Wir bummeln am langen Zügel durch 2018 - der 4. Reitsportthread!

[Copine]

"Festgemauert in der Erden"

Romi macht ab und zu an der Aufstiegshilfe in Form eines kleinen gemauerten Hübbels erst den Musterknaben und im entscheidenden Moment dann doch gerne mal einen Sidestep nur mit den Hinterbeinen. Weil ich mich dann schon mit dem Fuß im Bügel befinde, werde ich dann kurz, aber intensiv in den Adduktoren gedehnt. Das heißt dann immer "Abbruch und nochmal" und beim 2. Anlauf klappt es dann 100prozentig. Die Bestechung gibt es immer erst nach dem Reiten, vielleicht sollte ich dieses Konzept mal überdenken.

Als ich die dolle Stute Las Vegas als RB hatte, bin ich allerdings beinahe verzweifelt: Die war ja 1,75 m groß, ein supertolles Reitpferd, talentiert, rittig, ehrlich - aber beim Aufsitzen immer so wie die von dir beschriebenen Isländerinnen. Das war wirklich immer ein Stunt, da raufzukommen und einmal bin ich sogar ohne zu Reiten wieder heimgefahren. Da kam ich an dem Tag einfach nicht drauf und es war niemand da, der sie mir mal kurz festgehalten hätte. Und die war geradezu unbestechlich.

[Truhe]

1,75 ist groß. Das Pferd, das mir den Spaß an der Dressur hinterlassen hat, der liebe Peter , war nicht ganz so groß. Der lief aber beim Aufsitzen rückwärts, sobald man den Fuß im Bügel hatte. Vorwärts loslaufen hätte ich mit Rücken zur Laufrichtung und dann Schwung ausnutzen noch gepackt, aber rückwärts war nicht nett.

Früher kam ich auf große Pferde wesentlich leichter rauf als auf kleine, weil ich nicht richtig dosieren konnte, wie viel Schwung ich brauche. Das gab so manchen Slapstick in der Reitstunde, vor allem, wenn die Pferde oft wechselten.

Aber da du so gerne Erfolgsstorys liest: Dein Musterschüler Bärli ist zur Zeit extrem gut ausbalanciert. Bei der Arbeit im Roundpen mit und ohne Longe ist das Halten zu 95 % geschlossen und gestern ist es mir zum ersten Mal wirklich gelungen, im Trab die Zügel aus der Hand kauen zu lassen und eine längere Trabstrecke am hingegebenen Zügel locker v/a gehen zu lassen ohne Taktverlust, durchstarten oder rausheben.

Der ist im Moment einfach nur gut drauf, wenn das Wetter hält, habe ich vor, ihn (so seine Arbeitseinstellung passt) hauptsächlich weiter so locker vorwärts gehen zu lassen, damit er sich an diese Art zu gehen gewöhnt und Takt und Losgelassenheit weiter stabilisiert.

[Copine]

Rückwärts antreten ist wirklich gemein.
Steigst du immer mit dem linken Bein auf oder hast du auch schon mal versucht, von rechts aufzusitzen? Das ist ein lustiges Spielchen, die älteren Reitpferde haben dann schon von vornherein ein großes Fragezeichen auf der Stirn.

Guutes Bärli! Genauso ist es richtig! Und wenn du es schafft, im v/a ordentliche Trab-Galopp-Übergänge (Lernziel für das Quartal 1/2017) hinzuzimmern, kriegt der richtig Oberlinie und Popobäckchen. Lass ihn nur nicht zu tief abtauchen vorne, bis zum Buggelenk ist es ideal.

[Truhe]

... Steigst du immer mit dem linken Bein auf oder hast du auch schon mal versucht, von rechts aufzusitzen? Das ist ein lustiges Spielchen, die älteren Reitpferde haben dann schon von vornherein ein großes Fragezeichen auf der Stirn. ...

Heute: Premiere - rechts aufsitzen. Ich dachte, ich mach das mal, um meine eingefahrenen Muster aufzubrechen. Also stand ich ein bisschen da auf meinem Felsklotz wie der Ochs vorm Bär(g)li und versuchte, das "gegen die Hand" zu koordinieren. Dem Bärli hat es wenig ausgemacht, das hat einen Buchenzweig entdeckt und geknabbert, während ich mich sortiert habe.

Das Fragezeichen auf der Stirn hatte in diesem Fall die ältere Reiterin.

[Copine]

Das ist schon komisch, ne? Genauso wie nach rechts absitzen!

Ui. Michael Jung wird zum Reitmeister ernannt. Große Ehre!

http://www.st-georg.de/news/vielseit...ister-ernannt/

[vivalina]

Ihr seid alle so zivilisiert beim Aufsitzen. Ist das die beruehmte deutsche Disziplin?
Bei mir gehen die Pferde meistens schon gemuetlich los, waehrend ich den Schwung ausnutze, um hochzuhuepfen. Bei Pferden ueber 1,70m werfe ich mich gerne mit einem beherzten Klimmzug in den Sattel. Allerdings steige ich auch voellig unlehrbuchmaessig einfach so ab, wie es gerade am Besten passt. Nach rechts, nach links, Bein ueber den Pferdehals...

[Truhe]

Bei mir ist es erstens eine Alterserscheinung, früher hab ich das sportlicher gesehen. Habe dafür aber auch damals den Kopf gewaschen bekommen von meiner RL, die mich darauf aufmerksam gemacht hat, dass das vielleicht bei mir funktioniert, aber das Pferd das z.B. mit kleineren Kindern nicht machen sollte. Zweitens hat mich mal Stigandi mit gemütlichem Loslaufen ausgehebelt, ich bin im Bügel hängengeblieben, aufs Kreuz geknallt und wurde mitgeschleift.

Abgesehen davon hätte ich es letzten Winter mit der medikamentenverursachten Muskelschwäche im Leben nicht geschafft, auf ein nicht-stillstehendes Pferd zu kommen.

Daher jetzt sture deutsche Disziplin, ja.

(Und ich beneide dich um diese Sportlichkeit. )

[vivalina]

Als Ausgleich fuer die Sportlichkeit bin ich fast taub und werde wahrscheinlich eines Tages von einer herangaloppierenden Herde umgemaeht, die ich einfach nicht gehoert habe.

[killefitz]

Ich würd ja sagen, stell dich barfuß auf die Weide, dann merkst du das Vibrieren des Bodens, aber so ohne Stahlkappe zwischen Pferdebeine ist ja auch eher kontraproduktiv

Bestimmte Bewegungsabläufe hat man halt so drin, ich glaub, das ist ein bisschen wie Linkshändigkeit und so. Ich vergleichs jetzt mal mangels praktischer Reitkenntnisse mit dem Fahrradfahren. Ich kann nicht von rechts aufsteigen, allein schon, weil ich einen Seitenständer hab und der auf der linken Seite angeschraubt ist. Selbst wenn es ein anderer Ständer wäre, könnte ich nicht von rechts aus losfahren und ich muss mich auch immer mit dem linken Fuß abstossen und mit dem rechten antreten. Andersherum käme ich total ins Trudeln.

[Copine]

Welcome to my world, killefitz. Ich war jetzt jahrelang nicht geradelt, weil es die Landschaft hier nicht so hergibt, und hab seit kurzem wieder ein Mountainbike. Ich musste tatsächlich auf einem ruhigen Wirtschaftsweg erstmal üben, Handzeichen zu geben und sowas. Nach 12-15 wackligen Versuchen klappte das erst wieder einigermaßen.
Man wird halt älter.

Lina, die kreativste Möglichkeit, mein Pferd zu verlassen, erlebte ich im Jahr 2001: Zwischen den Ohren durch alleine mit maximaler Beschleunigung weiter über den Oxer geflogen und mit kerzengeradem Rücken auf der anderen Seite auf dem Allerwertesten gelandet. Der Springtrainer gab mir die Note 9,5 für diesen Abgang.
Das waren noch echte Stunts!

[killefitz]

Das tut schon beim Lesen weh

[Copine]

Weh tat das erst am nächsten Tag. Aber mein Knieschluss beim Springen hat sich von dem Tag an entscheidend verbessert.

[Truhe]

Kille: Genau so. Der Automat läuft, man denkt gar nicht weiter drüber nach, und wenn man es mal anders machen muss, steht man sich selbst im Weg. Ich bin froh, dass die heutige Generation Ponykinder diesbezüglich flexibler trainiert wird. Bei uns* galten noch die Kavallerie-Regeln. So von wegen immer von links, weil sonst der Säbel beim Aufsitzen im Weg ist ...

*vor vielen hundert Jahren, als die Truhe noch ein kleines Mädel war ...

[vivalina]

Mein Opa, xte Generation Kavallerie, sagte immer, ein guter Kavallerist kommt in jeder Situation und aus jeder Lage wieder aufs Pferd, falls er wirklich mal runterfallen sollte.

Copine, den Preis fuer den schoensten Abgang haelt bei uns in der Familie fuer den Rest aller Zeiten Herr v., der einen Poloschlaeger fast wie einen Stabhochsprungstab benutzt hat, um einen technisch verdammt gut ausgefuehrten Salto vom Pferd hinzulegen. Die Stangentanz-Witze waren seeehr lange mit ihm.

[Truhe]

Ich glaube auch, dass ein guter Kavallerist im Fall der Fälle pragmatischer ist als die entsprechende Heeresvorschrift.

Herrn v.s Abgang ist in diesem Format preiswürdig über jede Familiengrenze hinaus.
Stangentanz. Okay, jetzt hab ich Kopfkino ...