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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Biologie Schweinegehirne 10 Stunden nach dem Tod reanimiert


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Proteus
18-04-2019, 15:16
Wissenschaftler haben 32 Gehirne von (für Nahrungszwecke geschlachteten) Schweinen genommen und diese 4 Stunden nach deren Tod an eine Pumpe angeschlossen, welche diese mit einer Nährlösung versorgten die reich an Sauerstoff, Nährstoffen und schützenden Chemikalien war.
6 Stunden später (also 10+ Stunden nach dem Tod der Schweine) wurde dann untersucht, wie es den Zellen geht.

Man fand dass die Zellen voll funktionsfähig waren und ihren normalen Stoffwechselvorgängen nachgingen.
Eine Kommunikation zwischen den Zellen fand nicht statt ... also wohl auch kein Bewusstsein ... was aber auch damit zusammenhängen dürfte, dass man das Gehirn für eine ganze Weile an der Maschine bewusst mit Blockern umspülte, welche eine neuronale Kommunikation verhindern (hättee man neuronale Aktivität gehabt, hätte sich das ethische Problem gestellt, daß man möglicherweise mit einem Gehirn experimentiert das ein Bewusstsein hat).
Allerdings ist das Überleben der Zellen schon erstaunlich genug, weil man bisher davon ausging, dass die Zellen des ZNS 15 Minuten nach Ende der Nährstoffversorgung ein Apoptoseprogramm einleiten, welches irreversibel ist.

https://www.vox.com/science-and-health/2019/4/17/18410611/pig-brain-nature-study-revive-cell-death-brainex
https://www.technologyreview.com/s/611007/researchers-are-keeping-pig-brains-alive-outside-the-body/
https://www.nature.com/articles/s41586-019-1099-1
https://www.nimh.nih.gov/news/science-news/2019/nih-brain-initiative-tool-may-transform-how-scientists-study-brain-structure-and-function.shtml?utm_source=NIMHwebsite&utm_medium=nimhsocial

Nicht nur, dass die Erkenntnis eventuell hilfreich sein könnte, Menschen auch nach dem Hirntod wiederzubeleben ... es könnte auch bei der Transplantationsmedizin eine große Rolle spielen (die Neuronen und Sinneszellen der Augen unterliegen beispielsweise den selben Mechanismen wie das Gehirn, weswegen eine Augentransplantation momentan unmöglich ist ... möglicherweise könnte man die Erkenntnis aus den Schweinegehirnen dazu benutzen, auch Augen nach dem Tod noch transplantieren zu können).
Ganz zu schweigen von Gehirntransplantationen in andere Körper (was aber sicherlich noch sehr stark Zukunftsmusik ist, immerhin müsste man dazu ebenfalls die neuronalen Verbindungen vom Gehirn zum Rückenmark des SPenderkörpers herstellen und sicher auch die Hirnhäute wieder zusammenflicken und das lymphatische System im Schädel des Spenderkörpers wieder reaktivieren)

cobrita
18-04-2019, 15:40
:rotauge:

Wer heckt da grade was aus? Mir machen solche Forschungen Angst.

fraktal
18-04-2019, 16:07
:rotauge:

Wer heckt da grade was aus? Mir machen solche Forschungen Angst.

Mir nicht, Forschung macht mir niemals Angst.

Die Geschichte zeigt, das aus "Angst vor Forschung/Erkenntnis" die fürchterlichsten Dinge gemacht wurden, und zwar vorsätzlich.

Hingegen ist die Forschung, langfristig betrachtet ein Segen für die Menschheit.
Man stirbt nicht an einem gebrochenem Bein oder Blinddarmenzündung, man lebt weitaus länger als man normalerweise könnte, man kann nachts lesen, man KANN lesen, die Liste ist endlos.

Proteus
18-04-2019, 20:07
:ja:

Von solchen Sachen wie Universal Soldier (wo tote Soldaten als Tötungsmaschinen (ohne Erinnerung an ihre altes Leben) reanimiert werden) sind wir nun wirklich meilenweit entfernt :D

Im Moment dürften die positiven Effekte der Forschung überwiegen.
Von dem erwähnten potentiellen Nutzen für die Transplantationsmedizin, bis hin zur Möglichkeit, Leute mit einer höheren Erfolgschance nach dem Hirntod zu reanimieren und Möglichkeiten zu finden, Folgeschäden nach längerer Sauerstoffunterversorgung des Gehirns zu vermeiden (oder gar zu reparieren)

cobrita
18-04-2019, 21:26
Aber es gibt auch eine andere Seite, die mir trotzdem Angst macht. Mit neuen Erkenntnissen hat man Menschen manipuliert, man hat Erneuerungen in die Waffenindustrie gesteckt und damit Schindluder getrieben und wenn man nun am menschlichen Hirn rumdoktert... was hindert eine Regierung daran, ihre Bevölkerung noch mehr zu steuern und manipulieren (waschen), als es eh schon durch Medien und politischen Machtspielchen geht? Ich sehe doch, was TV/Medien/Social alles schon kaputtmachen! Alles, nur nicht nachdenken und selber was auf die Beine stellen, so sieht man viele heutzutage. Die schauen nur noch auf Monitore, reagieren wie Pawlow'sche Hunde und wenn man das nun in die Hirnforschung einbaut, dann Gnade Gott der Menschheit.

Es geht ja z.B. hier in Italien noch die Falschmeldung durch die Köpfe, dass man bald einen Chip unter die Haut implantiert bekommt, der einen dann so richtig kontrolliert und alle Daten einer Person speichern wird und weiterleitet. Klar, es ist eine Ente aber weiss man es, ob es nicht doch irgendwann dazu kommt? In manchen Unternehmen haben sich scheinbar die Angestellten freiwillig dafür zur Verfügung gestellt, statt mit badges und Kreditkarten hantieren zu müssen.

Pessimistisch? Nun, man braucht sich nur die Geschichte der Menschheit mit den schlimmsten Kriegen und deren Konsequenzen anschauen. Die menschliche Natur kann sich scheinbar nur noch auf Schlechteres einlassen, das Gute ist "uncool" geworden. Die wenigen, die es versuchen, gehen in der Regel sehr schnell unter. Vor 70 Jahren hat man auch Experimente gemacht. In Lagern. Angeblich, um die Wissenschaft und die Medizin im speziellen zu unterstützen. Die Tierversuche gibt es immer noch, fehlt noch der Mensch aber auch dieses Tabu ist am Bröckeln.

Ich bin fast froh, dass ich zu alt bin, den Rest noch zu erleben. Zumindest hoffe ich das!

carl_1
18-04-2019, 23:02
:ja:

Von solchen Sachen wie Universal Soldier (wo tote Soldaten als Tötungsmaschinen (ohne Erinnerung an ihre altes Leben) reanimiert werden) sind wir nun wirklich meilenweit entfernt :D

Im Moment dürften die positiven Effekte der Forschung überwiegen.
Von dem erwähnten potentiellen Nutzen für die Transplantationsmedizin, bis hin zur Möglichkeit, Leute mit einer höheren Erfolgschance nach dem Hirntod zu reanimieren und Möglichkeiten zu finden, Folgeschäden nach längerer Sauerstoffunterversorgung des Gehirns zu vermeiden (oder gar zu reparieren)

Ich verstehe ja die positiven Aspekte der Forschung, aber impliziert das nicht gleichzeitig, dass jemand der für Hirntod erklärt wird, gar nicht so "tot" und "merkbefreit" ist, wie man z.B. für die Organspende immer argumentiert?

Proteus
18-04-2019, 23:35
Ich verstehe ja die positiven Aspekte der Forschung, aber impliziert das nicht gleichzeitig, dass jemand der für Hirntod erklärt wird, gar nicht so "tot" und "merkbefreit" ist, wie man z.B. für die Organspende immer argumentiert?

Letzteres definitiv nicht:
An dem Paradigmum daß Du ohne neuronale elektrische Aktivität auch kein Bewusstsein hast ändern die neuen Versuche nichts (und auf ein Fehlen neuronaler elektrischer Aktivität deutet ja die Flatline im EEG hin).

Allerdings deuten die Versuche an, daß der Hirntod möglicherweise doch nicht so irreversibel ist, wie man mehrheitlich immer glaubte und man, sofern die Medizin die richtigen Techniken entwickelt, möglicherweise tatsächlich vom Hirntod wieder auferstehen könnte.
Für die Organspende wirds mit Sicherheit mit dem momentanen Stand der Technik keinen Unterschied machen. Solange die Medizin die entsprechenden Techniken noch nicht entwickelt (und zur Anwendungsreife am Menschen gebracht) hat, ist man mit dem Hirntod eben tatsächlich unrettbar weg

In gewisser Hinsicht ist das sicher auch ein tolles Gefühl für die Leute die tausende von $ zahlen um ihre Leiche (oder zumindest ihren Kopf) nach dem Tode einfrieren und tiefkühl-lagern zu lassen. Denn vielleicht heißt das, daß sie irgendwann in naher oder ferner Zukunft (so ihre Neuronen durch das Einfrieren, trotz Frostschutzmittel, nicht doch zu sehr beschädigt wurden) tatsächlich wieder zum Leben erweckt werden könnten.

HobbyChinese
18-04-2019, 23:49
Jetzt hatte ich gerade gedacht: Och nee, nicht noch ein Trump-Thread :zahn:

BrianBoru
19-04-2019, 09:44
Ich verstehe ja die positiven Aspekte der Forschung, aber impliziert das nicht gleichzeitig, dass jemand der für Hirntod erklärt wird, gar nicht so "tot" und "merkbefreit" ist, wie man z.B. für die Organspende immer argumentiert?
So ist das.

Ich hatte mal eine Doku gesehen, in der Ärzte sprachen, die nicht mehr an Organentnahmen teilnehmen. Grund: die Patienten zeigten mit dem ersten Schnitt starke Schmerzen (Herzfrequenz, Blutdruck, ...). Die Narkose wird nämlich aus Kostengründen meist gespart und ist nicht in jedem Land zwingend vorgeschrieben. Leider finde ich diese Doku nicht mehr.

Dafür habe ich aber ein Interview wiedergefunden mit einem Mann, der vor vielen Jahren als Jugendlicher seinen Bruder verlor. Dieser wurde für hirntot erklärt und seine Organe entnommen. Er hat sich die Unterlagen dazu herausgeben lassen und konnte als Chirurg ableiten, was damals bei der Organentnahme mit seinem Bruder geschah.
https://www.youtube.com/watch?v=krqX8rT3wrA

Es ist keineswegs unumstritten, ob Hirntod (erfunden 1959) auch wirklich Hirntod bedeutet.



Wann ist tot tot?
18. April 2019 Christoph Jehle

Während in Deutschland die Organspende zum Normalfall erklärt werden soll, wird in der Schweiz der Hirntod als Kriterium für den eingetretenen Tod angezweifelt
Quelle (https://www.heise.de/tp/features/Wann-ist-tot-tot-4399929.html)

BrianBoru
19-04-2019, 19:50
Nachtrag:

... Eine Leiche können Sie nicht beatmen ...

https://www.youtube.com/watch?v=YnLc7MWAIDk

carl_1
19-04-2019, 22:15
Letzteres definitiv nicht:
An dem Paradigmum daß Du ohne neuronale elektrische Aktivität auch kein Bewusstsein hast ändern die neuen Versuche nichts (und auf ein Fehlen neuronaler elektrischer Aktivität deutet ja die Flatline im EEG hin).


Danke, Proteus, für die Erklärung. Jetzt verstehe ich es.