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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Biologie Gesichtsblindheit und Super-Recogniser: Nie ein Gesicht vergessen


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Tzerberus
30-10-2016, 06:42
Da ich eine Niete im Gesichter erkennen bin und mich stets eher an der Kleidung orientiere (was natürlich sehr problematisch sein kann), fand ich folgenden Bericht sehr interessant:
http://www.n-tv.de/wissen/Nie-ein-Gesicht-vergessen-wie-geht-das-article18956171.html


Es gibt Leute, die ein Gesicht nicht vergessen oder auf noch so verschwommenen Fotos Personen wiedererkennen. Das weiß die Wissenschaft erst seit wenigen Jahren. Noch steckt die Forschung in den Kinderschuhen. Doch schon jetzt eröffnet sie viele Perspektiven - in der Psychologie und in der kriminalistischen Praxis.
[...]Offiziell gehe man davon aus, dass etwa zwei Prozent der Bevölkerung diese Begabung besäßen [...]. Wie viele Menschen man aber wirklich als Super-Recogniser bezeichnen könne, sei unklar. Davis schätzt den Anteil auf unter ein Prozent der Bevölkerung.
[...] Die Polizisten sind Davis zufolge den besten Softwares zur Gesichtserkennung weit voraus: Bei 1000 Bildern, auf denen die Beamten derzeit Verdächtige identifizieren, erkenne die Software nur einen. [...] Noch sind etliche Fragen in der Forschung zu Super-Recognisern offen. Vermutlich werde die Fähigkeit genetisch vererbt, sagt Bate. Auch habe es nach derzeitigem Stand weder etwas mit einem guten Gedächtnis noch mit einem hohen IQ zu tun - sondern mit jenem Hirnareal, das Gesichter verarbeitet. Genaueres ist noch unklar. Auch, ob es sich dabei um das obere Ende eines Spektrums - das von Gesichtsblinden bis zu Super-Recognisern reicht - oder eine ganze eigene, qualitativ unterschiedliche Fähigkeit handelt, ist [...] noch nicht geklärt.

Tzerberus
03-12-2016, 21:56
Es geht um den Tod der 19-jährigen Studentin in Freiburg und deren Aufklärung durch Bilderkennung. Leider sind diesbezüglich nur wenige Details bekannt, Welt (https://www.welt.de/vermischtes/article159947230/Tote-Studentin-Verdaechtiger-ist-17-jaehriger-Fluechtling.html)


Dort fanden Analytiker ein 18,5 Zentimeter langes schwarzes, blondiertes Haar, an dessen Wurzel männliche DNA gesichert wurde. [...]
Nach dem Haarfund wurden nach Angaben des Leiters der Sonderkommission, David Müller, sämtliche verfügbaren Videoaufzeichnungen in Freiburg aus der Tatnacht überprüft. Darunter auch Aufnahmen der Freiburger Verkehrs-AG, die die lokale Straßenbahn betreibt.
Eine Polizeibeamtin, erst seit Kurzem bei der Polizei, schaute genau hin und wurde fündig. Sie entdeckte den Mann im Video einer Überwachungskamera: Der 17-Jährige mit der auffälligen Frisur und dem Schal war in der Tatnacht gegen 2 Uhr und in der Nähe des Tatorts mit der Straßenbahn unterwegs.

Der Bericht ist nicht ganz stimmig. Zum Zeitpunkt der Videoanalyse, dürfte ledigich das 18,5 Zentimeter lange schwarze blondierte Haar bekannt gewesen sein, nicht hingegen die Undercut Frisur und der Zopf.

Mich würde interessieren, ob das Entdecken durch die junge Polizistin Zufall war, oder ob sie auch bereits Teil einer neuen Spezialisierung innerhalb des Ermittlungsdienstes ist.

Eisperlchen
04-12-2016, 08:02
E
Mich würde interessieren, ob das Entdecken durch die junge Polizistin Zufall war, oder ob sie auch bereits Teil einer neuen Spezialisierung innerhalb des Ermittlungsdienstes ist.

Das Gegenteil von Prosopagnosie / Gesichtsblindheit ist das sog. "fotografische Gedächtnis" .
Natürlich weiß ich nicht, ob diese Polizistin ein fotografisches Gedächtnis hat oder einfach nur die Begabung, sich kleinste Details merken zu können .
Sicherlich werden solche Fähigkeiten auch trainiert und erfahrene Ermittler wissen sicherlich, auf was sie achten müssen .

Ich bin selbst gesichtsblind , kann mir aber gut Stimmen merken und dann jemanden zuordnen . Den Trick mit der Kleidung wende ich auch manchmal an bzw. ich kommuniziere es in meinem Umfeld auch offen, dass es keine Ablehnung/Beleidigung darstellt, wenn ich jemanden nicht auf Anhieb erkenne .
Wenn mich also jemand z.b. im Markt anspricht und ich sehe ein bisschen :confused: aus, dann sagt er/sie einfach seinen/ihren Namen und gut ist.

Ich habe auch ein ärztliches Attest über die Prosopagnosie , dass ich dieses Jahr im Rahmen einer Zeugenaussage vorgelegt habe.
Dafür wusste ich aber die Automarke, die Farbe und das Kennzeichen und der Polizist hat mir gesagt, dass andere Zeugen zwar den Fahrer beschreiben konnten, aber nicht das KFZ :zahn:

So hat jeder seine Stärken ;)

JackB
05-12-2016, 15:32
Mich würde interessieren, ob das Entdecken durch die junge Polizistin Zufall war, oder ob sie auch bereits Teil einer neuen Spezialisierung innerhalb des Ermittlungsdienstes ist.

Welche Art von Spezialisierung könnte das sein? Mit Gesichtserkennung hat der Fahndungserfolg offenbar nichts zu tun, denn der mutmaßliche Täter wurde ja anhand seiner auffälligen Frisur erkannt.

Inwieweit man aus einem 18,5 cm langen, schwarzen, blondierte Haar auf eine Undercut-Frisur mit Zopf schließen kann ist mir zwar auch unklar, aber vielleicht gab es da ja noch andere Hinweise. Vielleicht die Art der Blondierung (wird spezielle für diese Art von Frisuren angewandt). Oder vielleicht war das Haar nur noch teilblondiert (12 cm blond, 6,5 cm schwarz), was dann schon ein auffälliges Merkmal wäre.

JackB
06-12-2016, 10:24
Welche Art von Spezialisierung könnte das sein? Mit Gesichtserkennung hat der Fahndungserfolg offenbar nichts zu tun, denn der mutmaßliche Täter wurde ja anhand seiner auffälligen Frisur erkannt.

Inwieweit man aus einem 18,5 cm langen, schwarzen, blondierte Haar auf eine Undercut-Frisur mit Zopf schließen kann ist mir zwar auch unklar, aber vielleicht gab es da ja noch andere Hinweise. Vielleicht die Art der Blondierung (wird spezielle für diese Art von Frisuren angewandt). Oder vielleicht war das Haar nur noch teilblondiert (12 cm blond, 6,5 cm schwarz), was dann schon ein auffälliges Merkmal wäre.

Genau so war es:


Das am Tatort gefundene Haar war 18,5 Zentimeter lang, schwarz und mit changierender Blondierung. "Das Haar hat den Durchbruch gebracht", sagt Soko-Leiter David Müller auf BZ-Nachfrage. Dadurch konnte der Tatverdächtige auf den Kameraaufnahmen der VAG aus der Tatnacht identifiziert werden. Acht Zentimeter des Haares seien Naturfarbe, zehn Zentimeter seien blondiert.
http://www.badische-zeitung.de/polizei-17-jaehriger-soll-maria-l-ermordet-haben-ein-haar-war-wichtige-spur