Antworten, die die Punkszene bzw die Fans von "...But Alive" begierig aufsaugen. Denn die Band gibt Antworten zu politischen Ereignissen: Sei es Rechtsradikalismus in Songs wie "Nur Idioten brauchen Führer", sei es die Thematisierung von Vergewaltigungen und dem schlechten Umgang der Justiz mit den weiblichen Opfern in "Gerechtigkeit" oder der Verweis auf die multikulturelle Doppelmoral und Wohlstandsghettos in "Natalie".
"Also ich bin ja kein Prophet, der damals gedacht hat, '93, dass 2017 es alles noch schlimmer wird und auch wenn ich damals auch schon Sätze formuliert habe, "was werdet ihr tun, wenn der Sternmarsch beginnt", also der Sternmarsch der Menschen, die in unser Wohlstandland reinkommen. Dann war das natürlich schon irgendwie so ne Prophezeiung, aber ich hätte mir nicht träumen können, dass es so kommt, wie wir es gerade erleben."
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Kettcar ist deutlich weniger politisch als "...But Alive"; in der neuen Band geht es vor allem um persönliche Lebens-Fragen, Alltags-Geschichten, Befindlichkeiten. Zumindest zu Beginn, bei den ersten beiden Alben "Du und wieviel von deinen Freunden" und "Von Spatzen und Tauben, Dächern und Händen". Die Musik dazu: Gelassener Pop-Rock, geprägt von mal locker geschrammelten, mal verzerrten, mal gezupften Gitarren, melodische Keyboard-Riffs und -Flächen, geschmackvolles Schlagzeug-Spiel, das nicht nur kräftig auf zwei und vier 'wummst', sondern auch leise, holzige Klänge erzeugt. Und über allem: Die markante, sanfte, leicht rauchige Stimme des Marcus Wiebusch.
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Wütend, laut und politisch mit "but alive", ausgewogener, persönlicher und nachdenklicher mit "Kettcar"; beides miteinander verbunden beim Soloalbum - aber die musikalische Reise von Marcus Wiebusch geht weiter. Grand Hotel van Cleef feiert im August sein 15-Jähriges Jubiläum und
das nächste Kettcar-Album steht in der Pipeline. Mit den neuen Stücken will Wiebusch wieder mehr an seine politischen Ursprünge anknüpfen.
"Jenseits von sonem politischen Moralismus, der vielleicht für but alive kennzeichnend war, wollen wir jetzt nochmal trotzdem aber auch echt ein ernsthaftes Rockalbum machen, das sich den Themen der Zeit auch stellt. Das hatten wir uns vorgenommen Denn wir finden auch so:
Diese weinerlichen, mir geht's heute nicht so gut-Singer/Songwriter, diese Zeit ist echt vorbei. Das will heute keiner mehr hören."