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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Literatur-Nobelpreis


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ruru
02-10-2003, 13:44
Der diesjährige Nobelpreis geht an den Südafrikaner J.M. Coetzee.
Mehr dazu hier (http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,268097,00.html)

Mir ist er völlig unbekannt. Hat schon jemand etwas von ihm gelesen?
In nächster Zeit wird man wohl einiges von ihm in den Buchhandlungen finden.
Sind seine Bücher empfehlenswert?

Blauschimmel
02-10-2003, 13:49
Ich freue mich, daß der alte geile Bock Philip Roth nicht den Preis bekommen hat!

Justine
02-10-2003, 17:41
Ich habe vor längerer Zeit Coetzees "Schande" (- Disgrace) gelesen.
Ein alter Universtätsprofessor - natürlich spielt das Ganze in Südafrika, dessen Probleme eines der großen Themen des Buches sind - verliert seine Stellung, weil er bei seinen Affären mit Studentinnen zu weit gegangen ist.
Er reist dann auf die Farm seiner Tochter - auch die Beziehung zu ihr ist schwierig und vielschichtig - und beide erleben Gewalt gegen Weiße an sich selbst.
Dann kommt noch die Arbeit in einem Tierheim hinzu - ach, es ist wirklich schwierig, das alles auf einen Nenner zu bringen. Man ist fasziniert und abgestoßen zugleich.
Ein Rezensent bei Amazon schrieb z.B.:

"Um es gleich vorab zu sagen: Das Buch Schande von Coetzee ist ein absolutes Glanzlicht, nicht nur der Südafrikanischen Literatur, sondern der Literatur des 20 Jahrhunderts. Meisterlich komponiert, schlicht und doch tiefgründig in der Sprache und fesselnd während des gesamten Textes.
David Lourie, der "Held" der über eine Affäre an der Universität stolpert (er der Professor und eine junge Studentin) zieht sich aufs Land zur Farm seiner Tochter zurück um Abstand zu gewinnen, wird jedoch mit eigentlich grösseren Problemen konfrontiert. Das Buch behandelt viele Themen, zB (Vater-Tochter-Beziehungen, soziales Gefüge in Afrika, Mensch-Tier-Beziehungen, Gewalt, das Älterwerden, der Perspektivwechsel des Stadtmenschen im ländlichen Umfeld und natürlich auch die Promiskuität des Helden). Ohne diese Themen wirklich tot zu diskutieren, gelingt es dem Autor den Menschen am Knotenpunkt dieser Einflüsse, hervorragend zu zeigen. Coetzees Prosa ist unaufdringlich, sicher und einfach. Ein grandioses Buch, nicht umsonst mit dem Bookerpreis bedacht."

Den Bookerpreis hat der Autor übrigens zweimal bekommen, aber so hingerissen wie der o.a. war ich seinerzeit nicht. Lest selbst!
Wenn ich über Südafrika lesen will, greife ich zu den Büchern der Nadine Gordimer.

Justine
05-10-2003, 00:25
So, jetzt hab ich einen vernünftigen Artikel dazu gefunden.

Das ABC Afrikas neu lernen
Literatur-Nobelpreis für John Marie Coetzee

Von Iris Radisch für ZEIT.de

J.M. Coetzee wurde 1940 in Kapstadt geboren und stammt aus einer alten eingewanderten burischen Familie - womit sein großes Thema, sein Lebensdrama schon benannt ist. Es ist die Unversöhnlichkeit, die das Leben in Südafrika (aber natürlich nicht nur dort) prägt. Es ist die Einsamkeit eines europäisch denkenden, in Afrika lebenden Intellektuellen, die Coetzee (der über Samuel Beckett promoviert hat) erweitert und vertieft. Ein existentialistischer Eiseshauch ist in seinen Büchern, die ihren Helden nie viel Handlungsspielraum geben.

In seinem vielleicht persönlichsten Buch „Schande“ (auf deutsch erschienen im Jahr 2000 im S. Fischer Verlag) ist es ein 52jähriger Literaturprofessor in Kapstadt (auch Coetzee ist Literaturprofessor in Kapstadt), der sich im Ghetto einer südafrikanischen Intellektuellenexistenz nicht enger, nicht einsamer, nicht verlorener vorkommt als irgendwo sonst auf der Welt, wo es Whisky, Computer und die Damen des diskreten Begleitservice gibt. Coetzee hat das Leben dieses Alter Egos mit einigen abgelegten Ehefrauen, jungen Geliebten, guten englischen Büchern und ungezählten Sicherheitsschlössern an Seele und Haustür ausgestattet. Doch die alteuropäische Existenz inmitten Afrikas hat keine Zukunft, sie hat in diesem Roman noch nicht einmal eine Gegenwart. Der Professor wird entlassen, nachdem er mit einer Studentin im Bett war. Er begibt sich in die Diaspora, aufs Land, ins schwarze Afrika, wo seine Tochter eine Hundepension führt. Das Leid der Kreatur macht bald einen stärkeren Eindruck auf ihn als sein eigenes.

Wie Coetzee überhaupt in seinen Büchern (zuletzt in „Das Leben der Tiere“ auf deutsch im Jahr 2001 erschienen) eine den landläufigen Humanismus weit überschreitende Position einnimmt und sich gegen Schlachthöfe und den Mord an Tieren zum einzigen Zweck, sie zu verzehren, vehement ausspricht. Die eher trockene Verzweiflung, die Coetzee auszeichnet, ist jedoch nicht mit Ausweglosigkeit gleichzusetzen. Am Ende von „Schande“ – der Professor und seine Tochter wurden von Schwarzen überfallen und übel zugerichtet – steht zwar keine Utopie, aber doch ein Lichtblick. Man muss, heißt es dort, noch einmal neu anfangen, ohne Würde, ohne Rechte, ohne Ehre. Man muss das ABC Afrikas neu lernen. Neue Töne finden. Nichts anderes hat J.M. Coetzee in seinem großartigen und reichen literarischen Werk unternommen.

(c) DIE ZEIT

Liebe Mods, der ist doch so kurz und eine gute Werbung für DIE ZEIT ... :)

Justine
05-10-2003, 14:03
Da sich hier nix tut , gebe ich nochmal meinen Mostrich dazu. ;)

Umfassende Informationen bekommt man in der Samstagsausgabe der WELT. Coetzee wird als "Solitär, nicht Repräsentant" charakterisiert.

Auch "Scharlatan" wurde er genannt in der Südafrikanischen "Sunday Times": "Coetzees Charaktere sind niemals glücklicher als in den Momenten, da sie sich selbst bedauern." (Colin Bower)

Andereseits nennt ihn Nadine Gordimer "Freund und großen Schriftsteller" und hofft, dass er von Australien wieder zurück zieht nach Südafrika.

Südafrikas Präsident Thabo Mbeki "genießt den Ruhm" für sein Land.

Der Stockholmer Akademie, die den Preis vergab wird gelobt, weil sie sich dem Trend widersetzt habe: eigentlich wäre ja eine Frau "dran" gewesen oder ein Schwarzafrikaner oder einer der berühmten Nordamerikaner. Die Entscheidung sei eine "ästetische", meint Elmar Krekeler von der WELT.

Lest selber, bei S. Fischer gibt es 10 Bücher von Coetzee (ausgesprochen ungefähr Kudzii, er hat burische Vorfahren).

In der Hoffnung, euch informatorisch gedient zu haben, verbleibe ich mit besten Sonntagsgrüßen,
Justine ;)

Kiliani
10-08-2004, 23:20
Jetzt wird es langsam Zeit, sich über den Literatur-Nobelpreis für 2004 Gedanken zu machen.

Wen würdet ihr denn vorschlagen, wenn ihr da was zu sagen hättet?

:confused:

Kiliani
12-09-2004, 12:13
@ Literatur-Nobelpreis



The 2004 Ig Nobel Prize winners will be announced on Thursday evening, September 30, at the 14th First Annual Ig Nobel Prize Ceremony, at Harvard's Sanders Theatre. The ceremony will be telecast live on the Internet.

So, nun wissen wirs also: Am 30. September ist es soweit. :wink:

Kiliani
12-09-2004, 12:16
Und hier noch mal was zum Gewinner 2003:


Coetzee, J. M. [kö'tsē]


Coetzee, J. M. (John Maxwell Coetzee), 1940–, South African novelist, b. John Michael Coetzee. Educated at the Univ. of Cape Town (M.A. 1963) and the Univ. of Texas (Ph.D. 1969), he taught in the United States and returned home (1983) to become a professor of English literature at Cape Town. He immigrated to Australia in 2002. Several of Coetzee's novels are noted for their eloquent protest against political and social conditions in South Africa, particularly the suffering caused by imperialism, apartheid, and postapartheid violence. His books are also known for their technical virtuosity. Often melancholy and detached in tone and spare in style, his fiction treats themes of human violence and loss, weakness and defeat, isolation and survival. His critically acclaimed novels include In the Heart of the Country (1977), Waiting for the Barbarians (1982), the Booker Prize–winning The Life and Times of Michael K (1983) and Disgrace (1999), The Master of Petersburg (1994), and Elizabeth Costello (2003). Among Coetzee's other writings are the memoirs Boyhood (1997) and Youth (2002) and several essay collections. He was awarded the Nobel Prize for Literature in 2003.

pikaia
20-09-2004, 10:16
Bis zur Bekanntgabe Anfang Oktober 2004 haben wir noch Zeit, die Liste der langjährigen Kandidaten zu erinnern. Vielleicht wird einer der altbekannten Aspiranten gewinnen? Mir fallen folgende Personen ein:

Nuruddin Farah (Somalia / Niger)
Carlos Fuentes (Mexiko)
Mario Vargas Llosa (Peru)
Juan Goytisolo (Spanien)
Philip Roth (USA)
Assia Djebar (Algerien / Frankreich)

Lucio
22-09-2004, 12:19
Also, in diesem Jahr habe ich noch keine einzelne Pressemitteilung mit Hinweisen gelesen und im Internet auch keine gefunden, wer dieses Jahr vermutlich den Preis bekommt.

Ausgehend von den Erfahrungen der Vorjahre dürfte Philip Roth Favorit sein. Denkbar sind wohl auch John Updike und Margaret Atwood als nordamerikanische Schriftsteller, der Peruaner Mario Vargas LLosa, als afrikanische Autoren Nuruddin Farah, Ben Okri und Assia Djebar, Amos Oz (Israel) und als europäische Schriftsteller die Damen und Herren Antunes, Christensen und Tranströmer. Aus diesem Kreis müsste wohl mit 80-90%iger Wahrscheinlichkeit der Nobelpreisträger kommen.

Von Carlos Fuentes und Juan Goytisolo habe ich im Zusammnhang mit dem Nobelpreis lange nichts gehört.

Luxemburg
22-09-2004, 13:48
Also, in diesem Jahr habe ich noch keine einzelne Pressemitteilung mit Hinweisen gelesen und im Internet auch keine gefunden, wer dieses Jahr vermutlich den Preis bekommt.


Folgendes gefunden:

Die Liste der Kandidaten enthält mindestens 500 Namen, unter ihnen die Russen Bitow, Sulfikarow, Achmadulina, Ajgi.
Quelle: literatur.ru

Kiliani
23-09-2004, 11:44
Also, in diesem Jahr habe ich noch keine einzelne Pressemitteilung mit Hinweisen gelesen und im Internet auch keine gefunden, wer dieses Jahr vermutlich den Preis bekommt.


Ich finde auch, es ist recht still um den Literatur-Nobelpreis 2004.

Die Ruhe vor dem Sturm, vielleicht? ;) :)

pikaia
30-09-2004, 12:05
HR-Online veranstaltet ein virtuelles Börsenspiel, bei dem man Aktienoptionen auf die Kandidaten setzen kann:
http://www.nobelpreisboerse.de

Dort sind John Updike und Philip Roth derzeit die Top-Kandidaten.

reddevil
30-09-2004, 13:10
Nick Hornby hätts auch mal verdient...

pikaia
04-10-2004, 13:17
Am Donnerstag (7.10.) ist es so weit. 13:00 Uhr.
*wart* ...

Kiliani
06-10-2004, 06:06
Thanx for this Info, pikaia! :ja: :wink:

Der Countdown läuft ........ ;)

Lucio
06-10-2004, 13:19
Heute sind die ersten Voraussagen zu lesen. Demnach ist fest damit zu rechnen, dass morgen eine Frau den Literaturnobelpreis gewinnt. Der ORF nennt Margaret Atwood und Joyce Carol Oates als erste Anwärterinnen, daneben Assia Djebar, Doris Lessing, Vizma Belsevica und die Östereicherin Frederike Mayröcker.

Kiliani
06-10-2004, 20:31
Einmal werden wir noch wach.

Heissa, dann ist Nobel-Tach! :freu:

*gespannt wart* :wink:

Biggus Dickus
06-10-2004, 23:51
Heute sind die ersten Voraussagen zu lesen. Demnach ist fest damit zu rechnen, dass morgen eine Frau den Literaturnobelpreis gewinnt. Der ORF nennt Margaret Atwood und Joyce Carol Oates als erste Anwärterinnen, daneben Assia Djebar, Doris Lessing, Vizma Belsevica und die Östereicherin Frederike Mayröcker.

Mmmh. Da sind schon mal drei dabei, für dich mich sehr freuen würde...

Kiliani
07-10-2004, 06:43
Stockholm - Der Träger des diesjährigen Literatur-Nobelpreises wird am Donnerstag, 7.10., gegen 13 Uhr bekannt gegeben, teilte die Schwedische Akademie der Wissenschaften am Dienstag mit - und beendete damit eine Zeit der Terminunsicherheit. Im Vorjahr ging die mit 10 Millionen Kronen (1,1 Millionen Euro) dotierte Auszeichnung an den südafrikanischen Autor J.M. Coetzee.

Die Stockholmer Nobelpreis-"Wahrsager" sind sich in diesem Jahr ungewöhnlich einig: Bei der Bekanntgabe im ehrwürdigen Börsenhaus wird Jurychef Horace Engdahl am Donnerstag den Namen einer Frau verkünden, heißt es in den schedischen Zeitungen. Als Anwärterinnen für den Preis werden vor allem die Kanadierin Margaret Atwood und die US-Autorin Joyce Carol Oates genannt. Aber in der Woche vor der Bekanntgabe tauchten auch Namen auf, die anders als die seit Jahren immer wieder genannten Atwood und Oates bisher nicht im Spekulationszirkus gehandelt wurden. Auffällig oft etwa zirkulierten dabei die Namen der in Algerien geborenen und in Frankreich lebenden Assia Djebar und der österreichischen Lyrikerin Friederike Mayröcker. In den Vorjahren als Außenseiterin schon dabei gewesen ist die lettische Lyrikerin Vizma Belsevica. Geht es nach dem nicht selten verwirklichten Prinzip, dass "ewige Anwärter" den Preis dann irgendwann bekommen, muss auch die Britin Doris Lessing zum engeren Favoritenkreis gerechnet werden.

Die Termine für die Vergabe der übrigen Nobelpreise stehen bereits seit Ende August fest. Der Reigen begann am Montag mit der Nennung der Preisträger für Medizin. Die Auszeichnung geht an die Amerikaner Richard Axel und Linda Buck für ihre Verdienste um die Erklärung des Geruchssinns. Am Dienstag steht die Vergabe des Nobelpreises für Physik am Programm. Der Empfänger des Preises für Chemie wird am Mittwoch, der Friedensnobelpreisträger am Freitag und der Träger des Wirtschaftsnobelpreises am kommenden Montag bekannt gegeben. (APA/dpa/AP)

Aus: Der Standard

smettgo
07-10-2004, 13:24
ELFRIEDE JELINEK erhält den lit.nobelpreis 2004 !!!!!!!!

q: derstandard.at

goldstern
07-10-2004, 13:24
Nobelpreis geht an Elfriede Jelinek (http://de.news.yahoo.com/041007/3/48ku5.html)

Harki
07-10-2004, 14:04
Nobelpreis geht an Elfriede Jelinek (http://de.news.yahoo.com/041007/3/48ku5.html)

:ko:

Damit ist der Preis endgültig entwertet.

Kiliani
07-10-2004, 14:10
Damit ist der Preis endgültig entwertet.

Ooooch, sei do nit so schdreng! :nein:

"Jelinek" heißt "Hirschlein". :ja:

Un wer wird denn gege e so e liébs Dierle ebbes habe? :nixweiss:

:) :wink:

gothmog
07-10-2004, 14:43
:ko:

Damit ist der Preis endgültig entwertet.

Zustimmung. Jelinek ist - außer das sie vollkommen unsymphatisch ist - nicht wirklich "so" gut.

Bobby Peru
07-10-2004, 15:34
ich finde die entscheidung überraschend, skurril und trotzdem gut.

JimKnopf
07-10-2004, 15:59
Ich finde die Entscheidung sehr mutig,wird sicher viele kontroverse Diskussionen hervorrufen in der Literaturwelt

Lucio
07-10-2004, 17:26
Auf Elfriede Jelinek wäre ich gar nicht gekommen und wenn man es positiv formulieren will, kann man sagen, dass dem Komitee eine Überraschung gelungen ist.

Damit wurden von den letzten zehn LNP übrigens gleich mal acht an europäische Literaten vergeben; falls man Gao Xingjian wegen seines französischen Passes auch noch als Europäer werten will, sind es sogar neun.

Luxemburg
07-10-2004, 17:29
Interessant ihre Reaktion: Sie fühle sich durch den Preis bedroht, fürchtet, nun ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt zu werden. Sie werde an der Vergabefeierlichkeit nicht teilnehmen, fühle sich psychisch nicht dazu in der Lage...

Holla, die Waldfee. Typisch Literaten! :D

ramirezz
07-10-2004, 20:14
Klasse Entscheidung! Super Elfriede! Ich freu mich!

magicview
07-10-2004, 20:39
Das ist mit Abstand die Nachricht des Jahres.
Irgendwie bewegend.
Endlich mal.
:heul:

smettgo
07-10-2004, 21:16
ich war heute auch ganz von den socken, als ich es gelesen hab. ich spür eine art von mittelbarer genugtuung. und natürlich freu ich mich für sie, ganz gewaltig. hach, die krone tut sich schwer, nimmt die meldung "nur" in den anriss, kein foto des erzfeindlichen "drecks" (quote wolf martin). wenn ich sie das nächste mal im cafe museum sitzen seh, werd ich noch verlegener als sonst sein :anbet:

pH_Senka
07-10-2004, 23:39
Ich kann der Schreibe von der Jelinek überhaupt nichts abgewinnen,
dieses dauergequält desaströse Gejammer hat nun überhaupt nichts
mit Lyrik zu tun.

Ein in der Art verfasster Schulaufsatz hätte unter Garantie keine zwei
Tage später freundlich interessierten Besuch des Jugendamts zur Folge.

Kiliani
08-10-2004, 06:15
http://upload.mcgill.ca/german/jelinekarms.jpg

Warum hat eigentlich bisher noch niemand ein Bild von Elfriede gezeigt? :wink:

Harki
08-10-2004, 10:35
Warum hat eigentlich bisher noch niemand ein Bild von Elfriede gezeigt? :wink:

Aus Nachsicht und freundlichem Entgegenkommen gegenüber der Geehrten.

Kiliani
08-10-2004, 11:48
Aus Nachsicht und freundlichem Entgegenkommen gegenüber der Geehrten.


I hab joo no gar nit g'wußt, daß du soo ricksichtsvoll sei kaa'sch! :ja:

Blauschimmel
08-10-2004, 11:48
Aus Nachsicht und freundlichem Entgegenkommen gegenüber der Geehrten.

Ihr Gesicht ist interessant - nur verstehe ich nicht, was diese grausige, grelle Cicciolina-Schminke soll. :crap:

Southside
08-10-2004, 11:50
...(Bild wird nicht gequotet)
Warum hat eigentlich bisher noch niemand ein Bild von Elfriede gezeigt? :wink:

Warum sollte man?

Kiliani
08-10-2004, 12:35
Warum sollte man?

Du meinst sicher: Warum sollte Mann? :D

Kiliani
08-10-2004, 12:39
http://upload.mcgill.ca/german/jelinekarms.jpg



http://www.ewigesarchiv.at/Atonight/220600/00_44_jelinek_220600_H.jpg

Hier noch ein Bild. :)

Sucht euch das beste aus.

Harki
08-10-2004, 12:54
Sucht euch das beste aus.

Okay.

http://harki.ath.cx/bilder/01/jeli1.jpg

http://harki.ath.cx/bilder/01/jeli2.jpg

Gloriana
08-10-2004, 13:15
komische Sache das. Ich mag ihre Schreibe nicht, aber das geht mir bei vielen Preisträgern so. Und wenn sie sich gar bedroht fühlt durch den Preis...

oblom
08-10-2004, 13:42
komische Sache das. Ich mag ihre Schreibe nicht, aber das geht mir bei vielen Preisträgern so. Und wenn sie sich gar bedroht fühlt durch den Preis...

Sie fühlt sich vermutlich weniger durch den Preis selbst bedroht, sondern durch die damit verbundene Tatsache, dass sich jetzt Leute wie z.B. Andreas Khol (ÖVP-Fundi) als glühende Jelinekfans gerieren.
:suspekt:

Justine
08-10-2004, 13:50
Ich kann der Schreibe von der Jelinek überhaupt nichts abgewinnen,
dieses dauergequält desaströse Gejammer hat nun überhaupt nichts
mit Lyrik zu tun.

Ein in der Art verfasster Schulaufsatz hätte unter Garantie keine zwei
Tage später freundlich interessierten Besuch des Jugendamts zur Folge.

Wo schreibt sie Lyrik?
Wo jammert sie?
Was hat das mit Schulaufsätzen zu tun?

Tenesse
08-10-2004, 13:55
Ich hab die Klavierspielerin gelesen und dabei gestorben. Sie kann für meine Begriffe das interessanteste Thema zu Tode schreiben und einem dabei jegliche Freude am Lesen nehmen.

Aber gut, dass ist bei den meisten "Hoch-Kultur-Literaten" so.

Justine
08-10-2004, 13:57
Hier mal eine kleine Leseprobe von ihr:

In den Waldheimen und auf den Haidern
Heinrich-Böll-Preis-Rede

Ich komme aus einem Land, von dem Sie sich sicher ein Bild gemacht haben, denn es ist bildschön, wie es so daliegt inmitten seiner eigenen Landschaft, die ihm ganz gehört. Sicher haben Sie schon Bilder davon gesehen.

Das Land ist klein aber mein, und seine Künstler dürfen in ihm wohnen, falls man sie läßt. Denn in Österreich wird kritischen Künstlern die Emigration nicht nur empfohlen, sie werden auch tatsächlich vertrieben, da sind wir gründlich. Ich erwähne nur Rühm, Wiener, Brus, die in den sechziger Jahren das Land verlassen haben. Ich erwähne nicht Jura Soyfer, der im KZ ermordet worden ist, denn das ist zu lang vergangen und daher zu lang schon vergessen und, vor allem, vergeben, denn uns verzeiht man einfach alles.

Und dem Thomas Bernhard hat der zuständige Minister (nicht der Gesundheitsminister) empfohlen, aus sich einen „Fall" für die Wissenschaft zu machen. Er hat nicht die Literaturwissenschaft gemeint. Gegenstände für die Hirnforschung sollen wir Künstler also werden, weil wir zuvielen schönen Dingen, die in Österreich passieren, entgegenstehen. Was hätte Heinrich Böll darüber geschrieben?

So haben Polizisten den Peter Handke aus der Salzburger Telefonzelle gezerrt. So ist Achternbuschs Film „das Gespenst" verboten worden. Heinrich Böll hätte gewiß etwas dazu gesagt.

In den Waldheimen und auf den Haidern dieses schönen Landes brennen die kleinen Lichter und geben einen schönen Schein ab, und der schönste Schein sind wir. Wir sind nichts, wir sind nur was wir scheinen: Land der Musik und der weißen Pferde. Tiere sehen dich an, sie sind weiß wie unsere Westen, und die Kärntneranzüge zahlreicher Bewohner und deren befreundeter Politiker sind braun und haben große Westentaschen, in die man viel hineinstecken kann. So sieht man sie in der Nacht nicht allzu deutlich, diese mit dem Geld befreundeten Politiker und deren Bewohner (das Wahlvolk, das Volk ihrer Wahl, das die Politiker in ihren Herzen herumtragen), wenn sie wieder einmal slowenische Ortstafeln demolieren gehen. Vielen von ihnen würden, nach eigener Aussage, gern noch einmal nach Stalingrad gehen, wenn sie nicht die ganze Zeit damit beschäftigt wären, die Kommunisten im eigenen Land zu bekämpfen.

Heinrich Böll hätte hier sehr viel gesagt, aber man hätte es ihm erst erlaubt, nachdem er den Nobelpreis bekommen hat. So wie sich kaum jemand ernsthaft bemüht hat, einen Elias Canetti nach Österreich zurückzuholen, denn Juden haben wir zwar so gut wie keine mehr, aber immer noch zuviele. Und ab und zu nehmen sich „ehrlose Gesellen vom jüdischen Weltkongress" (Originalzitat aus einer Rede des General Sekretärs der großen österreichischen Volkspartei) ihrer an, obwohl wir doch gar nichts tun außer fremde Betten für den Fremdenverkehr beziehen und daher auch niemals etwas getan haben.

Wir wollten doch nur ein bißchen in deutschen Betten liegen, wer hätte uns das nicht gönnen wollen? Aber wir sind es nicht gewesen, und daher hat man uns - im Jahre 1955 selbstverständlich oder wann dachten Sie denn?- auch ordnungsgemäß befreit! Wir sind überhaupt die Unschuldigsten und sind es daher auch immer gewesen. Jetzt ist einLiteraturstipendium nach Canetti benannt, Hauptsache, er selbst bleibt fort. Dann führen wir ihn sogar im Burgtheater auf, vorausgesetzt seine Stücke sind nicht zu lang. Grüß Gott.

Luxemburg
08-10-2004, 14:00
Ich kenne ihre Sachen noch gar nicht. Werde mir mal was von ihr besorgen, obwohl mich so ein politisches Sendungsbewusstsein wie im Beispieltext im Grunde abstößt. (Den Brecht kann ich wegen seiner sozialistischen Dauerkanonaden auch nicht leiden.) Ihrem Geldbeutel wirds allemal gut tun.

Kiliani
08-10-2004, 15:05
Okay.

http://harki.ath.cx/bilder/01/jeli1.jpg

http://harki.ath.cx/bilder/01/jeli2.jpg

I see.... I see .... :ja: :love:

blaupause
08-10-2004, 15:27
Aber gut, dass ist bei den meisten "Hoch-Kultur-Literaten" so.

Nein, finde ich nicht.

Justine
10-10-2004, 22:53
Ich freu mich für sie.
In der FAZ ist heute ein gutes Interview mit ihr - muss mal meine Abo-Nummer raussuchen, um online kopieren zu können (dürfen?).
Hier eine kleine Pressestimme aus Österreich, im MTT hab ich die Neue Zürcher Zeitung auszugsweise zitiert.

Jelinek:"Habe gebetet, dass ich ihn nicht bekomme"

Wien (APA) - Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek hat "überhaupt nicht" mit der Auszeichnung gerechnet. "Ich habe auch ein bisschen gebetet, dass ich ihn nicht bekomme, weil ich furchtbare Angst habe, mein zurückgezogenes Leben - zumindest eine Zeit lang - nicht so weiterführen zu können, wie ich möchte", erklärt Jelinek gegenüber dem Nachrichtenmagazin "profil".

Jelinek auf die Frage, ob sie eine Vereinnahmung durch Republik und Regierung fürchte: "Eine Vereinnahmung werde ich auf keinen Fall dulden, weil ich eine entschiedene Gegnerin dieser Regierung bin, die ja die erste in Europa ist, die die extreme Rechte wieder zugelassen und salonfähig gemacht hat. Das ist für mich absolut unverzeihlich; deswegen werde ich mich auch offiziell absolut nicht vereinnahmen lassen ... Diese Gefahr besteht, sicher, aber der Versuch wird bei mir auf wenig Gegenliebe stoßen."
Jelinek auf die Frage, was sie Kulturstaatssekretär Morak entgegne, der im Zusammenhang mit dem Nobelpreis von einer Anerkennung für die Investitionen der Steuerzahler in die österreichische Kreativität gesprochen hat: "Na ja, sogar die aggressivsten Neoliberalen - zu denen ich natürlich nicht gehöre - sagen, dass der Staat zumindest zwei Aufgaben hat: Straßenbau und Kunstförderung. Kunstförderung mit Steuergeldern ist also seine Pflicht, keine Gnade."

Jelinek auf die Frage, welche ihrer Arbeiten ihr mehr bedeute als alle anderen: "'Die Kinder der Toten' ist sicher mein wichtigstes Werk. Es enthält alles, was ich sagen wollte; es hätte eigentlich genügt, dieses eine Buch zu veröffentlichen. Der Roman dreht sich um die gespenstische Geschichte dieses Landes, um die Tatsache, dass sie auf einem Leichenberg steht und man das hierzulande nie wahrhaben wollte - oder eben erst viel zu spät."

Aus:
http://news.tirol.com/kultur/newstickerartikel.html?apaid=59396&

blaupause
11-10-2004, 11:26
obwohl mich so ein politisches Sendungsbewusstsein wie im Beispieltext im Grunde abstößt

Mich eigentlich auch.

Leider scheint das in Österreich aber bitter notwendig zu sein, insofern finde ich die Preisvergabe auch wieder sehr OK.

Justine
12-10-2004, 22:20
Ich habe mir erzählen lassen, dass BILD letzten Freitag (?) Ausschnitte aus ihren Werken gebracht hat, natürlich versaute, aus dem Zushang gerissen.
Das ist ja wohl das Primitivste, was man machen kann.
Und das Volk glaubt nun, die Jelinek zu kennen und sie beurteilen zu können. :kopfschüttel:

Tenesse
14-10-2004, 23:00
Nein, finde ich nicht.

Ist doch schön, du hast wenigstens die Geduld sowas zu lesen.

littlecat
13-12-2004, 12:51
Also wie jelinek den Literaturnobelpreis bekommen konnte ist doch vielen sehr schleierhaft. Ihre Werke sind naja teilweise mehr als nur abstoßend und machen nicht wirklich vielen Leuten Freude am Lesen.Dieser preis sollte auch nicht an Autoren vergeben werden die ihn gar nicht wollen, und die nur von einer doch begrentzteren Zielgruppe gelesen werden. sondern an Autoren die es in der heutigen zeit noch schaffen auch Kinder zum Lesen zu Ermutigen. Ich denke da an eine J.K Rowling die etwas bis dahin noch nie dagewesenes geschafft hat, oder ienen Thomas Brezina dessen Bücher Millionen Kinder glücklich gemacht haben...

oblom
13-12-2004, 12:55
Also wie jelinek den Literaturnobelpreis bekommen konnte ist doch vielen sehr schleierhaft. Ihre Werke sind naja teilweise mehr als nur abstoßend und machen nicht wirklich vielen Leuten Freude am Lesen.Dieser preis sollte auch nicht an Autoren vergeben werden die ihn gar nicht wollen, und die nur von einer doch begrentzteren Zielgruppe gelesen werden. sondern an Autoren die es in der heutigen zeit noch schaffen auch Kinder zum Lesen zu Ermutigen. Ich denke da an eine J.K Rowling die etwas bis dahin noch nie dagewesenes geschafft hat, oder ienen Thomas Brezina dessen Bücher Millionen Kinder glücklich gemacht haben...
Die Hauptaufgabe von Literatur bzw Kunst und Kultur kann und darf es aber nicht sein, "Leuten Freude zu machen". :tsts:

Thomas Brezina ... :rolleyes:

littlecat
13-12-2004, 14:25
Und genau das ist das problem dabei.Kunst und Kultur nur einer Elite zugänglich zu machen ist schwachsinn und wird nur dazu führen dass noch weniger Kinder lesen und vorm Pc versauern

oblom
13-12-2004, 14:47
Beim Literaturnobelpreis geht es um Qualität (wie immer unmessbar das auch sein mag) und nicht um Massenkompatibilität (dafür gibt es die Auflagenzahlen). 'Elite' heißt soviel wie 'Auslese' - und auslesen ist die Aufgabe einer Preisverleihungsjury.

Keinem Kind wird durch die Verleihung des LNP an Elfriede Jelinek sein Thomas Brezina vermiest, und auch sonst wird niemand der Zugang zu Kunst und Kultur verwehrt. :tsts:

Aktivpfosten
14-12-2004, 23:40
Die Hauptaufgabe von Literatur bzw Kunst und Kultur kann und darf es aber nicht sein, "Leuten Freude zu machen". :tsts:

Thomas Brezina ... :rolleyes:
:d:
Auch wenn Dich der Lokalpatriotismus lenkt :D : So ist es.
Ich habe mich über den Preis gefreut.
Wenn Bernhard ihn schon nicht hatte...

Ich freue mich, daß das Komitee endlich einmal wieder etwas "Unbequemes" erwählt.
Welchen Sinn hätte der Preis für J.K. Rowling?
Als ob Beliebtheit und Geschmacksfragen den Wert von Literatur bestimmen würden. Gebt ihn doch gleich Stephen King! :kater:

Phare
14-12-2004, 23:44
Als ob Beliebtheit und Geschmacksfragen den Wert von Literatur bestimmen würden. Gebt ihn doch gleich Stephen King! :kater:

Oh, oh...

Du wirst hier bald seine Gemeinde an der Backe kleben haben. :D

Aktivpfosten
14-12-2004, 23:48
Oh, oh...

Du wirst hier bald seine Gemeinde an der Backe kleben haben. :D
Mit denen komm' ich klar. Harmlose Entspannungsleser. :D
Die Jelinek-Gemeinde wäre mit Sicherheit unangenehmer. :fürcht:

Phare
14-12-2004, 23:57
Mit denen komm' ich klar. Harmlose Entspannungsleser. :D
Die Jelinek-Gemeinde wäre mit Sicherheit unangenehmer. :fürcht:


:rotfl:

Das sind aber nicht so viele. :D

Im Ernst: Der Nobelpreis für Jelinek ist ok, aber die Geehrte hat selbst zwei Kandidaten genannt, die den Preis eher verdient hätten: Thomas Pynchon (den sie übersetzt hat) und Peter Handke. Und wenn ich beim letzteren auch einige Bedenken habe, muss ich ihr doch voll und ganz rechtgeben.

(Und nein: ich möchte jetzt nicht über die Frauenschiene diskutieren :D )

Aktivpfosten
15-12-2004, 00:05
Bei Pynchon, obwohl ich nur "...lot 49" kenne, stimme ich gerne zu.
Aber wer soll ihn abholen? Wohin soll man ihn schicken? :rotfl: Lebt er überhaupt?
Ich glaube ernsthaft, daß das pragmatische Hinderungsgründe sind.
Handke hat sich wahrscheinlich durch seine Parteinahme im Jugoslawien-Konflikt alle Chancen versaut.

Phare
15-12-2004, 00:16
Bei Pynchon, obwohl ich nur "...lot 49" kenne, stimme ich gerne zu.
Aber wer soll ihn abholen? Wohin soll man ihn schicken? :rotfl: Lebt er überhaupt?
Ich glaube ernsthaft, daß das pragmatische Hinderungsgründe sind.
Handke hat sich wahrscheinlich durch seine Parteinahme im Jugoslawien-Konflikt alle Chancen versaut.

Gut, Handke, der alte Sack, muss ihn wirklich nicht kriegen. Sonst dreht er wieder völlig ab. Von Jugoslawien ganz zu schweigen. Aber Pynchon wäre bestimmt möglich gewesen. Geld und Urkunde hätte der Verlag weiterleiten können und - wer weiß - vielleicht würde das Gespenst ja auch eine Rede schreiben. Die hätte die Jelinek ja dann auch über Videoleinwand vorlesen können. :D