Nachdem ich ja letztes Jahr mit meiner Freundin Lotta Sri Lanka unsicher gemacht hatte (und meinen Bericht nie fertiggestellt habe ) , war es dieses Jahr Zeit für den großen Bruder – Indien! Diesmal nehme ich meinen Freund mit. Um bei Bullerbü zu bleiben, bekommt er den schönen Alias Lasse verpasst. Man hört ja so einiges über Indien und ich kann retrospektiv sagen, dass ich schon froh war ihn dabei zu haben. Auch wenn ich grundsätzlich für mich auch behaupten würde: Das geht auch als Frau allein – man muss nur etwas anders reisen. Aber lass uns loslegen!
Wir haben nicht viel Zeit also haben wir uns auf einige wenige Orte beschränkt. Ich hätte mir so manches Mal mehr Zeit gewünscht… Los geht es über München nach Delhi. Wir kommen mitten in der Nacht am Flughafen an und noch sieht alles so aus, wie man das von Flughäfen eben so kennt. Groß, glitzernd, sauber. Wir reisen mit dem relativ neuen e-tourist-visa und müssen erst einmal alle Fingerabdrücke abgeben, Fragen werden zum Glück nicht gestellt. Noch kurz Geld zu einem beschissenen Kurs tauschen und dann machen wir uns auf die Suche nach dem Fahrer, den uns das Hotel geschickt hat. Es sind natürlich hunderte Menschen die ihre Schilder hochhalten, aber nach 10 Minuten finden wir ihn doch – draußen. Ähnliche Fragen Fragen wie in Sri Lanka werden gestellt, nur das husband? bleibt diesmal aus.
Where from?
First time India?
How long India?
Es gibt laute indische Musik und unser Fahrer singt aus voller Kehle mit. Wir fahren über breite Straßen und bisher sieht es kaum anders aus, als in anderen Teilen der Welt. Es ist 1 Uhr nachts und daher auch relativ ruhig. Irgendwann fängt es natürlich doch an und wir sind in einem fetten Stau voller Aurorickshaws, Fahrrädern, Mopeds, Autos, Kühen und Menschen. Es wird gehupt und mit Fahnen gewedelt: Indien hat gerade gegen Pakistan im Cricket gewonnen. Unser armer Fahrer hat alles verpasst, weil er auf uns warten musste.
Nach einiger Zeit kommen wir in Paharganj an, einem typischen Viertel in dem anscheinend alle Backpacker absteigen. Unser Hotel soll relativ gut sein, immerhin steht „Deluxe“ dahinter. Wir checken ein und es ist immerhin ok. Hauptsache sauber. Einen kleinen nächtlichen Spaziergang lassen wir uns nicht nehmen, die Straßen sind bis auf die Hunde so gut wie leer. Hier ein kleiner Einblick der Gegend um unser „Deluxe“ Hotel.
Wir gehen dann doch bald schlafen – es ist natürlich laut, die Hunde bellen – alles wie wir uns das gedacht haben. Zum Frühstück auf der Dachterasse gibt es auf ziemlich ranzig aussehenden Tellern viel indische Auswahl, Toast und Pancakes. Wenn wir schon mal da sind, wollen wir natürlich auch indisch essen. Überhaupt soll man um den tückischen „Delhi Belly“ zu vermeiden einiges beachten und geschnittene Früchte, Gemüse und Co auch in Hotels besser links liegen lassen. Das Problem ist das total versiffte Leitungswasser – wenn da irgendetwas mit abgewaschen wird hat man schon verloren. Cook it, peel it or leave it ist das Motto. Und schön den Mund zu beim Duschen! Frühstück ist so lala. Aber nachdem Lasse und ich uns das erste Mal über irgendeine Nichtigkeit gestritten haben, wollen wir doch loslegen.
Ich habe mich schlau gemacht und herausgefunden, dass man einige Sehenswürdigkeiten mit der Metro erreichen kann. Die Station New Delhi liegt bei uns in Laufweite – also los! Hier sind wir dann gleich mitten im Leben. Krasse Armut, viele Menschen die auf der Straße liegen, alles ist voller Dreck und vielen Menschen. Es wird gehupt und gehupt und gehupt. An einigen Ecken gibt es öffentliche Toiletten – da dort immer Menschen stehen gibt es gleich ein Beispielbild aus dem Internet, wie sowas in Indien aussieht. Es ist wahnsinnig heiß und wir haben sofort das Gefühl, wir verlaufen uns.
Ich schaffe nur ein schnelles Handyfoto, ich muss mich konzentrieren, nicht überfahren zu werden, auf keine Hunde zu treten und mich zurechtzufinden.
Kaum sind wir da angekommen, wo ich den Überweg zur Metro vermute, nähert sich uns ein freundlicher junger Mann, der beschwingt fragt wo wir denn hinmöchten. Ich nenne den Namen des Tempels auf unserer Liste und dass wir mit der Metro fahren möchten. Wir zeigen unserer (zugegebenermaßen sehr schlechte) Straßenkarte aus dem Hotel und uns wird lang und breit erklärt, dass wir hier falsch sind und in eine andere Station einsteigen müssten. Ich wundere mich kurz, weil ich ja vorher recherchiert habe und weiß, dass wir nur einmal umsteigen müssen. Dann bekommen wir noch eine Warnung weiterzulaufen, weil an der Straße ein ganz gefährliches Viertel beginnen würde.
Der Typ ist aber superfreundlich und Lasse, der sich mit der Orga null beschäftigt hat, findet den total dufte und hilfreich. Die zwei quatschen und uns wird empfohlen im offiziellen Tourist Office noch eine „free map“ zu besorgen und dann wären wir auch gleich an der richtigen Metrostation. Und wir sollen uns ja nicht von den Rickshaw-Fahrern abziehen lassen, der Weg dahin kostet nur 20 Rupies und nicht 40 oder gar 60. Bevor wir uns umschauen können, hat er eine Autorickshaw herangewunken, den Preis verhandelt und wir sitzen drin, Richtung Connaught Place.
Während Lasse sich noch über den total hilfreichen Typen freut, ärgere ich mich schon dass ich nicht meinem Plan gefolgt bin und habe vor mich bei Ankunft schnell aus dem Staub zu machen (mit Lasse natürlich ). Der versteht gar nicht, was ich habe. Kaum sind wir da wird vom Fahrer die Tür zum Tourist Office aufgerissen und wir sind drin. Ich versuche es mit der Nummer „we just want a map“, aber keine Chance, wir sitzen. Jetzt wird uns lang und breit erklärt, dass die Zugtickets die wir für unsere Weiterreise bereits gekauft haben, sinnlos sind, weil es im Himalaya starke Unwetter gegeben hat und die Züge alle ausfallen oder sich ewig verspäten.
Lasse grinst immer noch freundlich und bedankt sich für die wichtige Info. Uns wird jetzt eine private Tour mit Fahrer für 500 Euro angedreht, lang und breit. Alles mit der „I am your special friend“ Nummer, der wir noch öfter begegnen werden. Ich werde deutlicher mit meinem Nein und jetzt gibt es nur noch Argumente, dass wir uns zumindest Delhi mit einem Fahrer ansehen sollten, weil wir so viiiiel mehr Zeit hätten. Und in der Metro sieht man doch nix. Lasse ist immer noch unsicher und sagt immer nur „aha, yes, ok.“ 100 Euro für 2 Tage Sightseeing will er haben.
Ich beschließe uns mit einem „wir überlegen uns das und kommen später wieder“ aus der Affäre zu ziehen. Bringt nix. Er macht jetzt gleich zu und morgen ist auch alles geschlossen. Mir wird es zu bunt und ich stehe auf. Die Free Map soll auf einmal 1000 Rupien (13 Euro) kosten.
Wir verlassen den Laden und ich ärgere mich tot, dass wir soviel Zeit verschwendet haben und uns haben einwickeln lassen. Lasse ist vollkommen irritiert und versteht die Welt nicht mehr. Aber die waren doch so freundlich und so nett! Und die guten Infos! Was soll ich sagen, er wird noch viel lernen. Wir suchen die Metro und fragen jemanden, der uns prompt wieder in einen offical government tourist office schleppen möchte, weil es Metrotickets nicht in der Metro zu kaufen gibt. Diesmal werden wir ihn in unter einer Minute los.
Dann haben wir sie irgendwann gefunden: Delhi Metro!