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  1. #1

    Protestaktion gegen Gewalt gegen Frauen

    Mit einem roten Tuch, weithin sichtbar aus einem Fenster ihres Büros im italienischen Parlament gehängt, unterstützt die Präsidentin der Abgeordnetenkammer Laura Boldrini eine landesweite Protestaktion gegen Gewalt gegen Frauen. Ausgelöst wurde diese durch den Mord an der jungen Römerin Sara di Pietrantonio, der seit Tagen die Schlagzeilen in Italiens Medien beherrscht.
    ....
    Die Öffentlichkeit reagierte auf die Ereignisse im Süden der italienischen Hauptstadt geschockt - deutlich wird mit Blick auf die seitdem neu aufgeflammte Debatte über die in Italien als Femminicidio (Feminizid) bezeichnete tödliche Gewalt gegen Frauen, dass es sich hier keinesfalls um einen Einzelfall handelt.

    Vielmehr wurden allein in diesem Jahr bereits 55 und zwischen 2010 und 2014 819 Frauen zum größten Teil von ihren Ehemännern, Lebensgefährten und ehemaligen Partnern ermordet, wie die „Neue Zürcher Zeitung“ („NZZ“) mit Verweis auf Zahlen des Sozial- und Wirtschaftsforschungsinstitutes EURES berichtet.
    http://orf.at/stories/2342963/2342972/


    Wir haben hier schon über Sexismus geredet ... ja, da gibts noch immer viel Ärgerliches. Und ich krieg auch einen gehörigen Grant, wenn ich die jüngste Calvin Klein Werbung seh ... wo dem jugendlichen Model direkt in den Schritt rein fotografiert wird .. muss nicht sein, oder?

    Wie auch immer, damit kann man / ich umgehen. Ich kann die Motive nachvollziehen ... auch wenn ich sie ablehne oder etc. Aber Gewalt gegen Frauen, diese Verachtung / Missachtung des weiblichen Menschens ist eine andere Ebene. Ich kann es schlicht nicht verstehen:

    Angefangen von der bevorzugten Abtreibung weiblicher Foeten bis hin zu Massenvergewaltigungen in Brasilien, Indien, Ägypten ... und sonstwo. Grausamste, brutalste Vergewaltigungen mit ... ach, wenn ich nur dran denk, geht mir der Feitl in der Hosentasche auf.

    Ja, ich weiß: Es gibt auch fürchterliche Gewalt von Männern gegen Männer, es gibt absolut gruslige Flintenweiber (nein, ich sags nicht, wer mir gerade dazu einfällt). Aber aus irgendwelchen Gründen enragiert / deprimiert mich sexualisierte Gewalt ganz besonders. Alles Huren außer Mutti? Freiwild, nur weil es Frauen sind?

    Ok, nachdem ich mich emotional ein bisserl ausgelebt habe, die Frage: Wie kann man die dahinter sitzende Denkwelt verändern? Ich weiß, in unseren Breiten ... jedenfalls in Ö ... ist die Situation nicht (ganz) so dramatisch. Es handelt sich auch nicht um einen Geburtsfehler bei Männern ... ganz, ganz sicher nicht. Aber es gibt Dinge, die passieren nicht einmal bei den primitivsten Tieren. nur bei den vermeintlich so toll kultivierten Menschen.

    Rote Bänder um einen Baum zuwickeln ist ja eine schöne Geste. Kann Bewusstsein schaffen. Aber was kann man sonst noch tun ...
    Geändert von zarah (04-06-2016 um 15:39 Uhr)

  2. #2
    Mir scheinen 2 Faktoren wichtig:
    - Die Erpressbarkeit von Frauen als gesellschaftliche Gruppe, zb durch wirtschaftliche Abhängigkeit von Männern, parallel dazu, dass sich ein armer Mann keine Frau "leisten" kann, und die umgekehrte Überlegung gibt es nicht.
    Ich glaube aber, dass man sich nur um Europa in Europa kümmern kann, und erst ein umfassenderer Erfolg (zb auch in Italien) strahlt dann ermächtigend auf nichteuropäische Frauen aus. Die Komplexität der Abhängigkeiten wird in anderen Kulturen durch teils gegensätzliche Mitgift-Prinzipien einfach undurchschaubar und ist von einem einheitlichen Verfahrensprinzip bzw einer Taktik überhaupt nicht erreichbar. Aber ein Erfolg ist eben genau keine Taktik, sondern ein Zeichen an der Wand, das von allen Seiten eigenständig interpretiert wird.
    - die Antisolidarität von Frauen gegen andere Frauen, weil für sie das ständische Denken und Handeln 1000x wichtiger ist als Rechte von Frauen, die sie kasten- und klassenmässig nicht im geringsten interessieren. Das wird anderweitig (Rizal-Studies) als "social cancer" weiter ausgeführt, eine gesellschaftliche Krake, die die Menschen bewusst durch Codes und Formeln entzweit, die mit sozialem Stand zu tun haben bzw ihn voraussetzen, und die Machtposition von Ständen zementieren.
    Geändert von hans (04-06-2016 um 16:41 Uhr)
    Das Netz hat keine Obergrenze.. Das Schöne: Im Netz ist jede Aussage wahr. -- Nur die Fragen, die im Prinzip unentscheidbar sind, können wir entscheiden. (Heinz von Foerster)
    http://www.antiquealive.com/Blogs/Ha...ean_House.html

  3. #3
    @zarah
    Du hast ein wichtiges Thema aufgegriffen, das mir persönlich sehr am Herzen liegt.
    Ein Beispiel: Fast täglich geht es mir so, dass ich die Seite "Panorama" auf SPON lese. Nicht heute, aber an vielen anderen Tagen findet sich dort eine Meldung nach der anderen über schwere Gewaltverbrechen, die Männer an Frauen begangen haben.
    Das Bewusstsein, dass es sich dabei im strukturelle Gewalt handelt, ist in der Öffentlichkeit immer noch beklagenswert gering ausgeprägt.
    Und: hans hat recht, die Gefahr, als Opfer von Gewalt zu enden, hat viel mit der wirtschaftlichen Stellung von Frauen zu tun.

    Wir hatten die Thematik im ioff schon oft.
    Immer kommt alsbald irgendein Idiot und kräht: "Frauen begehen aber auch Gewaltverbrechen!" Dann wird ein Beispielfall zitiert und dann kommt der nächste und kennt einen weiteren.

    Ich fürchte, zu einer konstruktiven Besprechung wird es nicht kommen. Entweder erschöpft sich das Ganze in ein paar lahmen: "Wie furchtbar!", oder ein paar Gestalten wird wieder nicht passen, dass darüber geredet wird, und sie werden sich so verhalten, dass die Moderatoren den Thread schließen, wahrscheinlicher noch, den Thread in dem Moment schließen, in dem jemand anders auf die zu erwartenden Provokationen reagiert.

  4. #4
    Ich denke, dass ein großer Anteil der Gewalt gegen Frauen noch immer in der körperlichen Unterlegenheit begründet ist, gepaart mit der Erziehung beider Geschlechter.
    Als Kind wurde mir der Satz "Du musst Dich fügen" eingeimpft.
    Da war ein seltsamer Onkel, bei dem ich immer auf dem Schoß sitzen musste, weil ER das wollte. Wenn ich "nein" gesagt habe oder mich weggedrückt habe, hieß es ich wäre frech.
    Noch heute ist es so (ich bin Mitte 40), wenn ich angemacht werde und mein Desinteresse bekunde, bin ich eine "Zicke". Egal wie freundlich oder unfreundlich ich bin.
    Den eigenen Willen zu unterdrücken hat in der Erziehung weiblicher Kinder eine lange Tradition, in allen Ländern, nehme ich an.
    Das menschliche Bedürfnis nach Sicherheit und Unversehrtheit wird immer wieder und immer noch ignoriert.
    Ich wurde oft als "Scheiß-Emanze" betitelt, was ich überhaupt nicht bin.
    Ich bin ein Mensch, der gegenseitigen Respekt fordert, unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe etc.

  5. #5
    receipts proof timeline screenshots Avatar von sinead_morrigan
    Ort: Berlin
    Zitat Zitat von Mausophon Beitrag anzeigen

    Ich fürchte, zu einer konstruktiven Besprechung wird es nicht kommen. Entweder erschöpft sich das Ganze in ein paar lahmen: "Wie furchtbar!", oder ein paar Gestalten wird wieder nicht passen, dass darüber geredet wird, und sie werden sich so verhalten, dass die Moderatoren den Thread schließen, wahrscheinlicher noch, den Thread in dem Moment schließen, in dem jemand anders auf die zu erwartenden Provokationen reagiert.
    Hat sich beim letzten Mal offen halten können (ist nur ganz normal im Archiv verschwunden):
    http://www.ioff.de/showthread.php?t=415480
    I'll follow you down 'til the sound of my voice will haunt you

  6. #6
    Nun, es gibt überall Idioten, aber die Anzahl der Idioten lässt sich schon gravierend durch bestimmte Kulturkreise unterscheiden. Während es bei uns eben auch Idioten gibt, die Frauen wie Ware behandeln, ist es in anderen Kreisen völlig normal, leider.

    Und man kommt immer wieder zum Thema Einwanderung zurück, wer wo aus welchem Kulturkreis kommt, und wie dort Frauen behandelt werden und es so geduldet wird.

    Vor allem Italien, als erstes europäisches Festland in der Region, die Beschreibungen der Taten stimmen mit Kulturkreisen überein, die man ja natürlich nie generalverdächtigen soll, aber aus jenen eben kommen.

    Grundsätzlich lässt sich sonst sagen, das sämtliche Europäer, außer ein paar immer vorhandenen Ausnahmen, sich vernünftig gegenüber Frauen verhalten, und es nicht an uns liegt. Die Zahlen an Gewalttaten gegen Frauen, waren noch bis vor 20 Jahren in einem soliden Schnitt, jede ist eine zuviel, aber es hat vor allem in den letzten 3-4 Jahren deutlich zugenommen.

    Einfach mal die Statistiken lesen, was da an genauen Angaben zu den Tätern gemacht wird.

    EDIT: Siehe auch Schweden, Frankreich

    Mehr muss man dazu nicht sagen
    Geändert von Tobey84 (05-06-2016 um 20:56 Uhr)

  7. #7
    Nerv nich Avatar von jume I.O.F.F. Team

  8. #8
    Aus der Studie "Gewalt gegen Frauen in Paarbeziehungen" des BMFSFJ:
    http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ...e,rwb=true.pdf.


    "Entgegen vielen Vorurteilen hat häusliche Gewalt gegen Frauen nichts mit Herkunft, Bildung oder Einkommen der Betroffenen zu tun. Die Forschung belegt, dass jede vierte Frau im Laufe ihres Lebens Gewalt durch den eigenen Partner erlebt. Und dieser Befund gilt leider nicht
    nur für Deutschland, sondern für ganz Europa, wie die Ergebnisse einer aktuellen Studie der Europäischen Grundrechteagentur (FRA) aus dem Jahre 2014 zeigen. 22 Prozent der befragten Frauen berichteten,dass sie mindestens einmal im Leben Gewalt durch einen früheren oder aktuellen Partner erlebt haben...."

    "Jede vierte Frau im Alter von 16–85 Jahren hat im Verlauf ihres Lebens mindestens einmal
    körperliche und/oder sexuelle Übergriffe durch einen Beziehungspartner erlebt – das war
    Ergebnis einer von 2002 bis 2004 im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren,
    Frauen und Jugend (BMFSFJ) erstellten Studie zu Gewalt gegen Frauen in Deutschland (Studientitel
    „Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland“, vgl. Schröttle/
    Müller in: BMFSFJ 2004). In der vom Interdisziplinären Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung (IFF) der Universität Bielefeld in Kooperation mit infas, Institut für Sozialforschung, durchgeführten Studie waren über 10.000 in Deutschland lebende Frauen auf der Basis einer Gemeindestichprobe repräsentativ befragt worden...."

  9. #9
    Lisa Simpson
    unregistriert
    Zitat Zitat von Mausophon Beitrag anzeigen
    @zarah


    Ich fürchte, zu einer konstruktiven Besprechung wird es nicht kommen. Entweder erschöpft sich das Ganze in ein paar lahmen: "Wie furchtbar!", oder ein paar Gestalten wird wieder nicht passen, dass darüber geredet wird, und sie werden sich so verhalten, dass die Moderatoren den Thread schließen, wahrscheinlicher noch, den Thread in dem Moment schließen, in dem jemand anders auf die zu erwartenden Provokationen reagiert.
    Ich fände es nett von Dir, wenn Du nicht jede Diskussion im Keim erstickst, in dem Du andere Beiträge vorab gleich disqualifizierst. Danke. Es gibt außer dir auch noch einige User, die sich durchaus ernsthaft mit diesem Thema beschäftigen - aber vielleicht nicht sofort die Zeit haben, um auf das Eingangspost zu antworten - und denen gegenüber finde ich eine solche Aussage unpassend.

    Zum Thema:
    Ich glaube, die Gewalt gegenüber Frauen hat wieder zugenommen. Ich habe das bis vor 5-6 Jahren ganz anders wahrgenommen, ein Frauenschläger wurde geächtet, während es heutzutage in bestimmten "Milieus" (mir fällt gerade kein anderes Wort dafür ein), nicht so schlimm ist, der Alten mal eine zu schallern, wenn sie nicht hört. Und auch noch vor aller Welt Witze darüber macht. Das ist eine Zurückentwicklung, die mir echt Sorgen macht.

    Und ja, es ist mir klar, dass es in allen Schichten zu Gewalt gegenüber Frauen kommt, aber in einer Beziehung, in der man sich auf Augenhöhe begegnet, wird das viel weniger der Fall sein als bei einer, wo die Frau wirtschaftlich und sozial abhängig ist, wo der Mann patriarchalisch erzogen erzogen wurde, wo schon früher in der Familie geschlagen wurde.

    Und genau solche Männer beschimpfen einen dann als blöde Emanze, weil man sich nicht in deren Frauenbild fügt. Als Frau kommt man nicht daran vorbei, sich ein selbständiges Leben (Schule, Ausbildung, Beruf) aufzubauen, um wenigstens die wirtschaftliche Abhängigkeit auszuschließen.
    Geändert von Lisa Simpson (06-06-2016 um 10:31 Uhr)

  10. #10
    Lisa, was sind denn das für bestimmte "Milieus"? Und basieren diese sowie deine anderen Mutmaßungen auf einer konkreten Faktenlage oder sind das jetzt erst einmal persönliche Vermutungen, die du zur Diskussion stellst?

    Immerhin wurde direkt über dir eine Studie mit gegenteiligen Ergebnissen zitiert:
    "Entgegen vielen Vorurteilen hat häusliche Gewalt gegen Frauen nichts mit Herkunft, Bildung oder Einkommen der Betroffenen zu tun. Die Forschung belegt, dass jede vierte Frau im Laufe ihres Lebens Gewalt durch den eigenen Partner erlebt. Und dieser Befund gilt leider nicht nur für Deutschland, sondern für ganz Europa."

  11. #11
    gesperrt
    Ort: Oriental Saloon
    hach ja, Statistiken...

  12. #12
    Zitat Zitat von criens Beitrag anzeigen
    Immerhin wurde direkt über dir eine Studie mit gegenteiligen Ergebnissen zitiert:
    "Entgegen vielen Vorurteilen hat häusliche Gewalt gegen Frauen nichts mit Herkunft, Bildung oder Einkommen der Betroffenen zu tun. Die Forschung belegt, dass jede vierte Frau im Laufe ihres Lebens Gewalt durch den eigenen Partner erlebt. Und dieser Befund gilt leider nicht nur für Deutschland, sondern für ganz Europa."
    Der Satz steht zwar im Vorwort, das die Bundesministerin für Familien, Senioren, Frauen und Jugend verfasst hat.

    Anscheinend hat sie die Studie selbst nicht gelesen, oder sie will ihre Ergebnisse nicht zur Kenntnis nehmen. Denn in der Studie steht etwas anders:

    Alles in allem verweist die Analyse darauf, dass das Nichtvorhandensein von Bildungs- und Ausbildungsressourcen ein relevanter Risikofaktor für erhöhte Gewaltbelastungen von Frauen in Paarbeziehungen, insbesondere bei jüngeren Frauen in der regenerativen Phase, sein kann
    [...]

    Generell sind demnach Männer ohne Bildungs-/Ausbildungsressourcen deutlich stärker, als es ihrem Anteil in der Bevölkerung entspricht, bei den schwer gewalttätigen Partnern körperlicher/sexueller Gewalt vertreten

    [...]


    In der Studie zeigte sich eine deutliche Höherbelastung durch schwere körperliche/sexuelle Gewalt sowie durch erhöhte Ausprägungen psychischer Gewalt insbesondere bei Frauen mit türkischem Migrationshintergrund.

    [...]

    zeichnet sich dennoch in der vorliegenden Studie ab, dass Migrantinnen generell schwerere Grade und Muster von Gewalt erlebt haben als gewaltbetroffene Frauen deutscher Herkunft und dass Frauen türkischer Herkunft in Bezug auf körperliche und sexuelle Gewalt am höchsten belastet sind. So war etwa jede sechste Frau türkischer Herkunft (18 Prozent) von schwerer körperlicher, psychischer und/oder sexueller Gewalt (Muster 5 und 6) durch den aktuellen Partner betroffen, was auf 9 Prozent der Frauen aus Ländern der ehemaligen UdSSR zutraf und auf 5 Prozent der Frauen deutscher Herkunft. Erhöhte psychische Gewalt ohne zusätzliche körperliche Gewalt (Muster 2) haben 10 Prozent der Frauen deutscher Herkunft, aber rund ein Fünftel der Frauen türkischer Herkunft (21 Prozent) und der Frauen aus Ländern der ehemaligen UdSSR angegeben. Demzufolge waren beide Migrantinnengruppen doppelt so häufig wie Frauen deutscher Herkunft von Mustern erhöhter psychischer Gewalt durch den aktuellen Partner betroffen, was aufzeigt, dass bei psychischer Gewalt nicht die ethnische Herkunft, sondern vielmehr der Migrationszusammenhang und die mit ihm einhergehenden sozialen Spannungen und Belastungen im Geschlechterverhältnis eine gewaltfördernde Rolle spielen.
    Die Problematik ist sehr differenziert zu betrachten, worauf der zuletzt zitierte Satz hinweist. Die nassforsche Behauptung der Ministerin, häusliche Gewalt gegen Frauen habe "nichts mit Herkunft, Bildung oder Einkommen der Betroffenen zu tun", gibt jedoch keinesfalls die Erkenntnisse der Studie wieder.
    Geändert von JackB (06-06-2016 um 12:37 Uhr)

  13. #13
    Gutmensch Avatar von SilverER
    Ort: Von Nord nach Süd
    Zitat Zitat von criens Beitrag anzeigen
    Immerhin wurde direkt über dir eine Studie mit gegenteiligen Ergebnissen zitiert:
    "Entgegen vielen Vorurteilen hat häusliche Gewalt gegen Frauen nichts mit Herkunft, Bildung oder Einkommen der Betroffenen zu tun. Die Forschung belegt, dass jede vierte Frau im Laufe ihres Lebens Gewalt durch den eigenen Partner erlebt. Und dieser Befund gilt leider nicht nur für Deutschland, sondern für ganz Europa."
    Das ist so nicht ganz korrekt. Zunächst ist die zitierte Studie eine Sekundäranalyse, basiert also auf den Daten und Ergebnissen einer Studie aus dem Zeitraum 2002 bis 2004 (immerhin 12 Jahre alt).

    In der differenzierten (sekundäranalytischen) Darstellung ist es eher eine Kombination aus Alter und Bildung, die ein erhöhtes Gewaltpotential auszumachen scheint:

    So lässt sich bei Frauen in den jüngeren und mittleren Altersgruppen bis Mitte 40 feststellen, dass diese am häufigsten und am schwersten von körperlicher, sexueller und psychischer Gewalt durch Partner betroffen waren, wenn sie weder einen Schulnoch einen qualifizierten Ausbildungsabschluss hatten. Mit 28 Prozent gaben Frauen ohne qualifizierte Schul- und Ausbildungsabschlüsse etwa doppelt so häufig eine Betroffenheit durch körperliche und/oder sexuelle Gewalt durch den aktuellen Partner an als Frauen mit niedrigen und mittleren Abschlüssen (13 Prozent) und höher gebildete Frauen (Abitur und/ oder Hochschulabschlüsse, 15 Prozent). Insofern war in den jüngeren Altersgruppen vor allem das völlige Fehlen von Bildungsressourcen ein gewaltfördernder Faktor.
    ...
    Im Gegensatz dazu konnte in der Altersgruppe der ab 45-Jährigen festgestellt werden, dass hier
    Frauen mit den höchsten Bildungsressourcen signifikant häufiger von Gewalt durch Partner
    betroffen waren als Frauen mit mittlerer, geringer oder fehlender Schul- und Ausbildung.
    So haben in der Altersgruppe ab Mitte 40 27 Prozent der Frauen mit Abitur und/oder Hochschulabschluss körperliche und/oder sexuelle Gewalt durch aktuelle und/oder frühere Partner erlebt, im Vergleich zu 15–17 Prozent bei den anderen Befragungsgruppen mit mittleren und geringen Bildungsgraden.
    ...
    Die Analyse verweist insgesamt darauf, dass das Fehlen von Bildungs- und Ausbildungsressourcen
    bei Frauen und Männern ein relevanter Risikofaktor für (schwere) Gewalt in Paarbeziehungen
    sein kann.
    ebenda

    Aus aus der Studie:

    In der Studie zeigte sich eine deutliche Höherbelastung durch schwere körperliche/
    sexuelle Gewalt sowie durch erhöhte Ausprägungen psychischer Gewalt insbesondere bei Frauen mit
    türkischem Migrationshintergrund. Bereits vorangegangene Auswertungen der Studie konnten aufzeigen, dass Frauen mit türkischem Migrationshintergrund häufiger und auch schwerere Gewalt in Paarbeziehungen, insbesondere durch den aktuellen Partner, erlebt haben (vgl. u. a. Schröttle/Khelaifat 2008, Schröttle 2006, Schröttle/Condon 2005). So ergab eine bereits veröffentlichte Sonderauswertung der Daten zum Thema „Gewalt, Gesundheit, Migration“ im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die sich auf die Altersgruppe der 16- bis unter 75-Jährigen bezog, dass Frauen türkischer Herkunft signifikant häufiger als andere Befragte körperliche und/oder sexuelle Gewalt durch Partner erfahren haben
    ebenda

  14. #14
    Gutmensch Avatar von SilverER
    Ort: Von Nord nach Süd
    Zitat Zitat von JackB Beitrag anzeigen
    Der Satz steht zwar im Vorwort, das die Bundesministerin für Familien, Senioren, Frauen und Jugend verfasst hat.

    Anscheinend hat sie die Studie selbst nicht gelesen, oder sie will ihre Ergebnisse nicht zur Kenntnis nehmen. Denn in der Studie steht etwas anders:



    Die Problematik ist sehr differenziert zu betrachten, worauf der zuletzt zitierte Satz hinweist. Die nassforsche Behauptung der Ministerin, häusliche Gewalt gegen Frauen habe "nichts mit Herkunft, Bildung oder Einkommen der Betroffenen zu tun", gibt jedoch keinesfalls die Erkenntnisse der Studie wieder.
    Du warst 2 Minuten schneller...

  15. #15
    Zitat Zitat von SilverER Beitrag anzeigen
    Du warst 2 Minuten schneller...
    Dafür hast du auf weitere Aspekte hingewiesen, die mir entgangen waren.
    Im Vorwort bekommt man den Eindruck, es ginge um eine ziemlich aktuelle Erhebung ("aktuellen Studie der Europäischen Grundrechteagentur (FRA) aus dem Jahre 2014").
    Ob die Ergebnisse mit aktuellen Daten anders ausfallen würden als mit den tatsächlich bereits 2002 - 2004 erhobenen Daten sei dahingestellt. Erwähnenswert ist dieser Sachverhalt aber allemal.


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