@*Blue*: Ob 400 kcal viel oder wenig sind, ist eine Frage der Sichtweise.
400 kcal zusätzlich zu verfuttern, wäre für mich kein Problem, mir würden auch 1200 zusätzlich gut schmecken.
Das Einsparen macht nicht halb so viel Freude, versteht sich, das war für mich auch ein Grund, meine Ernährung grunsätzlich zu hinterfragen. Ich bin Mengenesser und mir schmeckts grundsätzlich. Hätte ich nur meine Snacks und auch Essen aus Langeweile weggelassen - z.B. die belegte Semmel beim Warten auf den Bus - wäre das schon die nötige Ensparung gewesen. Da ich aber gerne viel esse, habe ich die zur Verfügung stehenden Kalorien (während der Diät lag ich bei 1.200 bis 1.400) wie eine Währung gesehen und mir täglich überlegt, wie ich die sinnvoll ausgeben kann. Wie als Kind beim Bäcker. Ich habe 50 Pfennig, was bekomme ich dafür, vom einen bekomme ich nur ein Stück, vom anderen 5, schmeckt aber schlechter usw.
Das war am Anfang schon eine Umstellung, denn eine Nudelmahlzeit hatte bei mir 250 g Trockenmasse und dazu dann die Soße. Dass man von 125 g auch satt wird, war mir schon irgendwie klar, aber Nudeln hatte ich dann erst mal gestrichen, weil ich keinen nach damaliger Sicht halbleeren Teller wollte. Daher habe ich mir eine Grundzutat ausgesucht, die ich geschmacklich unbedingt dabei haben wollte und habe dann auf einem Portal dann eingegeben, was ich damit machen kann, ohne 500 kcal zu überschreiten. Mittlerweile gibt es da ja ein Riesenangebot.
Zu der Zeit habe ich viel ausprobiert, manches hätte ich meinem schlimmsten Feind nicht empfohlen, andere Experimente waren ein echtes Geschmackserlebnis. So stellt man sich im Laufe der Zeit dann um und Nudeln haben dann auch wieder Platz, dann gibt es eben sonst nicht mehr so viel an dem Tag.
Worauf ich aber mit den 400 kcal hinauswollte:
Zwischen meinem jetzigen unteren Normalgewicht und Adipositas lagen rund 400 kcal. Das erscheint mir schon ein geringer Unterschied für die Welt zwischen wirklich dick und wirklich sehr schlank. In dem Zusammenhang sind die 400 kcal wenig. Obwohl ich als junge Erwachsene noch schlank war und mich nicht eingeschränkt fühlte, hatte ich als stark Übergewichtige die Vorstellung, es käme nun ein lebenslanger massiver Verzicht auf mich zu. Da ich auch nicht den Eindruck hatte, so viel zu essen, wirkte der Askese-Berg noch größer.
Jetzt habe ich ja meinen normalen Gesamtumsatz und bei rund 2000 kcal ist das nicht wenig, sondern eben "normal". Nur ist dann bei zwei bis drei Mahlzeiten eben kein Stück Kuchen und keine belegte Semmel auf dem Nachhauseweg drin, wenn ich nicht anderweitig sparen möchte. Meine schlechten Gewohnheiten abzulegen (Essen aus Langeweile oder weil es da ist und mir angeboten wurde, obwohl ich Kuchen nicht mal besonders mag, Nachschlag, obwohl schon satt, der Ehrgeiz bei all-you-can-eat wenigstens alles versucht zu haben), hätte für eine langfristige Abnahme gereicht. Durch die zusätzliche und grundlegende Ernährungsumstellung sind meine Teller jetzt sogar voller als vorher, das war also insgesamt ein Gewinn an Lebensqualität.
Bei so viel Diätweisheit und besserem Wohlbefinden hätte es ein Klacks sein müssen, das zu halten, aber so funktioniert der Mensch nicht. Man sollte sich da nicht in Sicherheit wiegen. Ich hätte ohne Probleme mein Ausgangsgewicht wieder angesteuert, die bekannte Verdrängung hatte bereits eingesetzt (die paar Kilos, ich weiß doch, wie es geht, muss nur mal wieder in die Gänge kommen, gleich morgen oder besser nach dem Geburtstag von XY, bin doch immer noch schlank, es gibt größere Probleme, heute war es so stressig).