Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Protestaktion gegen Gewalt gegen Frauen
Mit einem roten Tuch, weithin sichtbar aus einem Fenster ihres Büros im italienischen Parlament gehängt, unterstützt die Präsidentin der Abgeordnetenkammer Laura Boldrini eine landesweite Protestaktion gegen Gewalt gegen Frauen. Ausgelöst wurde diese durch den Mord an der jungen Römerin Sara di Pietrantonio, der seit Tagen die Schlagzeilen in Italiens Medien beherrscht.
....
Die Öffentlichkeit reagierte auf die Ereignisse im Süden der italienischen Hauptstadt geschockt - deutlich wird mit Blick auf die seitdem neu aufgeflammte Debatte über die in Italien als Femminicidio (Feminizid) bezeichnete tödliche Gewalt gegen Frauen, dass es sich hier keinesfalls um einen Einzelfall handelt.
Vielmehr wurden allein in diesem Jahr bereits 55 und zwischen 2010 und 2014 819 Frauen zum größten Teil von ihren Ehemännern, Lebensgefährten und ehemaligen Partnern ermordet, wie die „Neue Zürcher Zeitung“ („NZZ“) mit Verweis auf Zahlen des Sozial- und Wirtschaftsforschungsinstitutes EURES berichtet.
http://orf.at/stories/2342963/2342972/
https://pbs.twimg.com/media/Cj8gWjDWEAUSo-u.jpg
Wir haben hier schon über Sexismus geredet ... ja, da gibts noch immer viel Ärgerliches. Und ich krieg auch einen gehörigen Grant, wenn ich die jüngste Calvin Klein Werbung seh ... wo dem jugendlichen Model direkt in den Schritt rein fotografiert wird .. muss nicht sein, oder?
Wie auch immer, damit kann man / ich umgehen. Ich kann die Motive nachvollziehen ... auch wenn ich sie ablehne oder etc. Aber Gewalt gegen Frauen, diese Verachtung / Missachtung des weiblichen Menschens ist eine andere Ebene. Ich kann es schlicht nicht verstehen:
Angefangen von der bevorzugten Abtreibung weiblicher Foeten bis hin zu Massenvergewaltigungen in Brasilien, Indien, Ägypten ... und sonstwo. Grausamste, brutalste Vergewaltigungen mit ... ach, wenn ich nur dran denk, geht mir der Feitl in der Hosentasche auf.
Ja, ich weiß: Es gibt auch fürchterliche Gewalt von Männern gegen Männer, es gibt absolut gruslige Flintenweiber (nein, ich sags nicht, wer mir gerade dazu einfällt). Aber aus irgendwelchen Gründen enragiert / deprimiert mich sexualisierte Gewalt ganz besonders. Alles Huren außer Mutti? Freiwild, nur weil es Frauen sind?
Ok, nachdem ich mich emotional ein bisserl ausgelebt habe, die Frage: Wie kann man die dahinter sitzende Denkwelt verändern? Ich weiß, in unseren Breiten ... jedenfalls in Ö ... ist die Situation nicht (ganz) so dramatisch. Es handelt sich auch nicht um einen Geburtsfehler bei Männern ;) ... ganz, ganz sicher nicht. Aber es gibt Dinge, die passieren nicht einmal bei den primitivsten Tieren. nur bei den vermeintlich so toll kultivierten Menschen.
Rote Bänder um einen Baum zuwickeln ist ja eine schöne Geste. Kann Bewusstsein schaffen. Aber was kann man sonst noch tun ...
Mir scheinen 2 Faktoren wichtig:
- Die Erpressbarkeit von Frauen als gesellschaftliche Gruppe, zb durch wirtschaftliche Abhängigkeit von Männern, parallel dazu, dass sich ein armer Mann keine Frau "leisten" kann, und die umgekehrte Überlegung gibt es nicht.
Ich glaube aber, dass man sich nur um Europa in Europa kümmern kann, und erst ein umfassenderer Erfolg (zb auch in Italien) strahlt dann ermächtigend auf nichteuropäische Frauen aus. Die Komplexität der Abhängigkeiten wird in anderen Kulturen durch teils gegensätzliche Mitgift-Prinzipien einfach undurchschaubar und ist von einem einheitlichen Verfahrensprinzip bzw einer Taktik überhaupt nicht erreichbar. Aber ein Erfolg ist eben genau keine Taktik, sondern ein Zeichen an der Wand, das von allen Seiten eigenständig interpretiert wird.
- die Antisolidarität von Frauen gegen andere Frauen, weil für sie das ständische Denken und Handeln 1000x wichtiger ist als Rechte von Frauen, die sie kasten- und klassenmässig nicht im geringsten interessieren. Das wird anderweitig (Rizal-Studies) als "social cancer" weiter ausgeführt, eine gesellschaftliche Krake, die die Menschen bewusst durch Codes und Formeln entzweit, die mit sozialem Stand zu tun haben bzw ihn voraussetzen, und die Machtposition von Ständen zementieren.
Mausophon
05-06-2016, 20:33
@zarah
Du hast ein wichtiges Thema aufgegriffen, das mir persönlich sehr am Herzen liegt.
Ein Beispiel: Fast täglich geht es mir so, dass ich die Seite "Panorama" auf SPON lese. Nicht heute, aber an vielen anderen Tagen findet sich dort eine Meldung nach der anderen über schwere Gewaltverbrechen, die Männer an Frauen begangen haben.
Das Bewusstsein, dass es sich dabei im strukturelle Gewalt handelt, ist in der Öffentlichkeit immer noch beklagenswert gering ausgeprägt.
Und: hans hat recht, die Gefahr, als Opfer von Gewalt zu enden, hat viel mit der wirtschaftlichen Stellung von Frauen zu tun.
Wir hatten die Thematik im ioff schon oft.
Immer kommt alsbald irgendein Idiot und kräht: "Frauen begehen aber auch Gewaltverbrechen!" Dann wird ein Beispielfall zitiert und dann kommt der nächste und kennt einen weiteren.
Ich fürchte, zu einer konstruktiven Besprechung wird es nicht kommen. Entweder erschöpft sich das Ganze in ein paar lahmen: "Wie furchtbar!", oder ein paar Gestalten wird wieder nicht passen, dass darüber geredet wird, und sie werden sich so verhalten, dass die Moderatoren den Thread schließen, wahrscheinlicher noch, den Thread in dem Moment schließen, in dem jemand anders auf die zu erwartenden Provokationen reagiert.
muppilein
05-06-2016, 20:34
Ich denke, dass ein großer Anteil der Gewalt gegen Frauen noch immer in der körperlichen Unterlegenheit begründet ist, gepaart mit der Erziehung beider Geschlechter.
Als Kind wurde mir der Satz "Du musst Dich fügen" eingeimpft.
Da war ein seltsamer Onkel, bei dem ich immer auf dem Schoß sitzen musste, weil ER das wollte. Wenn ich "nein" gesagt habe oder mich weggedrückt habe, hieß es ich wäre frech.
Noch heute ist es so (ich bin Mitte 40), wenn ich angemacht werde und mein Desinteresse bekunde, bin ich eine "Zicke". Egal wie freundlich oder unfreundlich ich bin.
Den eigenen Willen zu unterdrücken hat in der Erziehung weiblicher Kinder eine lange Tradition, in allen Ländern, nehme ich an.
Das menschliche Bedürfnis nach Sicherheit und Unversehrtheit wird immer wieder und immer noch ignoriert.
Ich wurde oft als "Scheiß-Emanze" betitelt, was ich überhaupt nicht bin.
Ich bin ein Mensch, der gegenseitigen Respekt fordert, unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe etc.
sinead_morrigan
05-06-2016, 20:53
Ich fürchte, zu einer konstruktiven Besprechung wird es nicht kommen. Entweder erschöpft sich das Ganze in ein paar lahmen: "Wie furchtbar!", oder ein paar Gestalten wird wieder nicht passen, dass darüber geredet wird, und sie werden sich so verhalten, dass die Moderatoren den Thread schließen, wahrscheinlicher noch, den Thread in dem Moment schließen, in dem jemand anders auf die zu erwartenden Provokationen reagiert.
Hat sich beim letzten Mal offen halten können (ist nur ganz normal im Archiv verschwunden):
http://www.ioff.de/showthread.php?t=415480
Nun, es gibt überall Idioten, aber die Anzahl der Idioten lässt sich schon gravierend durch bestimmte Kulturkreise unterscheiden. Während es bei uns eben auch Idioten gibt, die Frauen wie Ware behandeln, ist es in anderen Kreisen völlig normal, leider.
Und man kommt immer wieder zum Thema Einwanderung zurück, wer wo aus welchem Kulturkreis kommt, und wie dort Frauen behandelt werden und es so geduldet wird.
Vor allem Italien, als erstes europäisches Festland in der Region, die Beschreibungen der Taten stimmen mit Kulturkreisen überein, die man ja natürlich nie generalverdächtigen soll, aber aus jenen eben kommen.
Grundsätzlich lässt sich sonst sagen, das sämtliche Europäer, außer ein paar immer vorhandenen Ausnahmen, sich vernünftig gegenüber Frauen verhalten, und es nicht an uns liegt. Die Zahlen an Gewalttaten gegen Frauen, waren noch bis vor 20 Jahren in einem soliden Schnitt, jede ist eine zuviel, aber es hat vor allem in den letzten 3-4 Jahren deutlich zugenommen.
Einfach mal die Statistiken lesen, was da an genauen Angaben zu den Tätern gemacht wird.
EDIT: Siehe auch Schweden, Frankreich
Mehr muss man dazu nicht sagen
Mausophon
06-06-2016, 00:17
Aus der Studie "Gewalt gegen Frauen in Paarbeziehungen" des BMFSFJ:
http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/gewalt-paarbeziehungen,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,rwb=true.p df.
"Entgegen vielen Vorurteilen hat häusliche Gewalt gegen Frauen nichts mit Herkunft, Bildung oder Einkommen der Betroffenen zu tun. Die Forschung belegt, dass jede vierte Frau im Laufe ihres Lebens Gewalt durch den eigenen Partner erlebt. Und dieser Befund gilt leider nicht
nur für Deutschland, sondern für ganz Europa, wie die Ergebnisse einer aktuellen Studie der Europäischen Grundrechteagentur (FRA) aus dem Jahre 2014 zeigen. 22 Prozent der befragten Frauen berichteten,dass sie mindestens einmal im Leben Gewalt durch einen früheren oder aktuellen Partner erlebt haben...."
"Jede vierte Frau im Alter von 16–85 Jahren hat im Verlauf ihres Lebens mindestens einmal
körperliche und/oder sexuelle Übergriffe durch einen Beziehungspartner erlebt – das war
Ergebnis einer von 2002 bis 2004 im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend (BMFSFJ) erstellten Studie zu Gewalt gegen Frauen in Deutschland (Studientitel
„Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland“, vgl. Schröttle/
Müller in: BMFSFJ 2004). In der vom Interdisziplinären Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung (IFF) der Universität Bielefeld in Kooperation mit infas, Institut für Sozialforschung, durchgeführten Studie waren über 10.000 in Deutschland lebende Frauen auf der Basis einer Gemeindestichprobe repräsentativ befragt worden...."
Lisa Simpson
06-06-2016, 11:08
@zarah
Ich fürchte, zu einer konstruktiven Besprechung wird es nicht kommen. Entweder erschöpft sich das Ganze in ein paar lahmen: "Wie furchtbar!", oder ein paar Gestalten wird wieder nicht passen, dass darüber geredet wird, und sie werden sich so verhalten, dass die Moderatoren den Thread schließen, wahrscheinlicher noch, den Thread in dem Moment schließen, in dem jemand anders auf die zu erwartenden Provokationen reagiert.
Ich fände es nett von Dir, wenn Du nicht jede Diskussion im Keim erstickst, in dem Du andere Beiträge vorab gleich disqualifizierst. Danke. Es gibt außer dir auch noch einige User, die sich durchaus ernsthaft mit diesem Thema beschäftigen - aber vielleicht nicht sofort die Zeit haben, um auf das Eingangspost zu antworten - und denen gegenüber finde ich eine solche Aussage unpassend.
Zum Thema:
Ich glaube, die Gewalt gegenüber Frauen hat wieder zugenommen. Ich habe das bis vor 5-6 Jahren ganz anders wahrgenommen, ein Frauenschläger wurde geächtet, während es heutzutage in bestimmten "Milieus" (mir fällt gerade kein anderes Wort dafür ein), nicht so schlimm ist, der Alten mal eine zu schallern, wenn sie nicht hört. Und auch noch vor aller Welt Witze darüber macht. Das ist eine Zurückentwicklung, die mir echt Sorgen macht.
Und ja, es ist mir klar, dass es in allen Schichten zu Gewalt gegenüber Frauen kommt, aber in einer Beziehung, in der man sich auf Augenhöhe begegnet, wird das viel weniger der Fall sein als bei einer, wo die Frau wirtschaftlich und sozial abhängig ist, wo der Mann patriarchalisch erzogen erzogen wurde, wo schon früher in der Familie geschlagen wurde.
Und genau solche Männer beschimpfen einen dann als blöde Emanze, weil man sich nicht in deren Frauenbild fügt. Als Frau kommt man nicht daran vorbei, sich ein selbständiges Leben (Schule, Ausbildung, Beruf) aufzubauen, um wenigstens die wirtschaftliche Abhängigkeit auszuschließen.
Lisa, was sind denn das für bestimmte "Milieus"? Und basieren diese sowie deine anderen Mutmaßungen auf einer konkreten Faktenlage oder sind das jetzt erst einmal persönliche Vermutungen, die du zur Diskussion stellst?
Immerhin wurde direkt über dir eine Studie mit gegenteiligen Ergebnissen zitiert:
"Entgegen vielen Vorurteilen hat häusliche Gewalt gegen Frauen nichts mit Herkunft, Bildung oder Einkommen der Betroffenen zu tun. Die Forschung belegt, dass jede vierte Frau im Laufe ihres Lebens Gewalt durch den eigenen Partner erlebt. Und dieser Befund gilt leider nicht nur für Deutschland, sondern für ganz Europa."
Django78
06-06-2016, 12:18
hach ja, Statistiken...
Immerhin wurde direkt über dir eine Studie mit gegenteiligen Ergebnissen zitiert:
"Entgegen vielen Vorurteilen hat häusliche Gewalt gegen Frauen nichts mit Herkunft, Bildung oder Einkommen der Betroffenen zu tun. Die Forschung belegt, dass jede vierte Frau im Laufe ihres Lebens Gewalt durch den eigenen Partner erlebt. Und dieser Befund gilt leider nicht nur für Deutschland, sondern für ganz Europa."
Der Satz steht zwar im Vorwort, das die Bundesministerin für Familien, Senioren, Frauen und Jugend verfasst hat.
Anscheinend hat sie die Studie selbst nicht gelesen, oder sie will ihre Ergebnisse nicht zur Kenntnis nehmen. Denn in der Studie steht etwas anders:
Alles in allem verweist die Analyse darauf, dass das Nichtvorhandensein von Bildungs- und Ausbildungsressourcen ein relevanter Risikofaktor für erhöhte Gewaltbelastungen von Frauen in Paarbeziehungen, insbesondere bei jüngeren Frauen in der regenerativen Phase, sein kann
[...]
Generell sind demnach Männer ohne Bildungs-/Ausbildungsressourcen deutlich stärker, als es ihrem Anteil in der Bevölkerung entspricht, bei den schwer gewalttätigen Partnern körperlicher/sexueller Gewalt vertreten
[...]
In der Studie zeigte sich eine deutliche Höherbelastung durch schwere körperliche/sexuelle Gewalt sowie durch erhöhte Ausprägungen psychischer Gewalt insbesondere bei Frauen mit türkischem Migrationshintergrund.
[...]
zeichnet sich dennoch in der vorliegenden Studie ab, dass Migrantinnen generell schwerere Grade und Muster von Gewalt erlebt haben als gewaltbetroffene Frauen deutscher Herkunft und dass Frauen türkischer Herkunft in Bezug auf körperliche und sexuelle Gewalt am höchsten belastet sind. So war etwa jede sechste Frau türkischer Herkunft (18 Prozent) von schwerer körperlicher, psychischer und/oder sexueller Gewalt (Muster 5 und 6) durch den aktuellen Partner betroffen, was auf 9 Prozent der Frauen aus Ländern der ehemaligen UdSSR zutraf und auf 5 Prozent der Frauen deutscher Herkunft. Erhöhte psychische Gewalt ohne zusätzliche körperliche Gewalt (Muster 2) haben 10 Prozent der Frauen deutscher Herkunft, aber rund ein Fünftel der Frauen türkischer Herkunft (21 Prozent) und der Frauen aus Ländern der ehemaligen UdSSR angegeben. Demzufolge waren beide Migrantinnengruppen doppelt so häufig wie Frauen deutscher Herkunft von Mustern erhöhter psychischer Gewalt durch den aktuellen Partner betroffen, was aufzeigt, dass bei psychischer Gewalt nicht die ethnische Herkunft, sondern vielmehr der Migrationszusammenhang und die mit ihm einhergehenden sozialen Spannungen und Belastungen im Geschlechterverhältnis eine gewaltfördernde Rolle spielen.
Die Problematik ist sehr differenziert zu betrachten, worauf der zuletzt zitierte Satz hinweist. Die nassforsche Behauptung der Ministerin, häusliche Gewalt gegen Frauen habe "nichts mit Herkunft, Bildung oder Einkommen der Betroffenen zu tun", gibt jedoch keinesfalls die Erkenntnisse der Studie wieder.
SilverER
06-06-2016, 13:39
Immerhin wurde direkt über dir eine Studie mit gegenteiligen Ergebnissen zitiert:
"Entgegen vielen Vorurteilen hat häusliche Gewalt gegen Frauen nichts mit Herkunft, Bildung oder Einkommen der Betroffenen zu tun. Die Forschung belegt, dass jede vierte Frau im Laufe ihres Lebens Gewalt durch den eigenen Partner erlebt. Und dieser Befund gilt leider nicht nur für Deutschland, sondern für ganz Europa."
Das ist so nicht ganz korrekt. Zunächst ist die zitierte Studie eine Sekundäranalyse, basiert also auf den Daten und Ergebnissen einer Studie aus dem Zeitraum 2002 bis 2004 (immerhin 12 Jahre alt).
In der differenzierten (sekundäranalytischen) Darstellung ist es eher eine Kombination aus Alter und Bildung, die ein erhöhtes Gewaltpotential auszumachen scheint:
So lässt sich bei Frauen in den jüngeren und mittleren Altersgruppen bis Mitte 40 feststellen, dass diese am häufigsten und am schwersten von körperlicher, sexueller und psychischer Gewalt durch Partner betroffen waren, wenn sie weder einen Schulnoch einen qualifizierten Ausbildungsabschluss hatten. Mit 28 Prozent gaben Frauen ohne qualifizierte Schul- und Ausbildungsabschlüsse etwa doppelt so häufig eine Betroffenheit durch körperliche und/oder sexuelle Gewalt durch den aktuellen Partner an als Frauen mit niedrigen und mittleren Abschlüssen (13 Prozent) und höher gebildete Frauen (Abitur und/ oder Hochschulabschlüsse, 15 Prozent). Insofern war in den jüngeren Altersgruppen vor allem das völlige Fehlen von Bildungsressourcen ein gewaltfördernder Faktor.
...
Im Gegensatz dazu konnte in der Altersgruppe der ab 45-Jährigen festgestellt werden, dass hier
Frauen mit den höchsten Bildungsressourcen signifikant häufiger von Gewalt durch Partner
betroffen waren als Frauen mit mittlerer, geringer oder fehlender Schul- und Ausbildung.
So haben in der Altersgruppe ab Mitte 40 27 Prozent der Frauen mit Abitur und/oder Hochschulabschluss körperliche und/oder sexuelle Gewalt durch aktuelle und/oder frühere Partner erlebt, im Vergleich zu 15–17 Prozent bei den anderen Befragungsgruppen mit mittleren und geringen Bildungsgraden.
...
Die Analyse verweist insgesamt darauf, dass das Fehlen von Bildungs- und Ausbildungsressourcen
bei Frauen und Männern ein relevanter Risikofaktor für (schwere) Gewalt in Paarbeziehungen
sein kann.
ebenda
Aus aus der Studie:
In der Studie zeigte sich eine deutliche Höherbelastung durch schwere körperliche/
sexuelle Gewalt sowie durch erhöhte Ausprägungen psychischer Gewalt insbesondere bei Frauen mit
türkischem Migrationshintergrund. Bereits vorangegangene Auswertungen der Studie konnten aufzeigen, dass Frauen mit türkischem Migrationshintergrund häufiger und auch schwerere Gewalt in Paarbeziehungen, insbesondere durch den aktuellen Partner, erlebt haben (vgl. u. a. Schröttle/Khelaifat 2008, Schröttle 2006, Schröttle/Condon 2005). So ergab eine bereits veröffentlichte Sonderauswertung der Daten zum Thema „Gewalt, Gesundheit, Migration“ im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die sich auf die Altersgruppe der 16- bis unter 75-Jährigen bezog, dass Frauen türkischer Herkunft signifikant häufiger als andere Befragte körperliche und/oder sexuelle Gewalt durch Partner erfahren haben
ebenda
SilverER
06-06-2016, 13:40
Der Satz steht zwar im Vorwort, das die Bundesministerin für Familien, Senioren, Frauen und Jugend verfasst hat.
Anscheinend hat sie die Studie selbst nicht gelesen, oder sie will ihre Ergebnisse nicht zur Kenntnis nehmen. Denn in der Studie steht etwas anders:
Die Problematik ist sehr differenziert zu betrachten, worauf der zuletzt zitierte Satz hinweist. Die nassforsche Behauptung der Ministerin, häusliche Gewalt gegen Frauen habe "nichts mit Herkunft, Bildung oder Einkommen der Betroffenen zu tun", gibt jedoch keinesfalls die Erkenntnisse der Studie wieder.
Du warst 2 Minuten schneller... :zeter:
Du warst 2 Minuten schneller... :zeter:
Dafür hast du auf weitere Aspekte hingewiesen, die mir entgangen waren.
Im Vorwort bekommt man den Eindruck, es ginge um eine ziemlich aktuelle Erhebung ("aktuellen Studie der Europäischen Grundrechteagentur (FRA) aus dem Jahre 2014").
Ob die Ergebnisse mit aktuellen Daten anders ausfallen würden als mit den tatsächlich bereits 2002 - 2004 erhobenen Daten sei dahingestellt. Erwähnenswert ist dieser Sachverhalt aber allemal.
Ich finde die Zahlen gruselig. Italien? Dolce Vita? Von wegen.
Vor allem, weil ich mir nie vorstellen könnte, die Hand gegen mein Häschen zu erheben.
Gibt es auch eine Statistik, wie das Nord- und Südeuropa-Gefälle aussieht? Oder ist das erschreckend gleich?
Lisa Simpson
06-06-2016, 16:21
Lisa, was sind denn das für bestimmte "Milieus"? Und basieren diese sowie deine anderen Mutmaßungen auf einer konkreten Faktenlage oder sind das jetzt erst einmal persönliche Vermutungen, die du zur Diskussion stellst?
Immerhin wurde direkt über dir eine Studie mit gegenteiligen Ergebnissen zitiert:
"Entgegen vielen Vorurteilen hat häusliche Gewalt gegen Frauen nichts mit Herkunft, Bildung oder Einkommen der Betroffenen zu tun. Die Forschung belegt, dass jede vierte Frau im Laufe ihres Lebens Gewalt durch den eigenen Partner erlebt. Und dieser Befund gilt leider nicht nur für Deutschland, sondern für ganz Europa."
Es wurde ja nun schon herausgestellt, dass diese Zusammenfassung der genannten Studie inhaltlich nicht richtig ist. Meine Vermutung schloss die genannte Gruppe mit ein, auch wenn es genügend "Biodeutsche" (ich hasse diesen Begriff) gibt, die es gewaltig beim Respekt gegenüber Frauen mangeln lassen und die auch noch in sehr mittelalterlichen Strukturen festhängen.
Und ich glaube auch, dass, wenn man bei einer aktuellen Studie man die Altersgrenze auf 14-85jährige ausweiten würde, noch ganz andere Zahlen zustande kommen würden. In den 12 Jahren hat sich einiges geändert.
Ich benötige dazu gar keine Statistiken, ich muss nur mal hier an einer Haltestelle stehen, wo sich Heranwachsende bzw. Jugendliche miteinander unterhalten.
Da wird sich über "otzen unterhalten, die entweder kräftig ge*ickt wurden oder denen man eine aufs Maul gibt. "Hatdiegesagtmeinschwanzissuklein, voll auf die Fresse".
Ich gehe abends durch den Park, ich höre im Vorbeigehen wie ein Junge zu einem von 2 Mädchen sagt: "Halts Maul du bitch, ich *ick deine Schwesta" Und die jungen Mädchen haben keinen Freund, sondern ihren Scheich.
Dieses Klientel hört auch gerne solche frauenverachtenden Texte wie von Bushido (ganz bestimmt nicht reflektierend).
Ich persönlich habe so etwas vor 12 Jahren nicht in diesem Ausmaß gehört. Das ist für mich eine derbe Rückentwicklung. Und wenn man Frauen nur als Objekte sieht (die für Sex, Haushalt, Kinder zuständig sind), dann tut man sich auch leichter mit der Gewalt.
Über häusliche Gewalt spricht man nicht, Es sind immer die Anderen.
Alkohol ist oft das Problem welches Hemmschwellen sinken lässt.
Bin schon wieder weg.:undwech:
Es wurde ja nun schon herausgestellt, dass diese Zusammenfassung der genannten Studie inhaltlich nicht richtig ist. Meine Vermutung schloss die genannte Gruppe mit ein, auch wenn es genügend "Biodeutsche" (ich hasse diesen Begriff) gibt, die es gewaltig beim Respekt gegenüber Frauen mangeln lassen und die auch noch in sehr mittelalterlichen Strukturen festhängen.
Und ich glaube auch, dass, wenn man bei einer aktuellen Studie man die Altersgrenze auf 14-85jährige ausweiten würde, noch ganz andere Zahlen zustande kommen würden. In den 12 Jahren hat sich einiges geändert.
Ich benötige dazu gar keine Statistiken, ich muss nur mal hier an einer Haltestelle stehen, wo sich Heranwachsende bzw. Jugendliche miteinander unterhalten.
Da wird sich über "otzen unterhalten, die entweder kräftig ge*ickt wurden oder denen man eine aufs Maul gibt. "Hatdiegesagtmeinschwanzissuklein, voll auf die Fresse".
Ich gehe abends durch den Park, ich höre im Vorbeigehen wie ein Junge zu einem von 2 Mädchen sagt: "Halts Maul du bitch, ich *ick deine Schwesta" Und die jungen Mädchen haben keinen Freund, sondern ihren Scheich.
Dieses Klientel hört auch gerne solche frauenverachtenden Texte wie von Bushido (ganz bestimmt nicht reflektierend).
Ich persönlich habe so etwas vor 12 Jahren nicht in diesem Ausmaß gehört. Das ist für mich eine derbe Rückentwicklung. Und wenn man Frauen nur als Objekte sieht (die für Sex, Haushalt, Kinder zuständig sind), dann tut man sich auch leichter mit der Gewalt.
Oberbilk?
Lisa Simpson
06-06-2016, 17:53
Düsseltal.
@ JackB, SilverER: danke für eure Zitate aus der Studie. Bevor ich antworte, möchte ich mich erstmal intensiver in die beiden genannten Studien/Analysen von 2002 bzw. 2014 einlesen. Das schaffe ich heute nicht mehr...
Ich benötige dazu gar keine Statistiken, ich muss nur mal hier an einer Haltestelle stehen, wo sich Heranwachsende bzw. Jugendliche miteinander unterhalten.
Da wird sich über "otzen unterhalten, die entweder kräftig ge*ickt wurden oder denen man eine aufs Maul gibt. "Hatdiegesagtmeinschwanzissuklein, voll auf die Fresse".
Ich gehe abends durch den Park, ich höre im Vorbeigehen wie ein Junge zu einem von 2 Mädchen sagt: "Halts Maul du bitch, ich *ick deine Schwesta" Und die jungen Mädchen haben keinen Freund, sondern ihren Scheich.
Dieses Klientel hört auch gerne solche frauenverachtenden Texte wie von Bushido (ganz bestimmt nicht reflektierend).
Ich persönlich habe so etwas vor 12 Jahren nicht in diesem Ausmaß gehört. Das ist für mich eine derbe Rückentwicklung. Und wenn man Frauen nur als Objekte sieht (die für Sex, Haushalt, Kinder zuständig sind), dann tut man sich auch leichter mit der Gewalt.
Das sind eigentlich auch meine Beobachtungen. Die Sprache der... äh... 'Kids' ist vulgärer und sexistischer geworden.
Die erste Frage, die ich mir dazu stelle, ist: Woran liegt das? Vermitteln Medien und/oder die Gesellschaft falsche Werte? Ist das Internet schuld? Oder der Proleten-HipHop a la Bushido?
Dass ein armer Kasper wie Bushido offenbar für Millionen mittlerweile als Role Model gilt, ist natürlich bedrückend und spielt sicherlich eine Rolle. Vorherige Generationen hatten allerdings gar nicht die Möglichkeiten, sich solche Typen als Vorbild zu nehmen, da diese weder einen Plattenvertrag hatten noch in den Medien aufgetaucht sind. Daher könnte ich mir vorstellen, dass die heutige jüngere Generation nicht zwingend sexistischer ist als früher - sie bekommt nur aufgezeigt, dass man sich heutzutage mangels Hemmschwellen so in der Öffentlichkeit äußern darf und sogar reich und berühmt damit werden kann.
Die zweite Frage wäre, ob der allgemeine Anstieg verbaler Blähungen einhergeht mit einem Anstieg physischer Gewalt - oder ob die Jugendlichen heute einfach nur eine größere Klappe haben.
SilverER
06-06-2016, 20:06
Das sind eigentlich auch meine Beobachtungen. Die Sprache der... äh... 'Kids' ist vulgärer und sexistischer geworden.
Die erste Frage, die ich mir dazu stelle, ist: Woran liegt das? Vermitteln Medien und/oder die Gesellschaft falsche Werte? Ist das Internet schuld? Oder der Proleten-HipHop a la Bushido?
Dass ein armer Kasper wie Bushido offenbar für Millionen mittlerweile als Role Model gilt, ist natürlich bedrückend und spielt sicherlich eine Rolle. Vorherige Generationen hatten allerdings gar nicht die Möglichkeiten, sich solche Typen als Vorbild zu nehmen, da diese weder einen Plattenvertrag hatten noch in den Medien aufgetaucht sind. Daher könnte ich mir vorstellen, dass die heutige jüngere Generation nicht zwingend sexistischer ist als früher - sie bekommt nur aufgezeigt, dass man sich heutzutage mangels Hemmschwellen so in der Öffentlichkeit äußern darf und sogar reich und berühmt damit werden kann.
Wie Menschen zwei Generationen vor dir wohl deine Sprache fanden? :D
Die zweite Frage wäre, ob der allgemeine Anstieg verbaler Blähungen einhergeht mit einem Anstieg physischer Gewalt
eher nicht...
Mausophon
06-06-2016, 23:38
For combined intimate partner and non-partner sexual violence or both among all women of 15 years or older, prevalence rates were as follows:
Africa – 45.6%
Americas – 36.1%
Eastern Mediterranean – 36.4%* (No data were available for non-partner sexual violence in this region)
Europe – 27.2%
South-East Asia – 40.2%
Western Pacific – 27.9%
High income countries – 32.7%
(http://www.who.int/mediacentre/news/releases/2013/violence_against_women_20130620/en/)
Diese Zahlen sprechen für einen Zusammenhang zwischen Gewaltprävalenz und Herkunft.
Sie sagen vor allem aber auch, dass das Phänomen Gewalt gegen Frauen überall auf der Welte epidemische Ausmaße hat.
Solche Aussagen
...
Grundsätzlich lässt sich sonst sagen, das sämtliche Europäer, außer ein paar immer vorhandenen Ausnahmen, sich vernünftig gegenüber Frauen verhalten, und es nicht an uns liegt. Die Zahlen an Gewalttaten gegen Frauen, waren noch bis vor 20 Jahren in einem soliden Schnitt, jede ist eine zuviel, aber es hat vor allem in den letzten 3-4 Jahren deutlich zugenommen.
Einfach mal die Statistiken lesen, was da an genauen Angaben zu den Tätern gemacht wird.
EDIT: Siehe auch Schweden, Frankreich
Mehr muss man dazu nicht sagen
wirken in dem Zusammenhang nachgerade irre.
Die in der WHO-Meldung genannten Zahlen in Bezug auf Gewalterfahrungen von Frauen (36.4% für den östlichen Mittelmeerraum, 27.2% für Europa) stimmen in geradezu erschreckender Weise mit den Ergebnissen der Studie des BMFSFJ (26 bis 27 % in Deutschland insgesamt, 37 % bei Frauen türkischer Herkunft) überein.
Besonders interessant aus der BMFSFJ-Studie (S. 40):
"Hinsichtlich der erhöhten Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Gewalt mit Blick auf Macht und
Ressourcenverteilungen innerhalb der Paarbeziehungen verweisen die Befunde vor allem auf drei neuralgische Punkte. Gewaltausmaß und auch die Schwere der Gewalt sind dort überproportional erhöht, wo:
I beide Partner in schwierigen sozialen Lagen sind, weil entweder beide über kein Einkommen, keine reguläre Erwerbsarbeit oder keine Bildungs-/Ausbildungsressourcen verfügen (insbesondere bei jüngeren und mittleren Altersgruppen in der regenerativen Phase);
I Frauen der mittleren und älteren Generationen über ein gehobenes Einkommen verfügen, und/oder beruflich hoch positioniert und/oder gut (aus-)gebildet sind und ihren männlichen Beziehungspartnern statt unterlegen gleichwertig bis überlegen sind, und damit offen oder
implizit traditionelle Geschlechtsrollenvorstellungen infrage stellen;
I Frauen über unterschiedliche Altersgruppen und Soziallagen hinweg hinsichtlich der Bildung/
Ausbildung, Erwerbssituation oder Einkommenshöhe über höhere ökonomische und/oder soziale Ressourcen verfügen als ihre Partner und damit ebenfalls traditionelle
Geschlechterhierarchien zumindest latent herausfordern...."
Man kann also mutmaßen, dass der männliche Wunsch, die "richtigen" Machtverhältnisse herzustellen, eine ganz entscheidende Rolle im Hinblick auf die Frage spielt, ob ein Mann gewalltätig wird.
Der Umstand, dass Frauen in Regionen der Welt, in denen sie vielfach weniger Rechte haben als Männer, noch stärker von Gewalt betroffen sind als anderswo, spricht ebenfalls dafür.
http://www.bento.de/politik/vater-von-stanford-vergewaltiger-waren-doch-nur-20-minuten-action-614524/#refsponi
Ohne weitere Worte...
http://www.bento.de/politik/vater-von-stanford-vergewaltiger-waren-doch-nur-20-minuten-action-614524/#refsponi
Ohne weitere Worte...
Danke für den Link.
Der Höhepunkt in diesem unglaublich abstoßenden Morast von Männern, die das alles gar nicht so schlimm finden, wurde nun vom Vater des Täters markiert. In seinem Brief an den Richter erklärt er, dass er die Strafe für übertrieben hält, nur weil sein Sohn "20 Minuten Action" hatte. Das sei ja kein Grund, ihm den Rest seines Lebens zu versauen.
Kein Wort des Mitleids gegenüber dem Opfer von Seiten ds Vaters. :ko:.
Little_Ally
07-06-2016, 14:15
http://www.bento.de/politik/vater-von-stanford-vergewaltiger-waren-doch-nur-20-minuten-action-614524/#refsponi
Ohne weitere Worte...
Das ist einfach unfassbar! :eek::hair::help:
Den Rest seines Lebens hat sich der junge Mann selbst versaut, da sollte weder er noch sein Vater die Schuld bei jemand anderem sehen.
Little_Ally
07-06-2016, 14:22
Die Jury hat ihn einstimmig schuldig gesprochen und dann untergräbt der Richter diesen Schuldspruch und verurteilt ihn nur zu 6 Monaten Haft im Kommunalgefängnis mit der Option, dass er nach 3 Monaten auf Bewährung entlassen wird. Weil den armen Täter eine höhere Strafe zu sehr belasten würde. (Höchststrafe wären 14 Jahre im Staatsgefängnis gewesen, der Staatsanwalt hatte 6 Jahre Staatsgefängnis gefordert.)
(Und trotz dieser unverhältnismäßig milden Strafe jammert sein Vater noch rum. :nein:)
Lisa Simpson
07-06-2016, 14:34
Und wenn man sich den Brief des Opfers (https://www.sccgov.org/sites/da/newsroom/newsreleases/Documents/B-Turner%20VIS.pdf)durchliest, dann wird einem ganz schlecht.
So viel zu den Opferrechten.
Little_Ally
07-06-2016, 16:05
...
Erstens: Ein Mann vergewaltigt eine bewusstlose Frau. Zweitens: Er kommt mit einem milden Urteil davon. Drittens: Es folgt laute, öffentliche Empörung.
Was daran neu ist? Die Empörung.
...
Quelle: Interessanter Artikel der SZ (http://www.sueddeutsche.de/panorama/fall-turner-hier-geht-es-nicht-um-sex-1.3024092)
Mausophon
09-06-2016, 00:12
In Pakistan ist schon wieder eine 16-Jährige von ihrer Familie getötet worden, weil sie einen Mann geheiratet hatte, den sie sich selbst ausgesucht hatte. http://www.spiegel.de/panorama/justiz/pakistan-mutter-verbrennt-16-jaehrige-tochter-bei-lebendigem-leib-a-1096560.html
Ganz grauenhaft hier ein Artikel über (Zwangs-)Prostitution und ihre Folgen. Die Lebenserwartung von Prostituierten liegt nach internationalen Untersuchungen bei 33 Jahren. Das klingt für mich nach Tötung auf Raten. Interessant finde ich, dass sie schwedische Vorgehensweise, nach der Prostitution verboten ist und die Freier bestraft werden, wohl wirklich zu einem deutlichen Rückgang geführt hat.
http://www.spiegel.de/panorama/prostitution-scelles-weltreport-prangert-missbrauch-an-a-1096450.html
In Pakistan ist schon wieder eine 16-Jährige von ihrer Familie getötet worden, weil sie einen Mann geheiratet hatte, den sie sich selbst ausgesucht hatte. http://www.spiegel.de/panorama/justiz/pakistan-mutter-verbrennt-16-jaehrige-tochter-bei-lebendigem-leib-a-1096560.html War auch am überlegen, den Artikel hier zu verlinken.
Ich empfand es all zu entsetzlich und nicht zum Thema Europa passend, aber da war ich vielleicht auch nur feige.
Ganz grauenhaft hier ein Artikel über (Zwangs-)Prostitution und ihre Folgen. Die Lebenserwartung von Prostituierten liegt nach internationalen Untersuchungen bei 33 Jahren. Das klingt für mich nach Tötung auf Raten. Interessant finde ich, dass sie schwedische Vorgehensweise, nach der Prostitution verboten ist und die Freier bestraft werden, wohl wirklich zu einem deutlichen Rückgang geführt hat.
http://www.spiegel.de/panorama/prostitution-scelles-weltreport-prangert-missbrauch-an-a-1096450.html
Den Artikel habe ich nicht gelesen, werde ich noch. Ganz generell bin ich gegen ein Komplettverbot der Prostitution. Ich war noch nie Freier, hätte aber kein Problem, das "zuzugeben", wenn es anders wäre.
Ich habe einfach zu oft erlebt, wie Männergruppen im Vollsuff "Druck ablassen" wollten und dann gen Puff gewandert sind. Nicht mein Style, ich steh einfach nicht drauf, aber ich erlebe es.
Wenn nur bei jedem 1000. dieser einzelnen Vorgänge eine Vergewaltigung dank Puff ausbleibt, ist das gut.
Zwangsprostitution muss aber mit allen Mitteln bekämpft werden.
Mausophon
09-06-2016, 01:25
...
Den Artikel habe ich nicht gelesen, werde ich noch. Ganz generell bin ich gegen ein Komplettverbot der Prostitution. Ich war noch nie Freier, hätte aber kein Problem, das "zuzugeben", wenn es anders wäre.
Ich habe einfach zu oft erlebt, wie Männergruppen im Vollsuff "Druck ablassen" wollten und dann gen Puff gewandert sind. Nicht mein Style, ich steh einfach nicht drauf, aber ich erlebe es.
Wenn nur bei jedem 1000. dieser einzelnen Vorgänge eine Vergewaltigung dank Puff ausbleibt, ist das gut.
Zwangsprostitution muss aber mit allen Mitteln bekämpft werden.
Wo es Prostitution gibt, gibt es auch Zwangsprostitution. Das Geschäftsfeld ist einfach viel zu lukrativ.
Du wirst das nie verhindern können, solange es die entsprechende Nachfrage gibt.
Wenn eine Frau zur Zwangsprostituierten gemacht wird, kommt das praktisch einem Todesurteil mit vorangehender, oft jahrelanger Folter gleich. Auf diese Weise werden keine Vergewaltigungen verhindert. So wird die Gelegenheit zu Tausenden von Vergewaltigungen geschaffen.
Ich bin außerdem sicher, dass es ein Irrtum ist, dass durch Prostitution Vergewaltigungen von Frauen außerhalb des Milieus verhindert werden können. Vergewaltigung hat mit Machtausübung und Gewalt zu tun, es geht nicht um das Ausagieren von Sexualität, das beim "normalen" Freier im Vordergrund stehen dürfte. Auf die Idee, dass Vergewaltigungen und Sexualität nicht zu vergleichen sind, bin übrigens nicht ich gekommen, das wurde untersucht und belegt und dürfte in den entsprechenden Fachgebieten absoluter Konsens sein. Du findest diese Aussage sogar in den Unterlagen von Polizeiberatungsstellen, s. nur hier: "Vergewaltigung ist ein Verbrechen
... und nicht ein aggressiver Ausdruck von Sexualität. Sie ist eine extreme Form männlicher Machtausübung und Gewalt."
http://www.polizei-beratung.de/opferinformationen/sexuelle-noetigung-vergewaltigung.html
Ich denke aber, dass die Tatsache, dass es Prostitution gibt, bis heute Auswirkungen auf das Frauenbild auch entwickelter Gesellschaften hat. So ganz ist die Unterscheidung zwischen Hure und Heiliger nicht aus den kollektiven Vorstellungen veschwunden. Wenn staatlich klargestellt wird, dass keine Frau eine Hure ist und dass Prostitution keinesfalls normal, sondern strafwürdig ist, wird das vermutlich zumindest nach einiger Zeit auch Wirkung in den Köpfen der Menschen zeigen.
Vor allem aber wird es einen guten Teil der grauenhaften und herzzerreißenden Schicksale, wie sie in dem zitierten SPON-Artikel geschildert werden, verhindern können.
diese logiken stellen gewalt gegen frauen in vorrang und nehmen zugleich das organisierte verbrechen als gegebene konstante.
wenn man letzteres entschlossener bekämpft, und dabei auch nicht ethnoblind ist sondern jede sorte mit angepassten beinharten taktiken zerschlägt, dann kann man sehr vielen menschen ungeachtet des geschlechts gewalt und tod ersparen.
Zartbitter
09-06-2016, 06:46
Hans, das entspricht aber dem, womit Frauen insbesondere von der Linken schon das ganze 20. Jahrhundert abgespeist worden sind: es ist eine Variante der Theorie vom Haupt- und vom Nebenwiderspruch in Bezug auf die gesellschaftliche und soziale Rolle der Frau, bei der sie immer im 2. Glied steht und angeblich mittelbar profitieren würde.
SilverER
09-06-2016, 08:50
Wenn staatlich klargestellt wird, dass keine Frau eine Hure ist und dass Prostitution keinesfalls normal, sondern strafwürdig ist, wird das vermutlich zumindest nach einiger Zeit auch Wirkung in den Köpfen der Menschen zeigen.
Vor allem aber wird es einen guten Teil der grauenhaften und herzzerreißenden Schicksale, wie sie in dem zitierten SPON-Artikel geschildert werden, verhindern können.
Das ist ein interessanter Aspekt, der direkt nach Schweden führt. In Schweden gilt seit 1999 das „Gesetz zum Verbot des käuflichen Erwerbs sexueller Dienstleistungen“
„Wer sich gegen Entgelt Gelegenheit zu sexuellen Handlungen verschafft, wird – sofern die Tat nicht nach dem Strafgesetzbuch mit Strafe bedroht ist– wegen käuflichen Erwerbs sexueller Dienstleistungen mit Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten bestraft.“
Wiki
Somit werden nach diesem Gesetz die Freier, nicht die Prostituierten bestraft. Das "schwedische Modell" scheint einzigartig und es wird auch offiziell damit geworben, dass es Prostitution eingedämmt, die Freier abgeschreckt und die öffentliche Meinung positiv beeinflußt habe.
Teil dieses Gesetzespakets ist z.B. auch die Strafbarkeit der Nutzung von Wohnungen zur Prostitution, mit der (logischen) Folge, dass evtl stattfindende Prostitution sich im Verborgenen unter "schlechteren Bedingungen" abspielt. Nach einigen Untersuchungen, die hier gut dargestellt werden (http://missy-magazine.de/wp-content/uploads/2014/02/Dodillet_Oestergren_Das_schwedische_Sexkaufverbot.pdf), ist es fraglich, ob dieses Gesetzespaket den beworbenen Nutzen erbracht hat.
”Der Gesamteindruck aus den Interviews ist, dass der Sexhandel während eines kurzen
Zeitraums direkt nach dem Inkrafttreten des Gesetzes praktisch von der Straße verschwand.
Später kam er zurück, wenn auch in geringerem Ausmaß. Vertreter des Stockholmer
Prostitutionszentrums zum Beispiel geben an, die Prostitution sei zunächst von den Straßen
verschwunden als das Gesetz verabschiedet wurde, kam jedoch kurz später um die Hälfte
reduziert wieder zurück. Inzwischen sind ungefähr zwei Drittel der Straßenprostitution
wieder da, wenn man es mit der Situation vor dem Inkrafttreten des Sexkaufverbots
vergleicht.”
National Board of Health and Welfare 2008, S. 33, aus o.g. Quelle
Interessant ist hier auch das Statement von Elisabeth Badinter
In Frankreich wird derzeit heftig über den Gesetzentwurf diskutiert, Kunden von Prostituierten strafrechtlich zu belangen. Fordern Sie wie Alice Schwarzer ein Verbot der Prostitution?
Nein, in dieser Frage stimme ich nicht mit meiner Freundin Alice Schwarzer überein. Es muss zwischen dem Kampf gegen mafiöse Zuhälter-Ringe und der Prostitution unterschieden werden. Die Frauen haben das Recht, mit ihrem Körper zu machen, was sie wollen. Ich bin entschieden gegen Prohibitionsgesetze. Ein Prostitutionsverbot würde die Lage der Prostituierten verschlimmern, weil sie dann im Verborgenen arbeiten müssten. Ich finde diese Perspektive entsetzlich.
FAZ (http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/elisabeth-badinter-im-gespraech-franzoesinnen-sind-zuallererst-frauen-dann-muetter-12680633-p2.html)
Hier ein Artikel zum Fall Gina-Lisa, ich finde ihne sehr bedrückend:
http://www.stern.de/lifestyle/leute/gina-lisa-lohfink--chronik-einer-angekuendigten-schaendung-6888744.html
Die Ex-GNTM-Kandidatin Gina-Lisa Lohfink wurde das Opfer zweier Straftäter. Bestraft wurde jedoch sie selbst – vom Gericht, aber auch von einer Gesellschaft, die beim Vorwurf sexueller Gewalt mit zweierlei Maß misst.
Wo es Prostitution gibt, gibt es auch Zwangsprostitution. Das Geschäftsfeld ist einfach viel zu lukrativ.
Diese Sichtweise halte ich für zu kurz, das wäre so, als wenn man sagen würde "Wo es Arbeitsverhältnisse gibt, gibt es auch Ausbeutung, also müßen Arbeitsverhältnisse verboten werden." Ich bin ganz klar gegen Zwangsprostitution und ich finde auch, dass hier sehr viel härter vorgegangen werden muß, auch gegen Freier.
Ich bin dennoch gegen ein generelles Verbot von Prostitution, v.a. weil ich persönlich Frauen kenne, die sich selbst Sexarbeiterinnen nennen und ihren Beruf sehr gerne ausüben, obwohl sie z.B. aufgrund ihres abgeschlossenen Studiums durchaus alternative Erwerbsquellen hätten, hier zum Einlesen:
http://berufsverband-sexarbeit.de/
http://www.zeit.de/2015/37/domina-st-georg-sm-studio
In so einem Umfeld, in dem alles freiwillig geschieht, sehe ich kein Problem.
Giftnudel
09-06-2016, 12:22
Hier ein Artikel zum Fall Gina-Lisa, ich finde ihne sehr bedrückend:
http://www.stern.de/lifestyle/leute/gina-lisa-lohfink--chronik-einer-angekuendigten-schaendung-6888744.html
Zu dem Fall an sich kann ich mangels Infos nichts sagen, aber ich finde erschreckend, wie unaufgeklärt nicht nur die Betroffene, aber mehr noch ihr Umfeld vorgegangen sind. Sobald eine Frau sich nicht erinnert, was passiert ist/sein kann, auch am nächsten Tag nur Unzusammenhängendes stammeln kann, dazu insgesamt absolut desolat wirkt, ist der Gang zur Blutentnahme in einer Gerichtsmedizin angesagt! Das Recht hat jeder und das Ergebnis wird zur weiteren Klärung dokumentiert. Das kann man auch machen, wenn man nicht sofort eine Anzeige erstatten will.
Mausophon
10-06-2016, 01:23
Diese Sichtweise halte ich für zu kurz, das wäre so, als wenn man sagen würde "Wo es Arbeitsverhältnisse gibt, gibt es auch Ausbeutung, also müßen Arbeitsverhältnisse verboten werden." Ich bin ganz klar gegen Zwangsprostitution und ich finde auch, dass hier sehr viel härter vorgegangen werden muß, auch gegen Freier.
Ich bin dennoch gegen ein generelles Verbot von Prostitution, v.a. weil ich persönlich Frauen kenne, die sich selbst Sexarbeiterinnen nennen und ihren Beruf sehr gerne ausüben, obwohl sie z.B. aufgrund ihres abgeschlossenen Studiums durchaus alternative Erwerbsquellen hätten, hier zum Einlesen:
http://berufsverband-sexarbeit.de/
http://www.zeit.de/2015/37/domina-st-georg-sm-studio
In so einem Umfeld, in dem alles freiwillig geschieht, sehe ich kein Problem.
Der Vergleich zwischen Prostitution und abhängiger Arbeit hinkt so sehr, dass er keinen Sinn ergibt - schon deinen eigenen Beispielen folgend, denn du verweist ja u.a. auf den Bericht einer in Eigenregie arbeitenden Domina. Die steht z.B. in keinem Abhängigkeitsverhältnis. Aber auch und vor allem die darüber hinausgehenden Merkmale von Arbeitsverhältnissen einerseits, Prostitution andererseits sind nicht vergleichbar.
Die Forderung gegen ein härteres und gründlicheres Vorgehen gegen Zuhälter und Menschenhändler unterstütze ich selbstverständlich vorbehaltlos.
Allerdings wissen wir von der Unterbesetzung der Polizei und den Schwierigkeiten beim Kampf gegen das organisierte Verbrechen. Letzeres wird immer äußerst schwierig bleiben und nur in begrenztem Maße erfolgreich sein. Von irgendwelchen Personalaufstockungsplänen bei der Polizei ist mir nichts bekannt.
Die Forderung, Freier von Zwangsprostitierten zu bestrafen, finde ich insofern naiv, als die meistens nichts davon wissen werden, dass die Frau zur Prostitution gezwungen wird.
Unsere Gesellschaft hat sicherlich größere Probleme als Akademikerinnen, die als Luxusprostituierte arbeiten und sich dabei eine goldene Nase verdienen. Die sind nicht der Grund, warum ich für ein Verbot von Prostitution bin.
Für ein Verbot spricht in meinen Augen vor allem der Erfolg in Schweden. Selbst wenn die Straßenprostitution nur um die Hälfte oder ein Drittel reduziert wurde, ist das ein viel größerer Erfolg als er durch früheres Vorgehen gegen Zuhälter und Mafia je erzielt wurde. Man darf m. E. bei der Bewertung auf keinen Fall von den Edel*****n ausgehen, sondern muss die Gruppen von Frauen im Auge haben, denen es durch Prostitution schlecht geht, deren Gesundheit, Selbstachtung und Lebenschancen mit Füßen getreten werden, die aller Voraussicht nach bei weitem nicht einmal die Hälfte des Durchschnittsalters anderer Frauen erreichen werden.
Darüber hinaus bin ich weiter der Meinung, dass die Gesellschaft ein Zeichen setzen sollte. Dass Prostitution so stark nachgefragt wird, hat meiner Einschätzung nach eine Menge mit der Stellung der Frau in der Gesellschaft zu tun. In den meisten Fällen (natürlich nicht in gleicher Weise bei den Domina-Fällen) ist sie Ausdruck eines Machtgefälles zwischen Käufer und Gekauftem.
Hier ein Artikel zum Fall Gina-Lisa, ich finde ihne sehr bedrückend:
http://www.stern.de/lifestyle/leute/gina-lisa-lohfink--chronik-einer-angekuendigten-schaendung-6888744.html
TMI - stern bastelt eine gigantische story, was davon ist eigentlich ausschmückung?
"spekulativ" nennt man das.
wenn das alles so war, dann gibts aber erst mal einen haupteindruck:
der rechtsstaat hat vor gewalttätigen mafias die hosen voll.
und da helfen neue gesetze nicht das geringste. wer im ehrenwerten schutz steht, umgeht auch diese.
*da kann man nichts machen*
---
das ist ein umgebungsproblem. der denkansatz der umgebung ist im westen ziemlich im eimer.
stattdessen glauben die meisten, es handele sich um ein schachspiel, wo man züge vorausdenken kann und damit das spiel lenken. von daher dauernde ideen zu neuen gesetzen.
aber es ist eben nichts abzusehen, weil sich der privilegierte täter an nichts hält.
eine umgebung, die das benehmen dieser typen sogar im gericht toleriert, ist der hauptgrund für das leiden.
SilverER
10-06-2016, 08:07
Für ein Verbot spricht in meinen Augen vor allem der Erfolg in Schweden. Selbst wenn die Straßenprostitution nur um die Hälfte oder ein Drittel reduziert wurde, ist das ein viel größerer Erfolg als er durch früheres Vorgehen gegen Zuhälter und Mafia je erzielt wurde. Man darf m. E. bei der Bewertung auf keinen Fall von den Edel*****n ausgehen, sondern muss die Gruppen von Frauen im Auge haben, denen es durch Prostitution schlecht geht, deren Gesundheit, Selbstachtung und Lebenschancen mit Füßen getreten werden, die aller Voraussicht nach bei weitem nicht einmal die Hälfte des Durchschnittsalters anderer Frauen erreichen werden.
Darüber hinaus bin ich weiter der Meinung, dass die Gesellschaft ein Zeichen setzen sollte. Dass Prostitution so stark nachgefragt wird, hat meiner Einschätzung nach eine Menge mit der Stellung der Frau in der Gesellschaft zu tun. In den meisten Fällen (natürlich nicht in gleicher Weise bei den Domina-Fällen) ist sie Ausdruck eines Machtgefälles zwischen Käufer und Gekauftem.
Ob Schweden wirklich als erfolgreiches Modell gelten kann ist die Frage. Genau die von dir genannten Dinge werden in dem Beitrag diskutiert und hinterfragt, den ich verlinkt habe... (http://www.ioff.de/showpost.php?p=44847434&postcount=37)
Der Vergleich zwischen Prostitution und abhängiger Arbeit hinkt so sehr, dass er keinen Sinn ergibt - schon deinen eigenen Beispielen folgend, denn du verweist ja u.a. auf den Bericht einer in Eigenregie arbeitenden Domina. Die steht z.B. in keinem Abhängigkeitsverhältnis. Aber auch und vor allem die darüber hinausgehenden Merkmale von Arbeitsverhältnissen einerseits, Prostitution andererseits sind nicht vergleichbar.
Schade, Du hast meinen Vergleich nicht verstanden. Was ich damit sagen wollte, ist, dass ich prinzipiell nicht viel von generellen Verboten halte. Ich halte viel von Eigenverantwortung und Selbstbestimmung, was aber nicht heißt, dass ich nicht gegen sinnvolle, auch u.U. weitreichende Regulierungen/Einschränkungen bin. Ich versuche es mal am Beispiel Alkohol, ich trinke selbst wenig Alkohol und ein Verbot würde mich nicht einschränken, Akoholmißbrauch ist ein großes Problem in unserer Gesellschaft, dennoch bin ich gegen ein generelles Verbot. Aber, ich bin absolut z.B. für ein Alkoholverbot bei Minderjährigen, für Aufklärungsmaßnahmen und ein Verbot von Werbung.
Auch ein generelles Verbot der Prostitution greift mir zu sehr in die Eigenverantwortung und Selbstbestimmung ein, gerade weil ich Sexarbeiterinnen kenne, die ihren Beruf gerne ausüben und für die das praktisch einem Berufsverbot gleichkäme. Ansonsten sehe ich die Gründe gegen ein Prostitutionsverbot ähnlich wie die bereits zitierte Elisabeth Badinter (z.B. Abgleiten in die Illegalität). Ich bin aber durchaus dafür, dass in diesem Bereich regulierende Maßnahmen ergriffen werden. Eine wäre z.B. verpflichtender Safer Sex und wenn z.B. ein Freier trotzdem ungeschützten Sex möchte oder hat, wäre ich hier durchaus auch für Bestrafung des Freiers.
Giftnudel
10-06-2016, 11:34
... Ich bin aber durchaus dafür, dass in diesem Bereich regulierende Maßnahmen ergriffen werden. Eine wäre z.B. verpflichtender Safer Sex und wenn z.B. ein Freier trotzdem ungeschützten Sex möchte oder hat, wäre ich hier durchaus auch für Bestrafung des Freiers.
Das halte ich für eine absolut verlogene Maßnahme nach dem Motto 'Wir tun ja was', denn die Last liegt ausschließlich bei den Frauen. Wer glaubt denn ernsthaft, dass eine Zwangsprostituierte einen Freier anzeigen kann/wird? Auch drogenabhängige Prostituierte, die jeden Euro extra brauchen, sehe ich da nicht in erster Reihe.
Hier stehen in einem Industriegebiet Wohnwagen an Wohnwagen, durchgehen absolut dreckig und heruntergekommen. Man wollte ein Bordell für die Frauen einrichten. Die Stadt hat das nicht genehmigt, obwohl man nur damit eine Kontrolle oder einen Schutz bzgl. Zwangsprostitution haben könnte. Den Frauen müssen schützende Alternativen geboten werden, keine illusorischen Scheinmaßnahmen.
Das halte ich für eine absolut verlogene Maßnahme nach dem Motto 'Wir tun ja was', denn die Last liegt ausschließlich bei den Frauen. Wer glaubt denn ernsthaft, dass eine Zwangsprostituierte einen Freier anzeigen kann/wird? Auch drogenabhängige Prostituierte, die jeden Euro extra brauchen, sehe ich da nicht in erster Reihe.
Ich dachte dabei eher an z.B. Überprüfungen durch verdeckte ErmittlerInnen, ob das eingehalten wird oder nicht. In anderen Bereichen gibt es auch Arbeitsschutzmaßnahmen wie z.B. Helmpflicht, Sicherheitsschuhe usw., was überprüft wird, da behauptet doch auch niemand, dass so eine Schutzmaßnahme verlogen ist. Dass das keine Maßnahme ist zur Bekämpfung zur Zwangsprostitution ist mir auch klar, dafür war dieses Beispiel aber auch nicht gedacht.
polenpaule
10-06-2016, 11:54
http://www.hna.de/kassel/herderschuelerinnen-schulweg-belaestigt-6471442.html
Die Jahrzehnte politisch korrekte Erziehung in den Schulen trägt offenbar Früchte. Als nächstes müssen sich Frauen vermutlich für Vergewaltigungen entschuldigen.
ManOfTomorrow
10-06-2016, 12:01
http://www.hna.de/kassel/herderschuelerinnen-schulweg-belaestigt-6471442.html
Die Jahrzehnte politisch korrekte Erziehung in den Schulen trägt offenbar Früchte. Als nächstes müssen sich Frauen vermutlich für Vergewaltigungen entschuldigen.
Und das Schlimmste: diese Übergriffe, wie sie beschrieben sind, dürften juristisch immer noch in einem absoluten Graubereich liegen. Als ob deswegen irgendeine Staatsanwaltschaft die Ermittlungen startet ... :crap:
Und wenn es doch mal im Einzelfall zu einem Prozess kommt, kann man sich die Strafe ja ausmalen.
Giftnudel
10-06-2016, 12:06
Ich dachte dabei eher an z.B. Überprüfungen durch verdeckte ErmittlerInnen, ob das eingehalten wird oder nicht. In anderen Bereichen gibt es auch Arbeitsschutzmaßnahmen wie z.B. Helmpflicht, Sicherheitsschuhe usw., was überprüft wird, da behauptet doch auch niemand, dass so eine Schutzmaßnahme verlogen ist.
Und wie oft kommt jemand in die Betriebe/auf den Bau und überprüft die Sicherheitsmaßnahmen? Genau, eher selten. Und was soll strafbar sein? Schon allein die Frage "ohne Kondom"?
Und wie oft kommt jemand in die Betriebe/auf den Bau und überprüft die Sicherheitsmaßnahmen? Genau, eher selten. Und was soll strafbar sein? Schon allein die Frage "ohne Kondom"?
Es geht durchaus auch um Signalwirkung.
Wäre es für mich in so einem Fall, ja. Keine Ahnung, ob so etwas allerdings tatsächlich rechtlich haltbar wäre.
Giftnudel
10-06-2016, 12:30
Es geht durchaus auch um Signalwirkung.
Da sich das alles nur unter zwei Personen und nicht öffentlich abspielt sehe ich eben keine Signalwirkung. Männer für so blöd zu halten, ausgerechnet die "Neue" (=verdeckte Ermittlerin) mit ihrem verbotenen Wunsch zu konfrontieren halte ich für ziemlich blauäugig.
Wäre es für mich in so einem Fall, ja. Keine Ahnung, ob so etwas allerdings tatsächlich rechtlich haltbar wäre.
Wenn nicht, kann man es sich sparen. Sollte ein Mann, trotz "Nein" der Frau seinen Wunsch nach ungeschütztem Verkehr durchsetzen, wäre es eine Vergewaltigung, die jetzt schon strafbar ist.
Die Frauen brauchen einen geschützten Raum, in dem die Einhaltung ihrer Rechte und die Freiwilligkeit ihrer Arbeit gewährleistet werden kann, keine sinnlosen Auflagen, die sie, wenn sie unter Zwang stehen, eh nicht einhalten können.
Die Frauen brauchen einen geschützten Raum, in dem die Einhaltung ihrer Rechte und die Freiwilligkeit ihrer Arbeit gewährleistet werden kann, keine sinnlosen Auflagen, die sie, wenn sie unter Zwang stehen, eh nicht einhalten können.
Da bin ich mit Dir völlig einer Meinung.
Warum, aber ein Verbot von ungeschütztem Sex eine sinnlose Auflage ist, erschließt sich mir nicht. Für mich ist das ähnlich wie andere Arbeitsschutzgesetze zu sehen, aber nun gut, Du siehst das anders.
Giftnudel
10-06-2016, 13:02
Da bin ich mit Dir völlig einer Meinung.
Warum, aber ein Verbot von ungeschütztem Sex eine sinnlose Auflage ist, erschließt sich mir nicht. Für mich ist das ähnlich wie andere Arbeitsschutzgesetze zu sehen, aber nun gut, Du siehst das anders.
Arbeitsschutzgesetze wie z. B. Sicherheitsschuhe oder -helme werden offen getragen, es reicht also eine Begehung des Betriebes bzw. der Baustelle. Tragen die Arbeiter diese Hilfsmittel nicht, ist es ganz offen zu sehen und man kann weiter nachforschen, ob sie sie absichtlich nicht tragen oder ob der Arbeitgeber sie ihnen verweigert. Und schon in diesem Bereich lässt die Kontrolle sehr zu wünschen übrig. Wie oft sieht man Arbeiter ohne Ohrschutz, obwohl sie unbedingt einen tragen müssten. Bei der Kondompflicht sieht das mit der Kontrolle doch nochmal völlig anders aus.
Aber du hast vollkommen Recht, es ist Ansichtssache. Und ob nun ein weiteres sinnloses Gesetz erlassen wird, ist unterm Strich auch irgendwie egal. Man kann sagen, man hat etwas getan. :mietpreisbremse:
Aber du hast vollkommen Recht, es ist Ansichtssache. Und ob nun ein weiteres sinnloses Gesetz erlassen wird, ist unterm Strich auch irgendwie egal. Man kann sagen, man hat etwas getan. :mietpreisbremse:
Es war doch nur ein Beispiel, welche Regularien ich z.B. sinnvoll fände. Dass das weder Zwangsprostitution entgegenwirkt, noch die einzige Möglichkeit ist, mit der man die Situation von Prostituierten verbessern kann, ist mir auch klar *seufz*.
http://www.hna.de/kassel/herderschuelerinnen-schulweg-belaestigt-6471442.html
Die Jahrzehnte politisch korrekte Erziehung in den Schulen trägt offenbar Früchte. Als nächstes müssen sich Frauen vermutlich für Vergewaltigungen entschuldigen.
Als wäre das dann neu. Siehste doch jetzt schon im Fall Gina Lisa.
muppilein
10-06-2016, 19:56
Ein wenig froh bin ich ja, dass das Thema endlich in die Öffentlichkeit gerückt wird.
Früher waren Mädchen/Frauen eher gehemmt darüber zu sprechen oder der "Klaps auf den Po" galt als normal.
Ich kann mich erinnern, dass ich als 11jährige zum ersten Mal sexuell belästigt wurde.
Nach der Schule sollte ich noch etwas in der Stadt besorgen und saß gegen 14:30 Uhr an der Bushaltestelle. Meine Schultasche lag auf meinem Schoß und meine Hände darüber.
Ein alter Mann mit Krückstock setzte sich neben mich und atmete schwer. Auf einmal nahm er meine Hand, führte sie in seinen Schritt und rieb heftig.
Ich wusste gar nicht wie mir geschah, ich wusste auch noch nicht viel über männliche Geschlechtsorgane, unaufgeklärt wie ich war.
Die anderen Wartenden (ältere Damen) schauten kurz und gingen weg.
Ich habe die Hand dann mit Gewalt weggezogen und bin in den Bus gestiegen.
Eine der älteren Damen stieg mit mir ein, guckte mich dann immer wieder vorwurfsvoll an und schüttelte mit dem Kopf, als wäre ich schuld.
Die Belästigungen, die danach folgten gehen in die Dutzende, wahrscheinlich sogar mehr als 100 (ich habe lange gekellnert), dazu Übergriffe in Bus und Bahn, auf öffentlichen Veranstaltungen aber auch privaten Feierlichkeiten.
Keinen Einzigen davon habe ich angezeigt, nur einem habe ich vor ca. 10 Jahren die Nase gebrochen.
Er wollte MICH anzeigen, es kam aber nichts.
Mittlerweile bin ich Mitte 40 und es wird endlich weniger, da ich nun Falten und graue Haare bekomme, die ich bewusst NICHT färbe;)
Ihr könnt Euch vorstellen, warum...
Nachtrag: Nicht mitgerechnet sind verbale Anmachen mit unflätigen Sprüchen und Beleidigungen und das Hinterherbrüllen oder -Pfeifen, als wäre man ein Hund. Da käme fast jede Frau im Laufe der Jahre auf mindestens 1000 Belästigungen.
Mausophon
10-06-2016, 20:26
Schade, Du hast meinen Vergleich nicht verstanden. Was ich damit sagen wollte, ist, dass ich prinzipiell nicht viel von generellen Verboten halte. Ich halte viel von Eigenverantwortung und Selbstbestimmung, was aber nicht heißt, dass ich nicht gegen sinnvolle, auch u.U. weitreichende Regulierungen/Einschränkungen bin. Ich versuche es mal am Beispiel Alkohol, ich trinke selbst wenig Alkohol und ein Verbot würde mich nicht einschränken, Akoholmißbrauch ist ein großes Problem in unserer Gesellschaft, dennoch bin ich gegen ein generelles Verbot. Aber, ich bin absolut z.B. für ein Alkoholverbot bei Minderjährigen, für Aufklärungsmaßnahmen und ein Verbot von Werbung.
Auch ein generelles Verbot der Prostitution greift mir zu sehr in die Eigenverantwortung und Selbstbestimmung ein, gerade weil ich Sexarbeiterinnen kenne, die ihren Beruf gerne ausüben und für die das praktisch einem Berufsverbot gleichkäme. Ansonsten sehe ich die Gründe gegen ein Prostitutionsverbot ähnlich wie die bereits zitierte Elisabeth Badinter (z.B. Abgleiten in die Illegalität). Ich bin aber durchaus dafür, dass in diesem Bereich regulierende Maßnahmen ergriffen werden. Eine wäre z.B. verpflichtender Safer Sex und wenn z.B. ein Freier trotzdem ungeschützten Sex möchte oder hat, wäre ich hier durchaus auch für Bestrafung des Freiers.
Dein Posting war nicht schwer zu verstehen.
Ich folge deiner Argumentation nicht und halte einen Vergleich zwischen dem Verbot von Prostitution und dem von Arbeitsverhältnissen für absolut verfehlt. Da gibt es nichts zu vergleichen. Ebenso könntest du einen Vergleich zwischen einem Verbot von Prostitution und dem von Birken ziehen, weil so viele Menschen unter Birkenpollenallergien leiden. Auch in dem Zusammenhang könnte man über Sinn und Unsinn von generellen Verboten schwadronieren. Das führt aber nicht weiter, weil Prostitution, Birkenpollen, Arbeitsverhältnisse und weiß der Kuckuck was noch nicht vergleichbar sind. Dass alles auf der Welt auch Prostitution, Birkenpollen und Arbeitsverhältnisse auch negative Auswirkungen, haben kann, belegt nicht das Gegenteil.
Was du entweder nicht verstanden hast oder nicht zur Kenntnis nehmen möchtest ist, dass ich eine Gewichtung der Interessen der von dir zitierten "Sexarbeiterinnen" und den Frauen, die als Prostituierte ausgebeutet werden, vorgenommen habe. Meine These ist: Wenn letzteres sich durch ein Verbot von Protitution in größerem Umfang verhindern lässt, dann ist dieses Verbot gerechtfertigt. Das musst du nicht genauso sehen wie ich, aber deine Begründungen ziehen nicht. Die machen das doch gerne, generelle Verbote sind doof...na und?
Dem gegenüber stehen Fakten wie diese:
(Äußerung über Roma-Mädchen auf dem Straßenstrich)
"Die Tarife liegen zwischen 30 und 100 Euro", sagt Yves Charpenel, Oberstaatsanwalt am Pariser Kassationsgericht und Präsident der Stiftung Scelles (Homepage). Die Ausbeutung von immer jüngeren Opfern der Prostitution - in Frankreich etwa 30.000 - betrachtet der Jurist als alarmierende Entwicklung: "Die Mädchen sind ungebildet, sprachlich isoliert, arm und abhängig. Das Beispiel der Roma ist typisch", so Charpenel. "Es trifft immer die Schwächsten."'
"Ihr vierter Bericht zur ...schildert im Detail die weltweite, sexuelle Ausbeutung von Kindern, Jugendlichen, Frauen: Prostitution als globalisierte Wachstumsbranche, die floriert - dank Krieg, Vertreibung und den neuen Mitteln der digitalen Vermarktung. Betrieben wird sie von Drahtziehern des organisierten Verbrechens oder Handlangern des internationalen Terrors, der sich damit finanziert. Es ist demnach ein Riesengeschäft mit Profiten von rund 91 Milliarden Euro jährlich.
Dahinter steht Menschenhandel von Millionen Menschen und ihre Entwürdigung und Einschüchterung durch brutale Gewalt. Sie werden schon im Vorschulalter zur Prostitution angeleitet und sind damit ihren Profiteuren ausgeliefert: Kinder-Sexsklaven, verkauft von Bordellketten, Minderjährige als Opfer von Vergewaltigung, junge Frauen als Opfer von Gewalt und Mord. Die durchschnittliche Lebenserwartung von Prostituierten liegt laut der internationalen Untersuchung bei 33 Jahren."
http://www.spiegel.de/panorama/prostitution-scelles-weltreport-prangert-missbrauch-an-a-1096450.html
Wenn solche Verhältnisse durch Verbote verhindert oder weitgehend eingedämmt werden können, dann her mit den Verboten. Ich nehme in Kauf, dass die gut ausgebildeten Damen aus deinem Beispiel sich dann evtl. eine andere Erwerbsquelle suchen müssen.
Ich könnte meine eigene Argumentation viel wirksamer torpedieren als du es tust.
Ein Kondomgebot fände ich übrigens auch nicht schlecht. Ich weiß allerdings nicht recht, wie man eine solchemaßen faktisch unkontrollierbare Obliegenheit ernsthaft als "regulierende Maßnahme" im Rahmen der Thematik "Gewalt gegen Frauen" (im vorliegenden Zusammenhang insbesondere gegen Prostituierte) benennen kann. Es ging um Zwangsprostitution. Ich glaube, bevor wir die Kapazitäten unserer weiblichen Polizeikräfte darauf verwenden, sie als agent provocateur in kurzen Röckchen über die Straße stolzieren zu lassen, bis einer fragt "100 ohne Gummi?" und sie ihn dingfest (oder ihm eine Geldbuße abnötigen können) sollte man die Problematik doch besser an der Wurzel packen.
...
Wenn solche Verhältnisse durch Verbote verhindert oder weitgehend eingedämmt werden können, dann her mit den Verboten.
....
Mit dieser Aussage könnte man sehr viel rechtfertigen, diese Denkweise ist mir persönlich zu extrem, ja, es gibt Bereiche, in denen Verbote/Einschränkungen Sinn machen z.B. beim Schutz von Minderjährigen. Aber generelle Verbote sind mir suspekt, mit Deinem Ansatz könnte man z.B. auch Alkohol verbieten usw., ich finde es übrigens schade, dass Du auf dieses Beispiel von mir nicht eingegangen bist. Aber egal...:
...Ich könnte meine eigene Argumentation viel wirksamer torpedieren als du es tust.
....
Ich sehe wenig Sinn darin, eine Diskussion so zu führen :suspekt:. Dass mehr gegen Zwangsprostitution getan werden muss, darüber sind wir uns wohl einig, nur über das wie sind wir uns uneinig. Und dabei belasse ich es dann wohl Dir gegenüber auch.
Mausophon
10-06-2016, 22:43
Mit dieser Aussage könnte man sehr viel rechtfertigen, diese Denkweise ist mir persönlich zu extrem, ja, es gibt Bereiche, in denen Verbote/Einschränkungen Sinn machen z.B. beim Schutz von Minderjährigen. Aber generelle Verbote sind mir suspekt, mit Deinem Ansatz könnte man z.B. auch Alkohol verbieten usw., ich finde es übrigens schade, dass Du auf dieses Beispiel von mir nicht eingegangen bist. Aber egal...:
Die Aussage soll als Diskussionsansatz dienen. Natürlich ist sie extrem.
Es geht bei dem Thema Zwangsprostitution aber auch um extreme Formen von Rechtsgutverletzungen. Es geht um Leben, Freiheit, körperliche und seelische Unversehrtheit, Menschenwürde. Das die elementaren Rechte von Menschen auf dem Spiel stehen, ihre grundlegenden Existenzbedingungen rechtfertigt in meinen Augen durchaus die Überlegung, ob es sinnvoll ist mit weitgehenden Verboten zu operieren.
Aus eben diesen Gründen ist dein Alkohol-Beispiel unsinnig. Alkohol kann zwar im Extremfall auch Leben zerstören. Den Konsum jedoch tut sich jeder selbst an. Zwangsprostitution wird mit Gewalt von den Betroffenen erzwungen. Vom Alkoholkonsum wollen und/oder können sie hingegen selbst nicht lassen. Es braucht zum Konsum von Alkohol auch nicht der Mitwirkung einer anderen Person. Selbst wenn du den Alkoholverkäufer mit dem Zuhälter vergleichst, so etwas wie einen Freier gibt es nicht. Eine Vergleichbarkeit der Sachverhalte ist weder auf der Tat- noch auf der Verbotsebene gegeben.
Ich sehe wenig Sinn darin, eine Diskussion so zu führen :suspekt:. Dass mehr gegen Zwangsprostitution getan werden muss, darüber sind wir uns wohl einig, nur über das wie sind wir uns uneinig. Und dabei belasse ich es dann wohl Dir gegenüber auch.
Eine Diskussion zu führen hat in der Tat wenig Sinn, wenn einer von zwei Gesprächsteilnehmern den Diskussionsgegenstand nicht durchdenken mag. Darüber, was gegen Zwangsprostitution getan werden sollte, magst du dich z.B. nicht äußern.
Viel naheliegender als irgendwelche unzutreffenden Vergleiche anzustellen ist doch die Frage, ob ein Verbot von Prostitution sich nicht kontraproduktiv auswirken und Gewalt sogar fördern könnte. Dazu muss man sich nur einmal vor Augen führen, aus welchen Gründen das seit 2002 geltende Prostitutionsgesetz erlassen wurde.
Um darauf antworten zu können, könnte man z.B. die Veränderungen der Situation der Prostituierten in Deutschland seit Inkrafttreten des Gesetzes sowie die Erfahrungen der Schweden mit dem Verbot evaluieren und gegenüberstellen.
Aber wir führen hier schließlich keine Diskussion über die Gefahren der Prostitution. Deren Folgen und Begleiterscheinungen sind im vorliegenden Rahmen nur zwei von vielen schrecklichen Beispielen von Gewalt gegen Frauen.
Eine Diskussion zu führen hat in der Tat wenig Sinn, wenn einer von zwei Gesprächsteilnehmern den Diskussionsgegenstand nicht durchdenken mag. Darüber, was gegen Zwangsprostitution getan werden sollte, magst du dich z.B. nicht äußern.
Wie soll ich auf so etwas reagieren? Ich habe doch Zweifel, dass Du ernsthaft diskutieren möchtest, wenn Du so etwas vom Stapel läßt. Schade, das Thema ist doch eigentlich viel zu wichtig.
Ansonsten stimmt es nicht, dass ich mich nicht äußere, was gegen Zwangsprostitution getan werden sollte, ich habe z.B. dieser Aussage von Giftnudel zugestimmt "Die Frauen brauchen einen geschützten Raum, in dem die Einhaltung ihrer Rechte und die Freiwilligkeit ihrer Arbeit gewährleistet werden kann, keine sinnlosen Auflagen, die sie, wenn sie unter Zwang stehen, eh nicht einhalten können.". Ich bin die letzte, die gegen Maßnahmen gegen Zwangsprostitution ist, ich teile nur nicht Deine Meinung, dass ein generelles Verbot von Prostitution der richtige Weg ist.
Mausophon
11-06-2016, 00:56
Wie soll ich auf so etwas reagieren? Ich habe doch Zweifel, dass Du ernsthaft diskutieren möchtest, wenn Du so etwas vom Stapel läßt. Schade, das Thema ist doch eigentlich viel zu wichtig.
Gegen diese These spricht, dass ich dir eine ganze Reihe von Argumenten geliefert habe - sogar für die Ansicht, die du vertrittst. Das sollte dir eigentlich sagen, dass ich mich inhaltlich mit der Thematik befasse, Pro und Contra artikuliere und beide Seiten betrachte.
Ansonsten stimmt es nicht, dass ich mich nicht äußere, was gegen Zwangsprostitution getan werden sollte, ich habe z.B. dieser Aussage von Giftnudel zugestimmt "Die Frauen brauchen einen geschützten Raum, in dem die Einhaltung ihrer Rechte und die Freiwilligkeit ihrer Arbeit gewährleistet werden kann, keine sinnlosen Auflagen, die sie, wenn sie unter Zwang stehen, eh nicht einhalten können.". Ich bin die letzte, die gegen Maßnahmen gegen Zwangsprostitution ist, ich teile nur nicht Deine Meinung, dass ein generelles Verbot von Prostitution der richtige Weg ist.
Eine wichtige Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt ist, wer diesen geschützten Raum bieten bzw. gewährleisten soll und mit welchen Mitteln.
Ich weiß nicht, ob dir die Rolle des Staates in diesem Zusammenhang bewusst ist. Vor 2002 war der Hurenlohn nicht einklagbar. Prostitution galt als sittenwidriges Rechtsgeschäft. Erst seit 2002 ist das Schaffen eines angemessenen Arbeitsumfeldes nicht mehr strafbar, solange keine Ausbeutung von Prostituierten stattfindet. Das heißt natürlich nicht, dass ein angemessenes Arbeitsumfeld gegeben sein muss. Es wird lediglich derjenige, der es schafft, nicht mehr wegen Förderung der Prostitution vernknackt.
Den Gedanken, dass staatliche Institutionen als Garanten dafür auftreten, dass Prostituierte ein gutes Arbeitsumfeld haben, halte ich für illusorisch.
Übrigens ist der Berufsverbandes erotische und sexuelle Dienstleistungen gegen eine Kondompflicht:
http://berufsverband-sexarbeit.de/stellungnahme-und-alternativ-vorschlaege-des-besd-zum-neuen-eckpunktepapier/
Die Frage, was konkret gegen Zwangsprostitution getan werden sollte, lässt du letztlich offen. Auch in einem "angemessenen Arbeitsumfeld" können Frauen Gewalt ausgesetzt sein. Eine Frau, die z.B. ein Zimmer in einem "angemessenen" Bordell angemietet hat, muss nicht unabhängig von einem Zuhälter sein. Wie willst du denn etwa durch ein gemütliches Zimmer mit ausreichenden sanitären Anlagen verhindern, dass Menschenhändler ihre Fühler ausstrecken und die Frauen notfalls auch außerhalb des Gebäudes bedrohen, abkassieren oder mit Gewalt aus bestimmten Gebieten verdrängen, um Konkurrenz auszuschalten?
Lisa Simpson
11-06-2016, 11:21
@ JackB, SilverER: danke für eure Zitate aus der Studie. Bevor ich antworte, möchte ich mich erstmal intensiver in die beiden genannten Studien/Analysen von 2002 bzw. 2014 einlesen. Das schaffe ich heute nicht mehr...
Das sind eigentlich auch meine Beobachtungen. Die Sprache der... äh... 'Kids' ist vulgärer und sexistischer geworden.
Die erste Frage, die ich mir dazu stelle, ist: Woran liegt das? Vermitteln Medien und/oder die Gesellschaft falsche Werte? Ist das Internet schuld? Oder der Proleten-HipHop a la Bushido?
Dass ein armer Kasper wie Bushido offenbar für Millionen mittlerweile als Role Model gilt, ist natürlich bedrückend und spielt sicherlich eine Rolle. Vorherige Generationen hatten allerdings gar nicht die Möglichkeiten, sich solche Typen als Vorbild zu nehmen, da diese weder einen Plattenvertrag hatten noch in den Medien aufgetaucht sind. Daher könnte ich mir vorstellen, dass die heutige jüngere Generation nicht zwingend sexistischer ist als früher - sie bekommt nur aufgezeigt, dass man sich heutzutage mangels Hemmschwellen so in der Öffentlichkeit äußern darf und sogar reich und berühmt damit werden kann.
Die zweite Frage wäre, ob der allgemeine Anstieg verbaler Blähungen einhergeht mit einem Anstieg physischer Gewalt - oder ob die Jugendlichen heute einfach nur eine größere Klappe haben.
Ich antworte dir erst jetzt, da ich noch wissen wollte, wie sich der Fall Gina-Lisa Lohfink entwickelt - und damit der Post nah an der Aktualität des Themas bleibt.
Zur ersten Frage: Das Internet ist nicht schuld, sondern die User und Bereitsteller von entsprechenden Videos. Bis hin zur Vergewaltigung, die geklickt wird und der auch noch 50K Likes gegeben werden. Eine Frau, die offensichtlich nicht Herr ihrer Sinne ist, wird zum Sex gezwungen und dieser Teil findet das gut. Mit der Verfügbarkeit von Sex überall im Internet, nicht kontrolliert, wer da klickt und liked, wie alt die sind, dass keine Hürden in Bezug auf Sexualität und Gewalt mehr genommen werden müssen, ja da hat das Internet einen deutlich größeren Einfluss genommen.
Spon zum Thema der mutmaßlichen Vergewaltigung von Gina-Lisa Lohfink und dem Umgang damit von Pornhub. (http://www.spiegel.de/netzwelt/web/gina-lisa-lohfink-pornhub-loescht-video-a-1096899.html).
Der Fall bringt die Politik auf die Bühne (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/gina-lisa-lohfink-gruene-fordern-schnelle-reform-des-sexualstrafrechts-a-1096892.html) - gottseidank, möchte man sagen, aber ich bin einfach entsetzt über das Urteil der Richterin bzw. der Anklage der Staatsanwaltschaft. Es ist eine Schande. Der Frau wird nicht geglaubt (weil sie auch nicht sofort zur Polizei gegangen ist und die Straftat angezeigt hat). Das Video, in dem die Straftat festgehalten ist, wird als Vergewaltigungsvideo von den Tätern angeboten und bei Pornhub so vermarktet. Sie sagt mehrmals "hör auf". Und SIE wird wegen Falschaussage verurteilt. Die beiden Täter sind freigesprochen.
Ich wünsche Frau Lohfink allen Erfolg in der Berufung und hoffe auf eine umgehende Gesetzesänderung.
bammbamm
11-06-2016, 13:19
der eigentliche skandal ist das deutschland sich schon vor 5 jahren dazu verpflichtet hat diese dringend nötige gesetzesänderung vorzunehmen und es bis heute nicht geschafft hat. lieber wird über verbrechen abgestimmt die 100 jahre her sind. deutschland wäscht immernoch lieber die dreckige wäsche anderer länder anstatt der eigenen
Ratifizierung in Deutschland steht noch aus
Deutschland hat die Istanbul-Konvention zwar unterzeichnet, aber noch nicht ratifiziert. Es herrscht Uneinigkeit darüber, ob das Abkommen, speziell die Anforderungen des Artikels 36 bereits durch Paragraf 177 des deutschen Strafgesetzbuches gedeckt sind. So sieht Artikel 36 der Istanbul-Konvention vor, dass jeglicher nicht einvernehmlicher Sexualverkehr unter Strafe zu stellen ist. Laut Paragraf 177 des Strafgesetzbuches liegt eine sexuelle Nötigung oder Vergewaltigung dann vor, wenn eine Person durch Gewalt, Androhung von Gewalt oder in einer schutzlosen Lage genötigt wird, sexuelle Handlungen zu erdulden.
Kritiker bemängeln, dass es dem Strafgesetzbuch zufolge nicht ausreicht, dass eine Person sagt, dass sie keinen sexuellen Kontakt möchte und dieser gegen ihren Willen trotzdem erfolgt. Justizminister Heiko Maas (SPD) hat angekündigt, das deutsche Sexualstrafrecht zu reformieren. Sein Reformentwurf geht Kritikern, vor allem »Frauen- und Menschenrechtsorganisationen«, jedoch nicht weit genug.
quelle: http://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/227484/istanbul-konvention
jeder politiker der momentan betroffen in die kamera schaut ist mit dafür verantwortlich das sowas heutzutage noch passieren kann und trotz videobeweis vergewaltiger freigesprochen und opfer angeklagt werden. zum kotzen
HanneIore
11-06-2016, 13:44
Ja. Und wo sind die Bildungsmöglichkeiten von klein bis ganz groß, und wo sind die Arbeitsplätze, die bzw. deren Fehlen es vor allem auch Frauen (nicht) nötig mach(t)en, dass sie ihren Körper, ihre Seele, alles was sie je waren und sein könnten, verkaufen, nur um nicht noch unter 33 Jahren zu sterben.
Im Ausland, und das aus nur einem Grund.
Giftnudel
11-06-2016, 13:47
......
jeder politiker der momentan betroffen in die kamera schaut ist mit dafür verantwortlich das sowas heutzutage noch passieren kann und trotz videobeweis vergewaltiger freigesprochen und opfer angeklagt werden. zum kotzen
Im Grunde richtig. Aber in dem Fall scheint mir nicht das fehlende Gesetz das Problem zu sein, sondern dass sowohl Staatsanwaltschaft als auch Richterin keine Vergewaltigung sehen. Oder habe ich etwas missverstanden? :nixweiss:
Lisa Simpson
11-06-2016, 14:02
Ja. Und wo sind die Bildungsmöglichkeiten von klein bis ganz groß, und wo sind die Arbeitsplätze, die bzw. deren Fehlen es vor allem auch Frauen (nicht) nötig mach(t)en, dass sie ihren Körper, ihre Seele, alles was sie je waren und sein könnten, verkaufen, nur um nicht noch unter 33 Jahren zu sterben.
Im Ausland, und das aus nur einem Grund.
Die Bildungsmöglichkeiten sind da. die Arbeitsplätze nicht überall.
Das ist im Zusammenhang mit Vergewaltigung aber völlig irrelevant.
Wenn eine Frau sagt: Hör auf oder nein, dann ist das komplett unabhängig von ihrem Bildungs- oder sozialen Status.
Lisa Simpson
11-06-2016, 14:05
Im Grunde richtig. Aber in dem Fall scheint mir nicht das fehlende Gesetz das Problem zu sein, sondern dass sowohl Staatsanwaltschaft als auch Richterin keine Vergewaltigung sehen. Oder habe ich etwas missverstanden? :nixweiss:
Ich zitiere noch einmal aus dem Artikel:
Bei der Reform geht es um Vergewaltigung, konkret um die Paragrafen 177 und 179 des Strafgesetzbuchs. Nach jetziger Rechtslage müssen sich Frauen körperlich wehren, sie müssen geschlagen, an Leib und Leben bedroht werden oder sich in einer schutzlosen Lage befinden, damit sie einen Mann der Vergewaltigung bezichtigen können. Maas' Gesetzentwurf bezieht zusätzlich Kriterien wie Drohung und Überrumpelung mit ein.
Wenn man K.O.Tropfen / und oder zu viel getrunken hat und man sich nicht mehr körperlich wehren kann, dann ist es anscheinend keine Vergewaltigung.
HanneIore
11-06-2016, 14:12
Die Bildungsmöglichkeiten sind da. die Arbeitsplätze nicht überall.
Das ist im Zusammenhang mit Vergewaltigung aber völlig irrelevant.
Wenn eine Frau sagt: Hör auf oder nein, dann ist das komplett unabhängig von ihrem Bildungs- oder sozialen Status.
Das bestreite ich ganz entschieden. Bildung heute (leider auch schon seit Jahrzehnten), hauptsächlich auf wirtschaftliche Funktion (Funktionieren) ausgerichtet, hat nur wenig mit den alle Bereiche des Lebens umfassenden und vor allem jedermann zugänglichen Bildungschancen z.B. der 70er und auch noch 80er Jahre gemein. Und Arbeitsplätze, bei denen man am besten noch Geld mitbringt, um unabhängig über die Runden zu kommen, braucht auch kein Arbeitnehmer um der Arbeit willen, außer er hat Probleme, sich anderweitig sinnvoll zu beschäftigen.
Es hat insofern sehr viel mit sich evtl. vergewaltigen lassen müssen zu tun, als dass mehr und mehr Überlebensalternativen fehlen.
Solange diese, auf Prostitution zum vorläufigen Überleben angewiesene Frauen nicht andere, erstrebenswertere Möglichkeiten haben, an einem lebenswerten Leben teilhaben zu können, sind diese dafür notwendigen, aber großteils fehlenden Bedingungen grundlegend für ihre Situation und eben keineswegs irrelevant. Und alles andere reines Wunschdenken.
Giftnudel
11-06-2016, 14:16
Ich zitiere noch einmal aus dem Artikel:
Wenn man K.O.Tropfen / und oder zu viel getrunken hat und man sich nicht mehr körperlich wehren kann, dann ist es anscheinend keine Vergewaltigung.
....oder sich in einer schutzlosen Lage befinden....
Genau in dem Zustand befindet sich eine betäubte, bewusstlose, betrunkene oder auch total verängstigte Person aber doch. Ich kann die Beurteilung eines - lt. Medienberichten - anscheinend so offensichtlichen und deutlichen Viedeobeweises durch das Gericht absolut nicht verstehen.
Lisa Simpson
11-06-2016, 14:28
Ich interpretiere das so: Da sie ja noch in der Lage war, ein Hör auf zu formulieren, aber nicht mehr in der Lage war, sich körperlich zu wehren, hat man daraus geschlossen, dass sie nicht schutzlos war. Sie wurde nicht geschlagen, hat anscheinend keine Hämatome.
Das ganze ist so dermaßen ekelhaft. Und was die Richterin geritten hat, den Videobeweis nicht anzuerkennen, das lässt mich doch sehr an der Rechtsstaatlichkeit zweifeln.
Mir hat vor 15 Jahren mal einer K.O.-Tropfen in den Drink gekippt. Weder hat der mir den Drink ausgegeben, noch kannte ich den - ich habe mit einem Freund in der Bar gesessen. Nach 2 Drinks haben wir beide beschlossen, wir gehen jetzt. Ja, gehen ist gut gesagt, wenn die Beine versagen. Und das Sprachzentrum auch.
Das Gefühl, gar keine Kontrolle mehr über meine Gliedmaßen zu haben, ist schrecklich. Ich habe dem Taxifahrer noch irgendwie meine Adresse mitteilen können, der hat mich auch in meine Wohnung gebracht, weil ich ihn lallend darum gebeten habe. Was man mit jemandem in der heutigen Zeit macht, der in so eine Situation gerät: Watchthetube.
bammbamm
11-06-2016, 14:29
Genau in dem Zustand befindet sich eine betäubte, bewusstlose, betrunkene oder auch total verängstigte Person aber doch. Ich kann die Beurteilung eines - lt. Medienberichten - anscheinend so offensichtlichen und deutlichen Viedeobeweises durch das Gericht absolut nicht verstehen.
scheinbar wird schutzlos als nicht bei bewusstsein ausgelegt und das war sie ja. die rechtsprechung ist meiner meinung nach eines der grössten probleme hier in deutschland, nicht nur in solchen fällen sondern bei vielen szenarios. an das gute im menschen zu glauben ist durchaus ein begrüssenswerter zug, allerdings ist meiner meinung nach ein drastisches ungleichgewicht zwischen opfer und täterschutz
Mausophon
11-06-2016, 14:34
Aus enem Kommentar auf bento über den Fall Gina-Lisa:
"Übrigens: Viele Leute antworten auf diese Zahlen gerne mit den wenigen, aber medial überproportional abgebildeten Fällen von falschen Vergewaltigungsvorwürfen. Tatsächlich liegt das Verhältnis bei ungefähr 135:1, also: Auf jeden Fall von falschen Vergewaltigungsvorwürfen kommen 135 reale Vergewaltigungen."
http://www.bento.de/politik/fall-gina-lisa-lohfink-warum-das-deutsche-recht-vergewaltiger-schuetzt-und-opfer-bestraft-621468/#refsponi
Fiel mir besonders ins Auge, weil dieser Einwand im ioff an anderen Stellnen schon 1000 Mal erhoben wurde.
Genau in dem Zustand befindet sich eine betäubte, bewusstlose, betrunkene oder auch total verängstigte Person aber doch. Ich kann die Beurteilung eines - lt. Medienberichten - anscheinend so offensichtlichen und deutlichen Viedeobeweises durch das Gericht absolut nicht verstehen.
Ich denke man sollte die Richterin hier keineswegs entschuldigen, das Gesetz hätte ihr die Möglichkeit gegeben, ein gerechtes Urteil zu sprechen, es hat sie andererseits aber nicht dazu gezwungen, insofern ist eine eindeutigere Gesetzeslage für diese Fälle weiterhin wünschenswert.
Ist es darüberhinaus nicht auch Körperverletzung, wenn man einer anderen Person gegen deren Willen Drogen unterjubelt?
Giftnudel
11-06-2016, 14:42
Ich interpretiere das so: Da sie ja noch in der Lage war, ein Hör auf zu formulieren, aber nicht mehr in der Lage war, sich körperlich zu wehren, hat man daraus geschlossen, dass sie nicht schutzlos war. Sie wurde nicht geschlagen, hat anscheinend keine Hämatome.
Das ganze ist so dermaßen ekelhaft. Und was die Richterin geritten hat, den Videobeweis nicht anzuerkennen, das lässt mich doch sehr an der Rechtsstaatlichkeit zweifeln.
Mir hat vor 15 Jahren mal einer K.O.-Tropfen in den Drink gekippt. Weder hat der mir den Drink ausgegeben, noch kannte ich den - ich habe mit einem Freund in der Bar gesessen. Nach 2 Drinks haben wir beide beschlossen, wir gehen jetzt. Ja, gehen ist gut gesagt, wenn die Beine versagen. Und das Sprachzentrum auch.
Das Gefühl, gar keine Kontrolle mehr über meine Gliedmaßen zu haben, ist schrecklich. Ich habe dem Taxifahrer noch irgendwie meine Adresse mitteilen können, der hat mich auch in meine Wohnung gebracht, weil ich ihn lallend darum gebeten habe. Was man mit jemandem in der heutigen Zeit macht, der in so eine Situation gerät: Watchthetube.
Aber selbst das (wohl) klar hörbare "Hör auf" des Opfers bezieht die Richterin lediglich auf die in dem Moment laufende sexuelle Handlung. Ich kann das alles gar nicht glauben.
Giftnudel
11-06-2016, 14:44
Ich denke man sollte die Richterin hier keineswegs entschuldigen, das Gesetz hätte ihr die Möglichkeit gegeben, ein gerechtes Urteil zu sprechen, es hat sie andererseits aber nicht dazu gezwungen, insofern ist eine eindeutigere Gesetzeslage für diese Fälle weiterhin wünschenswert.
Ist es darüberhinaus nicht auch Körperverletzung, wenn man einer anderen Person gegen deren Willen Drogen unterjubelt?
Ich habe die Richterin keineswegs entschuldigt, sondern finde gerade ihre Beurteilung des Videos mehr als fragwürdig.
Lisa Simpson
11-06-2016, 14:52
Aber selbst das (wohl) klar hörbare "Hör auf" des Opfers bezieht die Richterin lediglich auf die in dem Moment laufende sexuelle Handlung. Ich kann das alles gar nicht glauben.
Ich auch nicht, aber da man bei der derzeitigen Gesetzeslage wohl wildschreiend um sich treten und schlagen muss, wird sie sich wohl darauf bezogen haben.
Und der einvernehmliche Geschlechtsverkehr am Vorabend, dass sie betrunken war, dass sie nicht sofort zur Polizei gegangen ist, das wird wohl alles eine Rolle gespielt haben. Beim Urteil.
Wie bereits beschrieben, ich bin entsetzt.
Mausophon
11-06-2016, 15:11
Was ich nach allem, was ich über den Fall Gina-Lisa gelesen habe, nicht verstehe ist, wieso § 179 StGB keine Rolle spielt. Man muss sich ja nicht an einer Vergewaltigung gem. § 177 festbeißen.
§ 179 StGB
Sexueller Mißbrauch widerstandsunfähiger Personen
(1) Wer eine andere Person, die
1. wegen einer geistigen oder seelischen Krankheit oder Behinderung einschließlich einer Suchtkrankheit oder wegen einer tiefgreifenden Bewußtseinsstörung oder
2. körperlich
zum Widerstand unfähig ist, dadurch mißbraucht, daß er unter Ausnutzung der Widerstandsunfähigkeit sexuelle Handlungen an ihr vornimmt oder an sich von ihr vornehmen läßt, wird mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren bestraft.
(2) Ebenso wird bestraft, wer eine widerstandsunfähige Person (Absatz 1) dadurch mißbraucht, daß er sie unter Ausnutzung der Widerstandsunfähigkeit dazu bestimmt, sexuelle Handlungen an einem Dritten vorzunehmen oder von einem Dritten an sich vornehmen zu lassen.
(3) In besonders schweren Fällen ist auf Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr zu erkennen.
(4) Der Versuch ist strafbar.
(5) Auf Freiheitsstrafe nicht unter zwei Jahren ist zu erkennen, wenn
1. der Täter mit dem Opfer den Beischlaf vollzieht oder ähnliche sexuelle Handlungen an ihm vornimmt oder an sich von ihm vornehmen läßt, die mit einem Eindringen in den Körper verbunden sind,
2. die Tat von mehreren gemeinschaftlich begangen wird oder
3. der Täter das Opfer durch die Tat in die Gefahr einer schweren Gesundheitsschädigung oder einer erheblichen Schädigung der körperlichen oder seelischen Entwicklung bringt.
(6) In minder schweren Fällen des Absatzes 5 ist auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren zu erkennen.
(7) § 177 Abs. 4 Nr. 2 und § 178 gelten entsprechend.
Mausophon
11-06-2016, 15:26
Was ich mir vorstellen kann ist, dass es nicht gelingen wird, den Tätern die Gabe von K.O.-Tropfen oder auch den Vorsatz sexuellen Missbrauchs mit hinreichender Sicherheit nachzuweisen.
Auf der anderen Seite müsste Gina-Lisa für eine Verurteilung aber ebenso nachgewiesen werden, dass sie nicht widerstandsunfähig war oder dass sie zuvor wirksam eingewilligt hat, dass unter Ausnutzung der Widerstandsunfähigkeit sexuelle Handlungen an ihr vorgenommen werden oder dass sie bei Erstattung der Anzeige aus irgendeinem Grund davon ausgegangen ist, dass die Männder ihre Widerstandsunfähigkeit bei der Vornahme der Handlungen nicht bewusst ausgenutzt haben. Das alles erscheint doch eher ferneliegend.
Giftnudel
11-06-2016, 15:47
Ich auch nicht, aber da man bei der derzeitigen Gesetzeslage wohl wildschreiend um sich treten und schlagen muss, wird sie sich wohl darauf bezogen haben.
Das Paradoxe ist ja, dass du in hackedichtem, verwirrtem Zustand von der Polizei als Hilflose (und schutzbedürftige) Person eingestuft wirst und sie dich zu deinem Schutz auch in Gewahrsam nehmen können. Fallen zwei Typen über dich her, musst du im gleichen Zustand wirkungsvoll reagieren und dich selbst schützen können.
Und der einvernehmliche Geschlechtsverkehr am Vorabend, dass sie betrunken war, dass sie nicht sofort zur Polizei gegangen ist, das wird wohl alles eine Rolle gespielt haben. Beim Urteil.
Wie bereits beschrieben, ich bin entsetzt.
Ja mag sein. Auch die Rolle, die L. in der Öffentlichkeit spielt (Werbung Billig) könnte bei der Richterin alte, aber unzulässige Verhaltensmuster (= selber schuld) ausgelöst haben.
Lisa Simpson
11-06-2016, 15:53
Ja mag sein. Auch die Rolle, die L. in der Öffentlichkeit spielt (Werbung Billig) könnte bei der Richterin alte, aber unzulässige Verhaltensmuster (= selber schuld) ausgelöst haben.
Und: diese Gedankenmuster spielen sehr weit eine Rolle.
Nicht nur der kurze Rock, das Image, dass man betrunken ist/war. Dass man mehrere oder viele Sexpartner hatte. Ob man öffentlich Sex hatte. Dummerweise hatte Gl Lohfink schon mal ein Sexvideo veröffentlicht. Tja dummerweise, schreibe ich nun, aber so was darf doch keine Auswirkungen auf ein Urteil haben.
Lieb-Ellchen
11-06-2016, 16:18
Aus enem Kommentar auf bento über den Fall Gina-Lisa:
"Übrigens: Viele Leute antworten auf diese Zahlen gerne mit den wenigen, aber medial überproportional abgebildeten Fällen von falschen Vergewaltigungsvorwürfen. Tatsächlich liegt das Verhältnis bei ungefähr 135:1, also: Auf jeden Fall von falschen Vergewaltigungsvorwürfen kommen 135 reale Vergewaltigungen."
http://www.bento.de/politik/fall-gina-lisa-lohfink-warum-das-deutsche-recht-vergewaltiger-schuetzt-und-opfer-bestraft-621468/#refsponi
Fiel mir besonders ins Auge, weil dieser Einwand im ioff an anderen Stellnen schon 1000 Mal erhoben wurde.
Wie kommst du denn auf diese Zahl. Welche Daten stellst du gegenüber?
Tatsache ist, dass auch eine Gesetzesänderung eins nicht ändern kann: Der Nachweis, dass es tatsächlich zu einem Übergriff bzw. Vergewaltigung kam, ist in den meisten Fällen sehr schwierig. Die Justiz muss m.E. streng nach dem "Im Zweifel für den Angeklagten" Prinzip handeln.
Hier ein interessanter Artikel dazu.
http://www.strafakte.de/sexualstrafrecht/studie-zu-vergewaltigung-wer-taeter-opfer/
Und ein Eintrag mit Diskussion im Beck-Blog
http://blog.beck.de/2014/04/25/unterschiedliche-verurteilungswahrscheinlichkeit-nach-strafanzeigen-wegen-vergewaltigung-kritik-einer-pressee
Giftnudel
11-06-2016, 16:21
Und: diese Gedankenmuster spielen sehr weit eine Rolle.
Nicht nur der kurze Rock, das Image, dass man betrunken ist/war. Dass man mehrere oder viele Sexpartner hatte. Ob man öffentlich Sex hatte. Dummerweise hatte Gl Lohfink schon mal ein Sexvideo veröffentlicht. Tja dummerweise, schreibe ich nun, aber so was darf doch keine Auswirkungen auf ein Urteil haben.
Nein, darf es nicht. Freiwillig kann sie unzählige Sex-Videos veröffentlichen und auch unzählige Sexualpartner haben. Das darf keinen Einfluss auf die Beurteilung einer Tat haben, die sie zur Anzeige bringt.
Lange galt ja auch leider der Fehlglaube, dass eine Prostituierte gar nicht vergewaltigt werden kann, weil es doch schließlich ihr Beruf ist Männern zu Diensten zu sein...:kater:
Nur so nebenher, zum "Alltäglichen":
Sexuelle Gewalt ist an den Colleges und Universitäten in den USA offenbar noch weiter verbreitet als bisher angenommen. In einer Umfrage gestand ein großer Anteil an Studenten, mindestens einmal eine Frau zum Sex genötigt zu haben - zum Teil auch mit körperlicher Gewalt.
Der Befragung zufolge gaben 54,3 Prozent der Sportler unter den Studenten an, mindestens einmal eine Frau zum oder beim Sex genötigt zu haben. Bei den Nichtsportlern waren es 37,9 Prozent. Rund ein Drittel der Sportler gab zu, die Partnerin gegen ihren Wunsch zum Sex überredet zu haben. Rund 40 Prozent gaben an, zum Sex ohne Kondom gedrängt zu haben. Jeweils zehn Prozent meinten sogar, physische Gewalt und Drohungen eingesetzt zu haben - was de facto einer Vergewaltigung entspricht.
Die Forscherinnen nahmen Sport deshalb in den Fokus, weil bereits 1995 eine Studie ergeben hatte, dass fast 20 Prozent aller gemeldeten Missbrauchsfälle an Colleges von Sportstudenten verübt wurden - obwohl diese nur drei Prozent aller Studenten ausmachen.
Die neue Studie zeigt nun allerdings auf, dass unter den sportlichen Studenten auch die Freizeitsportler zu ähnlichem Verhalten neigen -
Gemeinsam sei den beiden Gruppen die Einstellungen in zwei Punkten, heißt es in der Studie: Sie seien beide der Überzeugung, dass es keine Vergewaltigung ist, wenn sich die Frau nicht wehrt. Die prinzipielle Sichtweise von Geschlechterrollen sei ebenfalls signifikant.
Schon 2015 gaben rund 20 Prozent aller Studentinnen an, am College oder an der Uni sexuell belästigt oder missbraucht worden zu sein. An der Umfrage der US-Universitätenvereinigung Association of American Universities nahmen 150.000 Studierende von 27 Unis teil.
Und schockierende Fälle in den vergangenen Jahren riefen das Problem der Gesellschaft ins Bewusstsein. 2012 und 2013 sorgten zwei ähnlich gelagerte Fälle in Maryville, Missouri, und Steubenville im Bundesstaat Ohio für internationale Schlagzeilen. Jugendliche des örtlichen Footballteams hatten Mädchen mit Alkohol betäubt und anschließend vergewaltigt.
http://orf.at/stories/2343483/2343564/
Ok, das mag bis zu einem gewissen Grad ein angelsächsische Campus-Sache sein. Da gibts ja beispielsweise auch bei Cheerleader- Gruppen ... also Mädels unter sich ... grusligste Inaugurations-Rituale. Liegt vielleicht daran, dass junge Menschen in Internaten ihrer Peer-Group stärker ausgeliefert sind ... und weniger leicht auskommen können.
Aber das bedeutet keineswegs, dass die jungen Leuts da prinzipiell anders gestrickt sind...
Um auf den Ausgangspunkt zurück zu kommen: Offensichtlich hängt doch sehr viel am grundsätzlichen Rollenverständnis von Männern und Frauen (inkl. Macho-Kultur) ... und der Akzeptanz von Fehlverhalten in der Peer-Group ... oder meinetwegen generell im kulturellen Umfeld.
Man könnte nun einwenden, dass die typischen "Campus-Übergriffe" vergleichsweise harmlos wären. Finde ich nicht. Ich kenne fast keine Frau meiner Generation, die beruflich oder privat "allein" unterwegs nicht irgendwann einschlägig körperlich angegangen wurde ... OK, von zum Glück in der Regel von "Normalos" (in diesem Zusammenhang: Männer mit nur leicht überdurchschnittlichem Aggressionspotential) ... bei denen man sich wehren konnte. Trotzdem ... hier liegt wohl der Ansatzpunkt
Lieb-Ellchen
11-06-2016, 16:51
scheinbar wird schutzlos als nicht bei bewusstsein ausgelegt und das war sie ja. die rechtsprechung ist meiner meinung nach eines der grössten probleme hier in deutschland, nicht nur in solchen fällen sondern bei vielen szenarios. an das gute im menschen zu glauben ist durchaus ein begrüssenswerter zug, allerdings ist meiner meinung nach ein drastisches ungleichgewicht zwischen opfer und täterschutz
Wie recht du hast. Aber anders als du denkst
http://www.zeit.de/2012/28/Arnold-Justizirrtum
Ich habe die Richterin keineswegs entschuldigt, sondern finde gerade ihre Beurteilung des Videos mehr als fragwürdig.
Das wollte ich auch nicht behaupten, ich hatte den Eindruck, dass du viel mehr den Gesetzgeber entschudligen wolltest. Mit dem Satz zu der Richterin wollte ich dir eigentlich zustimmen, um dann dahin überzuleiten, dass eine Gesetzänderung dennoch geboten ist.
Aus enem Kommentar auf bento über den Fall Gina-Lisa:
"Übrigens: Viele Leute antworten auf diese Zahlen gerne mit den wenigen, aber medial überproportional abgebildeten Fällen von falschen Vergewaltigungsvorwürfen. Tatsächlich liegt das Verhältnis bei ungefähr 135:1, also: Auf jeden Fall von falschen Vergewaltigungsvorwürfen kommen 135 reale Vergewaltigungen."
http://www.bento.de/politik/fall-gina-lisa-lohfink-warum-das-deutsche-recht-vergewaltiger-schuetzt-und-opfer-bestraft-621468/#refsponi
Fiel mir besonders ins Auge, weil dieser Einwand im ioff an anderen Stellnen schon 1000 Mal erhoben wurde.
Fakt ist, daß ein fälschlich erhobener Vergewaltigungsvorwurf das Leben des Beschuldigten ebenso zerstören kann,
wie eine Vergewaltigung das Leben des Opfers.
Man denke nur an den Fall von dem Lehrer Horst Arnold vor einiger Zeit:
https://de.wikipedia.org/wiki/Justizirrtum_um_Horst_Arnold
Insofern bin ich schon sehr dafür, daß erwiesene Falschbeschuldigungen weiterhin hart bestraft werden.
Nichtsdestrotrotz empfinde ich die 240k Strafe gegen Gina-Lisa als falsch.
Selbst wenn man den Fall extrem zu Gunsten der urteilenden Richterin sieht, kann der Freispruch der Beiden doch nur ein Freispruch zweiter Klasse sein, bedenkt man die existierenden Videos (also sofern die tatsächlich das zeigen was in den Artikeln angegeben ist).
Was ich auch Scheiße finde ist, daß offenbar keiner der Beiden eine Strafe wegen dem Einstellen der Videos bekommen hat.
redglori
11-06-2016, 18:07
Was ich auch Scheiße finde ist, daß offenbar keiner der Beiden eine Strafe wegen dem Einstellen der Videos bekommen hat.
Pardis F. wird wegen der Weitergabe der Videos verurteilt.
http://www.stern.de/lifestyle/leute/gina-lisa-lohfink--chronik-einer-angekuendigten-schaendung-6888744.html
Allerdings steht dort nicht zu was er verurteilt wurde (oder ich habs überlesen)
Mausophon
11-06-2016, 18:10
Wie kommst du denn auf diese Zahl. Welche Daten stellst du gegenüber?
....
Du weißt doch, was ein Zitat ist. Ich stelle gar keine Zahlen gegenüber.
Ich zitiere aus einem Kommentar, der eine unbelegte Zahl nennt.
Du wiederum zitierst aus einer Quelle, die sich in keiner Weise damit beschäftigt, wie viele Sexualstraftaten gänzlich unverfolgt bleiben, weil sie gar nicht erst angezeigt werden und suggerierst so, dass Männer unberechtigte Anzeigen zu fürchten hätten, Frauen haben keine sexuellen Angriffe.
Fakt ist, daß ein fälschlich erhobener Vergewaltigungsvorwurf das Leben des Beschuldigten ebenso zerstören kann,
wie eine Vergewaltigung das Leben des Opfers...
Ja. Aber das ist in meinen Augen ziemlich zweitrangig in einer Welt, in der fast jede Frau, die ich kenne, schon sexuell attackiert wurde und in der kaum Anzeigen begangener Taten erfolgen.
Täterschutz ist mir kein Anliegen in einer Welt, in der Frauen bei Anzeige von sexuellem Missbrauch reflexartig der Lüge verdächtigt werden, während so viele Männer sich in ihrem Leben schon an Frauen vergangen haben.
Lisa Simpson
11-06-2016, 18:20
Du weißt doch, was ein Zitat ist. Ich stelle gar keine Zahlen gegenüber.
Ich zitiere aus einem Kommentar, der eine unbelegte Zahl nennt.
Du wiederum zitierst aus einer Quelle, die sich in keiner Weise damit beschäftigt, wie viele Sexualstraftaten gänzlich unverfolgt bleiben, weil sie gar nicht erst angezeigt werden und suggerierst so, dass Männer unberechtigte Anzeigen zu fürchten hätten, Frauen haben keine sexuellen Angriffe.
Ja. Aber das ist in meinen Augen ziemlich zweitrangig in einer Welt, in der fast jede Frau, die ich kenne, schon sexuell attackiert wurde und in der kaum Anzeigen begangener Taten erfolgen.
Täterschutz ist mir kein Anliegen in einer Welt, in der Frauen bei Anzeige von sexuellem Missbrauch reflexartig der Lüge verdächtigt werden, während so viele Männer sich in ihrem Leben schon an Frauen vergangen haben.
Kannst Du den belehrenden Unterton bitte, bitte bleiben lassen. Danke.
Der Ton ist mir wurscht, die Aussage, daß zu unrecht Verurteilte "zweitrangig" sind widert mich jedoch regelrecht an.
Lieb-Ellchen
11-06-2016, 18:57
Du weißt doch, was ein Zitat ist. Ich stelle gar keine Zahlen gegenüber.
Ich zitiere aus einem Kommentar, der eine unbelegte Zahl nennt.
Also einfach mal so zitiert, auch wenn es unbelegt ist? Das hätte ich von dir gar nicht erwartet? :o
Du wiederum zitierst aus einer Quelle, die sich in keiner Weise damit beschäftigt, wie viele Sexualstraftaten gänzlich unverfolgt bleiben, weil sie gar nicht erst angezeigt werden und suggerierst so, dass Männer unberechtigte Anzeigen zu fürchten hätten, Frauen haben keine sexuellen Angriffe.
Ich suggeriere überhaupt nichts. Die verlinkten Artikel dienen als Informationsquellen, die sich seriös mit der Materie befassen. Die Seiten beleuchten das halt nicht so einseitig wie z.B. deine Quelle.
Ja. Aber das ist in meinen Augen ziemlich zweitrangig in einer Welt, in der fast jede Frau, die ich kenne, schon sexuell attackiert wurde und in der kaum Anzeigen begangener Taten erfolgen.
Täterschutz ist mir kein Anliegen in einer Welt, in der Frauen bei Anzeige von sexuellem Missbrauch reflexartig der Lüge verdächtigt werden, während so viele Männer sich in ihrem Leben schon an Frauen vergangen haben.
Ich finde es nicht zweitrangig, wenn man ein Leben wegen falscher Beschuldigung zerstört.
Dass man den Frauen reflexartig nicht glaubt, halte ich für Unsinn. Aber dennoch ist es für die Ermittler und Gutachter wichtig, die Glaubwürdigkeit der Schilderungen zu überprüfen. Wenn keine Zeugen oder äußerliche Spuren vorhanden sind, ist die Beweislage immer schwierig. Und wenn es nicht zu beweisen ist, muss es Freispruch geben.
Und: diese Gedankenmuster spielen sehr weit eine Rolle.
Nicht nur der kurze Rock, das Image, dass man betrunken ist/war. Dass man mehrere oder viele Sexpartner hatte. Ob man öffentlich Sex hatte. Dummerweise hatte Gl Lohfink schon mal ein Sexvideo veröffentlicht. Tja dummerweise, schreibe ich nun, aber so was darf doch keine Auswirkungen auf ein Urteil haben.
Hatte das denn Auswirkungen?
Und noch eine Frage: Hat einer von euch das Video gesehen? Ich frage deshalb, weil im SPON-Forum einige Schreiber es wohl gesehen haben und eher zu dem Schluss kommen, dass keine Vergewaltigung zu erkennen ist.
Lisa Simpson
11-06-2016, 19:13
Hatte das denn Auswirkungen?
Und noch eine Frage: Hat einer von euch das Video gesehen? Ich frage deshalb, weil im SPON-Forum einige Schreiber es wohl gesehen haben und eher zu dem Schluss kommen, dass keine Vergewaltigung zu erkennen ist.
Nein, ich habe das Video nicht gesehen.
Ich schaue mir so etwas grundsätzlich nicht an. Das ist aus meiner Sicht aber auch nicht notwendig, wenn es derart beschrieben bei Spon und Stern steht. Ich bin sogar froh, dass es wenigstens zum Teil gelöscht wurde und nicht noch mehr "Profiler" unterwegs sind, um ihre Meinung damit in welcher Richtung auch immer zu untermauern.
Lieb-Ellchen
11-06-2016, 19:51
Nein, es ist kein Unsinn, sondern die Erfahrung von vielen Frauen. Wieso impliziert denn bei Dir das Thema "Gewalt gegen Frauen" gleich Falschbeschuldigungen? Dieser Gedanke liegt Dir also auch nicht fern.
Vielleicht weil Mausophon diese Zahl von 1:139 ins Spiel gebracht hat?
Und weil mir die ganze Sache hier viel zu einseitig diskutiert wurde.
bammbamm
11-06-2016, 20:08
Wie recht du hast. Aber anders als du denkst
http://www.zeit.de/2012/28/Arnold-Justizirrtum
nö ist nicht anders als ich denke. im gegensatz zu manchen hier bin ich mir durchaus bewusst das ein vergewaltigungsvorwurf als waffe eingesetzt werden kann (und auch wird) und ein verhältniss von 1:135 find ich sogar erschreckend hoch (wobei die zahl völlig nichtssagend ist) da eben wirklichen opfern die glaubwürdigkeit genommen wird. tatsache ist das eine vergewaltigung nur sehr schwer nachzuweisen ist da sie meist unter ausschluss von zeugen stattfindet, gerade deswegen ist es so wichtig danach so schnell wie möglich "beweise sichern" zu lassen auch wenns ganz furchtbar unangenehm ist, das sollte sich inzwischen herumgesprochen haben. das man nur auf jemand zeigen muss und eine schlimme behauptung auszusprechen kann und darf nicht genug sein für eine verurteilung, das reicht bei keiner anderen straftat und darf es hier auch nicht.....aus gutem grund.
im fall von gina lisa gab es aber einen beweis und trotzdem ist es so gelaufen wie es nun gelaufen ist und das ist nicht entschuldbar. in anderen nachgewiesenen fällen (nicht nur vergewaltigungen) sind die strafen lächerlich und das strafmass wird nichtmal annähernd ausgeschöpft.
@proteus
irgendwo anders stand zu lesen (finde gerade die quelle nicht) das die geldstrafe für das verbreiten des videos irgendwas um die 1500 euro war, was auch wiederrum ein witz in sich selber ist
Django78
11-06-2016, 20:09
"Wenn es derart beschrieben bei Spiegel und Stern steht"
Da erübrigt sich doch jede weitere Diskussion...
Ich zitiere noch einmal aus dem Artikel:
Wenn man K.O.Tropfen / und oder zu viel getrunken hat und man sich nicht mehr körperlich wehren kann, dann ist es anscheinend keine Vergewaltigung.
Und da haben die Richter die zweite Hälfte vergessen. Es ist nämlich eine schutzlose Lage.
Nein, es ist kein Unsinn, sondern die Erfahrung von vielen Frauen. Wieso impliziert denn bei Dir das Thema "Gewalt gegen Frauen" gleich Falschbeschuldigungen? Dieser Gedanke liegt Dir also auch nicht fern.
Hallo, Perrier. Mich verunsichert an der Diskussion immer, das der Eindruck entsteht, an jeder zweiten Straßenecke fände eine Vergewaltigung statt. Das ist Unsinn und vernichtet den Diskurs.