Nicht mit allzu viel Schwung auf die Goldwaage knallen
Da wirkt es fast wie das Einläuten eines Gegentrends, wenn Vox sich zum im August anstehenden Start der dritten Staffel von X Factor eher leise und verhalten äußert. "Wir arbeiten sehr dokumentarisch bei der Produktion", sagt Kai Sturm. Der Vox-Chefredakteur mag nicht mehr die Kamera, die den Kandidaten mit grellem Licht auf die Pelle rückt.
Er will auch keine tränenreichen Schicksalsgeschichten mehr erzählen, sondern sich aufs Wesentliche konzentrieren.
"Die Geschichten werden sich sehr aus der Musik nähren", verspricht er und weiß natürlich, dass es in Zeiten von Scripted Reality
ein Wagnis darstellt, die Dinge nicht zu steuern. "Wir gehen total ins Risiko, aber ich gehe dieses Risiko gern ein", sagt Sturm.
Thema: Jury + Dynamik
Bei der Jury [..] setzt man auf Natürlichkeit. Für einen Tag hat Vox den vieren einen Improvisationstheater-Trainer geschickt, der etwas erzählt hat vom Eingehen auf das, was die Kollegen sagen.
Ansonsten gilt die Regel des spontanen Einfalls. "Wir lassen die frei laufen", sagt Sturm und sieht sich durch die Ergebnisse des achttägigen Castings, das im Juni in Köln stattfand, bestätigt. Da gebe es durchaus Dynamik zwischen den Juroren.
SONNTAG:
Auch diese Platzierung ist nicht ohne Risiko. "Wir sehen, dass es nach dem Tatort immer eine starke Zuschauerbewegung zu Vox gibt", sagt Sturm, was natürlich impliziert, dass Vox-Zuschauer große Tatort-Fans sind. Man wird sehen, wie das Rennen der Castings ausgeht, ob die mit den markigen Sprüchen oder die mit dem dokumentarischen Anspruch gewinnen. Das Risiko für die Sender bleibt. Aber wer sagt eigentlich, dass immer nur die Kandidaten etwas wagen sollen?