PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Studie zu Rechtsextremismus in Ostdeutschland


Werbung

Shambles
18-05-2017, 16:23
Eine aktuelle Studie untersucht die Ursachen und Hintergründe von Rechtsextremismus in Ostdeutschland.



http://www.sueddeutsche.de/politik/studie-ueber-rechtsextremismus-schonungsloser-blick-auf-ostdeutsche-zustaende-1.3510433

Das mit Freital etwa ist aber mehr als untertrieben:

www.zeit.de/amp/gesellschaft/zeitgeschehen/2017-04/gruppe-freital-prozess-dresden-gestaendnis

Proteste?:suspekt:

Mieze Schindler
19-05-2017, 20:02
Vielen Dank. Finde ich recht interessant. (Weiter mag ich nichts dazu. Die Aufarbeitung der DDR ist eine ostdeutsche Angelegenheit. Was die Autoren ja auch mehrmals betonen.)


Hier kann man sich die Studie herunterladen: http://www.beauftragte-neue-laender.de/BNL/Redaktion/DE/Downloads/Publikationen/studie-rechtsextremismus-in-ostdeutschland.html

Antananarivo
21-05-2017, 18:22
Die Problematik besteht seit 28 Jahren darin, dass Ostdeutschland zum ganz überwiegenden Teil die DDR gar nicht aufarbeiten WILL.

Berenike
21-05-2017, 18:52
... ganz überwiegenden Teil die DDR gar nicht aufarbeiten WILL.

Das ist ja so fürs Erste mal eine knackige Ansage. Nun komme ich aus dem Westen, aber das interessiert mich jetzt doch!

Wer wäre denn jetzt für so eine Aufarbeitung zuständig?

Die Regierung? Frau Merkel? *schluck* Die Kirche? Die Gesellschaft? Die Presse? Das Volk? Insbesondere die, die kreisrennend das Volk zu sein glauben? Die Linken (als Partei)?

Und warum will es keiner machen?

Wurgel
21-05-2017, 22:10
Mit der Studie bin ich auch eher unzufrieden da ein wichtiger Teil, die Zeit der 90er, nur unbefriedigend wiedergegeben wurde.
Der Aspekt das Millionen Ossis ihre Chance nutzten und die Heimat verliessen kommt nicht zur Sprache. Aber es waren eben die Menschen die weltoffen, unternehmungslustig und bereit waren sich einzubringen in die Gesellschaft die ihre Zukunft eher in den alten Bundesländern bzw. der ganzen Welt sahen.

Nur als Bsp.. Ich bin aus der Landeshauptstadt Sachsen Anstalts und besuchte die 8. Klasse im Wendesommer 89. Nach den Ferien waren wir zwei Klassen mit je etwas mehr als zwanzig Schülern. Zwei Schüler fehlten weil sie mit ihren Familien über Ungarn abgehauen waren und einer weil die Ausreise genemigt wurde. Ein Jahr später wurden die Klassen zusammengelegt und wir waren etwas mehr als zwanzig Schüler. Zur Prüfung der 10. Klasse, kaum ein Jahr später, waren wir nur noch elf.
Ich wechselte auf das Gymnasium und auch dort verliessen mehrer die vier Klassen, wenn auch nicht in dem Maße wie in den Jahren davor, aber nach dem Abi nahm die Mehrzahl eine Ausbildung oder ein Studium weit entfernt an.

Diesen Verlust hat der Osten, ohne jetzt nachsehen zu wollen waren es wohl gut 3 Millionen, hat den Osten die Zivilgesellschaft geraubt und ist, meiner Meinung nach, viel entscheidener für die Zustände hier.

tanguy
21-05-2017, 22:14
Sehr wichtiger Aspekt. :d: Sehe ich als "Wessi" auch so.

mobsi
22-05-2017, 09:49
Die Problematik besteht seit 28 Jahren darin, dass Ostdeutschland zum ganz überwiegenden Teil die DDR gar nicht aufarbeiten WILL.

und wie sollte man das bitte aufarbeiten?

Dennis|Natascha
22-05-2017, 10:34
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeslaender-vergleich-so-rechtsextrem-ist-der-osten-a-443280.html

Das Problem besteht ja nicht erst seit gestern wie man diesem Artikel von 2006 entnehmen kann.

Und die Ursachen wurden auch schon sehr lange analsysiert.

Ostdeutsche Länder sind zwar rechter als Westdeutsche, aber nicht komplett rechts. Siehe Wahlergebnisse der Linken in den 5 Ostländern.

*Blue*
22-05-2017, 10:57
Mit der Studie bin ich auch eher unzufrieden da ein wichtiger Teil, die Zeit der 90er, nur unbefriedigend wiedergegeben wurde.
Der Aspekt das Millionen Ossis ihre Chance nutzten und die Heimat verliessen kommt nicht zur Sprache. Aber es waren eben die Menschen die weltoffen, unternehmungslustig und bereit waren sich einzubringen in die Gesellschaft die ihre Zukunft eher in den alten Bundesländern bzw. der ganzen Welt sahen.

Nur als Bsp.. Ich bin aus der Landeshauptstadt Sachsen Anstalts und besuchte die 8. Klasse im Wendesommer 89. Nach den Ferien waren wir zwei Klassen mit je etwas mehr als zwanzig Schülern. Zwei Schüler fehlten weil sie mit ihren Familien über Ungarn abgehauen waren und einer weil die Ausreise genemigt wurde. Ein Jahr später wurden die Klassen zusammengelegt und wir waren etwas mehr als zwanzig Schüler. Zur Prüfung der 10. Klasse, kaum ein Jahr später, waren wir nur noch elf.
Ich wechselte auf das Gymnasium und auch dort verliessen mehrer die vier Klassen, wenn auch nicht in dem Maße wie in den Jahren davor, aber nach dem Abi nahm die Mehrzahl eine Ausbildung oder ein Studium weit entfernt an.

Diesen Verlust hat der Osten, ohne jetzt nachsehen zu wollen waren es wohl gut 3 Millionen, hat den Osten die Zivilgesellschaft geraubt und ist, meiner Meinung nach, viel entscheidener für die Zustände hier.


in welcher Zeit? - also in den jahren nach '89 waren es nicht ganz so viel - aber ihr ward ja nur 11 Mio.
nach dieser Übersicht (http://www.bpb.de/geschichte/deutsche-einheit/lange-wege-der-deutschen-einheit/47253/zug-nach-westen?p=all) waren es in den ersten vier Jahren nach '89 ca 1,4 Mio - was über 10 % der Bevölkerung - und damit GEWALTIGE Verwerfungen sind.

suboptimal
22-05-2017, 11:28
Bevölkerung DDR 1989: 16,5 Millionen.

KVWUPP
22-05-2017, 13:11
Es wäre schon sehr interessant zu erforschen, wieweit sich die Sozialisation in der DDR auf bestimmte Einstellungen ausgewirkt hat und inwieweit das bis heute nachwirkt.

Dass es für den Aufbau einer Zivilgesellschaft nicht zwingend förderlich war, dass vor allem der beweglichere* Teil der Bevölkerung in relativ kurzer Zeit das Territorium der dann schon Ex-DDR verlassen hat, bleibt von mir unbestritten - aber das kann es nicht alleine gewesen sein. (Um das genauer zu differenzieren, müsste man auch eine vergleichende Studie mit denjenigen durchführen, die ungefähr in der Zeit von November 89 - Dezember 1995 (um mal einen Zeitraum zu nennen) gegangen sind. Einen Anteil wird die Sozialisation in der DDR durchaus gehabt haben - wie groß dieser Anteil ist, ist m.E. eine gründliche Forschung wert.

(Nebenbei: auch die Partei "Die Linke" ist meiner Erfahrung nach nicht ganz von manchmal doch durchaus rechten Untertönen frei, bzw. wird auch von Leuten gewählt, die strukturell rechtes Gedankengut durchaus nicht immer ablehnen, auch das wäre eine Forschungsaufgabe)

*"beweglich" ist auch nicht zwingend mit Weltoffenzeit gleichzusetzen - nur mal ein Beispiel (damit soll es auch genug sein): es gab 89/90 durchaus Sprüche von DDR-Bürgern, die zu dem Zeitpunkt kurz nach der Maueröffnung in die BRD kamen und an ihren neuen Arbeitsplätzen den türkischstämmigen/griechischstämmigen etc. Kollegen gleich sofort gesagt haben: Ihr könnt jetzt gehen, WIR sind ja jetzt da.

fraktal
22-05-2017, 15:08
in welcher Zeit? - also in den jahren nach '89 waren es nicht ganz so viel - aber ihr ward ja nur 11 Mio.
nach dieser Übersicht (http://www.bpb.de/geschichte/deutsche-einheit/lange-wege-der-deutschen-einheit/47253/zug-nach-westen?p=all) waren es in den ersten vier Jahren nach '89 ca 1,4 Mio - was über 10 % der Bevölkerung - und damit GEWALTIGE Verwerfungen sind.

Wenn man sich in die Nesseln setzen will kann man das viel weiter spinnen.

Wirklich sehr viele Menschen haben in der Zeit vor dem Mauerbau die DDR verlassen.
Das waren ganz bestimmt nicht die Fügsammen, leicht Kontrollierbaren, Ehrgeizigen, und unternehmerisch Denkenden.

Welche sind "drüben" geblieben?

Ich denke damals wurde der Gesellschaft ein großer Teil Individuen mit ganz bestimmten Eigenschaften entzogen. Eigenschaften deren Fehlen sicher Folgen hatte.

Welche Konsequenzen hatte das für die Erziehung der folgenden Generation?

Das wäre mal forschenswert, aber das wird sich niemand trauen.

redglori
22-05-2017, 18:03
„Wer ein Problem mit Antifa hat, wird in die rechte Ecke gestellt“ (https://www.welt.de/politik/deutschland/article164753972/Wer-ein-Problem-mit-Antifa-hat-wird-in-die-rechte-Ecke-gestellt.html)

In dieser Regierungsstudie wurden sogar Gesprächspartner erfunden (https://www.welt.de/politik/deutschland/article164821203/In-dieser-Regierungsstudie-wurden-sogar-Gespraechspartner-erfunden.html)


Da könnte man jetzt eine Studie zur Studie in Auftrag geben.

robin1
22-05-2017, 19:32
„Wer ein Problem mit Antifa hat, wird in die rechte Ecke gestellt“ (https://www.welt.de/politik/deutschland/article164753972/Wer-ein-Problem-mit-Antifa-hat-wird-in-die-rechte-Ecke-gestellt.html)

In dieser Regierungsstudie wurden sogar Gesprächspartner erfunden (https://www.welt.de/politik/deutschland/article164821203/In-dieser-Regierungsstudie-wurden-sogar-Gespraechspartner-erfunden.html)


Da könnte man jetzt eine Studie zur Studie in Auftrag geben.

man weiss gar nicht, ob man lachen oder weinen soll...

allein, das "knapp 40 Interviews mit meist linken Politikern und Aktivisten aus Zivilgesellschaft und Wissenschaft" (urgh...) schon als studie gelten, finde ich fragwürdig. wie in einem der kommentare unter dem WELT artikel steht: "genauso gut könnte man Drogendealer zum Thema Drogen befragen" :tkbeiss::tkbeiss:

wozu braucht es im übrigen eine ostbeauftragte???

Kosel
22-05-2017, 20:14
Sehr wichtiger Aspekt. :d: Sehe ich als "Wessi" auch so.

Ach. Auf einmal. :aggro:

Kosel
22-05-2017, 20:19
Wirklich sehr viele Menschen haben in der Zeit vor dem Mauerbau die DDR verlassen.
Das waren ganz bestimmt nicht die Fügsammen, leicht Kontrollierbaren, Ehrgeizigen, und unternehmerisch Denkenden.

Welche sind "drüben" geblieben?


Es verlassen nie die Erfolgreichen und Leistungsträger ein Land. Es sei denn es gibt eine Verfolgung. Frankreich hat sich bis heute nicht von den Hugenottenvertreibungen erholt.

Die Fähigen haben die DDR nach 1990 verlassen.

mobsi
22-05-2017, 20:24
Die Fähigen haben die DDR nach 1990 verlassen.

Das ist ja nun auch Schwachsinn. Als, ob der ganze Osten (jetzt) aus Idioten besteht.

Wurgel
22-05-2017, 22:18
Wenn man sich in die Nesseln setzen will kann man das viel weiter spinnen.

Wirklich sehr viele Menschen haben in der Zeit vor dem Mauerbau die DDR verlassen.
Das waren ganz bestimmt nicht die Fügsammen, leicht Kontrollierbaren, Ehrgeizigen, und unternehmerisch Denkenden.

Welche sind "drüben" geblieben?

Ich denke damals wurde der Gesellschaft ein großer Teil Individuen mit ganz bestimmten Eigenschaften entzogen. Eigenschaften deren Fehlen sicher Folgen hatte.

Welche Konsequenzen hatte das für die Erziehung der folgenden Generation?

Das wäre mal forschenswert, aber das wird sich niemand trauen.

Bitte fraktal, du hast doch deine Antworten auf diese Fragen.
Bennene sie doch einfach.

Ich kann das rumgeschwubel nicht mehr ertragen.

Wer ist den geblieben? "Der dumme Rest" als Abkürzung für DDR?
Oder meist du was anderes?

Ich habe so keine Lust mehr herumzuraten um die Fragen, an die sich ja "niemand traut" zu erahnen.

Verdammt diese Opferrolle geht mir so was gegen den Strich.

Komm zu Potte, in aller gebotenen Demut natürlich.

*Blue*
22-05-2017, 22:27
Es verlassen nie die Erfolgreichen und Leistungsträger ein Land. Es sei denn es gibt eine Verfolgung. Frankreich hat sich bis heute nicht von den Hugenottenvertreibungen erholt.

Die Fähigen haben die DDR nach 1990 verlassen.

aber in der DDR gab es doch eine Verfolgung. :suspekt:
oder wie meinst du das ?

klar gingen bis '61 auch viele, weil es wirtschaftlich im Westen besser lief.
aber sicher auch viele, die einfach auf die politische Situation keinen Bock hatten - das zeigten - und dann mit Einschränkungen und Schwierigkeiten zu kämpfen hatten.
vll nicht der Forschungsleiter - weil der seinen hohen Posten echt schätze.
aber der junge Dr.Ing.-Assistent - der noch alles vor sich hatte.
und der zählt bei mir zu den "Erfolgreichen".


und direkt '45 verließen sowieso wohl fast alle Grenznahen die DDR aus purer Angst vor den Russen, weil die halt noch die Möglichkeit hatten, bis die grüne Grenze ja relativ schnell dicht gemacht wurde.

tanguy
22-05-2017, 22:39
Ach. Auf einmal. :aggro:

Boah, das seh ich ja jetzt erst.

Ich hab das noch nie anders gesehen! :aggro:

Wurgel
22-05-2017, 22:55
In dieser Regierungsstudie wurden sogar Gesprächspartner erfunden (https://www.welt.de/politik/deutschland/article164821203/In-dieser-Regierungsstudie-wurden-sogar-Gespraechspartner-erfunden.html)


Da könnte man jetzt eine Studie zur Studie in Auftrag geben.

Also wieder für den Eimer.

Man möchte schreiend im Kreis laufen.

tanguy
22-05-2017, 23:01
In dieser Regierungsstudie wurden sogar Gesprächspartner erfunden (https://www.welt.de/politik/deutschland/article164821203/In-dieser-Regierungsstudie-wurden-sogar-Gespraechspartner-erfunden.html)



:ko: Meine Fresse, ist das peinlich und kontraproduktiv.

fraktal
22-05-2017, 23:16
Bitte fraktal, du hast doch deine Antworten auf diese Fragen.
Bennene sie doch einfach.

Ich kann das rumgeschwubel nicht mehr ertragen.

Wer ist den geblieben? "Der dumme Rest" als Abkürzung für DDR?
Oder meist du was anderes?

Ich habe so keine Lust mehr herumzuraten um die Fragen, an die sich ja "niemand traut" zu erahnen.

Verdammt diese Opferrolle geht mir so was gegen den Strich.

Komm zu Potte, in aller gebotenen Demut natürlich.


Was ist Dir denn quer gekommen?

Ich hab geschrieben was ich meine.
Das es erforschenswert wäre, den damaligen Verlust an Menschen zu untersuchen.
Und zwar unter den Kriterien, welche Leute das waren, und in welcher form sich dieser Verlust niederschlug.

Das wird aber niemand tun, weil die Ergebnisse brisant wären.

Meine Meinung dazu?
Ich denke, dass unternehmerisch denkende, freiheitsliebende, und Querdenker dringend nötig gewesen wären.
Ausserdem denke ich, das die dortgebliebenen sicher eher bereit waren die Verhältnisse zu akzeptieren. Diese Akzeptanz haben sie wohl auch an ihre Kinder weitergegeben.

Bevor das wieder falsch verstanden wird (und das wird es mit Sicherheit) es ist meine Meinung, und sie enthält keine Qualitative Wertung.

Dennis|Natascha
22-05-2017, 23:49
:ko: Meine Fresse, ist das peinlich und kontraproduktiv. Mehr als kontraproduktiv. Seh ich genauso.

alonzo
23-05-2017, 01:13
Was ist Dir denn quer gekommen?

Ich hab geschrieben was ich meine.
Das es erforschenswert wäre, den damaligen Verlust an Menschen zu untersuchen.
Und zwar unter den Kriterien, welche Leute das waren, und in welcher form sich dieser Verlust niederschlug.

Das wird aber niemand tun, weil die Ergebnisse brisant wären.

Meine Meinung dazu?
Ich denke, dass unternehmerisch denkende, freiheitsliebende, und Querdenker dringend nötig gewesen wären.
Ausserdem denke ich, das die dortgebliebenen sicher eher bereit waren die Verhältnisse zu akzeptieren. Diese Akzeptanz haben sie wohl auch an ihre Kinder weitergegeben.

Bevor das wieder falsch verstanden wird (und das wird es mit Sicherheit) es ist meine Meinung, und sie enthält keine Qualitative Wertung.

brisant ist ebenso, dass für fraktal als der schonungslose nr 1 querdenker und in-die-nessel-setzer des mtt, die schuld natürlich immer irgendwo links zu verorten ist, auch wenn das thema eigentlich eine these über den rechtsextremismus in ostdeutschland ist.

also hat der realsozialismus alle unternehmerischen, freiheitsliebenden (wobei freiheit in diesem sinne natürlich nur die freiheit derjenigen ist, dies diese sich leisten können, denn eine freiheit von armut wäre doch wieder sozialismus), querdenkenden menschen vertrieben.
gemäß dieser sozialdarwinistischen logik gab es natürlich im deutschen westen, so voller freigeister und querdenker, keine rechtsextremen straftaten, genausowenig wie rechte parteien in landtagen gewählt wurden oder rechtsextreme anschlage verübt worden sind und die tatsache, dass npd-funktionäre wie deckert, voigt oder apfel in westdeutschland geboren und sozialisiert wurden ist daher pure ironie.

also alles beim alten im ioff und keine aufregung, es sind mal wieder nur die kommunistennazis.http://mainzelsmile.ioff.de/cool/cool01.gif

https://www.youtube.com/watch?v=_kGtIJxAH3A

tanguy
23-05-2017, 01:18
OMFG

:rotfl:

:anbet:

peterprochow
23-05-2017, 02:26
Bereits im Ansatz der Studie steckt meiner Meinung nach eine gewisse Selbstherrlichkeit, die mir missfällt. Wenn wir die Erklärung für aktuelle Zustände in Ostdeutschland schon in der Vergangenheit suchen, dann sollten wir auch berücksichtigen, dass viele Ostdeutsche nicht nur eine Vergangenheit zu bewältigen haben, sondern zwei. Auch wenn es vielleicht dem eigenen Ego weniger schmeichelt, während und nach der Wende entstandene Missstände einzuräumen und der Analyse zuzuführen. ;)


Dennoch, ein interessantes Schlagwort habe ich dem Artikel entnommen: "kollektive Identifikation". Ich zitiere mal:

Vor allem in Sachsen begegneten die Forscher dem Wunsch nach einer "kollektiven Identifikation" mit einer möglichst "positiven, moralisch sauberen, regionalen Identität". Befördert werde dies von einer sächsischen CDU und deren politischen Kultur, die das Eigene überhöht und Abwehrreflexe gegen das Fremde, Andere, Äußere kultiviere.

Vom Gefühl her ist das ein Punkt, an dem sich hartnäckigeres Nachbohren tatsächlich lohnen könnte. Kollektive Identifikation in der DDR: Fast schon verbal eingeprügelt, seit den ersten Schultagen. Dann ein großer Knall und auf einmal: Nichts mehr. Leere. Dennoch ist das Bedürfnis nach diesem kollektiven Bewusstsein bei vielen weiter vorhanden. Also muss es mit politischen Inhalten gefüllt werden. Einige Ostalgiker identifizieren sich weiterhin mit dem Alten - viele jedoch nicht. Andere schlagen Wurzeln im politischen Mainstream des Westens. Wieder andere fallen auf rechte Rattenfänger rein. Hier kommt es meiner Meinung nach zu einer notwendigen Trennung:

Nicht verübeln kann ich diesen Menschen, dass sie auf ihrer Suche nach einer eigenen Identifikation andere Wege als die vorgegebenen westdeutschen gehen wollen. Wir sind teilweise recht stolz hier. Warum sollten wir mit dem Westwind transportiertes Bewusstsein dankbar und kritiklos 1:1 übernehmen, schwingt doch in diesem Wind mehr als nur gelegentlich mangelnde Kenntnis und Geringschätzung der ostdeutschen Seele mit? Hier wirken also möglicherweise mehrere Faktoren zusammen, mit dem resultierenden Bedürfnis, die Geringschätzung zu erwidern und sich folgerichtig um Kontrast zum gering Geschätzten zu bemühen. Da sollte sich jeder an die eigene Nase fassen, inwiefern er möglicherweise selbst zur Festigung solcher Mechanismen beigetragen hat - übrigens nicht nur bezüglich der Ost-West-Spannungen ein interessanter Ansatzpunkt, sondern auch im Hinblick auf das Verhältnis zwischen "alteingesessenen" Deutschen und Migranten der ersten Generationen. Letztendlich freilich ein alter Hut, den man wider besseren Wissens wohl nie flicken wird.

Sehr wohl verübeln muss ich diesen Menschen jedoch, dass sie sich bei ihrer bewusstseinsbedürftigen Suche in braunen Gewässern tummeln und dabei die Grenzen des Grundgesetzes austesten bzw. überschreiten. Hier muss ihnen klar vorgeworfen werden, sich einfachen parolenschwingenden Rattenfängern angeschlossen zu haben, statt den eigenen Hintern von der bequemen Couch gehoben und sich den kollektiven Zwecken dienliche GG-konforme politische Konzepte erarbeitet zu haben.


Hier ist übrigens noch viel Potenzial für zukünftige Missstände vorhanden. Wir haben in Thüringen beispielsweise (und glücklicherweise) nicht so viele Probleme mit Rechtsextremen wie etwa Sachsen-Anhalt. Das könnte sich jedoch irgendwann durchaus zum Schlechteren ändern, wenn die aktuelle politische Linie abnehmender Bürgernähe immer weiter vorangetrieben wird. Die Planungen zur thüringischen Gebietsreform sind hierfür ein besonders krasses Beispiel. Für viele Thüringer stellt sich die Lage, etwas übertrieben formuliert, so dar, dass eine fremde westdeutsche Regierung in Thüringen gegen den Willen eines Großteils der Bürger ein Reformkonzept durchsetzen will, welches an einer westdeutschen Universität in einem Stadt-an-Stadt-Gebiet entwickelt wurde und für eine eher ländliche Region wie Thüringen womöglich nur begrenzt brauchbar ist. Soviel zur öffentlichen Wahrnehmung. Hier kommen wieder alte Ängste auf - vor einem zunehmend autokratischen Staat, abnehmender Bürgernähe, "Herrschaft von außen". In diesem Zusammenhang ist es auch nicht besonders dienlich, dass die zahlreichen Proteste von Gemeinden und individuellen Bürgern irgendwie ungehört zu verhallen scheinen und auch Erhebungen zur Zustimmung zur Gebietsreform aufgrund des für die Planer äußerst schlechten Ergebnisses unter Verschluss gehalten wurden. Hier staut sich eine Menge Frust in Verbindung mit gefühlter Machtlosigkeit an. Man kann natürlich hier auch wie in vielen anderen Bereichen weiter mit dem Feuer spielen und sich hinterher aufregen, wenn sich der Frust auf welche Weise auch immer entlädt.



Fraktal, deiner Einschätzung über das charakterliche Ausbluten der DDR vor dem Mauerbau kann ich nicht zustimmen.

Zum einen habe ich die Erfahrung gemacht, dass die feste Zuschreibung charakterlicher Eigenschaften zu individuellen Personen nur äußerst begrenzt brauchbar, ja sogar irgendwie recht unangenehm fatalistisch ist. Ganz abgesehen davon, dass eine solche Sichtweise auch mit sehr weitreichenden Konsequenzen missbraucht werden könnte, um es mal vorsichtig zu formulieren. (Bitte sieh das nicht als auf dich gerichtet an.) Ich bin der Meinung, dass die meisten Menschen sowohl in ihren persönlichen Meinungen als auch in ihren charakterlichen Leitlinien sehr flexibel sein können. Auch Ehrgeiz, Leistungsbereitschaft und kritisches Querdenken sind meiner Meinung nach höchstens rudimentär personengebunden und demgegenüber viel stärker abhängig von äußeren Faktoren und biographischen Erfahrungen.

Zum anderen würde ich die typische Motivation zum Verlassen der Vor-Mauer-DDR weniger in politischer Nichtakzeptanz sondern mehr im Bereich der Wirtschaft sehen, die im Bundesgebiet aufgrund dessen entgegengesetzter politischer Einbindung einfach stärker boomte.

Ein wichtiges Argument hat ja auch Kosel weiter oben genannt.

Zu guter Letzt würde ich auch keine überdurchschnittliche Akzeptanz des DDR-Regimes durch die Bürger der DDR vermuten. Trotz aller machtsichernder Faktoren wie Zuckerbrot und Peitsche, lebenslanger Indoktrinierung, Gleichschaltung der Medien usw. gab es immer noch Widerstand in den Köpfen der Menschen, bis hin zum Fluchtversuch über ausgeklügelte und erbarmungslose Grenzsicherungsanlagen. Ich empfinde das nicht als allgemeine oder auch nur überdurchschnittliche Akzeptanz. Sowohl die zahlreichen Vorfälle mit sog. Grenzverletzern als auch die Notwendigkeit eines fast bis zur perversen Perfektion aufgeblasenen Stasi-Systems sprechen da eine andere Sprache. Wäre die DDR auf westdeutschem und die BRD auf ostdeutschem Gebiet errichtet worden, dann hätte sich deren Geschichte in puncto Systemkonformität und Widerstand kaum anders entwickelt. Die unterschiedlichen Systeme mit unterschiedlichen charakterlichen Qualitäten der Normalbürger zu assoziieren ist ein Schuss, der leicht nach hinten losgehen kann. Viel entscheidender für die historische Entwicklung war die Tatsache, dass beide deutsche Staaten lediglich Spielbälle in einem viel größer angelegten Wettkampf waren. Schande über uns, dass dessen Spieler es tatsächlich geschafft haben, uns dermaßen zu entzweien. ;)

fraktal
23-05-2017, 07:21
brisant ist ebenso, dass für fraktal als der schonungslose nr 1 querdenker und in-die-nessel-setzer des mtt, die schuld natürlich immer irgendwo links zu verorten ist, auch wenn das thema eigentlich eine these über den rechtsextremismus in ostdeutschland ist.


Interessant.
Wo siehst Du einen Verweis auf "irgendwie links"?
Ab ich weder geschrieben noch gemeint.
Aber Du wirst sicher besser wissen was ich gemeint habe.



also hat der realsozialismus alle unternehmerischen, freiheitsliebenden (wobei freiheit in diesem sinne natürlich nur die freiheit derjenigen ist, dies diese sich leisten können, denn eine freiheit von armut wäre doch wieder sozialismus), querdenkenden menschen vertrieben.
gemäß dieser sozialdarwinistischen logik gab es natürlich im deutschen westen, so voller freigeister und querdenker, keine rechtsextremen straftaten, genausowenig wie rechte parteien in landtagen gewählt wurden oder rechtsextreme anschlage verübt worden sind und die tatsache, dass npd-funktionäre wie deckert, voigt oder apfel in westdeutschland geboren und sozialisiert wurden ist daher pure ironie.


Welch eine Mühe Du Dir gibst, und dazu noch vollkommen umsonst.
Ich meinte lediglich, dass die Leute denen es nicht gefiel dort abgehauen sind.

Ganz ohne Rechts links, ehrlich.

fraktal
23-05-2017, 07:34
Fraktal, deiner Einschätzung über das charakterliche Ausbluten der DDR vor dem Mauerbau kann ich nicht zustimmen.

Zum einen habe ich die Erfahrung gemacht, dass die feste Zuschreibung charakterlicher Eigenschaften zu individuellen Personen nur äußerst begrenzt brauchbar, ja sogar irgendwie recht unangenehm fatalistisch ist. Ganz abgesehen davon, dass eine solche Sichtweise auch mit sehr weitreichenden Konsequenzen missbraucht werden könnte, um es mal vorsichtig zu formulieren.


Jepp, und leider ist genau das sehr weit verbreitet.
Und klar, die Leute können sich ändern, und tun das erfreulicherweise auch häufig.
Trotzdem fände ich es interessant die Vorgänge damals in dieser Hinsicht zu untersuchen.
Dercharakterliche Aspekt war dabei eigentlich gar nicht mein Gedanke, der allerdings nahe liegt.
Mir gings eher drum, was diese Menschen in der DDR taten und wie sie wirkten, und was es
bedeutete als sie plötzlich alle weg waren.

dedeli
23-05-2017, 09:55
Da zu der Studie vermutlich alles gesagt wurde und sich der Thread inzwischen zu einer allgemeinen politischen Diskussion entwickelt hat, wird der Thread geschlossen.

dedeli
24-05-2017, 01:10
Der Vollständigkeit halber noch ein Link zur Stellungnahme des Göttinger Instituts für Demokratieforschung, das die Studie erstellt hat:
http://www.demokratie-goettingen.de/content/uploads/2017/05/Gegendarstllung-zum-WELT-Artikel.pdf
(PDF)