Angefixt durch einen Jubel-Artikel in der aktuellen "TV Spielfilm" schau ich mir seit heute die bisher einzige Staffel der ORF-Serie "Vorstadtweiber" an, die ab dem 05.05. auch abends um 20:15 Uhr in der ARD laufen wird. Wie man sich schon wegen des Titels denken kann, ist das Konzept unverkennbar bei den "Desperate Housewives" abgekupfert und wird in dem Artikel als deutlich bessere, weil komplexere, bösere und politisch inkorrekte Variante angepriesen. Da ist weitgehend was dran (sofern ich das nach drei Folgen beurteilen kann), aber ohne Klischees kommt natürlich auch diese Produktion nicht aus. Trotzdem bisher ganz unterhaltsam, wobei ich mich zunächst vorwiegend auf Nina Proll gefreut habe - für mich eines der schärfsten Früchtchen der deutschsprachigen TV-Landschaft. Das kommt hier auch ganz gut zur Geltung, wobei ihr vor allem Martina Ebm und Maria Köstlinger da in nix nachstehen.
Aus meiner Sicht treffende Kritik, auch die zitierte Passage kann ich bisher so unterschreiben:
http://www.wunschliste.de/serienpreview/vorstadtweiber
Die Offenherzigkeit kann man nach drei Folgen zwar noch nicht mit Serien wie "Game Of Thrones" oder "Californication" vergleichen, aber um Längen mutiger als der übliche 08/15-Brei deutschen Fernsehens ist das allemal ...(...) Dabei schrecken die Macher weder vor offenherzigen Sexszenen noch vor bitterem Sarkasmus zurück, so dass man sich eher wie bei einer US-Pay-TV-Serie von HBO oder Showtime fühlt als bei einer typischen deutschsprachigen Primetime-Serie, wie die hiesigen Sender sie einem (gerade auch auf diesem Sendeplatz) gewöhnlich vorsetzen. (...)
Vorbildlich. Der Meilenstein, der alles veränderte und als erster zeigte, was Fernsehen tatsächlich leisten kann. Ohne den es die nachfolgende Blütezeit der großen, romanhaften Top-Serien wahrscheinlich nicht gegeben hätte. Und an dem sich (neben "The Wire") bis heute alle anderen messen müssen.
Wahrscheinlich werde ich mir demnächst mal "The Americans" anschauen - u. a. wegen dieses Artikels, der auch die "Sopranos" richtig einordnet und den derzeitigen Zustand der Serienlandschaft treffend beschreibt:
http://www.serienjunkies.de/news/axe...aut-67306.html
Er spielte das Monster, das man lieben musste - vielleicht die größte Leistung der Macher. Und ziemlich perfide dazu - immer wieder steht man als Zuschauer vor dem moralischen Dilemma, einen Gangster-Soziopathen so sympathisch zu finden. Kann mich - im Gegensatz zu anderen Antihelden à la Walter White ("Breaking Bad") oder Vic Mackey ("The Shield") - auch bis heute kaum entscheiden, ob ich Tony mag oder zum Teufel wünsche.(...) Jedoch gibt es noch einen der letzten Ausläufer des sogenannten Prestigefernsehens, der eine ganz einfache Geschichte erzählt, dies aber so präzise, klug und mitreißend tut, dass er für mich das Beste ist, was man derzeit auf dem kleinen Bildschirm sehen kann: "The Americans". (...) Doch die angenehm zurückgenommene und gleichzeitig unvergleichlich emotionale Erzählweise der Showrunner Joel Fields und Joe Weisberg (selbst ein ehemaliger CIA-Fallanalyst) erinnert immer wieder an die größten Dramen der TV-Geschichte, an die Initiatoren des "goldenen Zeitalters", an "The Sopranos" und "Mad Men", an "Six Feet Under" und "The Wire". (...)