Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Neuregelung der Erbschaftssteuer
Bela Lugosi
11-02-2016, 14:11
Reform der Erbschaftsteuer: Was vom Erbe übrig bleibt
...
Null Prozent
In Österreich ist die nullprozentige Erbschaftsteuer bereits Realität: Dort hob das Verfassungsgericht die Steuer 2007 auf, weil die Politik eine Frist für geforderte Nachbesserungen verstreichen ließ.
Zehn Prozent
Im Jahr 2014 wurden (in Deutschland) im Schnitt 11,3 Prozent Steuern auf Erbschaften festgesetzt.
15 Prozent
Den Wunsch nach einer radikal vereinfachten Erbschaftsteuer hegen nicht nur Konservative.
33 Prozent
Statt die gesamte Erbschaftsteuer zu reformieren, will (Schäuble) lediglich die vom Verfassungsgericht angemahnten Änderungen für Unternehmen umsetzen.
100 Prozent
Die Forderung nach einem Ende des Erbrechts klingt ziemlich links, tatsächlich wurde sie von Frühsozialisten und zeitweise auch von Karl Marx und Friedrich Engels erhoben. Kirsch jedoch bezeichnet sich als Liberalen und kann als solcher auf Vordenker wie Adam Smith und John Stuart Mill verweisen.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/erbschaftsteuer-forderungen-reichen-von-0-bis-100-prozent-a-1075736.html
Insgesamt bin ich der Ansicht, die effektive Erbschaft sollte deutlich höher sein als die bisherigen 10%.
Im Sinne der Wirtschaftsordnung dieses Landes als eine soziale Marktwirtschaft beinhaltet diese ein klares Bekenntnis zum Leistungsprinzip. Im Grunde genommen widerspricht "Erbschaft" an sich diesem Leistungsprinzip.
Auf der anderen Seite ist das quasi steuerfreie Vererben großer Vermögen ein Grund dafür, warum die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinanderklafft. Die Hauptlast tragen die Einkommenssteuern mit ihrer Progression und die Mehrwertsteuer, die jeden Endverbraucher gleich trifft.
http://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Monatsberichte/2010/07/Bilder/analysen-und-berichte/b05-Struktur-und-Verteilung-der-Steuereinnahmen/Abbildung02.gif?__blob=normal&v=3
Miezekratz
11-02-2016, 15:42
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/erbschaftsteuer-forderungen-reichen-von-0-bis-100-prozent-a-1075736.html
Insgesamt bin ich der Ansicht, die effektive Erbschaft sollte deutlich höher sein als die bisherigen 10%.
Im Sinne der Wirtschaftsordnung dieses Landes als eine soziale Marktwirtschaft beinhaltet diese ein klares Bekenntnis zum Leistungsprinzip. Im Grunde genommen widerspricht "Erbschaft" an sich diesem Leistungsprinzip.
Auf der anderen Seite ist das quasi steuerfreie Vererben großer Vermögen ein Grund dafür, warum die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinanderklafft. Die Hauptlast tragen die Einkommenssteuern mit ihrer Progression und die Mehrwertsteuer, die jeden Endverbraucher gleich trifft.
http://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Monatsberichte/2010/07/Bilder/analysen-und-berichte/b05-Struktur-und-Verteilung-der-Steuereinnahmen/Abbildung02.gif?__blob=normal&v=3
:confused:
zum Rest, man soll also den Erblasser nach dessen Tod seiner nach dem Leistungsprinzip erwirtschafteten Leistung berauben/enteignen:nixweiss:, und wenn, man findet dann halt andere Möglichkeiten sein erarbeitetes Geld in der Familie zu lassen!
Edelstahl
11-02-2016, 15:58
netter Versuch... vielleicht etwas überhastet :D
hotblack
11-02-2016, 16:00
man soll also den Erblasser nach dessen Tod seiner nach dem Leistungsprinzip erwirtschafteten Leistung berauben/enteignen:nixweiss:, und wenn, man findet dann halt andere Möglichkeiten sein erarbeitetes Geld in der Familie zu lassen!
Einen Toten kann man nicht berauben/enteignen. Und sinnvollerweise gleicht man die Schenkungssteuer an die Erbschaftssteuer an - so wie das in Deutschland bereits der Fall ist.
Auf der anderen Seite ist das quasi steuerfreie Vererben großer Vermögen ein Grund dafür, warum die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinanderklafft. Die Hauptlast tragen die Einkommenssteuern mit ihrer Progression und die Mehrwertsteuer, die jeden Endverbraucher gleich trifft.
nein, der grund hierfür liegt unter anderem daran, dass die einkünfte aus kapital niedriger versteuert werden als die einkünfte aus arbeit. hier wäre der hebel anzusetzen und nicht bei der erbschaftsststeuer.
die erbschaftssteuer könnte/sollte aus meiner sicht 0 % betragen, wenn dann dafür endlich mal einkünfte aus kapital entsprechend höher besteuert werden würden.
Solange nur die Einkünfte aus Kapitalvermögen (gerechter) besteuert werden, wird sich an der quasi automatischen Vermögensmehrung der bereits Vermögenden zu Lasten in erster Linie der Mittelschicht kaum etwas ändern.
doch, indem man kapitaleinkünfte progressiv besteuert. dann braucht man auch nicht mehr über eine sog. "reichensteuer" sprechen.
Bela Lugosi
11-02-2016, 17:27
doch, indem man kapitaleinkünfte progressiv besteuert. dann braucht man auch nicht mehr über eine sog. "reichensteuer" sprechen.
Die könnte man im Sinne des Progressionsvorbehalts mit in die Ermittlung der Einkommenssteuer einbeziehen.
Einkünfte aus Kapitalvermögen und Erbschaft sind nichts anderes als Einkommen und sollten dementsprechend mit dem Einkommensteuersatz besteuert werden. Warum bekommt man fürs Nichtstun Steuererleichterung?
ManOfTomorrow
16-02-2016, 12:10
Einkünfte aus Kapitalvermögen und Erbschaft sind nichts anderes als Einkommen und sollten dementsprechend mit dem Einkommensteuersatz besteuert werden.
Verheiratete sollen für ihre Erbschaft also weniger Steuern zahlen als Singles? Logik? :zahn:
Kinder, deren Eltern ein Häuschen abbezahlen - die fahren in der Mittelschicht dann vll nicht so häufig in Urlaub und bekommen nicht immer das neueste Technik-Gadget als Geschenk - im Vergleich zu Kindern, bei denen zB kein Häuschen abbezahlt wird - kenn ich so aus meinem Freundeskreis.
als spätern Ausgleich gibts dann eben das Häuschen vererbt.
Also "LEISTEN" diese Kinder schon auch etwas selbst. Sie LEISTEN VERZICHT !!!!
auch das ist eine Leistung, die irgendwann anerkannt und belohnt werden sollte.
der Versuch, die Leute auf Teufel komm raus zum NICHT_SPAREN zu zwingen (BARGELD-Abschaffungspläne) werden irgendwann dem Staat SEHR SEHR teuer kommen.
Lieb-Ellchen
17-02-2016, 12:54
Kinder, deren Eltern ein Häuschen abbezahlen - die fahren in der Mittelschicht dann vll nicht so häufig in Urlaub und bekommen nicht immer das neueste Technik-Gadget als Geschenk - im Vergleich zu Kindern, bei denen zB kein Häuschen abbezahlt wird - kenn ich so aus meinem Freundeskreis.
als spätern Ausgleich gibts dann eben das Häuschen vererbt.
Also "LEISTEN" diese Kinder schon auch etwas selbst. Sie LEISTEN VERZICHT !!!!
auch das ist eine Leistung, die irgendwann anerkannt und belohnt werden sollte.
der Versuch, die Leute auf Teufel komm raus zum NICHT_SPAREN zu zwingen (BARGELD-Abschaffungspläne) werden irgendwann dem Staat SEHR SEHR teuer kommen.
Sie "verzichten" z.B. darauf, ihre Kindheit in einer engen Mietwohnung zu verbringen. ;)
ManOfTomorrow
17-02-2016, 12:59
Sie "verzichten" z.B. darauf, ihre Kindheit in einer engen Mietwohnung zu verbringen. ;)
Man kann auch ein Haus mieten. ;)
Ich finde die Analogie von Blu3 sehr zutreffend.
Lieb-Ellchen
17-02-2016, 13:21
Man kann auch ein Haus mieten. ;)
Ich finde die Analogie von Blu3 sehr zutreffend.
Ich nicht. In unserem Freundeskreis haben die meisten ein Häuschen gekauft oder gebaut. Deren Kinder mussten bzw. müssen auf nichts verzichten.
Dafür kenne ich auch vor allem einige Alleinerziehende, die sich kein Häuschen leisten könnten und noch weniger leisten könnten, ihren Kindern den neuesten modischen Schnickschnack zu kaufen.
Mal davon abgesehen, dass das Erben ein Häuschens, vor allem bei mehreren Erben, durchaus seine Tücken hat. Vielleicht sind es aus Blu3´s Freundeskreis am Ende sogar die Kinder der Eltern, die kein Häuschen abbezahlen mussten, die statt eines sanierungsbedürftigen Häuschens einen ordentlichen Barbetrag erben.
Kinder, deren Eltern ein Häuschen abbezahlen - die fahren in der Mittelschicht dann vll nicht so häufig in Urlaub und bekommen nicht immer das neueste Technik-Gadget als Geschenk - im Vergleich zu Kindern, bei denen zB kein Häuschen abbezahlt wird - kenn ich so aus meinem Freundeskreis.
als spätern Ausgleich gibts dann eben das Häuschen vererbt.
Also "LEISTEN" diese Kinder schon auch etwas selbst. Sie LEISTEN VERZICHT !!!!
auch das ist eine Leistung, die irgendwann anerkannt und belohnt werden sollte.
der Versuch, die Leute auf Teufel komm raus zum NICHT_SPAREN zu zwingen (BARGELD-Abschaffungspläne) werden irgendwann dem Staat SEHR SEHR teuer kommen.
die mittelschichtkinder, deren mittelschichteltern sich ihr häuschen absparen, betrifft das nur marginal, den für das Kind gilt beim erbe der Freibetrag von 400.000 €. erst über diesen betrag muss versteuert werden und zwar dann gestaffelt nach dem zu versteuernden betrag und dem verwandschaftsverhältnis.
aus meiner persönlichen Situation kann ich es dir direkt schildern. meine eltern sind Hausbesitzer, der Marktwert dieser immobilie dürfte grob geschätzt bei maximal 450.000 € liegen (real vermutlich eher richtung 400.000 €, aber gehen wir ruhig von einem etwas größeren erbe aus).
nun werden meine eltern und meine schwester beim kacken vom schlag getroffen und rutschen tot von der kloschüssel, somit bin ich alleiniger erbe der immobilie.
wegen des freibetrags muss ich von den 450.000 € nur 50.000 € versteuern mit einem Steuersatz von 7 %. für die immobilie im wert von 450.000 € zahle ich also 3.500 € steuer. die 3.500 € zahle ich von meinem girokonto.
möglicherweise zahle ich aber auch keinen müden euro, denn ich habe mal weitere mögliche freibeträge ausser acht gelassen.
schnell wird ersichtlich, dass die erbschaftssteuer für die gravierende mehrheit der bundesbürger überhaupt keine bzw. eine minimale belastung darstellt und die übertriebene aufregung in deinem von mir zitierten beitrag völlig deplaziert ist.
jemand, der das häusl von seinen eltern erbt, wird sicherlich nicht durch die erbschaftssteuer arm gemacht.
die eigentliche problematik der erbschaftssteuer betrifft denn auch eine ganz andere Thematik, nämlich die vererbung von familienunternehmen.
Einkünfte aus Kapitalvermögen und Erbschaft sind nichts anderes als Einkommen und sollten dementsprechend mit dem Einkommensteuersatz besteuert werden. Warum bekommt man fürs Nichtstun Steuererleichterung?
eigentlich bezog sich mein Beitrag auf genau dieses post -
Zaadi schlägt ja vor, dass das Erbe dann mit jeweils dem persönlichen Steuersatz OHNE Freibetrag versteuert werden muss. oder versteh ich das falsch :nixweiss:
wären beim Häuschen von alonzo dann doch ein paar Euronen.
ansonsten bin ich ganz bei den letzten beiden Sätzen von alonzo - und hab zum THema Erben von Familienunternehmen keine rechte Meinung. das ist ziemlich vielschichtig
ManOfTomorrow
17-02-2016, 13:37
jemand, der das häusl von seinen eltern erbt, wird sicherlich nicht durch die erbschaftssteuer arm gemacht.
Hat Blu3 das behauptet?
Sie bezog sich doch lediglich darauf, dass die Eltern, die jahrzehntelang ihr Häuschen per Raten abbezahlen, im Umkehrschluss für ihre Kinder zu Lebzeiten nicht soviel Geld ausgeben (können) wie beispielsweise Mieter mit vergleichbarem Einkommen.
Wie machen wirs mirt der Inhabergeführten GmbH die so um die 15 Millionen auf dem Papier wert ist.
Wie sieht die Erbschaftreglung aus um dem Erben nicht die Lust an der Weiterführung zu nehmen?
schlag mal was vor.
ich find das ein schwieriges thema.
Hat Blu3 das behauptet?
Sie bezog sich doch lediglich darauf, dass die Eltern, die jahrzehntelang ihr Häuschen per Raten abbezahlen, im Umkehrschluss für ihre Kinder zu Lebzeiten nicht soviel Geld ausgeben (können) wie beispielsweise Mieter mit vergleichbarem Einkommen.
hätte ich so nicht vermutet, aber wir sollten uns nicht in Nebensächlichkeiten verlieren.
Einkünfte aus Kapitalvermögen und Erbschaft sind nichts anderes als Einkommen und sollten dementsprechend mit dem Einkommensteuersatz besteuert werden. Warum bekommt man fürs Nichtstun Steuererleichterung?
Kapitalbildung ist also "Nichtstun"...Solche Sätze können meist nur von Menschen kommen, die eben für sich kein Kapital aufbauen.
Dir ist aber schon klar, dass sowohl Kapitalvermögen als auch Erbschaftsvermögen zu 99% aus bereits versteuertem Einkommen erspart wurde.
Zudem ist es auch nachweislich so, dass Menschen mit hohem Einkommen (auch aus Kapital) in der Regel höhere Konsumausgaben haben und daher diese Einkünfte über die Mehrwertsteuer auch wieder versteuern.
Mir kann ja auch gerne einer mal erklären, warum Person A, die über seine Lebenszeit zwischen dem 16. und 65. Lebensjahr oder noch länger, Vorsorge betriebt, Kapital aufbaut - und nein, ich rede jetzt nicht vom Sparbuch, dieses bringt nämlich der Gesellschaft und der Volkswirtschaft so rein gar keinen Nutzen - und davon dann später durch Kapitaleinkünfte oder eben Erbmasse profitiert, steuerlich schlechter gestellt werden soll als Person B, die sich einen Dreck um dieses Thema kümmert, sein Einkommen mit vollen Händen ausgibt, im Alter feststellt, dass er staatliche Unterstützung braucht, weil die gesetzliche Rente nicht reicht und er plötzlich gleich oder spätestens im Pflegefall bedürftig ist.
Kapital wird genau deswegen ja niedriger besteuert, weil es eben schon bereits besteuert wurde und weil Kapital ein sehr flüchtiges Gut ist. Ihr glaubt doch nicht wirklich, dass eine Person, die wirklich über größere Vermögen verfügt, dann nicht seinen Lebensabend in Ländern verbringen würde, in denen die Erbschafts- und Vermögenssteuer anders geregelt ist.
schlag mal was vor.
ich find das ein schwieriges thema.
das thema finde ich gar nicht so schwierig. der witz ist, dass bei vielen oder besser gesagt (in peer steinbrücks namen) den meisten familienunternehmen heutzutage keine erbschaftssteuer mehr gezahlt wird. der erbe/Unternehmer wird geschont, wenn er das unternehmen nicht veräussert oder in den nächsten 7(?) jahren kein personal in großem stil abbaut.
worin liegt also der sinn in einer erbschaftssteuer, die ohnehin in vielen fällen nicht gezahlt wird? daher bin ich auch grundsätzlich für die abschaffung der erbschaftssteuer und für eine stärkere besteuerung von kapitaleinünften, wie bereits oben von mir geschrieben.
Lieb-Ellchen
17-02-2016, 14:46
Kapital wird genau deswegen ja niedriger besteuert, weil es eben schon bereits besteuert wurde und weil Kapital ein sehr flüchtiges Gut ist. Ihr glaubt doch nicht wirklich, dass eine Person, die wirklich über größere Vermögen verfügt, dann nicht seinen Lebensabend in Ländern verbringen würde, in denen die Erbschafts- und Vermögenssteuer anders geregelt ist.
Nicht das Kapital wird besteuert sondern die Erträge daraus.
Die Erbschaftssteuer dürfte doch wohl in dem Land fällig werden, in dem das Erbe entstanden ist.
Vermögenssteuer haben wir in Deutschland nicht (mehr)
Nicht das Kapital wird besteuert sondern die Erträge daraus.
Die Erbschaftssteuer dürfte doch wohl in dem Land fällig werden, in dem das Erbe entstanden ist.
Vermögenssteuer haben wir in Deutschland nicht (mehr)
Und wer kein Kapital aufbaut, hat auch keine Erträge daraus..logisch, oder ?
Vermögenssteuer wird aber aktuell ja wieder sehr gerne gefordert von bestimmten politischen Umverteilungsgruppen...;)
Ich baue mir mein zukünftiges "Erbe" in D auf, verkaufe alles, ziehe in ein Land, das kein Steuerabkommen mit Deutschland hat und lebe dort von meinem Vermögen, das ich dann weiter vererbe. Bin ja mal gespannt, wie da das Erbe in D versteuert werden soll.
Zudem gibt es ja auch noch zig andere Möglichkeiten, selbst in D, um bestimmte Thematiken elegant steuerrechtlich bzgl. erbschaft zu lösen, ob nun die Gründung einer Stiftung, einer Familienstiftung, einer Vermögensverwaltungsgesellschaft und und und.
Die Grundproblematik bleibt jedoch bestehen: Einerseits sollen und müssen heutzutage immer mehr Menschen private Vorsorge betreiben, um nicht im Alter zu verarmen und dem Staat und den Steuerzahlern auf der Tasche zu liegen, andererseits wird aber genau dieser Vermögensaufbau durch die (zu) geringen Freibeträge und die Besteuerung der Erträge, sowie das Unattraktivmachen bestimmter Vermögensaufbauformen erschwert, so dass die Menschen heutzutage kaum noch die Möglichkeit haben, notwendiges Vermögen aufzubauen. Zudem wird dabei überhaupt nicht unterschieden zwischen Kapitalerträgen, die einen volkswirtschaftlichen Mehrwert bringen für die Gesellschaft, weil sie mit direkten und indirekten Investitionen in den Wirtschaftskreislauf verbunden sind und Kapitalerträgen ohne jeglichen volkswirtschaftlichen Nutzen.
Im übrigen kann mir ja gerne jemand erklären, welchen volkswirtschaftlichen Nutzen eine Erbschaftsteuer denn wirklich hat und welchem Zweck diese dienen sollte. Es gibt ja tatsächlich Leute, die fordern, dass die Erbschaftssteuer 100% sein sollte, es gibt diejenigen, die alle Freibeträge abschaffen wollen, es gibt den Ansatz, Kapitalerträge genauso zu besteuern wie Einkünfte (wäre ich auch dafür, indem man den Steuersatz der Einkommenssteuer auf den bei der Kapitalertragsteuer absenkt).
Mal ganz abgesehen, dass hier auch wieder Äpfel mit Birnen verglichen werden, denn bei den meisten Menschen in D dürfte der Durchschnittssteuersatz unter dem Abgeltungssteuersatz plus Soli plus Kirchensteuer liegen. Zudem müsste man dabei natürlich berücksichtigen, dass dann auch für Kapitalerträge es die gleichen steuerlichen Verrechnungs- oder Abzugsmöglichkeiten geben müsste, wie das bei der Einkommensteuer der Fall ist und und und.
Bei den meisten ist das Thema Erbschafts-/ und oder Vermögens- oder Reichensteuer ein ideologisch/idealistisches Umverteilungsthema nach dem Motto: "Kein Mensch braucht so viel Geld."
Die Grundfrage bleibt doch, was für eine Gesellschaft wollen wir haben ? Die Antworten hierauf dürften grundverschieden je nach persönlicher Meinung ausfallen.
Und die zweite mitentscheidende Frage dürfte sein: Was verstehen wir unter "gerecht" ?
Ist es wie beschrieben "gerecht", wenn Person A, die 3.000 € netto verdient, sich sein Leben lang einschränkt, auf Luxus oder Konsum verzichtet, ein privates Vermögen zusätzlich zur Absicherung im Alter aufbaut, später sein Vermögen dafür einsetzen muss, wenn er pflegebedürftig ist, während Person B mit dem gleichen Einkommen nichts anspart, nichts hat und der Staat und Steuerzahler und damit auch wieder Person A diesen durchfüttert und die Rechnungen bei Pflege bezahlt.
Mir fallen da noch ganz viele Fragen zum Thema "Gerechtigkeit" ein..bei denen ich wahrscheinlich eine ganz andere Einstellung habe als viele andere.
Bela Lugosi
18-02-2016, 19:48
Das wäre logisch, wenn die Vermögensverteilung anders wäre, als sie ist. Derzeit verfügen in Deutschland grob gesagt 10 % der Bevölkerung über rund 60-70 % des Vermögens, je nach Untersuchung und danach, ob die größten Vermögen miteinbezogen werden, was z.B. bei Verbraucherstichproben mangels relevanter Teilnahme nicht der Fall ist.
Davon hat nocheinmal das oberste 1 % einen überdurchschnittlichen Anteil.
Bei diesen Vermögen geht es nicht mehr um "aufbauen", diese Vermögen wachsen ganz automatisch immer weiter, zumindest solange die Wachstumsraten nicht exorbitant steigen, womit nicht zu rechnen ist.
Nutznießer dessen, dass es keine Vermögensteuer mehr gibt, sind also nicht die "Aufbauer", sondern die "Schon Haber" (was dann bei der Erbschaftsteuer wieder eine Rolle spielen sollte, Chancengleichheit und so).
Und diese "Schon haber" steigern ihr Vermögen immer weiter zu Lasten derer, die noch etwas haben. Und das sind nicht die unteren 40-50 % der Bevölkerung, die verfügen nämlich jetzt schon über quasi kein Vermögen.
Und haben auch kaum Möglichkeiten, nennenswertes aufgzubauen, siehe oben: mittels eines einigermaßen "normalen" Einkommens wird man nie in der Lage sein, auch nur Ansatzweise einen Vermögensaufbau zu betreiben, der in die Sphären der oberen 10 % hineinreicht, mit der Folge, dass man immer zu denen gehören wird, die zu deren Gunsten etwas abgeben werden.
Nebenbei, die, die eine Vermögenssteuer befürworten, meinen damit ja auch gerade nicht Omma mit ihrem Häuschen am Stadtrand, sondern diese großen und größten Vermögen. Und regelmäßig auch nicht eine konfiszierende Besteuerung, sondern nur eine, die den vorher beschriebenen Automatismus zumindest dä,pft, vor allem aber dazu führen soll, dier Errosion der Steuerbasis aufzuhalten, d.h. den Effekt, dass der Staat sich immer mehr Geld von genau diesen 10 % leihen muss, um seinen Aufgaben nachkommen zu müssen, diese 10 % dann darüber als Gäubiger die Richtung der Politik maßgeblich beeinflussen, immer weniger Steuern zahlen müssen (auf Ihre Kapitaleinkünfte z.B. derzeit nur 25 %) und so weiter dazu beitragen, dass kein Geld mehr für andere Ausgaben als den Schuldendienst vorhanden ist.
Das mag man total gerecht finden.
Oder sich irgendwie verarscht vorkommen. Weil tatsächlich "umverteilt" wird. Nur eben von unten nach oben.
:)
Yep, aber komischerweise verstecken sich diese obersten 1-10% im Falle Erbschafts-/Vermögenssteuer immer hinter dem "Oma-ihr-klein-Häuschen"-Besitzer und dem 1-10-Leute-Handwerksbetrieben.
Omma ihr klein-häuschen am Stadtrand - liegt heute wahrscheinlich in bester wohnlage - und ist ganz fix - 700 000 € Wert - wovon man aber bei Eigennutz nix abschneiden kann - aber ganz schnell Erbschaftssteuerpflichtig wird.
Freibetrag Kind 400 000 € - dh 300 000 steuerpflichter Betrag - dh 11% Steuer - dh über 30 000 € Steuer.
weil ein fiktiver Grundstückswert so hoch ist - zahl ich 30 000 € Steuer - find ich sehr sehr heftig.
das wird doch so berechnet, seit der Änderung - also seit die Bewertung nach Verkehrswert und nicht mehr nach Einheitswert gemacht wird
oder seh ich das ganz falsch - dann bitte um Berichtigung :help:
Omma ihr klein-häuschen am Stadtrand - liegt heute wahrscheinlich in bester wohnlage - und ist ganz fix - 700 000 € Wert - wovon man aber bei Eigennutz nix abschneiden kann - aber ganz schnell Erbschaftssteuerpflichtig wird.
700.000€ für omas häuschen baujahr 1932? es ist mindestens 7.000.000 wert, vor allem in boomenden regionen wie cloppenburg, dessau, bad mergentheim, lüdenscheid oder pirmasens.