zum Thema.

Zuerst mal muss klar sein, dass ich viele Sachen mit grobem Pinselstrich zeichne. Manche Sachen lassen sich einfacher erklären, wenn man ein bisschen sortiert, oder sogar "schubladisiert". Jedenfalls vereinfacht das das Erklären für mich, wenn ich die Taxifahrer z.B. pauschal als Strassenräuber betitle, obwohl natürlich nicht alle so sind, und ich davon ausgehe, dass das dem Ioff-Leser klar ist.

Meine Beobachtungen beziehen sich auf den Alltag, nicht auf spezielle Anlässe. Ich war noch nie auf einer moslemischen Beerdigung, habe nur in Syrien zwei Mal so am Rande eine mitbekommen. Vom Rand im Vorbeigehen gesehen, war alles sehr ruhig, still und leise. Das einzig Laute war bei der Beerdigung in Damaskus, als sie einen Lautsprecher rausstellten und Koranverse abspielten. Wie es dann auf einem Friedhof aussieht, weiss ich nicht. Da geht dann auch nur die nächste Familie mit, soweit ich weiss, die eigentliche Trauerfeier für alle ist entweder zu Hause, oder bei bekannteren Personen, wenn viel Nachbarschaft erwartet wird, auch mal auf einem nahen Platz oder auch mitten auf der Strasse.
Ich denke, auch die Moslems haben ihre ritualisierten Abläufe für ausserordentliche Gelegenheiten wie Tod, Geburt, Hochzeit. Die mit dem Alltag nicht zu vergleichen sind, sondern Gefühle kanalisieren. Wenn bei uns jemand stirbt, sind auf dem Friedhof ja auch alle schwarz gekleidet, was sie im Alltag nicht sind. Im Christentum ist eine Beerdigung ja auch ein Ritual für eine Ausnahmesituation zur Trauerbewältigung, Handlungen sind zugelassen, die sonst auf offener Strasse nicht möglich sind. Wer auf dem Friedhof zusammenbricht und weint, der wird getröstet, es ist ein Ausdruck tiefer Trauer. Bricht die gleiche Person 3 Stunden später auf der Strasse weinend zusammen, landet sie in der Psychiatrie. Grobpinselstrichig gesagt.

Im TV bei uns sehen wir ja auch nicht die Beerdigung von Onkel Ali, der an Altersschwäche gestorben ist. Sie zeigen uns Beerdigungen, die zu Demos umfunktioniert zu sein scheinen. Inwieweit dem wirklich so ist, kann ich vom Sofa via TV nicht beurteilen. Und inwieweit das Fernsehteam die Bilder so aufgenommen hat, damit es wie Demo aussieht, kann ich auch nicht beurteilen. Den Bildern der Sender ist ja auch nicht mehr zu trauen, jedenfalls sehe ich das so.
Bei solchen "politischen" Beerdigungen wird natürlich Leid zelebriert. So wie man Leichen in Grossaufnahme zeigt und Schwerverletzte von Anschlägen oder so ebenfalls, samt ihrer Wunden. Natürlich sind die Aufnahmen in grösserer Grossaufnahme und das Geschrei der Frauen lauter, wenn "der Feind" ein ganz böser ist. Z.B. nach einem israelischen Angriff, diese Beerdigungsbilder sind meiner Meinung nach eindeutig nicht Alltag.

Ich weiss aber, dass z.B. bei Hochzeiten die Jubelfrauen extra eingeladen werden. Das sind meist älteren Frauen, die mittels Zungenschlag diese Triller machen können. Manche können das besser als andere und werden dann auch öfter eingeladen. Die sind dann zuständig für den Jubel und das Getriller und sind oft nicht mal mit den Brautfamilien verwandt. Bei grossen Familien haben sie selber solche Trillerfrauen, die auch ordentlich Krach schlagen, und diese Familien müssen dann keine Fremden einladen.
Hochzeitsgäste trillern dann gerne mal mit, aber bei den Hochzeiten, die ich sah, waren die immer sehr zurückhaltend. Mal ein Trillern hier und da, aber nicht sehr ausdauernd. Mehr so aus Höflichkeit.

Im Alltag sind "die Araber" gerne auch laut, und sie fuchteln auch mal, sie schreien sich auf der Strasse an. Solange der Araber laut ist, ist alles gut. Solange er schreit und fuchtelt, ist er nicht ernst zu nehmen. Eben weil er schreit und fuchtelt, nimmt man ihn nicht so ernst. Wenn aber z.B. der Taxifahrer aus der Mumkin-Geschichte nach meinem Mumkin-Einwurf nicht nur ruhig geworden wäre, sondern ruhig auf mich eingeredet hätte, dann hätte ich auch ohne ein Wort zu verstehen allem zugestimmt, was er gemacht hätte. Denn dann hätte er gute Gründe gehabt, nicht dort lang zu fahren und hätte mich auch nicht übers Ohr hauen wollen. (Also nicht zu 100%, aber doch so sicher, dass ich ihn hätte machen lassen). Sobald es ernst wird, wird die Stimme ruhig, die Gestikulierei hört auf. Aber auch wenn "der Moslem" laut ist, fuchtelt er nicht so ausladend wie amerikanische Erweckungsprediger. Das geht auch gar nicht, "die Araber" hocken immer so dicht aufeinander, wenn da einer so losfuchtelt, haut er immer jemandem eine aus Versehen.

Drum kriegen viele Moslems, ob sehr konservativ oder nicht, oft die Krise, wenn sie diese Evangelikalen im TV sehen. Wie kann man so einen offensichtlichen Volltrottel von sowas Ernstem wie Gott reden lassen? Öffentlich? Dieser Volldepp macht mit seinem Gehampel sogar noch Gott schlecht.

Von daher denke ich, dass uns diese kreischenden, schreienden Frauen auf den Beerdigungen, die sie uns zeigen, nicht unbedingt aus lauteren Absichten untergeschoben sind.

Catweazle
14-01-2015, 13:31
Das ist so spannend dir zu folgen. Danke


oder wie sagen wir nun: Mumkin:anbet:

Lil
14-01-2015, 13:53
Nachtrag:

Ich habe auch dieses Mal wieder mit Erstaunen festgestellt, wie wichtig äusserliche Zeichen manchmal sind. Solche Zeichen der Macht, z.B.
Da war ich in einem der kleinen Restaurants (so gross wie eine Garage, bei uns würde man das Schnellimbiss nennen, wird aber täglich was anderes frisch gekocht), kurz nach Weihnachten. Mittlerweile ist mein Arabisch gut genug, dass ich die Leute einigermassen verstehe, wenn sie langsam und Hocharabisch und in einfachen Sätzen mit mir sprechen. Was eben der Kneipenbesitzer gerne getan hat, weil der kaum Englisch konnte.
Nun, ich sitze dort und werde gefüttert, ich arme alleine Ausländerin ohne Clan in der Fremde, und gucke Fernsehen. Nachrichten. Ein Bild von Barrack Obama, wie er da mit Kindern auf einem Foto lacht. Obama hat ein Krönchen auf, so ein güldenes Papierkrönchen, von irgendeinem Weihnachtsschnickschnack der Amis eben. Ich habe das Krönchen kaum wahrgenommen, sowas sieht man ja zu dieser Jahreszeit immer und überall.
Der Wirt regt sich fürchterlich auf und ich verstehe gar nicht richtig, was er hat. Er regt sich wieder ab und schaltet auf Kinderarabisch und erklärt immer noch ziemlich sauer: Das stünde dem Obama gar nicht zu, eine Krone zu tragen. Der sei doch gar kein König. Was dem einfalle, sich mit einer Krone zu zeigen. Anmassung sei das, ich meine sowas wie "Majestätsbeleidigung" zu verstehen.
Der gute Mann fand es also beleidigend, wenn sich der Obama mit den Zeichen eines Königs versieht, und sah das jordanische Königshaus und damit das ganze Land angegriffen.
Hat ne Weile gedauert, bis ich seinen Gedankengang nachvollziehen konnte, gibt aber einen interessanten Einblick in die Denkweise.

Gustl
14-01-2015, 13:56
Du bringst das so nahe. Danke

Tenesse
14-01-2015, 14:59
Vielen Dank für deine Erklärung, du bringst uns denk ich alle gut zum Nachdenken, das ist wirklich toll.

Lil
14-01-2015, 15:59
Wo wir es grade von den Wirtschaften haben: in der Altstadt gabs ein Restaurant namens Hasheem.

http://img.photobucket.com/albums/v221/canopean/Amman/10%20Restaurants/IMG_4407_Klein.jpg


Ein traditionsreiches Restaurant, für dortige Verhältnisse auch riesengross und mit Strassencafe. Seit Anfang der 1900er Jahre gibts das schon, Gott und die Welt war dort.

In dieses Hasheem lud uns der Schulleiter ein. "Uns" heisst in diesem Falle uns drei Schülerinnen, die über Weihnachten an der Schule waren. Eine davon konnte nicht, die andere kam mit. Über die andere muss ich nachher noch lästern, aber zuerst eine Hasheem-Geschichte.

Viele Fotos habe ich an diesem Abend nicht gemacht. Man isst mit den Fingern, und da ich darin nicht sonderlich routiniert bin, waren meine Hände bald über und über eingesaut, was alle mit Fassung trugen. Nur wollte ich das dann meiner Kamera nicht zumuten.

Es gab lecker Essen:

Fleisch in verschiedenen Sorten

http://img.photobucket.com/albums/v221/canopean/Amman/10%20Restaurants/DSCF0418_Klein.jpg




Und auch das hier war richtig toll. Ich hab keine Ahnung, wie das heisst oder woraus die Sauce ist, aber es war sehr gut.

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Das hier ist Arais, zwischen heissen Brotfladen ist eine allerleckerste Fleischfüllung

http://img.photobucket.com/albums/v221/canopean/Amman/10%20Restaurants/DSCF0420_Klein.jpg




Dazu gabs das übliche Brot und Zitrone und Gürkchen und so Gemüsezeugs.

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Im Hasheem war es auch, wo ich ein paar Tage später diese Leute kennenlernte, wo der Mann mich neulich anrief, das Essen sei jetzt fertig. Die Frau hatte mir noch ein Beutelchen ihres selbst eingelegten Gemüses geschenkt.

http://img.photobucket.com/albums/v221/canopean/Amman/10%20Restaurants/DSCF0920_Klein.jpg




Das Hasheem's kann ich nur empfehlen. Teuer ist es auch nicht, obwohl mitten an der Hauptstrasse. Die ganze Zeit läuft einer mit dem Besen rum und kehrt Abfall auf, die Kellner sind einigermassen freundlich, und mit einem mumkin kriegt man auch eine Cola, ohne drei Mal bestellen zu müssen.

Im Hasheem hat uns der Schulleiter eine Geschichte aus dem wahren Leben erzählt.
Einst kamen zwei junge Frauen nach Amman in diese Schule, den Kopf vermutlich voller Ideen von "Mittelmeerküche" und Gemüse und was weiss ich. Die eine Vegetarierin, die andere Veganerin. Die buchten mit der Schule einen Trip nach Petra. Das ist ein Ausflug von mindestens 2 Tagen, weil man abends noch bei "Beduinen" in der Wüste essen kann und volkstümliche Tänze gezeigt bekommt. Die beiden Damen also dorthin gefahren, mit der Gruppe.
Jetzt ist diese Mittelmeerküche in Tat und Wahrheit eigentlich nichts als Fleisch und Brot, Gemüse gibts so nebenher zum draufrumkauen. Die Beduinen haben natürlich, als Wüstenbewohner, eh kein Gemüse, bei denen kommt das Tier am Stück auf heisse Steine im Boden, Feuer drüber und zudecken und garen lassen und essen und fertig.
Da sassen sie nun, die beiden Veggies, und weigerten sich. Waren für Geld und gute Worte nicht zu traditionellem Essen bei einem traditionellen Touristenanlass zu bewegen.
Jetzt gibts ja die Geschichten, dass sich Beduinen nur von Kamelmilch und Datteln ernähren. Was ja vielleicht früher in Notzeiten mal so war, aber heute haben die Tiefkühler. Vor allem in so einem Touristengebiet wie Petra, und vor allem bei so einem Touristenanlass wie "Tradioneller Beduinenabend, authentisch". Nur Gemüse hats da nicht im Tiefkühler, weil eben nicht traditionell und nicht authentisch. Und ins Hotel wollten die beiden Frauen auch nicht, weil sie ja traditionell beduinisch gebucht hatten und Mittelmeerküche Gemüse und Kräuter.
Kurz und gut, es war keine Dattelsaison und es gab keine Datteln. Kamele haben die Beduinen in Petra auch nur noch, damit sie Touristen gegen Geld draufsetzen können. Also auch keine Milch, und die Veganerin hätte die eh nicht getrunken.
Die beiden Damen lamentierten und jammerten und hoben ein lautes Wehklagen in der Wüste an, was tun?
Einer der Begleiter der Schule setzte sich also ins Auto und fuhr los, Essen suchen. Er musste 20 Kilometer weit fahren, bis er einen Laden fand, der hatte an Obst und Gemüse aber nur Bananen.
Also kaufte er die Bananen, 10 Kilogramm, und fuhr die 20 km wieder zurück. Die beiden Veggiedamen ernährten sich dann aber brav und konsequent 2 Tage lang nur von Bananen. Was Aziz heute noch den Kopf schütteln lässt mit der Bemerkung: wir sind die Krone der Schöpfung und dürfen die erlaubten anderen Tiere essen. Trotzdem fragt er seit dem immer, ob Vegetarier mit von der Partie sind.




Und jetzt muss ich mal über die andere junge Frau lästern. Eine Frau schätzungsweise um die 30, aus einem Staat des ehemaligen Ostblocks, nennen wir sie Gerda.
Gerda tat gleich am ersten Tag kund, sie wolle viel sehen, wolle aber nicht wie ein Tourist rumlaufen, sie sei da ganz anders. Ob ich nicht mitgehen wolle auf die Zitadelle.

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Na gut, dachte ich, gehst du mit der, vielleicht wirds ja interessant.
Und was packt sie aus? Einen Reiseführer mit eingezeichneter Laufroute von der Zitadelle nach unten in die Stadt.
Das fing auf dem Weg zur Zitadelle schon an. Taxi anhalten. Im Reiseführer stand, das Taxi koste 1 Dinar. Der Fahrer wollte 2, weil wir ja auch zu Zweit waren, es war ein weisses Taxi. Mit Müh und Not kriegte ich sie in das Taxi.
Und dann der Rundgang nach Reiseführer auf der Zitadelle, und dann der Gang nach Reiseführer in die Stadt runter. Und immer erzählte sie, was sie alles schon gemacht habe, mir wurde es ganz anders.
In einem Laden in der Stadt unten wurde sie vom dortigen Ölkopf zu einem Kaffee in den Laden gebeten, das war für sie das Highlight der Saison. Also klar, wenn man sowas nicht kennt, ist das natürlich was Besonderes, das will ich gar nicht schlecht machen. Aber sie hatte mir schon von ganz ausgedehnten Reisen und Aufenthalten in Marokko und Algerien erzählt.
Du siehst meine schwindende Begeisterung für Gerda.
Bei diesem Abend im Hasheem dann erzählte sie ausgiebig von ihrem Land: wie schlimm das alles früher war, in Filmen könne man das sehen, und dann erzählte sie ausführlich Spielfilme, die sie gesehen hatte. Als ich versehentlich mal mit Azis über die Schweiz sprach, hatte sie auch einen Film zum Thema gesehen, obwohl der in Frankreich spielte wusste sie genau Bescheid. Sie wusste alles, kannte alles, hat schon 20 Jahre Bauchtanz unterrichtet, kann jetzt aber nicht mehr wegen Knie, war lange in Afrika und Nordafrika und Asien hat sie auch schon ausgiebig bereist. Und stellte sich an wie eine Gerda. Im Souk hatte sie pausenlos Angst, dass sie beklaut würde. Konnte gar nicht den Souk angucken, weil sie laufend entweder die Strasse gemäss Reiseführer suchte oder aber die Leute belauerte, die sie alle bestehlen wollten. Sie wollte sogar nicht mal in ein Hamam. Nicht wegen Hamam, sondern weil sie Angst um ihren Pass hatte. Klar trägst du dein Geld und deinen Pass im Souk direkt am Körper, man muss sein Glück ja nicht herausfordern. Aber wenn man schon so weitgereist daherkommt und tut, dann weiss man es doch besser, oder nicht?

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Sie sprach mich noch ein paar Mal an, ob ich nicht dies oder das, man könne sich dann ja das Geld für den Fahrer teilen, und sie hätte da den Reiseführer, da steht alles genau drin. Das hätte mir grade noch gefehlt, dass ich meinen Hani gegen eine Gerda eingetauscht hätte.
Nun, unsere weitgereiste, weltgewandte Gerda entlarvte sich dann selbst: überall gibts Geldautomaten, überall in den Wechselstuben kann man sicher mit Kreditkarte Geld abheben, aber Gerda geht auf eine Bank. Vielleicht weiss das einer nicht, der das 1. Mal in so einem Land ist. Das 1. Mal habe ich auch versucht, auf einer Bank Geld zu wechseln und bin schnell im Büro einer arabischen Airline gelandet. Unsere weitgereiste, routinierte Gerda allerdings geht auf die Bank. Auf die Bank geht man dort nur, wenn man Bankgeschäfte zu erledigen hat. Nicht zum Geld abheben oder solchen Pipifax. Die Gerda musste also warten und warten und warten und das verstand sie gar nicht, weil im Reiseführer doch….
Da konnte sich selbst der sonst völlig stoische Aziz die Frage nicht verkneifen, wieso sie nicht an den Geldautomaten in der Bank drinnen gegangen sei. Woraufhin Madame Gerda tödlich beleidigt war.

So, und jetzt kennst du die Gerda der Schule in Amman. Und kannst dir denken, dass ich schnell immer was vorhatte, wenn sie ankam.

Die andere Frau, eine Schwedin, war wie schon mal erwähnt völlig von ihren Lektionen absorbiert. Die "musste" auch beruflich Arabisch lernen und hat sich drum natürlich ganz anders an die Sache gemacht. Die war aber auch viel entspannter und lungerte in der Gegend rum, so wie ich auch.







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Borstel
14-01-2015, 17:10
ich lerne in jedem Land eine Gerda kennen und da ich mit Gruppe verreise, kann ich sie nicht immer ignorieren :rotauge:

gytha
14-01-2015, 17:21
Die untouristische Gerda ist Standard bei jeder Gruppenreise :ja:

Lil
14-01-2015, 17:28
Bei einer Gruppenreise, ok. Da gehen die Gerdas mit, da fühlen sie sich sicher. Aber alleine rumreisen und von langen Reisen und Aufenthalten erzählen, als ob sie schon 50 wär, und dann sowas? Das versteh ich nicht. Da muss ich schwer an mich halten, um höflich zu bleiben.

Lil
14-01-2015, 18:03
Bleiben wir heute noch ein bisschen locker und gucken uns Katzen an.

Katzen sind allgegenwärtig in Amman. Sie sind sehr scheu, werden aber auch gefüttert, ich habe manchmal Fleischreste oder sowas auf Plastikfolie gesehen. Aber auch Müllsäcke wurden nicht verschmäht.
In den Wohnquartieren hats Container, wo die Leute Abfall entsorgen können und die täglich geleert werden. Nach Einbruch der Dunkelheit raschelts in den Containern, dann wühlen die Katzen. Wenn man gucken geht, sind sie aber blitzartig weg. Keine Kuschelwuschelmaunzikätzchen aus dem Ioff also.

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Mitten auf dem Gehweg sitzen und gucken. Aber wehe, du kommst zu nah. Dann ist auch sie weg.

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Katze auf der Pirsch

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Na? Doch Schmusekatze?

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Nö, die Rote geht nur einfach nicht aus dem Weg. Die andere muss drüberkrabbeln.

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Wachkatze im Hauseingang.

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Die hatte aber ein komisches Gesicht, dachte ich mir so:

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Ich konnte aber nicht dahinterkommen, was die da an der Schnauze hatte. Ich kam nicht nah genug ran, sah aber irgendwie geschwollen aus.

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So, und die hier streckt mir einfach die Zunge raus. Frechheit.

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MegaRyan
14-01-2015, 18:39
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Bitte Souk-Fotos, mumkin. :trippel:

cobrita
14-01-2015, 18:45
Die untouristische Gerda ist Standard bei jeder Gruppenreise :ja:

Und ab und an krieg auch ich sie als Touri in einer Gruppe serviert :crap:


Lil. ich sitze hier und lese und warte immer auf neue Berichte. Und kann nicht genug bekommen. Du weisst schon, dass du hier ganz grossartige "Arbeit" leistest? :anbet:

Mit Gestikulieren und Rumschreien kann ich gut umgehen, hab aber nie diesen Aspekt gekannt. Hier sind ja praktisch viele Nachfahren aus dem Orient (Osmanen und Sarazenen) und vieles ist an Lebensweise geblieben. Und durch dich seh ich nun die Unterschiede.

Jubelfrauen. Hier sind es mehr Trauerfrauen. Nachbarinnen oder gleich die Familienfrauen, die lauthals losheulen und tun und toben, damit man auch wirklich sieht, dass sie trauern. Ist zum Glück immer seltener aber auch in der Familie meines Ex-Mannes hab ich das noch mitbekommen, wenn auch nicht ganz so extrem.
Die Tradition kam aber schon von den alten Griechen (und vielleicht haben auch die aus dem Orient kopiert), da waren es die Koryphäen. Trauerchor der extra angeheuert wurde und auch auf vielen Vasen noch dargestellt wurde. So kann man sicher auch die fröhlichere Variante der Jubelfrauen auf ganz antike Wurzeln bauen.

Und die Geschichte mit Obama und dem Krönchen... ja, es ist nachvollziehbar, wenn es einem allerdings erklärt wird. Und so ist das mit vielen Dingen, die wir meistens als Kleinigkeiten ansehen und für andere Nationen dann doch wieder schlimm sind. Und umgekehrt sicher genauso.

Wenn nur alle Leute erstmal friedlich miteinander reden könnten, bevor sie die Keulen rausholen :crap:

Lil, gute Besserung noch, ich dachte eigentlich, dir ging's dann doch schon viel besser :)

Lil
14-01-2015, 18:59
http://abload.de/img/wubkopftuch261aolr3chz.gif


Bitte Souk-Fotos, mumkin. :trippel:



:lol:




Ich mach mich nachher gleich mal dran.

shacrie
14-01-2015, 19:03
Stimmt, diese Lädchen sind tödlich. Wenn man da einmal den Widerstand zusammenbrechen lässt und stöbern geht, überfällt einen ein seltsamer Wahn. Ein Glitzernebel quillt aus unsichtbaren Ecken und umschwebt dich, es flüstert und lacht um dich herum, die Düfte wabern und zarte Klänge von Zimbeln und Schellen durchziehen das Lädchen. Du stehst glückselig lächelnd zwischen all dem Kram und . . . kaufst.

Gottseidank war mein Koffer schlauer als ich. Als der voll war meinte er, wenn du jetzt einen zusätzlichen Koffer kaufst, dann musst du für den 2. Koffer im Flieger Aufpreis zahlen. Und er sei doch so toll und mein einziger Freund hier in diesem Lädchenland und er hätte so gut für mich gesorgt und wie ich ihn jetzt mit einem 2. Koffer betrügen könnte. Kurz und gut, er war nicht nur schlauer, er hat mir eine Szene gemacht und so konnte ich den Geistern der Lädchen so gegen Ende der Reise doch noch entkommen.



:feile:

Lil, wer früh shoppt hat schwer zu schleppen! (Backpacker-Weisheit)

ich bin ganz da bei Deinen Bildern und Berichten:clap:

Lil
14-01-2015, 19:05
@cobrita, kann gut sein, dass die sich gegenseitig was abgeschaut haben. Moslemische Beerdigungen gibts ja erst seit Mohammed, lange nach den Griechen. Vorher war bei den Arabern "Götzendienst" die Regel, Naturgötter, und ich weiss nicht, wie die einzelnen Naturgottheiten Trauer und Jubel regelten.

Die Römer hatten im dieser Weltgegend ja viel von den Griechen übernommen und die Nachfahren der Römer wiederum viel von denen. Dazu das Geheul der Byzantiner bei ihren Riten, da kann ich mir gut vorstellen, dass da eins in andere floss.
So wie auch heute noch in Süditalien mehr gestikuliert wird als z.B. in England und keiner mehr weiss, wieso das so ist. Dabei ist das nicht einfach genetisch angeboren, da guckt sicher noch viel von alter Kultur durch.

Guter Aspekt, den du da einbringst. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, frag ich da mal näher nach.

Lil
14-01-2015, 19:14
Wenn wir es grade von der Müllabfuhr hatten: Überall sind Abfallkübel angebracht, die werden von diesen Herren dauernd geleert. Knochenarbeit.

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Beim letzten Foto an der Ecke ist ein Café, eingerichtet und betrieben nach "europäischer" Art. Mit diversen Kaffees auf einer Tafel angeschrieben anstatt einer normalen Karte, und es gab gerüchteweise auch Müsli. In der Sonne vor dem Café sassen junge Menschen mit Büchern oder Laptops, sah alles ein bisschen intellektuell aus.
Auf der Tafel stand was von "grosser Latte Macchiato". In meinem Kopf entstanden Bilder von grossen Tassen oder Gläsern mit viel Milch und Milchschaum und solche Sachen. Ich also rein.
Ein netter junger Mann erklärte sich bereit, mir den Kaffee raus in die Sonne zu bringen (drinnen wars wieder nur so gross wie eine Garage). Ich hatte ja immer diesen wunderbaren arabischen Kaffee, aber mir stand der Sinn mal nach einem richtigen Milchkaffee. Ich sitze also draussen und harre der Dinge.
Ja, und dann kommt der grosse Latte Macchiato. In einer Espressotasse der arabische, aufgekochte Kaffee, und obendrauf aus Milchpulver aufgeschäumtes naja, Schäumchen. Das auch sofort in sich zusammenfiel. Es gab aber einen Keks dazu, der war lecker. Das Experiment mit dem "Müsli" liess ich dann aber doch lieber sein.




Eine Chocolateria. Sehr edel. Hochedel.

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Überall Flachbildschirme in Sichtweite, ausländische Filme mit Untertitel.

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Shisha gibts immer und überall, aber die beiden verhandelten über was Schriftliches, ausgiebig.

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Es gab Kakao mit mit Milch aus Milchpulver aus allerdings hübschen Tassen.

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Jetzt hat der Spass aber 5 Dinar gekostet. Das war mehr als das stundenlange Essen im Hasheem. Dieser Lebensstil ist also nur was für Ausländer oder Bestverdiener, wenn man bedenkt, dass man im Laden nebenan für 5 Dinar schon 10 Liter Trinkwasser kaufen kann. Wenn man das teurere nimmt.







Ich wollte noch ein bisschen Kleimkram zusammensammeln, aber wenn Souk-Fotos, mumkin, gewünscht werden, mach ich mich mal dran.




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Lil
14-01-2015, 20:14
Dann wollen wir mal mumkin ein bisschen in den Souk.

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Die Hauptstrasse der Altstadt und der Souk sind eng beieinander. Das, was ich als Souk bezeichnen würde, sind kleine Seitenstrassen und Gässchen der Hauptstrasse der Altstadt.

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Einkäufe werden auch hier von Männern erledigt. Der Mann ist zuständig für die Versorgung der Familie, und drum gehen sie auch ohne Murren einkaufen.

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Natürlich gabs Kleider aller Art, unter anderem diese traditionelle Winterkleidung für den Herrn, der viel und lange draussen ist.

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Ich hab das angeguckt, da kam der Verkäufer gleich angelaufen. Das würde nur 15 Dinar kosten. Für 15 Dinar kauf ich das nicht, das fällt ja gleich auseinander. Wenn man bedenkt, dass das ursprünglich aus Schaffell gemacht wurde, mit dem Fell innen wegen der Wärme, kannst du dir denken, dass dieses 15-Dinar-Teil aus China sein Geld nicht wert ist. Sah aber doch anmächelig aus.

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Was trägt der Scheich "drunter"? Das gleiche wie in Dubai, dort hast du das auch schon gesehen. Kleidsame Unterwäsche. Damit kann Mann bequem in Scheichhosen durch die Stadt schlurfen.

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Und wo lande ich als ziemlich erstes, als ich mich in die Büsche schlage? Häh?

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Für die Augen des angetrauten Scheichs trägt dann die Scheichin das hier. Aber vielleicht trägt die biedere Christin das auch.

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Solltest du unsicher sein bei der Auswahl, guck, er hier berät dich gerne. Wirklich immer wieder erstaunlich. Da kleiden sie sich in Kopftücher und lange schwarze Umhänge, aber ich habe diese Frauen immer auch vor solchen Läden stehen sehen und mit den männlichen Verkäufern was verhandeln.

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Es gibt aber auch züchtige Unterwäsche für die Dame. Der Verkäufer wieder ein Mann, anprobiert wird sowie nichts. Du kaufst nach Gefühl, irgendwie passt es schon.

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Diese Frauen wollen Auskunft, mumkin, über was im Schaufenster. Und angucken wollen sie das dann auf der Strasse, mumkin. Und der junge Mensch wird tun, wie ihm geheissen. Das Lädchen ist auch nicht viel grösser als eine Garage, und vollgestopft bis oben hin, da könnte sich die Frauengruppe gar nicht drin drehen. Alleine geht eine sowieso nicht in den Laden, wenn sie zu mehreren unterwegs sind. So kauft man dort Kleider.

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Kleidung, kreuz und quer. Tücher, Gürtel, Hüte, allerlei durcheinander. Fehlt nur noch Seife von Dettzie zwischendrin.

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Und noch eine Seitenstrasse. Lädchen über Wohnung zwischen Durchgang mitten drin ein Hotel.

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Das hier ist so das, was einem als traditionelle und festliche Kleidung verkauft wird. Tscherkessisch, irgendwie. Arabisch mit Kaukasus. Kaukarabisch.

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So, das wars für heute an Bildern. Mehr gibts wieder morgen.









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Emma Pril
14-01-2015, 20:54
Emma, mir geht es wie Dir. :ja:

:trink:



@ Lil

Danke für den tollen Bericht, ich fühle mich gerade ein bisschen wie mitten drin! Tolltolltoll!:wub:

Ich würde mich sehr freuen, wenn Du morgen weiterschreibst und Bilder postest, mumkin.:)

cobrita
14-01-2015, 21:36
Bittedanke mumkin :anbet:

Ich hätte schon wieder zwei bis x Kleider gesehen... *seufz* Auf die Unterwäsche kann ich aber in diesem Fall verzichten, da bleib ich dann doch bei meiner Ausstattung. Hab ja auch keinen Scheich, den das interessieren täte :zahn:

Rotbauchunke
14-01-2015, 22:02
Mumkin, lil

CrazyOldLady
14-01-2015, 22:05
danke Lil :D
eine faszinierende Welt :freu:

und nun die Brücke zu dem Land wo ich aufgewachsen bin: Ich kenne die Klageweiber die für Beisetzungen bestellt und bezahlt wurden. Sie haben nicht geschrien sondern geklagt, dabei gekniet am Grabes Rand und Verse aufgesagt die entweder ad hoc gebildet wurden (die beinhalteten Aspekte aus dem Leben des Verstorbenen) oder von anderen Klageweiber übernommen. Diese Verse haben einen elegischen Charakter und viele sind von klassischen Autoren in ihre Dichtung übernommen worden.
Diese Frauen waren meistens älter, nicht allzu reich aber auch nicht so arm dass sie am Kirchentor gebettelt hätten.
Und sie waren sehr respektiert!

Die Städte am Schwarzen Meer waren von Griechen, Türken, Araber, Lipovenen, Russen, Tataren und wasweissichnoch bewohnt. Daher ist mir dieses orientalische "Gewusel" sehr bekannt. Ich glaube nicht dass es heute noch so ist zumindest nicht mehr so wie damals :(

Und ich werde selbst laut wenn ich mich ärgere :blush: und wenn es ganz ernst wird, werde ich immer leiser bis wortlos. Mein Sohn sagt heute noch:"solange meine Mutter tobt, und schimpft, und donnert ist die Welt in perfekter Ordnung. Wenn sie leise wird, dann sollte man in Deckung gehen".

Berghuhn
15-01-2015, 12:54
Liebe Lil,
Deine Berichte und Deine Fotos sind faszinierend.

Besonders die Erklärungen von der Ruhe, wenn es ernst wird...

Aber meine Erfahrungen sind da anders - ich war über 15 Jahre Schöffin an Gerichten und habe wildeste Szenen erlebt. Von heulenden und kreischenden Angeklagten (einmal wurde ein Verfahren sogar vorerst abgebrochen, der Angeklagte wurde als nicht "prozessfähig" eingestuft und durfte noch ein paar Monate in U-Haft schmoren) bis zu bühnenreifen Inszenierungen von "großen Familien" aus dem von Dir beschriebenen Kulturraum.

Da ist von Ruhe und Würde, wenn es ernst wird (und langjährige Haftstrafen würde ich schon als ernst bezeichnen) nichts zu spüren gewesen.

Kannst Du mir bei diesem Widerspruch helfen???


Dazu ganz aktuell - nein es ist keine Nationalität vermerkt... aber ich wette um ein Vermögen, dass es keine Niedersachsen sind :hehe:



http://www.focus.de/regional/niedersachsen/gewalt-exzess-in-hameln-zahl-der-verletzten-polizisten-steigt-auf-14_id_4406970.html

Borstel
15-01-2015, 13:08
meinst Du, es sind Jordanier aus Amman??

Lil
15-01-2015, 13:18
Kannst Du mir bei diesem Widerspruch helfen???


Dazu ganz aktuell - nein es ist keine Nationalität vermerkt... aber ich wette um ein Vermögen, dass es keine Niedersachsen sind :hehe:






Nein, kann ich nicht. Woher auch. Ich bin keine christliche Psychologin, woher soll ich wissen, aus welchem Grund sich eine mir völlig unbekannte Familie in einer Ausnahmesituation vor einem deutschen Gericht verhält?

Und zum anderen kann ich auch nichts sagen, würde ich an dieser Stelle auch nicht, selbst wenn ich könnte.
Sowas solltest du vielleicht mit den kompetenten Diskutanten im MTT besprechen. Ich glaube nicht, dass ich deutsche Gerichtsbarkeit anhand einer Reise nach Amman kommentieren sollte.
Ich glaube auch nicht, dass eine Diskussion über deutsche Gerichtsbarkeit o.ä. hierher gehören.

Lil
15-01-2015, 13:26
danke Lil :D
eine faszinierende Welt :freu:

und nun die Brücke zu dem Land wo ich aufgewachsen bin: Ich kenne die Klageweiber die für Beisetzungen bestellt und bezahlt wurden. Sie haben nicht geschrien sondern geklagt, dabei gekniet am Grabes Rand und Verse aufgesagt die entweder ad hoc gebildet wurden (die beinhalteten Aspekte aus dem Leben des Verstorbenen) oder von anderen Klageweiber übernommen. Diese Verse haben einen elegischen Charakter und viele sind von klassischen Autoren in ihre Dichtung übernommen worden.
Diese Frauen waren meistens älter, nicht allzu reich aber auch nicht so arm dass sie am Kirchentor gebettelt hätten.
Und sie waren sehr respektiert!

Die Städte am Schwarzen Meer waren von Griechen, Türken, Araber, Lipovenen, Russen, Tataren und wasweissichnoch bewohnt. Daher ist mir dieses orientalische "Gewusel" sehr bekannt. Ich glaube nicht dass es heute noch so ist zumindest nicht mehr so wie damals :(

Und ich werde selbst laut wenn ich mich ärgere :blush: und wenn es ganz ernst wird, werde ich immer leiser bis wortlos. Mein Sohn sagt heute noch:"solange meine Mutter tobt, und schimpft, und donnert ist die Welt in perfekter Ordnung. Wenn sie leise wird, dann sollte man in Deckung gehen".



Danke für deine Ausführungen, sie erklären die Situation nochmal tiefer.

Ich finde den Ausdruck "orientalisches Gewusel" sehr treffend. Dieses Gemisch aus so vielen Ethnien und Religionen, so laut kann hier keiner "bunt" schreien, wie es dort tatsächlich ist. Ich weiss nicht, wie man hierzulande mit einem solchen Vielvölkergemisch zurechtkommen würde. Ich habe diese breite Palette in Syrien überall gesehen, und jetzt in Amman auch. Du beschreibst es von einer Stadt am Schwarzen Meer.

Ich glaube, früher war dieses Gewusel mal die Quelle grosser Erkenntnisse, z.B. in der Medizin. Dieses hin und her der Völker, da wurde auch viel Wissen herumgetragen und verteilt. Vielleicht bestünde diese Chance heute auch noch, aber ich kann nicht sagen, wie man dieses Brodeln verschiedensten Wissens zusammenfassen könnte.

Berghuhn
15-01-2015, 13:38
Nein, kann ich nicht. Woher auch. Ich bin keine christliche Psychologin, woher soll ich wissen, aus welchem Grund sich eine mir völlig unbekannte Familie in einer Ausnahmesituation vor einem deutschen Gericht verhält?

Und zum anderen kann ich auch nichts sagen, würde ich an dieser Stelle auch nicht, selbst wenn ich könnte.
Sowas solltest du vielleicht mit den kompetenten Diskutanten im MTT besprechen. Ich glaube nicht, dass ich deutsche Gerichtsbarkeit anhand einer Reise nach Amman kommentieren sollte.
Ich glaube auch nicht, dass eine Diskussion über deutsche Gerichtsbarkeit o.ä. hierher gehören.


Liebe Lil, da glaube ich, dass Du mich falsch verstanden hast. In den vielen Jahren vor Gericht waren die Menschen mit "lautem und für uns unverständlichen" Verhalten vor allen Dingen Türken, Syrer, Jordanier, Jemeniten, Araber, Libanesen.

Ich hatte Dich jetzt so verstanden, dass "lautes Verhalten" für alle dort in der "Region" ansässigen Menschen die Regel sei, aber in der Krise und der Ernsthaftigkeit das Leise zählt. Da ich weiß, dass es nicht Deine 1. Reise in den "Orient" ist und Du zusätzlich noch arabisch lernst (und Dich vermutlich sehr mit der Kultur und den dortigen Bräuchen) auskennst, war es für mich naheliegend, Dich dazu zu befragen.

(Die Nationalität der Familie aus dem Zeitungsartikel kenne ich nicht - aber diese Art von Verhalten habe ich gemeint. War einfach nur zur Illustration.)


Es ging jetzt für mich auch nicht um deutsche Gerichtsbarkeit. Würde ich bei einem Bestatter arbeiten, hätte ich vielleicht dort ähnliche Erfahrungen gemacht :nixweiss: Wer weiß? Oder in einer Schule, in der jemand nicht versetzt wird?


Es ging mir wirklich um das laut-leise...

Aber... müssen wir auch nicht vertiefen.