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krishna shiva
09-11-2003, 22:01
Weil viele von uns ja gerade "Das Wunder von Lengede" im TV gesehen haben, dachte ich mir, ich poste mal die Texte von ein paar "traditionals", die in schlichten Worten einen Eindruck vom harten Beruf dieser mutigen Leute vermitteln.
Viele der Lieder sind aus den klassischen Bergbauregionen - voran natuerlich Oberschlesien (dessen "Nationalhymne" sich uebrigens auch ueberwiegend um das Thema dreht), aber auch aus dem Erzgebirge und dem Ruhrgebiet.

Zuerst mal der "Klassiker", von dem wohl jeder die erste Strophe kennt.. ;)
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Glückauf, Glückauf; der Steiger kommt; und er hat sein helles Licht bei der Nacht, und er hat sein helles Licht bei der Nacht; schon angezünd´t, schon angezünd´t.

Schon angezünd´t, das wirft sein' Schein; und damit so fahren wir bei der Nacht, und damit so fahren wir bei der Nacht; ins Bergwerk ein, ins Bergwerk ein.

Ins Bergwerk ein, wo die Bergleut sein; die da graben ja das Silber und das Gold bei der Nacht, die da graben das Silber und das Gold bei der Nacht; aus Felsgestein, aus Felsgestein.

Der eine gräbt das Silber, der andre gräbt das Gold; doch dem schwarzbraunen Mägdelein bei der Nacht, doch dem schwarzbraunen Mägdelein bei der Nacht; dem sein Sie hold, dem sein Sie hold.

Ade Ade, Ade Ade; Herzliebste mein; denn da drunten im tiefen finstern Schacht bei der Nacht, denn da drunten in dem tiefen finstern Schacht bei der Nacht; da denk ich dein, da denk ich dein.

Und kehr Ich heim, zur Liebsten mein; dann erschallet des Bergmanns Gruß bei der Nacht, dann erschallet des Bergmanns Gruß bei der Nacht; Glückauf Glückauf, Glückauf Glückauf.

Wir Bergleut sein kreuzbrave Leut! denn wir tragen das Leder vor dem Arsch bei der Nacht, denn wir tragen das Leder vor dem Arsch bei der Nacht; und saufen Schnaps, und saufen Schnaps.

krishna shiva
09-11-2003, 22:02
Ein weiteres "Traditional" - es beschwoert Schutz vor der staendigen Gefahr des Feuers und der "schlagenden Wetter" in der Grube:


1. In allen schlimmen Stunden,
in Not und in Gefahr,
sind wir mit dir verbunden -
oh heilige Barbara.

2. Du schirmst uns in den Naechten,
den Mann in Berg und Schlucht.
du staerkest den Gerechten -
im Kampfe und auf der Flucht.

3. Schuetz auch die Welt vor Flammen,
sei mit der schwarzen Schar!
Hilf du das Feuer bannen -
oh heilige Barbara.

krishna shiva
09-11-2003, 22:04
Wie man sieht, beschreiben viele dieser Lieder die Gottergebenheit der Bergleute. Was blieb ihnen auch anderes uebrig..... :(


Das Tarnowitzer Gloecklein

1. Schon wieder tönt vom Schachte her
des Glöcklein dumpfes Schallen;
laßt eilen uns, nicht säumen mehr
zum Schachte laßt uns wallen.

Drum Freunde reicht die Hand zum Gruß
laßt scheiden uns, weil sein es muß
das ist des Schicksals Lauf.
Glück auf! Glück auf!
Glück auf! Glück auf!

2. Bald fahren wir mit heit'rem Sinn
die steile Fahrt hernieder.
Ein jeder eilt zur Arbeit hin
und alles regt sich wieder.

Man hört des Pulvers Donnerknall
des Schlägels und des Eisens Schall
der Hunte Räderlauf.
Glück auf! Glück auf!
Glück auf! Glück auf!

3. Und sollte einst in ew'ger Nacht
mein letztes Stündlein schlagen
so steh' ich ja in Gottes Macht
der hilft mir alles tragen.

Drum liebe Freunde weinet nicht!
Den Tod nicht scheu'n ist Bergmanns Pflicht.
Wir fahren zum Himmel hinauf.
Glück auf! Glück auf!
Glück auf! Glück auf!

krishna shiva
09-11-2003, 22:07
Hier auch einmal - aus historischem, nicht revanchistischen, Interesse - das Lied der Oberschlesier. Man nannte die Region auch "das Ruhrgebiet des Ostens".

1. Oberschlesien ist mein liebes Heimatland,
wo vom Annaberg man schaut ins weite Land;
wo die Menschen bleiben treu in schwerster Zeit,
/:Für dies Land zu leben bin ich stets bereit.:/

2. Wo die Schalen sausen in den Schacht hinein,
wo der rote Himmel glüht im Feuerschein,
wo die Häuser grau und hell die Herzen sind;
/:dahin geht mein Sehnen, bis ich Ruhe find'.:/

3. Wo der Kumpel schaut dem Tod ins Angesicht,
wo die Mädchen lieblich und die Frauen schlicht,
wo an dunkler Halde steht mein Vaterhaus;
/:da ist meine Heimat, da bin ich zu Haus.:/




(die melodie aehnelt der der schleswig-holsteinischen "nordseewellen" - nur im vierertakt. welche von beiden aelter ist, weiss ich nicht.)

(p.s. - weitere lieder folgen, es dauert nur ne weile, die zu tippen!! :eek: )

krishna shiva
09-11-2003, 22:26
Viele der Lieder sind im Grunde Choraele - auch, was die Musik betrifft.
Zum Beispiel dieses hier:

hinab, ihr brueder, in den schacht!
hinab in feuersglut.
es ist ein gott, der fuer uns wacht,
ein vater gross und gut.
es ist ein gott, der fuer uns wacht,
ein vater gross und gut.

er schuetzt uns in der finstern gruft
vor boeser geister tun
und fuehrt uns in die frische luft
gesund und heil zurueck
und fuehrt uns in die frische luft
gesund und heil zurueck

ihr brueder, nun zum licht empor!
die goldne sonne singt.
bald wandert sanft der sterne chor -
hinauf! die freiheit winkt.
bald wandert sanft der sterne chor -
glueckauf! die freiheit winkt...

krishna shiva
09-11-2003, 22:33
Immer wieder klingt aus diesen Liedern die Sehnsucht nach der Sonne, nach der Natur - und das Bewusstsein, dass einen der Tod jederzeit ereilen kann.
Dieses hier ist mein persoenlicher favourite:

1. Glückauf, du holdes Sonnenlicht,
sei innig mir gegrüßt!
Der achtet deiner Strahlen nicht,
der täglich sie genießt.

2. Ich aber steige Tag fuer Tag
hinab in'n tiefen Schacht,
wo bei des Faeustels munterm Schlag
kein Sonnenstrahl mir lacht.

3. Drum grüßt dich auch der Bergmann froh,
steigt er zum Licht herauf;
kein ander Herz begrüßt dich so,
kein Mund ruft so: Glückauf!

krishna shiva
09-11-2003, 22:38
So, das war's erst einmal. Vielleicht muesste man noch die musikalische Umsetzung hoeren. - Aber sagt mal: Wirken solche Texte noch? Hat man ueberhaupt irgendeinen Bezug dazu, kann man sich in die Welt dieser Leute noch hineinversetzen? Oder empfindet ihr es als Kitsch?

Justine
10-11-2003, 13:33
Schön. Ich habe auch alle Hochachtung vor diesen Leuten. Mich gruselt's schon bei dem Gedanken, da jeden Tag "untertage" zu sein.