Unter Geiern
Die Karl-May-Festspiele in Bad Segeberg sind ein unverwüstlicher Klassiker. Was macht den Reiz der Wildwest-Show aus?
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Es gibt an diesem samstäglichen Nachmittag im Juli einige hochemotionale Augenblicke. So gleich zu Beginn, wenn Winnetou auf seinem Rappen Iltschi ganz dicht zwischen den Zuschauerreihen rund durch den Mittelring des Theaters reitet, sein schwarzes Haar dazu im Wind weht, aus den Lautsprechern die Winnetou-Erkennungsmelodie erklingt, dann ein kollektives Aufseufzen durch die Reihen geht und gleich darauf ein Applaus, so warm und rauschend wie ein heftiger Sommerregen, den legendären Apachen-Häuptling begrüßt.
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Und selbst wenn es geregnet hätte, die Stimmung an diesem Nachmittag war so heiter, so aufgeräumt und erwartungsvoll, dass das Wetter eigentlich gar nicht so wichtig war.
……: Pierre Brice. Der Star aus den Winnetou-Verfilmungen stand in den Jahren von 1988 bis 1991 in Bad Segeberg auf der Bühne. In diesem Jahr hat die Kalkberg GmbH den Sänger und Musicaldarsteller Alexander Klaws für die Rolle des Apachenhäuptlings engagiert. Und er macht das fabelhaft. Mit dem notwendigen noblen Pathos – „Winnetou hofft, dass der Hass verdorrt wie das Blatt in der Sonne“ –, aber auch mit akrobatischer Verve in den vielen Kampfszenen, einer bestechenden Eleganz als Reiter und dann im Finale – das Publikum hält die Luft an – bei der spektakulären, an „Indiana Jones“-Filme erinnernde Rettungsaktion der über einem Abgrund hängenden Tiffany O’Toole.
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Für einen Moment sind dann alle eine große Karl-May-Familie. „Nur wer an das Gute glaubt, kann es auch bewirken“, sagte Winnetou. Howgh!
https://www.faz.net/aktuell/reise/ka...-16288290.html