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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Der Pflegethread für Angehörige


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Lux Lisbon
25-01-2011, 20:41
Hallo! :)

Ich möchte diesen Thread gerne erstellen für alle, die ein Familienmitglied in Pflege geben mussten.

Jeder der dies kennt, weiß, dass es viele Dinge gibt, die nicht einfach sind. Vielleicht könnte ein Austausch gegenseitig Hilfe und Unterstützung sein…..man könnte sich austauschen über schlimme aber auch sehr schöne Dinge, sich gegenseitig Mut machen und Tipps austauschen.

Kurz etwas zu uns:
• April 2009-mein Vater hatte einen schweren Hirnschlag….6 Monate Aufenthalte in Krankenhäusern.
• April 2010-meine Mutter stirbt unerwartet, nachdem sie meinen Vater 6 Monate in häuslicher Pflege hatte.
• Mai 2010-mein Vater geht für 13 Wochen mit meiner mittleren Schwester (Hausfrau) nach Cottbus. Dort hat es nicht geklappt und er kommt wieder nach Hessen.
• September 2010-mein Vater lebt nun hier bei mir und meiner großen Schwester in derselben Stadt. Meine große Schwester ist berufstätig, ich war in der Ausbildung.
• Januar 2011-das Leben ist nicht einfach! Ausbildung beendet, Jobsuche beginnt, das Heim meines Vaters ist eine Katastrophe. Wir müssen viel organisieren, um für alle ein halbwegs normales Leben zu sichern.

Ein Familienmitglied in ein Heim zu geben ist ein schwerer Schritt.

Verbunden ist das immer mit einem sauschlechten Gewissen, auch wenn der Verstand etwas anderes sagt.

Zumal dazu noch so viel kommt. Man kann niemanden in ein Heim abschieben und sich nicht kümmern. (Obwohl meine Schwester und ich uns schon oft fragten, wie die das dort organisieren bei Bewohnern ohne Angehörige).

Wir haben alleine eine Organisation für meinen Vater aufgestellt, was seinen Tagesablauf angeht. Er ist geistig sehr fit, nur wirklich gefangen in seinem Körper, der gar nicht mehr funktioniert. Er langweilt sich trotz der Organisation oft. (Er ist aber auch sehr fordernd).

Jeder von uns besucht ihn 2/3 Mal die Woche und das sind Besuche, die unter 3 Stunden nicht laufen. Hinzu kommt die Bearbeitungen der Rechnungen (leider Privatpatient) und vieles mehr.

Jedenfalls fühlen meine Schwester und ich uns immer gehetzt.

So langsam haben wir so ein paar Strategien entwickelt, wie man mit all dem umgehen kann, ohne sich auch aufzugeben und Vater auch nicht.
So…..das sind wir! :)

Und wenn es da draußen Leute gibt, die in einer ähnlichen Situation sind und Lust haben über:

• Wie gehe ich mit der Situation ansich um?
• Wie finde ich Hilfe und wo?
• Wie kann ich mal Luft holen und all den Frust loswerden?
• Wie finde ich das richtige Pflegeheim?
• Was mache ich, wenn mein Familienmitglied mich terrorisiert?
• Wie kann man Pflege besser machen?


Usw.usw. zu reden…..wir würden uns sehr freuen! :)

marakuta
25-01-2011, 21:19
Das tut mir sehr leid:knuddel:

Leider kann ich nicht helfen, höchstens bei organisatorischen Fragen, mein Vater war nach einem Schlaganfall 14 Jahre pflegebedürftig, es war ein Alptraum, wobei er schon davor ein sehr schwieriger Mensch war und die Krankheit ihn dann zu einem mehr als schwierigen Menschen mutieren liess :(

Wünsche Dir alles Gute, hoffentlich findet Ihr die Balance, die Euch noch Euer eigenes Leben leben lässt!

Lux Lisbon
25-01-2011, 21:29
Das tut mir sehr leid:knuddel:

Leider kann ich nicht helfen, höchstens bei organisatorischen Fragen, mein Vater war nach einem Schlaganfall 14 Jahre pflegebedürftig, es war ein Alptraum, wobei er schon davor ein sehr schwieriger Mensch war und die Krankheit ihn dann zu einem mehr als schwierigen Menschen mutieren liess :(

Wünsche Dir alles Gute, hoffentlich findet Ihr die Balance, die Euch noch Euer eigenes Leben leben lässt!

Danke für Deine Antwort! :)

Ja, ich bin neugierig. ;) Wie habt ihr denn deinen Vater gepflegt?.....Heim oder häusliche Pflege? Und wie habt ihr das organisiert und mit welcher Hilfe?

So wie ich das lese, ist dein Vater nicht mehr unter uns........das tut mir sehr leid! :knuddel: Aber für ihn war es sicher eine Erlösung.........wenn ich das mal so doof schreiben darf. Ich glaube, einfach so durch einen Schlaganfall aus dem Leben gerissen zu werden.........von einer Sekunde auf die andere.........man hat als Betroffener keine Wahl und wenn man überlebt, wird man oft zu einer völlig anderen Person. Das ist für alle schwer und auch für den Betroffenen...........Ich wünsch Dir was und erinner dich immer an ihn vor dem Schlag! Ganz liebe Grüße

tanakin
26-01-2011, 05:49
hmmm...

ich selber habe noch kein familienmitglied in pflege geben müssen, und ehrlich gesagt hätte ich da auch nur meine mutter, bei der es mir herzlich egal wäre...

aber ich habe es bei der oma meiner holden live miterlebt, die mein schwiegervater erst 6 jahre zuhause gepflegt hat... rückwirkend kann ich nur sagen:

das heim war ein schwerer schritt, aber es erschien mir als aussenstehendem wie eine grosse erleichterung, die "verantwortung" für die pflege in hände abzugeben, die mehr davon verstehen und es auch gewohnt sind, mit den anderen, nicht so erfreulichen aspekten des altseins (demenz, altersstarrsinn etc.) umzugehen.

was mich nur erschreckt hat, und was hier noch gar nicht erwähnt wurde (?), dass war der finanzielle aspekt eines pflegeheims!

das ist ja schlimmer als hartz beantragen! es blieb ihr NIX, ein kleines taschengeld, um sich im büdchen mal ne zeitung zu holen... hätte sie ihr häuschen nicht schon vor 15 jahren ihrem sohn geschenkt, wäre das verkauft worden, trotz pflegeversicherung und höchster pflegestufe... fehlte nur noch, das der ehering ins pfandhaus gemusst hätte...

ich weiss nicht, ob das usus ist, aber kontovollmacht und sämtliche sparbücher waren dem pflegeheim zu überantworten...

zumindest ging es ihr dort aber besser als zuhause, auch wenn sie nicht dort sein wollte... :(

CelticHeart
26-01-2011, 07:46
Meine (leider 2005 verstorbene) Oma wurde 1993 leider zum Pflegefall.
Sie hatte einen schweren Schlaganfall und danach motorische Ausfälle, von denen sie sich nie wieder richtig erholte.
Ihr größter Wunsch war es, in ihrer eigenen Wohnung zu bleiben.
Das war zu Anfang einigermaßen machbar. Meine Tante wohnte im selben Mietshaus, meine Eltern ein Stück weit die Straße runter und ich ca. 10 Gehminuten entfernt.
Problem war: Wir waren alle berufstätig.
Meine Tante fing morgens mit der Versorgung vor der Arbeit an, meine Mutter (die gegen13 Uhr zu arbeiten anfing) kochte dann meiner Oma zu Mittag. Da ich im Schichtbetrieb arbeitete, kam ich entweder nachmittags oder früh morgens zu meiner Oma und teilte mir die Aufgaben mit meiner Mutter bzw. Tante.

Nach und nach kamen weitere Schlaganfälle hinzu bis hin zu der Tatsache, dass meine Oma Anfang 2000 nichtmal mehr alleine zur Toilette gehen konnte, geschweige denn alleine aufstehen oder sich waschen etc. Zu Anfang hatte sie nachts noch einen Toilettenstuhl neben dem Bett stehen, konnte sich aber nachher nicht mehr alleine drauf setzen.
Das war dann der Punkt, an dem wir überlegten, was wir tun sollen.
Da meine Tante einen behinderten Sohn hat, meine Mum mitlerweile Frührentnerin war und ich selber Mutter eines kleinen Kindes, haben wir uns lange überlegt, wie wir das am besten regeln könnten.
Fakt war von Anfang an: Sie soll nicht in ein Pflegeheim ! In der gesamten Zeit, in der sie von uns zuhause versorgt wurde, war sie zweimal für jeweils 14 Tage in Kurzzeitpflege, weil meine Eltern mit meiner Tante in Urlaub fuhren und ich jobbedingt ausfiel.
Ich fand das soooo schlimm, als ich sie besuchte und sie zu mir sagte: Wann darf ich wieder nach Hause ?
Ein häuslicher Pflegedienst, der sie zu nächtlicher Zeit betreut hätte, war finanziell einfach nicht machbar. Selbst tagsüber für ein paar Stunden überstieg der unser Budget. Was eigentlich lächerlich war, da meine Oma Pflegestufe 3 hatte.
Zu guter letzt haben wir uns für eine (ich höre schon die Aufschreie in der ioff Runde) polnische Pflegerin entschieden. Sie zog bei meiner Oma ein (sie hatte ein kleines Gästezimmer in der Wohnung) und versorgte sie mit uns gemeinsam bis zu ihrem Tod.

Natürlich war das ein Hungerlohn, den die Pflegerin verdiente.. aber ich habe kein schlechtes Gewissen, weil meine Oma friedlich in ihrem Bett gestorben ist. So, wie sie das immer wollte.

Zaadi
26-01-2011, 08:25
Wenn die polnische Pflegerin das Bestmögliche für deine Oma war dann ist es so genau richtig gewesen :d:

floehle
26-01-2011, 11:32
...,Zu guter letzt haben wir uns für eine (ich höre schon die Aufschreie in der ioff Runde) polnische Pflegerin entschieden. Sie zog bei meiner Oma ein (sie hatte ein kleines Gästezimmer in der Wohnung) und versorgte sie mit uns gemeinsam bis zu ihrem Tod.
....
so würde ich das auch lösen :d:

Borstel
26-01-2011, 11:55
:ja: ich auch

Will.Hunting
26-01-2011, 12:52
Naja, aber mal angenommen, der Elternteil lebt bei einem mit im Haus, dann ist auch die Frage, ob man wirklich bereit ist, eine vollkommen fremde Person quasi mit in den eigenen Haushalt aufzunehmen, damit diese pflegt und sich kümmert. Und ob Vater oder Mutter, so er/sie denn noch alleine lebt, wirklich erbaut von einer solchen Idee ist? ICH würde sowas ja definitiv nicht wollen (sag ich mal so aus heutiger Sicht)! :helga:


ich weiss nicht, ob das usus ist, aber kontovollmacht und sämtliche sparbücher waren dem pflegeheim zu überantworten...

Usus bestimmt nicht. :nein: Womit haben die denn die Notwendigkeit dafür begründet? Für mich klingt das ehrlich gesagt ziemlich "unsauber". Ich wüsste auch überhaupt gar nicht, was das Heim - abgesehen davon, dass erwartet werden kann, dass die monatliche Rechnung fristgemäß beglichen wird - die finanziellen Verhältnisse ihrer Bewohner zu interessieren haben sollte. :suspekt:

CelticHeart
26-01-2011, 14:06
Naja, aber mal angenommen, der Elternteil lebt bei einem mit im Haus, dann ist auch die Frage, ob man wirklich bereit ist, eine vollkommen fremde Person quasi mit in den eigenen Haushalt aufzunehmen, damit diese pflegt und sich kümmert. Und ob Vater oder Mutter, so er/sie denn noch alleine lebt, wirklich erbaut von einer solchen Idee ist? ICH würde sowas ja definitiv nicht wollen (sag ich mal so aus heutiger Sicht)! :helga:



Usus bestimmt nicht. :nein: Womit haben die denn die Notwendigkeit dafür begründet? Für mich klingt das ehrlich gesagt ziemlich "unsauber". Ich wüsste auch überhaupt gar nicht, was das Heim - abgesehen davon, dass erwartet werden kann, dass die monatliche Rechnung fristgemäß beglichen wird - die finanziellen Verhältnisse ihrer Bewohner zu interessieren haben sollte. :suspekt:

Wie willst du das denn sonst regeln ?
Beruf aufgeben ? Pflegeheim ?
Sicher ist das eine Umstellung.. nicht zuletzt für den zu Pflegenden. Meine Oma war anfangs auch nicht erbaut von der Idee, aber letztendlich wusste sie, dass nachts immer jemand bei ihr war, wenn sie denn Hilfe brauchte.
Und das sie in ihren vier Wänden bleiben konnte. Das überzeugte sie am Ende dann doch.

trulli
26-01-2011, 15:18
Usus bestimmt nicht. :nein: Womit haben die denn die Notwendigkeit dafür begründet? Für mich klingt das ehrlich gesagt ziemlich "unsauber". Ich wüsste auch überhaupt gar nicht, was das Heim - abgesehen davon, dass erwartet werden kann, dass die monatliche Rechnung fristgemäß beglichen wird - die finanziellen Verhältnisse ihrer Bewohner zu interessieren haben sollte. :suspekt:

Nun ich denk mal, wenn die Kosten des Heims die tatsächliche Rente plus Pflegeversicherung übersteigen, muß das Sozialamt einspringen und da ist das schon Usus und mitnichten unsauber.
Ein Pflegeheimplatz kostet und zwar nicht wenig.

Will.Hunting
26-01-2011, 15:29
Wie willst du das denn sonst regeln ?
Beruf aufgeben ? Pflegeheim ?

Mir fällt dazu auch kein Patentrezept ein, einfach weil jeder Fall sehr individuell ist. Wie ist die Konstitution des Angehörigen? Was möchte er? Was möchte man selbst für den Angehörigen? Kann man das, was er am liebsten möchte, überhaupt guten Gewissens vertreten (angesichts seiner Situation)? Wie sieht die wirtschaftliche Situation der Familie aus? Das Paradoxe ist ja, dass man sich vor den horrenden Kosten einer Heimunterbringung umso weniger bange machen muss, je weniger überhaupt in der Familie an Vermögen und Einkommen da ist. :ko:

Thaliel
26-01-2011, 15:42
Nun ich denk mal, wenn die Kosten des Heims die tatsächliche Rente plus Pflegeversicherung übersteigen, muß das Sozialamt einspringen und da ist das schon Usus und mitnichten unsauber.
Ein Pflegeheimplatz kostet und zwar nicht wenig.

Und man darf auch die immer weiter steigenden Kosten für Medikamente usw nicht vergessen. Meine Schwester muss jetzt als chronisch kranke allein für ein (!) Medikament 92 euro bezahlen, nur weil es kein generika gibt. Das in Januar, wo auch noch die ganzen Versicherungen etc fällig werden, sie ist praktisch pleite. Man fragt sich teilweise wirklich, wie weit die Regierung noch gehen will. Jedem Kranken/Pflegebedürftigen nur noch einen Regelsatz zuzuordnen ist ohnehin vollkommenerQuatsch. Unsere arme Apotheke verdient fast agr nichts mehr mit unseren Bestellungen, bowohl teilweise Antibiotika dabei sind, die mehrere Tausend euro kosten.

Dreaming
26-01-2011, 15:46
Mein Großvater war in seinem letzten Lebensjahr pflegebedürftig, saß im Rollstuhl, war aber geistig noch topfit. Wir haben uns damals für einen Pflegedienst entschieden, der 5mal am Tag und 2mal in der Nacht kam, zudem war meine Oma noch im Haus (wobei ich nicht glaube, dass sie in dem Jahr eine ruhige Nacht hatte). Außerdem wurde er zweimal die Woche in die Tagespflege abgeholt, damit meine Oma mal atmen konnte. Die beiden haben sich super ergänzt, meine Oma fing zu der Zeit an, dement zu werden und mein Opa hat quasi für sie mitgedacht. Mein Opa durfte letztlich daheim sterben, wie er es sich immer gewünscht hätte.
Meine Oma stürzte kurz darauf und musste zur Reha, konnte nur noch mit Rollator laufen und damit nicht mehr in das Haus mit vielen Treppen zurück. Da sie außerdem eben dement ist, haben wir sie in ein spezielles Pflegeheim für Demente gegeben - und das war die Hölle. Meine Oma war noch recht im Anfangsstadium und auf der Station saßen wirklich schlimme Fälle, die gar nichts mehr wussten. Oma hat sich immer beschwert, dass sie da mit niemandem reden könne etc, hat sich sehr unwohl gefühlt, hatte auch Angst vor den Männern auf Station. Dabei erschien uns das Heim eigentlich als ideal, weil das Konzept war, dass die Leute in Wohngruppen zusammenleben, immer so 12 Leute pro Gruppe und da dann eben gemeinsam essen, spielen, reden. Also wenn die anderen Bewohner anders gewesen wären, wär das wohl das ideale Haus gewesen. Jedenfalls haben wir sie dann in ein anderes Heim umziehen lassen, wo es ihr insgesamt besser gefällt. Aber sie redet noch sehr sehr oft davon, dass sie lieber im Haus geblieben wäre, fragt oft, was mit dem Haus passiert ist, redet sich ein, dass das "daheim" alles noch funktioniert hätte.

Meine andere Oma ist körperlich nicht mehr fit und nachdem ihre Kinder es nicht mehr geschafft haben, zigmal am Tag nach ihr zu schauen (wenigstens wohnen alle im selben Ort), haben sie eine polnische Pflegerin eingestellt. Meine Oma ist so glücklich darüber, dass sie jetzt nicht mehr alleine ist und dass sie zuhause bleiben darf. Die Frauen sind eigentlich durchgehend sehr freundlich und herzlich, ich finde es nur etwas blöd, dass die alle 2-3 Monate wechseln und dann jedes Mal eine andere kommt (besser wäre es imho, wenn sich 2-3 Frauen abwechseln würden). Mit einer hatte ich mal total Mitleid, die war 4 Monate da, in der ganze Zeit nicht daheim und hatte in Polen 2 kleine Kinder sitzen - aber irgendwie wissen die ja, worauf sie sich einlassen und ich finde auch nicht, dass sie schlecht bezahlt werden.

Letztlich drei Möglichkeite, wie man mit pflegebedürftigen Angehörigen umgehen kann. Was ich mir niemals zutrauen würde, wäre jemanden selbst zu pflegen. Für mich war das damals schon ziemlich heftig, meinen Opa zu füttern. Auch wenn ich gemerkt hab, wie dankbar er mir dafür war, das hat mich echt Überwindung gekostet.

Will.Hunting
26-01-2011, 15:49
Nun ich denk mal, wenn die Kosten des Heims die tatsächliche Rente plus Pflegeversicherung übersteigen, muß das Sozialamt einspringen und da ist das schon Usus und mitnichten unsauber.
Ein Pflegeheimplatz kostet und zwar nicht wenig.

Aber das legitiert doch nicht DAS HEIM, jederzeit in vollem Umfang über die finanziellen Verhältnisse eines jeden Bewohners informiert zu sein, bis hin zum Zugriff auf dessen sämtliche Konten. :nein: ... Denen kann es an Information doch vollkommen ausreichen, dass die Finanzierung gesichert ist, nämlich dass ein Teil von der Pflegekasse, ein Teil vom Bewohner selbst, und bei nicht vollständiger Deckung auch noch ein Teil vom Sozialamt kommt. Und selbst wenn der Bewohner mit seinem Anteil in Zahlungsverzug kommen sollte, bekommt derjenige erst mal ganz regulär eine Mahnung, und das Heim kann doch nicht einfach hingehen und mal selber auf den Bankkonten des Betreffenden nachgucken, ob da nicht vielleicht noch irgendwas zu holen ist und womöglich sogar auch gleich noch selber die Überweisung veranlassen. :kater: ... Beim GeldGEBER, sprich dem Sozialamt, isses in einem solchen Fall natürlich schon was anderes. Da gibt es natürlich gewisse Auskunftspflichten.

cyberdude
26-01-2011, 16:13
Mir ist es eigentlich auch eher so bekannt, daß das Sozialamt bei einer Übernahme der Kosten alle Einkünfte wie Renten und Pflegegeld auf sich überleitet, d.h. selbst vereinnahmt und dann die Heimrechnung entsprechend in voller Höhe bezahlt. Das Heim muß über diese Rechnung dann auch Taschengeld o.ä. weiterleiten an die Bewohner.
Aber ich denke mal, solange man noch selbst zahlt, haben die Heime ziemliche Freiheiten bei der Gestaltung ihrer Verträge und als Betroffener hat man ja auch erstmal andere Sorgen...

Mein Vater war vor seinem Tod so etwa 1 Jahr in einem Pflegeheim (Parkinson und Demenz). Das war für die Familie eigentlich die schlimmste Zeit. Einerseits hing die persönliche Betreuung stark vom gerade diensthabenden Personal ab (nicht jeder kann eben gleich gut auf ältere, manchmal dann auch etwas störrische Menschen eingehen), andererseits war fast jeder Besuch die Hölle, weil sich das über kurz oder lang auf die Frage reduziert hat, ob wir mit dem Auto da wären, weil dann könnten wir jetzt langsam heim gehen.
Die ganze Situation konnte man ihm nicht mehr klar machen, obwohl sonst ja alles noch ziemlich normal war. :crap:

Will.Hunting
26-01-2011, 17:50
Mir ist es eigentlich auch eher so bekannt, daß das Sozialamt bei einer Übernahme der Kosten alle Einkünfte wie Renten und Pflegegeld auf sich überleitet, d.h. selbst vereinnahmt und dann die Heimrechnung entsprechend in voller Höhe bezahlt. Das Heim muß über diese Rechnung dann auch Taschengeld o.ä. weiterleiten an die Bewohner.

Das kenne ich tatsächlich anders. Das Pflegegeld geht zwar direkt weg, aber die Renten meiner Eltern gehen erst mal ganz normal auf deren Konto. Meine Mutter erhält dann gesondert eine Rechnung vom Heim über den Anteil, der aus dem gemeinsamen Einkommen (nach Abzug ihres Selbstbehaltes) beizusteuern ist. Der verbleibende Restbetrag geht schließlich direkt vom Sozialamt ans Heim.


Die ganze Situation konnte man ihm nicht mehr klar machen, obwohl sonst ja alles noch ziemlich normal war. :crap:

Mein Vater ist mittlerweile auch seit 3,5 Jahren wegen einer fortschreitenden gefäßbedingten Demenz im Pflegeheim. Er sitzt im Rollstuhl, ist motorisch mittlerweile so eingeschränkt, dass er sich eigenständig überhaupt nicht mehr helfen kann, sei es beim Essen, Körperpflege, Anziehen. Mittlerweile kann er nicht mal mehr sprechen noch sich sonstwie anderweitig verständlich machen. Dass man ihn bereits damals bei den Überlegungen zum Umzug ins Heim nicht mehr aktiv mit in die Entscheidungsfindung einbeziehen konnte und im Grunde alles über seinen Kopf hinweg entschieden werden musste, empfinde ich bis heute auch als ganz, ganz schwierig. ... Und die doch noch recht regelmäßigen Besuche bei ihm heute? Ganz nach Tagesverfassung - der meines Vaters, aber ebenso der eigenen. Manchmal geht man nach einer Viertelstunde schon wieder, einfach, weil man's schlicht nicht aushält.

Lux Lisbon
26-01-2011, 18:30
@Tanakin

Der finanzielle Aspekt ist ein großes Problem, auch für meinen Vater. Heimpflege ist wirklich teuer! Wir sind auch gerade dabei, die Wohnung meiner Eltern zu verkaufen, weil es auf Dauer nicht reichen wird.

Also ich glaube aber nicht, das es Usus ist, jegliche finanzielle Vollmacht dem Heim zu übertragen. Habe ich noch nie gehört und das muß schlimm gewesen sein für Eure Oma.

Mich ärgert immer, dass vordergründig erst mal so getan wird, als wolle man helfen, bezahlt man aber einmal nicht pünktlich, kann man das uns sagen, aber damit muss man meinen Vater nicht behelligen. Finde ich unmöglich!

Es ist für uns auch eine Art Erleichterung gewesen, unseren Vater in einem Heim zu wissen, da er auch oft ganz schnell ärztliche Hilfe braucht und das war in der häuslichen Pflege ein großes Problem, weil man es selber so schlecht abschätzen kann.

@CelticHeart

Ich weiß, was Du meinst. Und nein, polnische Hilfskräfte und ein Bleiben in den eigenen 4 Wänden ist eine Lösung. Wir haben auch darüber nachgedacht, aber dafür fehlt das Geld.

Mein Vater bräuchte nämlich mindestens 2 und eine Haushaltshilfe und das ist auf Dauer finanziell nicht zu leisten, da ja die Pflegekasse fast nichts dazu zahlt. Auch mein Vater sagt immer, er will wieder nach Hause und das tut einem im Herzen weh! Es geht einfach nicht.

Ich finde die Besuche im Heim immer auch bedrückend. Die sind zwar ganz nett dort, aber es ist auch das schlechte Gewissen und diese ganz spezifische Atmosphäre…….ich gebe ehrlich zu, ich bin immer froh, wenn das Wetter wenigstens so gut ist, dass ich mit dem Rolli und im rauskann. Neben ihm im Nachbarzimmer liegt eine Dame, die ruft immer“Hilfe,Hilfe“….komischerweise findet mein Vater das nicht schlimm, er hat sich aber auch sehr verändert.

Jedenfalls fühlen wir uns nach jedem Besuch völlig gerädert, obwohl es auch schöne Besuche gibt. Das sind die, die wir irgendwie zum Großteil außerhalb verbringen können.

Ich freue mich wirklich, dass Deine Oma das Glück hatte, zu Hause den letzten Lebensabend zu haben! :)

@Dreaming

Deine arme Oma! Gerade diese Situation, man ist noch relativ fit im Kopf und hat keine Ansprache und auch noch Angst vor den Mitbewohnern. Horror!

Wie ein Heim wirklich ist, kann man anscheinend nur erfahren, indem man ausprobiert. Leider!

Ich freu mich echt, dass ihr ein Besseres für sie gefunden habt! Und wie schon gesagt, ich fände es toll, wenn wir das mit polnischen Pflegekräften lösen könnten. Auch wenn sie nach 3 Monaten wieder gehen müssen……es ist doch so anders, als diese Massenabfertigung im Heim durch immer andere Personen….besonders schlimm am WE.

Ich bin aber doch immer sehr beeindruckt, dass mein Vater sich alle diese Namen merken kann und auch etwas von deren Geschichte, wenn sie es denn erzählen. Ich hab mir in den letzten Monaten gerade ml 5 merken können. :D

Zu deinem Schlusssatz, alles eine Frage des „Müssens“ irgendwie. Aber sehr unschön. :crap:

Wir waren ja nun auch in der Situation, Mutter tot, Vater zuhause, wir pflegten mit 4 Mal Pflegedienst am Tag.

War zwar nicht lange, aber da musste man eben, weil genau dann Durchfälle, Saubermachen, umziehen usw. war, wenn die gerade weg waren.

Ich hab mir nie vorstellen können, meinem Vater jemals solche Dienste angedeihen zu lassen und ich kann nur sagen, es war nicht schön und man möchte so seinen Vater auch nicht sehen.

Leider gibt es auch genug Situationen in seinem Heim, wo wir auch müssen. Muß er auf den Klostuhl und es kommt wieder niemand trotz klingeln und klingeln, geht es daneben. Da macht man eben weg, weil immer noch keiner kommt. Kein Wunder, dass sich so viele wund liegen!

@ Will.Hunting

Das man einfach geht, weil man nicht mehr kann, kann ich völlig verstehen. So ein Tag war heute. Es ist eben diese Sache…..man kommt zu Besuch, aber schon vorher weiß man nie, was einen erwartet und ich habe immer ein etwas mulmiges Gefühl.

Es gibt Tage, die sind toll und mein Vater ist wieder mein Vater…..lustig, interessant, witzig, voller Geschichten. Dann die Tage, in denen man nur Vorwürfe zu hören bekommt, was für eine lausige Tochter man sei…..und Tage in denen er einen Absichtlich so richtig vorführt und richtig fies ist…der war leider heute.

Anfangs hat uns das sowas von fertig gemacht, aber meine Schwester und ich sind um jeden schönen Tag froh. Wir haben uns allerdings auch solche Freiräume geschaffen, die uns ermöglichen auf andere Gedanken zu kommen. Aber es hilft! :)

Ganz liebe Grüße :)