Zitat von
Sausebraus
Ich bin Jahrgang 69 und gelernter DDR-Bürger und hatte heute am frühen Abend beim Einkaufen in Schwerin plötzlich ein sehr bekanntes Gefühl der Ohnmacht wie damals Mitte/Ende der 1980er:
Man will etwas völlig Normales besorgen und bekommt es nicht.
Ein paar Sportschuhe und eine Jeans für den Teenager.
Die Läden sind zu und derlei kauft man bekanntlich wegen der Passform nicht auf Zuwachs.
Klar. Online bestellen.
Werden wir müssen.
Aber da geht es auch gleich wieder los mit der Größen- und Modellverfügbarkeit und den Lieferzeiten.
Ich kenn das alles noch mit dem Anstehen, wenn es etwas Bestimmtes in den Läden gab.
Ich kenne die Mangelwirtschaft, die Einschränkungen, horrende Preise für eigentlich normale Dinge, leere Regale in den Läden.
Ich saß da heute im Auto und dachte mir nur "Scheiße, nicht das nochmal."
Nun gehöre ich zu den Leuten, die mit eigenem Garten, Einwecken, Tierhaltung und Hausschlachtung, handwerklichem Grundrüstzeug sozialisiert wurden... mit Kochen, Nähen, Stricken...
Alles Tugenden und Fähigkeiten, die ich für mich abrufen kann.
Aber soviele andere können oder wollen das nicht und dann geht der Tanz um Ressourcen irgendwann los.
Ich habe im Gegensatz zu meinen Eltern keine Speisekammer und keinen Keller in meinem Haus, aber ich bin jetzt am Überlegen, wie ich unseren Abstellraum "umfunktioniere" und wem ich meine Nähmaschine eigentlich verliehen hatte.
Vor drei Wochen war das alles noch sowas wie ein "Nice-to-have", jetzt scheint das doch alles einen gewissen Stellenwert zu bekommen.
Und ja, es gab heute weder Klopapier noch Hefe.
Aber ich habe ja die Tageszeitung abonniert ("ordentlich knüddeln, damit es nicht kratzt") und kann auch andere Teige als Hefeteig herstellen.
Wir werden uns noch verdammt umgucken in den nächsten Wochen...