Zitat von
spector
Zinga.
Nachfolgend ein Erklärungsversuch, was mich an der Berichterstattung über Chemnitz gestört hat.
Zuvorderst, das sie sich vokabelhaft in Hyperbeln überschlug: Nicht nur von "Hetzjagden" war ja die Rede, sondern u.a. auch von einem "Progrom". Gerade dieser Begriff hat eine besonders drastisch-tragische Entsprechung in der Nazizeit, was den Medien wohl auch bzw. gerade bewusst war. Ein Spektakel-Schlagwort, das aber nur dann angemessen ist, wenn der Vergleich historisch passt. Suggeriert er doch marodierende Massen von Rechtsradikalen die Schaufenster von allen (ausländischen und) jüdischen Ladenlokalen, Restaurants etc. zertrümmern, die Interieurs abfackeln und die Inhaber auf die Straße zerren, um sie mit einem hohen Maß an Brutalität zu demütigen. Bislang ist "nur" der Fall eines beschädigten Restaurants bekannt. Schlimn genug! Aber ich finde es respektlos gegenüber den Opfern von damals mit der Wortwahl "Progrom" eine Parallele zu ziehen, die mit Chemnnitz nicht vergleichbar ist. Zumal sich der ekelhafte braune Mob für das unterstellte "Kompliment" sicher noch auf die Schulter klopft. Manchmal möchte man Journalisten empfehlen, in kleineren Worten zu denken. Papageienhaft nachplappernden Politikern auch.
Was die behauptete Menschenjagd bzw. -Hatz von Migranten durch die Dumpfglatzen (von denen nachweislich einer "Hasedubleibsthier" heißt), kennen wir alle nur einen Video-Snippet, der in media res aufgenommen wurde. Ohne Vor- oder Nachgeschichte. Daher möchte ich mich hier nur an den bekannten Fakten desorientieren. Die anwesenden Pressevertreter (ZDF und Regionalzeitung) haben dergleichen nirgendwo beobachtet, konnten aber auch nicht überall sein. In den direkten Folgetagen waren auch keine betreffenden Anzeigen bekannt, aber später dann wohl doch. Antifas wiederum behaupten, das wäre im gesamten Aktionsradius geschehen. Pro Chemnitz und Co. wiederum sind sich gewiss, dass die Antifas mal wieder mit Steinen geschmissen hätten, was manche Polizisten angeblich bestätigen bzw. widerlegen.
Kurz: Man weiß wieder nix Genaues, außer natürlich in den sozialen Netzwerken. Die jeweiligen Filterblasen zur Rechten wie Linken wurden mit der schnell härtenden Meinungsbaumasse Tendenzin befüllt. Aber für mich war das alles zu dem Zeitpunkt noch zu wenig, um ein Urteil zu fällen. Für die Kanzlerin, ihren Sprecher, die Oppositionsparteien je nach Couleur allerdings nicht. Da war man mit den Vorwürfen und Behauptungen buchstäblich schneller als die Polizei. Nach dem Motto: "If real or fake, let´s bake a cake". Eine Schlagzeile schrieb von der anderen ab, bis es auch Campino mitbekam und sich mit seiner Düsseldorfer Schlagerpunktruppe einladen ließ. - quasi als musikalisches Freibier für alle - geschätzte 65.000 junge Protestler anlockte, die sich gegen Rassismus und das Bezahlen von Konzertkarten versammelte, sowie im Durchschnitt pro Person knapp über 30 Cent für die Hinterbliebenen des getöteten Opfers Daniel spendeten, das es ja auch irgendwie noch gab.