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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gotthard-Basistunnel


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Orbitoz
12-02-2016, 13:55
Am 1. Juni ist es soweit: die offizielle Eröffnung des 57km langen Gotthard-Basistunnels und soll mit einem grossen Staatsakt begangen werden, wo so gut wie alles von Rang und Namen in Europa teilnehmen wird. Am Wochenende darauf (4./5. Juni) wird es einen Betrieb für das Publikum geben (Ticket-Vorverkauf der SBB ab April), danach (nicht öffentliche) Testfahrten bis zum Regelbetrieb ab Fahrplanwechsel im Dezember 2016.

Ich finde dieses gigantische Bauwerk extrem faszinierend. Vermutlich hat jeder, der mit Auto oder Zug durch den Gotthard gefahren ist, die riesigen Bauplätze bei Erstfeld bzw. Bodio gesehen.

Weitere Infos auf Wiki (dort hat es unter "Weblinks" noch weitere interessante Links):

https://de.wikipedia.org/wiki/Gotthard-Basistunnel

symantec
13-02-2016, 08:17
Naja durch den Tunnel ist eher anstrengend aber über dem Tunnel das war richtig geil.:newwer:

Geisterkatze
13-02-2016, 14:20
^finde ich auch:wub:. Ich glaube, ich würde bei 57 km Tunnelfahrt irgendwelche Ängste bekommen.

Orbitoz
13-02-2016, 16:35
Ich glaube, ich würde bei 57 km Tunnelfahrt irgendwelche Ängste bekommen.

In einem Zug? Das fühlt sich nicht anders an, als wenn man mit einem Zug durch die Nacht fährt. Die im Tunnel verbaute Bahn- und Sicherungstechnik erlaubt Geschwindigkeiten von 250km/h. Erste Tests mit einem ICE zeigten, dass auch 275km/h möglich wären.

Die Durchfahrtzeit liegt bei ca. 20 Minuten - also ungefähr gleich lang wie im nicht richtungsgetrennten - kürzeren - Gotthard-Strassentunnel - und der ist mir wesentlich unheimlicher. Klar ist die Fahrt über den Pass optisch sehr viel schöner. Aber eben auch nicht "wintersicher".

Es geht ja auch nicht um einen "Prestigebau", sondern darum, dass vor allem der schwere Güterverkehr zwischen Basel und Mailand noch mehr auf die Bahn verlagert werden kann. Bisher mussten schweren Güterzügen bei Erstfeld eine zusätzliche Lok eingespannt werden, bis Göschenen, dem Nordportal des alten Gotthardtunnels. Mit dem GBT entfällt diese zeitraubende Lösung.

Zaadi
18-02-2016, 16:15
Hab in den letzten Jahren die eine oder andere Sendung auf Discovery über den Bau gesehen. Gigantisch :ja:

Orbitoz
18-02-2016, 22:57
Da gibt es eine Reportage (von 2003) mit sehr eindrücklichen Aufnahmen zu sehen (es geht hauptsächlich um die damalige Schlüsselstelle, den sog. "Zwischenangriff" bei Sedrun):

http://www.srf.ch/play/tv/srf-wissen/video/das-loch--vom-bau-des-laengsten-tunnels-der-welt?id=018a1204-6494-4fbb-8d61-cec458c4e82c


Ich habe einen riesengrossen Respekt vor den Mineuren und Ingenieuren, die da beteiligt waren :d:

Was ich auch sehr beeindruckend finde: das Bauwerk war nur mit grosser, internationaler Beteiligung und Know-How möglich. Die vier eingesetzten Tunnelbohrmaschinen wurden von einem süddeutschen Hersteller konstruiert, die beiden senkrechten Schächte bei Sedrun von einer südafrikanischen Firma - und "im Loch" waren hunderte Mineure aus Deutschland, Österreich und Italien (und noch vielen weiteren Ländern) beschäftigt. Einige Planer, Geologen und Ingenieure hatten auf der Baustelle ihren "Lebensjob" - und waren schon seit der Planungsphase (und Bohrungen von Sondierstollen) bis zu ihrer Pensionierung dabei.

Danke! :d:

Nachtrag:
In dieser kurzen Doku wird die Funktionsweise von so einer Tunnelbohrmaschine wie sie im Gotthard eingesetzt wurde, dargestellt:

r0oWQ8Rcl_Y

Technik, die begeistert :ja:


Nachtrag due:
Die TBM's hatten Namen. Die zwei, die den Vortrieb von Norden her machten, hiessen Gabi I und Gabi II. Die beiden anderen, von Süden her, Sissi und Heidi :D

suboptimal
19-02-2016, 08:50
(...)

Nachtrag due:
Die TBM's hatten Namen. Die zwei, die den Vortrieb von Norden her machten, hiessen Gabi I und Gabi II. Die beiden anderen, von Süden her, Sissi und Heidi :D

Warum nur Frauen? Das ist diskriminierend! :tsts:

giugiu
19-02-2016, 18:17
Warum nur Frauen? Das ist diskriminierend! :tsts:

...

Orbitoz
01-06-2016, 20:20
Aus aktuellem Anlass schubse ich den Thread wieder hoch :)

Heute war der offizielle Eröffnungsakt. Anwesende aus dem Ausland waren u.a. Merkel, Hollande, Renzi und Kern. Bevor die VIP's durch den Tunnel fahren und ihre Reden schwingen konnten, durften 1'000 per Los ausgewählte Bürgerinnen und Bürger durch den Tunnel fahren.

Sätze von Politikern heute:

"Die Träume Europas wurden hier am Gotthard Realität". (Hollande)

"Das Herzstück ist fertig. Was fehlt, ist noch die Aorta [Kunstpause] - auch ein grosses Stück deutsche Aorta". (Merkel)

Zimmer101
01-06-2016, 21:03
^^ die Schweiz wieder ein stückweit holländischer geworden... ;-) ... Aber Daumen hoch.... :-)

gurss... :)

Little_Ally
01-06-2016, 21:10
Grandiose Leistung! :d: Und sogar ein Jahr früher fertig geworden. :d: Da können sich der Berliner Flughafen und die Elbphilharmonie eine Scheibe abschneiden. :D

A.f.e.
01-06-2016, 21:22
^^ die Schweiz wieder ein stückweit holländischer geworden... ;-) ... Aber Daumen hoch.... :-)

gurss... :)



:kopfkratz wieso holländisch?


ich bin vor drei jahren zum erstenmal mit einem neigezug in der schweiz gefahren. in den kurven hatte ich das gefühl ich sitze in einem flugzeug oder so ähnlich :D war eine komische sache, denn ich wußte ja nicht, dass ich in so einem neigezug sitze :rotfl:

Orbitoz
01-06-2016, 21:29
Grandiose Leistung! :d: Und sogar ein Jahr früher fertig geworden. :d: Da können sich der Berliner Flughafen und die Elbphilharmonie eine Scheibe abschneiden. :D

Ich frage mich ehrlich gesagt auch, weshalb in Deutschland vergleichbare Grossprojekte nur schleppend vorankommen. Waren doch an dem Gotthard-Projekt deutsche Firmen massgeblich beteiligt:

- Herrenknecht: Bau der vier Tunnelbohrmaschinen;
- Balfour-Beatty Rail (Deutschland): Schienenverlegung, Hochgeschwindigkeitsweichen, Oberleitungen;
- Siemens: Oberleitungen, Stromversorgung (Umspannwerk), Sicherungstechnik, Leitstelle.

Dazu kamen eine grosse Anzahl von Fachleuten aus Deutschland mit ausgewiesener Untertagbau-Erfahrung (Mineure, Steiger, Ingenieure, Maschinenführer, Geologen, Vermesser, Projektleiter...). Sehr viele kamen auch aus Österreich, Spanien, Italien und Südafrika. Neun von diesen Arbeitern starben im Tunnel. Deren wurde gestern, zusammen mit den Angehörigen, im nicht-öffentlichen Rahmen gedacht. SRF-Dok portraitierte einige davon (YT-Link (https://www.youtube.com/watch?v=wOdffMsxEWk)).

ewa
01-06-2016, 21:45
Bis die Westumfahrung von Zürich Realität wurde, haben wir allerdings auch ein Vierteljahrhundert gebraucht. Also machmal gehen Grossprojekte auch seehr lange bei uns. :helga:

JackB
01-06-2016, 23:31
Ich frage mich ehrlich gesagt auch, weshalb in Deutschland vergleichbare Grossprojekte nur schleppend vorankommen.

Naja, wenn man den eingangs verlinkten Wikipedia-Eintrag liest, stellt man fest, dass der Gotthard-Basistunnel auch eine recht lange Vorgeschichte hat:

Erste Projektidee 1947, 1963 Prüfung verschiedener Varianten durch eine vom Bundesrat eingesetzte Kommission, Anfang der 90 dann endlich die Beschlussfassung, und Baubeginn dann 1999. So ganz schnell ging das also auch nicht.

Dagegen gibt es auch in Deutschland Großprojekte, die nicht ewig dauern. So wurde etwa der Elbtunnel schon im Januar 1975 fertiggestellt (Baubeginn war 1968), und der Franz Josef Strauss-Flughafen nahm 1992 den Betrieb auf (trotz zahlreicher Einsprüche und Klagen, die zu mehren zwischenzeitlichen Baustopps und Planänderungen geführt hatten).

Emotions
02-06-2016, 01:42
Dazu kamen eine grosse Anzahl von Fachleuten aus Deutschland mit ausgewiesener Untertagbau-Erfahrung ...

Aus dem Steinkohlenbergbau kamen auch die meisten Innovationen für den Bereich Tunnelbau.

Ist schon beeindruckend: «Einstein» am Gotthard - 26. Mai 2016

https://www.youtube.com/watch?v=tyyuSf2gEyQ


Was mich ein bischen wundert ist die zunehmende Inszenierung mit grossen Tanzgruppen, egal ob Olympia, Gedenken in der Normandie, oder technische Großprojekte, immer öfters sieht man Ausdruckstanz :zahn:

Orbitoz
02-06-2016, 21:22
Bis die Westumfahrung von Zürich Realität wurde, haben wir allerdings auch ein Vierteljahrhundert gebraucht. Also machmal gehen Grossprojekte auch seehr lange bei uns. :helga:Dobrindt wurde gestern auf die Verzögerung der Rheintalbahn angesprochen. Er meinte, es wäre ein Unterschied ob man ein Grossprojekt unterirdisch oder in dicht bewohnten Gebieten realisieren wolle. Bei letzteren hätte man naturgemäss mit mehr Einsprachen zu tun. Da hat er nicht ganz unrecht - wenn auch die unterschiedlichen Planverfahren in der Schweiz und Deutschland nicht direkt miteinander verglichen werden können. Das war bei der Westumfahrung Zürich auch nicht anders - oder beim Gubrist-Ausbau.

Aber ein Flughafen- Oper oder Autobahnbau ist aus technischer Sicht jetzt nicht DIE grosse Herausforderung. Das Problem bei den jetzt aktuellen, prominent diskutierten und zum Gotthard-Vergleich bemühten Projekte in Deutschland (BER, S21, Oper Hamburg) hauptsächlich eine politische Dimension haben.

Der Hauptunterschied liegt vielleicht daran, dass in den Vorständen und Aufsichtsräten der von SBB und Bund gegründeten Firma Alp Transit AG keine Politiker waren, sondern Ingenieure und Manager mit entsprechender Projekterfahrung. Und: man hat erst mit der Umsetzung angefangen, nachdem das Projekt von Volk, Kantonen und Parlament demokratisch legitimiert, ein breit abgestützter Konsens vorhanden war.

Orbitoz
02-06-2016, 21:30
Was mich ein bischen wundert ist die zunehmende Inszenierung mit grossen Tanzgruppen, egal ob Olympia, Gedenken in der Normandie, oder technische Großprojekte, immer öfters sieht man Ausdruckstanz :zahn:Ist das bei Olympiaden seit Erfindung des Farb-TV nicht schon immer so? :D

Kleine Randnotiz: einige Politiker moserten gestern während der Tanz-Aufführung (via Twitter) über die "Steuerverschwendung und anderes ("zu wenig Schweizerflaggen"). Als dann die Patrouille Suisse ihre Kunststücke zeigte, waren sie (auch via Twitter) des Lobes voll - und später posierten sie am (gratis-) Buffet ;) :D

Ballack23
03-06-2016, 17:22
Und sogar ein Jahr früher fertig geworden. :d:

Nach der revidierten Planung von 2007, die sich aufgrund der unkalkulierbaren Baurisiken auf einen Zeitraum (2016 bis 2021!) festlegte. Und auch der Gotthard-Basistunnel wird letztendlich teurer als in den ersten und revidierten Planungen vorgesehen.

Laut den Angaben von Klaus Grewe, Koordinator der Infrastrukturprojekte der Olympischen Spiele 2012, mangelt es in Deutschland bei Großprojekten vor allem an der arbeitsintensiven und detailreichen Bauvorplanung:


In Deutschland wird nicht viel in die Vorplanung investiert und am Anfang häufig mit zu wenig Besetzung gearbeitet. Sie haben also zu Beginn zu wenig Mittel, um das Projekt zu erfassen. Das ist im Ausland extrem anders, wo wir gerade mit privaten Investoren arbeiten und wo es um jeden Pfennig geht. Die Investoren wollen wissen, wo das Geld bleibt, und betreiben am Anfang viel mehr Aufwand, das Projekt wirklich vorzudenken. ...

Außerdem möchte man in Deutschland für ein Projekt unwahrscheinlich schnell einen Preis wissen. Die dann genannte Zahl ist aber in den wenigsten Fällen gerechnet, sondern rein geschätzt. Auf diese Zahl arbeitet das Projekt plötzlich hin, obwohl jeder weiß, dass das gar nicht klappen kann. Die Projekte sind inzwischen so komplex, dass es fast unmöglich ist, solche Preise zu schätzen.

http://gpm-blog.de/die-macht-der-kleinen-zahlen-interview-mit-projektmanager-klaus-grewe/

Orbitoz
03-06-2016, 18:09
http://gpm-blog.de/die-macht-der-kleinen-zahlen-interview-mit-projektmanager-klaus-grewe/Interessantes Interview. Danke für den Link :)


Für die Kostenüberschreitung beim GBT waren hauptsächlich bautechnische Umstände verantwortlich. Namentlich das Durchfahren der berüchtigten "Piora-Mulde" sowie noch eine weitere geologische "Störzone", die zwar vermutet, aber nicht eingeschätzt werden konnte.

Weiter kam dazu, dass man das Projekt 1995-1998 massiv redimensioniert hat. Wäre die ursprünglich, per Volkabstimmung 1992 angenommene "Vollvariante" der NEAT umgesetzt worden, wäre es kaum finanzierbar gewesen. Über die endgültige Finanzierung wurde dann 1998 nochmals abgestimmt. So wie ich mich erinnere, hat man bei der ersten NEAT-Abstimmung nicht über die Kosten abgestimmt, sondern "nur" darüber, dass gebaut wird.

Orbitoz
07-06-2016, 20:25
.

unpassend.

Goofy
11-06-2016, 21:48
Dobrindt wurde gestern auf die Verzögerung der Rheintalbahn angesprochen. Er meinte, es wäre ein Unterschied ob man ein Grossprojekt unterirdisch oder in dicht bewohnten Gebieten realisieren wolle. Bei letzteren hätte man naturgemäss mit mehr Einsprachen zu tun. Da hat er nicht ganz unrecht - wenn auch die unterschiedlichen Planverfahren in der Schweiz und Deutschland nicht direkt miteinander verglichen werden können. Das war bei der Westumfahrung Zürich auch nicht anders - oder beim Gubrist-Ausbau.

....

Der Nordring war und ist ja seit anbeginn eine Fehlplanung. Keine Stadt in Europa baut einen Stadtring um eine Millionenstadt nur 4 Spurig (der Zürcher Nordring um und erschliesst nebst dem Flughafen auch ca 1.5 Mil. Einwohner)
Es gab vom ersten Eröffnungstag an Verkehrstote und Stau.
Danach fehlte und fehlt der politische Wille endlich einen Stadtring welcher diesen Namen verdient zu bauen. die zusätzlichen 2 Spuren werden in ca 10 Jahren fertig. bis dahin ist bei unserer Einwanderung der Stau immer noch nicht behoben.