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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die Freundschaft - Connie Palmen


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Lady Lily
06-12-2010, 10:51
http://img530.imageshack.us/img530/1210/41j6k8hh5vlsl500aa300.jpg (http://img530.imageshack.us/i/41j6k8hh5vlsl500aa300.jpg/)

Suppe auf dem Feuer
ist
wie
ein guter Freund im Haus
besonders gute Suppe
ist
wie eine neue Familie.

Ischa Meijer
1943 - 1995

Wörter und Dinge

"Sie ließ mich völlig verwirrt zurück. "Sein Herz an etwas hängen" der Begriff hatte sich in meinem Kopf festgesetzt. Er sagte mir etwas, aber auf eine Weise, dass ich nichts damit anfangen konnte. Ich wußte nicht wie, aber ich machte andauernd etwas falsch und bereitete mir dadurch selbst Kummer. Der Widersacher war unsichtbar, denn der Widersacher war ich selbst. Und wie sollte man sich selbst bekämpfen? Das war etwas ganz anderes als sich vor Sünden zu hüten, denn wenn man sündigte, wußte man das immer sehr genau, das brauchte einem niemand erst zu sagen. Die sieben Todsünden prangten auf der ersten Seite meines Notizhefts, das ich mit Die wichtigen Dinge überschrieben hatte, und ich wiederholte sie regelmäßig, damit ich sie auswendig wußte und nie vergessen würde:

Essen und Trinken

Für eine Sucht sollte man keine Rechtfertigungen suchen, sondern Beweggründe. Nach Rechtfertigungen sucht man, um Gefühle von Reue und Schuld zu unterdrücken, wohingegen die Suche nach den eigenen Beweggründen gerade ins Zentrum der Schuld führt, dort an diesem seltsamen Ort, wo es finster ist vor Unverständnis, Schmerz und Leugnung, nur dort erhält man die Gelegenheit, die eigene Schuld in Erkenntnis umzuwandeln. Mit Erkenntnissen läßt sich leben, mit Schuld nicht.

Arbeit und Liebe

Die Täter sind die anderen.
Das ist der Denkfehler, denn leider kann es in einer schuldlosen Welt keine Täter und keine Opfer geben.
Doch Opfer sind notgedrungen auf Täter angewiesen. Daß stets aufs neue Täter geschaffen werden, ist eine der Inkonsequenzen eines Jahrhunderts, in dem jeder für schuldlos gehalten wird. Ich denke, daß das die Menschen krank machen kann, dieses Doppelbödige, Ambigue und Unlogische. Anstatt nach Mitteln und Wegen zu suchen, wie man sich aufgrund von persönlichem Einsatz von anderen unterscheiden kann, scheinen alle mehr und mehr auf der Suche nach einer gemeinsamen Verletzung und Demütigung zu sein, nach dem Privileg der öffentlichen, allgemein geteilten Diskrimination und damit nach einer Religion, nach der Bindung an eine Gemeinschaft.

...

Nicht der Haß ist das Gegenteil von Liebe, denn Haß muß man sich immer erst noch verdienen, sondern es ist diese Gleichgültigkeit."



Ich würde mich gerne über diese Buch unterhalten und was man darin so findet.

Name:K3
06-12-2010, 11:21
dann viel glück :D ;)
bin gespannt, ob jemand anders das buch auch schon gelesen hat.
es ist ja immer etwas schwierig, dass man jemanden findet, der zufällig genau das gleiche buch gelesen hat, vor allem, wenn es eben keines aus den bekannten bestsellerlisten ist.

Lady Lily
06-12-2010, 11:40
Danke.
Wenn nicht, dann schreib ich einfach meine Gedanken dazu auf, was schwierig wird, weil mir das Buch sehr berührt hat. Und ich wollte erstmal nichts vorgeben, außer einer kleinen Auswahl aus dem Buch selbst.

Lady Lily
06-12-2010, 11:44
"Je weniger ausgefallen, desto größer mein Interesse. Wer unbedingt aus dem Rahmen fallen will und hart daran arbeitet, als exzentrisch und außergewöhnlich zu gelten, ist in der Regel leichter durchschaubar als jemand, der gemeinhin als normal, durchschnittlich, alltäglich und unauffällig betrachtet wird. Sobald Besonderheit gewollt ist, ist nicht mehr viel Besonderes dran. Wirklich außergewöhnliche Menschen sind sich selten dessen bewußt, dass sie außergewöhnlich sind, und wenn sie im Laufe der Jahre allmählich dahinterkommen, dass da etwas ist, was sie von anderen unterschiedet, brauchen sie meist den Rest ihres Lebens dazu sich damit abzufinden." Connie Palmen - Die Freundschaft

Mich würden auch Gedanken zu den Zitaten freuen, auch ohne das man das Buch gelesen hat.

Lady Lily
08-12-2010, 10:09
http://img42.imageshack.us/img42/3077/suppedpa1.jpg (http://img42.imageshack.us/i/suppedpa1.jpg/)


Ich hab dieses Buch gelesen und danach gleich noch einmal, weil ich jedes Wort behalten wollte.

Es ist leicht zu lesen und amüsant, obwohl es tiefsinnig und mehrschichtig ist.

Das Buch handelt von einer Freundschaft, die in der Grundschule beginnt und bis ins Erwachsenenalter geht. Der Anfang ist aus einer kindlichen Perspektive geschildert und zeigt auch die Familien der beiden Mädchen, so ganz nebenbei.

Lady Lily
11-12-2010, 09:04
"Bis jetzt sind anderthalb Monate mein absoluter Rekord. Länger halte ich es mit keinem aus. Jedesmal nehme ich mir vor, fürs erste nichts Neues anzufangen, weil ich mir ohnehin nichts daraus mache, zu jemandem zu gehören, aber nach ein bis zwei Monaten verliebe ich mich wieder und denke, daß diese Verliebtheit größer ist als je zuvor und ich nicht zur Ruhe kommen werde, ehe ich diesen Jungen nicht habe. Ich vergesse stets, dass sich diese Verliebtheit selbst hinterher als das Schönste herausstellt, was an der ganzen Geschichte dran war, und man sich mit der Eroberung des Jungen des Schönsten, was man hatte, beraubt. Aber auch wenn man sich das zehnmal klargemacht hat, nützt es nicht das geringste. Eine Verliebtheit steuert unweigerlich auf die Ausmerzung dieser Verliebtheit hin. Meiner Meinung nach funktioniert es mi der Lebe erst, wenn es einem gelingt , sein Verlangen zu stillen, ohne das Verlangen selbst auszumerzen. Meistens misslingt das."




Über diesen Abschnitt musste ich sehr lachen.
Es ist vielleicht zynisch, aber andererseits auch so treffend beschrieben.
Wann ist der Moment aus dem Verliebtheit zu Liebe wird?

Oder alles Illusion?
Was ist bitte mit der Hoffnung, dass man nun jemanden begegnet ist,
mit dem man das Leben teilen kann?
Will man das überhaupt?
Will man nur Befriedigung?
Ist das alles einfach nur so pragmatisch von der Natur eingerichtet, oder gibt
es einen tieferen Sinn, so etwas wie das Schicksal, das einen zueinander führt?

Leben ist paradox. :zahn:

Name:K3
16-12-2010, 08:25
kommt noch mehr?

:trippel:

ich lese ganz gerne die ausgesuchten passagen. zum thema selbst fällt mir irgendwie nichts ein.

Name:K3
16-12-2010, 09:53
ok, ich versuchs mal einfach.



Wann ist der Moment aus dem Verliebtheit zu Liebe wird?

ich denke, "ver-liebtheit" ist die schlechteste basis für die liebe.

auch "verrat", "hinterhalt", "linkigkeit" oder einfach, weil man wen anders etwas, das der person wichtig ist, wegnehmen will, haben will, weil man meint, dass liebe alles rechtfertigt. liebe kann nicht gehören. daher sind solche ichkriegealleswasichwilldemokämpfe dem hass gewidmet.
liebe rechtfertigt nichts, merkt sich alles und verzeiht rein gar nichts und präsentiert einem völlig unerwartet die quittung.
die art, wie man eine liebe/beziehung anfängt, zeigt auch den verlauf und das ende an.
die leichen, über die man gegangen ist, um an die liebe zu gelangen, duldet die liebe nicht und sie wird sie immer lebendig halten.



Oder alles Illusion?

am besten finde ich realismus in der liebe. eine solide partnerschaft ohne romantischen "gleicheseelenverschnörkelei".
wer sich dann langweilt und dennoch den kick raus aus dem alltag braucht, sollte den schnulzenfilm dann lieber nicht mit einem single produzieren, sondern mit einem, der auch in einer ehe oder partnerschaft lebt.
das ist fairer, eher im gleichgewicht und für beide das beste.



Was ist bitte mit der Hoffnung, dass man nun jemanden begegnet ist,mit dem man das Leben teilen kann?
ich würde nie von "leben" ausgehen. höchstens von "zeit".



es einen tieferen Sinn, so etwas wie das Schicksal, das einen zueinander führt?

alles nur zufall. finde ich.
alles andere ist mir zu versüchtigt.

Lady Lily
16-12-2010, 10:12
ich denke, "ver-liebtheit" ist die schlechteste basis für die liebe.


Das ist interessant und scheint sich wissenschaftlich zu belegen.
Momentan wird eine Langzeitstudie durchgeführt, da man anfängt zu erforschen, was die Dinge sind, die eine Beziehung erhalten und stärken.
Vorher hat man dies unter einem destruktiven Blickwinkel betrachtet.

Die Studie (Bericht darüber war in der Geo) geht bis 2020 und dort wurde festgestellt, dass die Verliebtheit überhaupt nichts darüber aussagt, wie "haltbar" :D eine Beziehung sein wird.



am besten finde ich realismus in der liebe. eine solide partnerschaft ohne romantischen "gleicheseelenverschnörkelei".


Die Erkenntnis, dass Realismus in der Liebe von Vorteil ist scheint diese Studie auch zu bestätigen.

Interessant fand ich auch, dass Liebe dort als Tätigkeit beschrieben wird, als aktiver Prozess an dem beide Partner beteiligt sind.



alles nur zufall. finde ich.
alles andere ist mir zu versüchtigt.

Oder man sucht ;-) sich Strukturen, die man schon kennt.

Und ja, es gibt noch mehr.

"Wenn einem jemand in einer prekären Situation zu verstehen gibt, dass er mitempfindet und einem auf die eine oder andere Weise helfen möchte, überflutet einen eine solche Welle der Dankbarkeit, dass man im Gegenzug alles für denjenigen tun möchte. Wenn man aber so hilflos daliegt, wie ich dalag, sind einem die Hände gebunden, und aus lauter Hilflosigkeit überkommt einen dann Liebe.
Um sich so richtig zu verlieben, braucht man nur mal mit jemandem zusammen zu verunglücken oder sich zu zweit in einem Verschlag von ein mal einem Meter einsperren und von einem Halbirren als Geiseln nehmen zu lassen, das funktioniert garantiert. Gemeinsam in einem Boot sitzen und von einem Sturm überrascht werden wirkt auch Wunder. Dann verliebt man sich sogar in jemanden, mit dem man sich nicht eine Sekunde aufhalten würde, wenn man bei vollem Verstand und das eigene Leben in Gefahr wäre, sondern ganz normal und unbeeinträchtigt vor sich hinplätscherte.
Liebe und Angst haben miteinander zu tun, das kann gar nicht anders sein. Deshalb heißt es meiner Meinung nach auch, dass man gemeinsam in See sticht und in den Hafen der Ehe einläuft, weil man, sitzt man erst einmal gemeinsam in einem Boot, natürlich nicht mehr auskneifen kann und die Liebe einen ganz von selbst überkommt, wenn man so aufeinander angewiesen ist."