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  1. #3946
    Zitat Zitat von *Blue* Beitrag anzeigen
    danke für deine Antwort -


    also tatsächlich trifft alles was du da schreibst auch auf ganz viele/massig Arbeitnehmer zu - inkl. der Angst vor einer Sehnenscheidenentzündung - nur dass die meisten ANs wissen, dass es nie Tage gibt, wo man dafür mal ein paar Stunden lang seine Hände/Arme erholen kann, weil keiner was von einem will, außer seine Zeit abzusitzen (der offenbar häufige Fall: der Dozent kommt nicht)

    Schaden tut all das was du schreibst doch persönlich niemanden.
    dafür bekommt man eine Sozialleistung - und dafür macht man halt dann das, was der Sozialleistungsauszahler von einem will
    .

    richtig, soweit verstehen wir uns und es ist auch legitim und völlig in Ordnung, dass man für Geld auch eine Gegenleistung erbringt.

    Aber: die Intention ist doch eigentlich, den Arbeitslosen wieder in Arbeit zu bringen, in Spur zu bringen, ihn sich entwickeln zu lassen und vielleicht auf neue Ideen zu bringen oder Fähigkeiten rauszukitzeln, die einem selber gar nicht bewußt waren. So denkt "ihr" und auch ich, wenn man das über die Maßnahmen hört und auch liest. Die Aufzählungen sind wirklich klug formuliert und hört sich wirklich toll an.

    Aber, es demotiviert nur. Klar gibt es auch Tage bei einem Arbeitnehmer, der völlig sinnlos ist, der nichts bringt und den man im Grunde vergessen kann, nichts klappt, alles doof. Aber meistens bewegt man als Arbeitnehmer ja was und auch wenn man sich mal freut, ruhige Tage zu haben, die man genießt, so ist es doch ein Unterschied, ob man wochen- manchmal monatelang irgendwo rumsitzt. Das zieht einen runter, man verbittert, wird zynisch, wütend und das Schlimmste: man resigniert.
    Und das ist gefährlich, wenn man resigniert hat, wenn man merkt, dass es der Gesellschaft - in diesem Fall in erster Linie das Jobcenter - egal ist, ob und was du mitnimmst. Und wenn man dann heutzutage in einem Forum von seinen Erlebnissen schreibt, weil man die Mißstände aufdecken will, dann wird man noch - nunja - im Grunde dafür abgestempelt, dass man sich beschwert, dass man fürs Rumsitzen bezahlt wird. Es ist nicht so einfach. Ich weiß leider nicht, wie ich es beschreiben soll, aber es hat viel mit Gefühl zu tun, mit Selbstwert.

    im Grunde würde sich jeder freuen, für Rumsitzen bezahlt zu werden, aber der Mensch möchte und muss auch gefordert werden, sonst verkümmert er. Wo kommen denn sonst die Langzeitarbeitslosen her, die man dann wirklich nur noch mit Müh und Not in einen normalen Alltag, geschweige denn Arbeitsalltag kriegt? Das geht nicht von heute auf morgen.

    ich war z.B. am Stück 3 Jahre arbeitslos - mit Erkrankung - und es hat mich, wirklich viel Kraft (seelisch und geistig) gekostet, damit ich nicht richtig abrutsche. Ich hab nie getrunken, ich war schon immer ein Arbeitstier, aber das Gefühl zu haben, was du heute nicht machst, machst du morgen, geht so richtig schnell in dich über. Manche freuen sich über eine Woche frei, einen Monat auch mal mehr. Am Anfang der Arbeitslosigkeit ist man motiviert und frohen Mutes und macht gerne und sofort alles, dann schleicht es sich ein, vom Jobcenter kommt Achselzucken, mal hier eine Maßnahme, mal da eine Bewerbung, mal dort: machen sie mal das und das. und immer schön pünktlich zu vorgegebenen Termin erscheinen. Man hat die Freizeit jetzt mal alles machen zu können, solange bis dein Geld alle ist, auch ok, weil die Unterstützung soll dich ja nicht zum Faulsein erziehen sondern ermutigen, dass du endlich wieder arbeitest, um dir die guten Dingen wie Kultur, Essen gehen, Kino etc. leisten kannst. Das ist auch vollkommen in Ordnung.
    Aber die Zeit vergeht, man hat alles sortiert, alle Freunde, Verwandten besucht, die Wohnung ist auf Vordermann, die Bewerbungsunterlagen zig mal kopiert, die Bewerbungen geschrieben und nach ca. 6 Monaten ist man an einem Punkt wo es kippt und tja dann braucht es Aufmunterung, Förderung und Forderung, jemanden der dich mitzieht, animiert. Aber du hast keinen. Das Arbeitsamt steckt dich dann in einem Maßnahme. Toll denkst du dir, ich kann was lernen, wer weiß was es mich bringt? Und du sitzt deine Zeit ab. Kein Problem, man lernt neue Leute kennen, kann sich austauschen und man kriegt ja schließlich Geld dafür.
    Aber dann merkt man: ups ich bin völlig unterfordert hier. Nagut Zeit wird abgesessen, weiter Bewerbungen geschrieben, beim JC vorstellig gewesen etc. und es bringt nichts, außer einer Idee, man könnte doch eine Umschulung machen, man hat doch gemerkt, vielleicht dieses oder jenes......
    Umschulung abgelehnt, weil....... x Gründe. 1 jahr ist vergangen, man hat mit sich selbst zu tun, zu viel Zeit, zu viele Probleme, Geld das fehlt, wünsche die man hat, Frust kommt auf, Wut und Neid, man wird zynisch und/oder verbittert, man trinkt (nicht ich, aber einige, die ich kenne), lässt sich gehen, warum noch aufstehen? Vieles kommt jetzt zusammen udn wenn das Leben vorher schon nicht einfach war, kann es sein, dass es richtig ausbricht und man dann vollends nicht klarkommt, aber hey, das Arbeitsamt hat eine Maßnahme, diesmal mit Namen .... und geht nicht nur 4 Wochen sondern 3 Monate, das wird jetzt aber was und kommt man auch wieder in die Spur.
    Und man geht in die Maßnahme und ....
    man denkt sich "das hatte ich doch schon mal", aber man sitzt seine Zeit ab und resigniert einfach. Ich hab dann "Dienst nach Vorschrift" gemacht und als ich mich wieder gefangen hatte hab ich mir ein Ehrenamt gesucht und mich selber rausgezogen.
    Nur das klappt bei vielen nicht allein, viele brauchen Hilfe, brauchen das Jobcenter, brauchen Unterstützung und die fehlt. Nicht alle Arbeitslosen wollen auch arbeitslos sein, nicht alle wollen nur vom Staat leben, ich weiß, dass es sie gibt, ich weiß um all die Diskussionen mit Zuverdienst und und und. Aber es ist nicht so einfach, schon gar nicht, wenn man merkt, dass der Staat und die Gesellschaft es einen im Grunde gar nicht kümmert, ob du mitkommst oder untergehst.

    und klar, ich kann das Gegenargument schon hören, es ist nicht die primäre Aufgabe von Staat und Gesellschaft sich um meinen Wohlbefinden zu kümmern, dafür bin ich ganz allein zuständig, aber dann soll doch bitte auch Staat und Gesellschaft aufhören so zu tun und zu argumentieren, man würde alles für einen tun Denn da versagt die Abteilung Jobcenter. vielleicht nicht bei allen, aber bei vielen.

  2. #3947
    Zitat Zitat von Null-Drei-Null Beitrag anzeigen
    Das nutzt nur dem Berliner nichts, der ihn nur 404 € bekommt.
    Und es geht ja um die Summe, die man für seine Vollzeit Arbeit bekommt. Da brauchen wir uns jetzt nicht um 20 oder 30 € zu streiten.
    Nun ja, Du sprachst von 808 Euro. Ich spreche von 1.148 Euro. Da liegt schon mehr als 20 oder 30 Euro zwischen

  3. #3948
    Danke, DragonladyOne!

    Es gibt ja auch 'kurze' Bewerbungstrainings. Das erste, bei dem ich war ging 4 Stunden täglich. Das klingt jetzt nicht viel, aber irgendwann kennt man alle Anzeigen auswendig (man hat ja auch schon zuhause gesucht und sich beworben) und es gibt dann einfach keine mehr, auf die man sich noch nicht beworben hat. Zu vielen Anzeigen existieren ja nicht mal Stellen! Die sind da seit Jahren in den Jobbörsen und man wundert sich warum, da sie kaum Qualifikationen erfordern oder die nicht endlich mal gelöscht werden. Da können dann 4 Stunden täglich ziemlich lang werden. Und auch wenn es eigentlich nicht meine Aufgabe war, habe ich dann - wie erwähnt - mit anderen 'Fortgeschrittenen' die Aufgaben des Coaches übernommen und Anfänger geschult.
    Geändert von robin1 (04-03-2019 um 19:02 Uhr)

  4. #3949
    pflegt ihren Dachschaden Avatar von BlackGirl
    Ort: Kölle
    Achja, noch was zum Thema Händchen halten. Mir hat mal ein Arbeitsvermittler ein Bewerbungsgespräch besorgt und der ist tatsächlich auch mitgekommen. War absolut kein Problem, niemand hat sich gewundert und mir hat es wirklich geholfen Selbstbewusstsein zu zeigen.

  5. #3950
    Zitat Zitat von DragonladyOne Beitrag anzeigen

    richtig, soweit verstehen wir uns und es ist auch legitim und völlig in Ordnung, dass man für Geld auch eine Gegenleistung erbringt.

    Aber: die Intention ist doch eigentlich, den Arbeitslosen wieder in Arbeit zu bringen, in Spur zu bringen, ihn sich entwickeln zu lassen und vielleicht auf neue Ideen zu bringen oder Fähigkeiten rauszukitzeln, die einem selber gar nicht bewußt waren. So denkt "ihr" und auch ich, wenn man das über die Maßnahmen hört und auch liest. Die Aufzählungen sind wirklich klug formuliert und hört sich wirklich toll an.

    Aber, es demotiviert nur. Klar gibt es auch Tage bei einem Arbeitnehmer, der völlig sinnlos ist, der nichts bringt und den man im Grunde vergessen kann, nichts klappt, alles doof. Aber meistens bewegt man als Arbeitnehmer ja was und auch wenn man sich mal freut, ruhige Tage zu haben, die man genießt, so ist es doch ein Unterschied, ob man wochen- manchmal monatelang irgendwo rumsitzt. Das zieht einen runter, man verbittert, wird zynisch, wütend und das Schlimmste: man resigniert.
    Und das ist gefährlich, wenn man resigniert hat, wenn man merkt, dass es der Gesellschaft - in diesem Fall in erster Linie das Jobcenter - egal ist, ob und was du mitnimmst. Und wenn man dann heutzutage in einem Forum von seinen Erlebnissen schreibt, weil man die Mißstände aufdecken will, dann wird man noch - nunja - im Grunde dafür abgestempelt, dass man sich beschwert, dass man fürs Rumsitzen bezahlt wird. Es ist nicht so einfach. Ich weiß leider nicht, wie ich es beschreiben soll, aber es hat viel mit Gefühl zu tun, mit Selbstwert.

    im Grunde würde sich jeder freuen, für Rumsitzen bezahlt zu werden, aber der Mensch möchte und muss auch gefordert werden, sonst verkümmert er. Wo kommen denn sonst die Langzeitarbeitslosen her, die man dann wirklich nur noch mit Müh und Not in einen normalen Alltag, geschweige denn Arbeitsalltag kriegt? Das geht nicht von heute auf morgen.

    ich war z.B. am Stück 3 Jahre arbeitslos - mit Erkrankung - und es hat mich, wirklich viel Kraft (seelisch und geistig) gekostet, damit ich nicht richtig abrutsche. Ich hab nie getrunken, ich war schon immer ein Arbeitstier, aber das Gefühl zu haben, was du heute nicht machst, machst du morgen, geht so richtig schnell in dich über. Manche freuen sich über eine Woche frei, einen Monat auch mal mehr. Am Anfang der Arbeitslosigkeit ist man motiviert und frohen Mutes und macht gerne und sofort alles, dann schleicht es sich ein, vom Jobcenter kommt Achselzucken, mal hier eine Maßnahme, mal da eine Bewerbung, mal dort: machen sie mal das und das. und immer schön pünktlich zu vorgegebenen Termin erscheinen. Man hat die Freizeit jetzt mal alles machen zu können, solange bis dein Geld alle ist, auch ok, weil die Unterstützung soll dich ja nicht zum Faulsein erziehen sondern ermutigen, dass du endlich wieder arbeitest, um dir die guten Dingen wie Kultur, Essen gehen, Kino etc. leisten kannst. Das ist auch vollkommen in Ordnung.
    Aber die Zeit vergeht, man hat alles sortiert, alle Freunde, Verwandten besucht, die Wohnung ist auf Vordermann, die Bewerbungsunterlagen zig mal kopiert, die Bewerbungen geschrieben und nach ca. 6 Monaten ist man an einem Punkt wo es kippt und tja dann braucht es Aufmunterung, Förderung und Forderung, jemanden der dich mitzieht, animiert. Aber du hast keinen. Das Arbeitsamt steckt dich dann in einem Maßnahme. Toll denkst du dir, ich kann was lernen, wer weiß was es mich bringt? Und du sitzt deine Zeit ab. Kein Problem, man lernt neue Leute kennen, kann sich austauschen und man kriegt ja schließlich Geld dafür.
    Aber dann merkt man: ups ich bin völlig unterfordert hier. Nagut Zeit wird abgesessen, weiter Bewerbungen geschrieben, beim JC vorstellig gewesen etc. und es bringt nichts, außer einer Idee, man könnte doch eine Umschulung machen, man hat doch gemerkt, vielleicht dieses oder jenes......
    Umschulung abgelehnt, weil....... x Gründe. 1 jahr ist vergangen, man hat mit sich selbst zu tun, zu viel Zeit, zu viele Probleme, Geld das fehlt, wünsche die man hat, Frust kommt auf, Wut und Neid, man wird zynisch und/oder verbittert, man trinkt (nicht ich, aber einige, die ich kenne), lässt sich gehen, warum noch aufstehen? Vieles kommt jetzt zusammen udn wenn das Leben vorher schon nicht einfach war, kann es sein, dass es richtig ausbricht und man dann vollends nicht klarkommt, aber hey, das Arbeitsamt hat eine Maßnahme, diesmal mit Namen .... und geht nicht nur 4 Wochen sondern 3 Monate, das wird jetzt aber was und kommt man auch wieder in die Spur.
    Und man geht in die Maßnahme und ....
    man denkt sich "das hatte ich doch schon mal", aber man sitzt seine Zeit ab und resigniert einfach. Ich hab dann "Dienst nach Vorschrift" gemacht und als ich mich wieder gefangen hatte hab ich mir ein Ehrenamt gesucht und mich selber rausgezogen.
    Nur das klappt bei vielen nicht allein, viele brauchen Hilfe, brauchen das Jobcenter, brauchen Unterstützung und die fehlt. Nicht alle Arbeitslosen wollen auch arbeitslos sein, nicht alle wollen nur vom Staat leben, ich weiß, dass es sie gibt, ich weiß um all die Diskussionen mit Zuverdienst und und und. Aber es ist nicht so einfach, schon gar nicht, wenn man merkt, dass der Staat und die Gesellschaft es einen im Grunde gar nicht kümmert, ob du mitkommst oder untergehst.



    und klar, ich kann das Gegenargument schon hören, es ist nicht die primäre Aufgabe von Staat und Gesellschaft sich um meinen Wohlbefinden zu kümmern, dafür bin ich ganz allein zuständig, aber dann soll doch bitte auch Staat und Gesellschaft aufhören so zu tun und zu argumentieren, man würde alles für einen tun Denn da versagt die Abteilung Jobcenter. vielleicht nicht bei allen, aber bei vielen.
    Danke für Deinen Beitrag. Ich habe ihn in einen Spoiler gepackt weil er so lang ist aber ich finde, man sollte nichts "Wegkürzen" beim Zitieren. Dein Beitrag ist toll und verständlich und man kann sich richtig einfühlen und verstehen, wie scheiße die Situation ist.
    Danke für die Sichtweise

  6. #3951
    Zitat Zitat von DragonladyOne Beitrag anzeigen
    ich war z.B. am Stück 3 Jahre arbeitslos - mit Erkrankung - und es hat mich, wirklich viel Kraft (seelisch und geistig) gekostet, damit ich nicht richtig abrutsche. Ich hab nie getrunken, ich war schon immer ein Arbeitstier, aber das Gefühl zu haben, was du heute nicht machst, machst du morgen, geht so richtig schnell in dich über. Manche freuen sich über eine Woche frei, einen Monat auch mal mehr. Am Anfang der Arbeitslosigkeit ist man motiviert und frohen Mutes und macht gerne und sofort alles, dann schleicht es sich ein, vom Jobcenter kommt Achselzucken, mal hier eine Maßnahme, mal da eine Bewerbung, mal dort: machen sie mal das und das. und immer schön pünktlich zu vorgegebenen Termin erscheinen. Man hat die Freizeit jetzt mal alles machen zu können, solange bis dein Geld alle ist, auch ok, weil die Unterstützung soll dich ja nicht zum Faulsein erziehen sondern ermutigen, dass du endlich wieder arbeitest, um dir die guten Dingen wie Kultur, Essen gehen, Kino etc. leisten kannst. Das ist auch vollkommen in Ordnung.
    Aber die Zeit vergeht, man hat alles sortiert, alle Freunde, Verwandten besucht, die Wohnung ist auf Vordermann, die Bewerbungsunterlagen zig mal kopiert, die Bewerbungen geschrieben und nach ca. 6 Monaten ist man an einem Punkt wo es kippt und tja dann braucht es Aufmunterung, Förderung und Forderung, jemanden der dich mitzieht, animiert. Aber du hast keinen. Das Arbeitsamt steckt dich dann in einem Maßnahme. Toll denkst du dir, ich kann was lernen, wer weiß was es mich bringt? Und du sitzt deine Zeit ab. Kein Problem, man lernt neue Leute kennen, kann sich austauschen und man kriegt ja schließlich Geld dafür.
    Aber dann merkt man: ups ich bin völlig unterfordert hier. Nagut Zeit wird abgesessen, weiter Bewerbungen geschrieben, beim JC vorstellig gewesen etc. und es bringt nichts, außer einer Idee, man könnte doch eine Umschulung machen, man hat doch gemerkt, vielleicht dieses oder jenes......
    Umschulung abgelehnt, weil....... x Gründe. 1 jahr ist vergangen, man hat mit sich selbst zu tun, zu viel Zeit, zu viele Probleme, Geld das fehlt, wünsche die man hat, Frust kommt auf, Wut und Neid, man wird zynisch und/oder verbittert, man trinkt (nicht ich, aber einige, die ich kenne), lässt sich gehen, warum noch aufstehen? Vieles kommt jetzt zusammen udn wenn das Leben vorher schon nicht einfach war, kann es sein, dass es richtig ausbricht und man dann vollends nicht klarkommt, aber hey, das Arbeitsamt hat eine Maßnahme, diesmal mit Namen .... und geht nicht nur 4 Wochen sondern 3 Monate, das wird jetzt aber was und kommt man auch wieder in die Spur.
    Und man geht in die Maßnahme und ....
    man denkt sich "das hatte ich doch schon mal", aber man sitzt seine Zeit ab und resigniert einfach. Ich hab dann "Dienst nach Vorschrift" gemacht und als ich mich wieder gefangen hatte hab ich mir ein Ehrenamt gesucht und mich selber rausgezogen.
    Ich finde, Du hast das Prinzip des Frusts über sinnlose Maßnahmen sehr eindrücklich und nachvollziehbar beschrieben.


    Aber es gibt doch viel mehr Maßnahmen als diese Aktivierungskurse auf Niedriglevel. Da gibt es doch auch Umschulungen und Weiterbildungen. War denn von so etwas nie die Rede?

  7. #3952
    When we were kings Avatar von *Blue*
    Ort: Behind the wheel
    Zitat Zitat von DragonladyOne Beitrag anzeigen
    richtig, soweit verstehen wir uns und es ist auch legitim und völlig in Ordnung, dass man für Geld auch eine Gegenleistung erbringt.


    Aber: die Intention ist doch eigentlich, den Arbeitslosen wieder in Arbeit zu bringen, in Spur zu bringen, ihn sich entwickeln zu lassen und vielleicht auf neue Ideen zu bringen oder Fähigkeiten rauszukitzeln, die einem selber gar nicht bewußt waren. So denkt "ihr" und auch ich, wenn man das über die Maßnahmen hört und auch liest. Die Aufzählungen sind wirklich klug formuliert und hört sich wirklich toll an.

    Aber, es demotiviert nur. Klar gibt es auch Tage bei einem Arbeitnehmer, der völlig sinnlos ist, der nichts bringt und den man im Grunde vergessen kann, nichts klappt, alles doof. Aber meistens bewegt man als Arbeitnehmer ja was und auch wenn man sich mal freut, ruhige Tage zu haben, die man genießt, so ist es doch ein Unterschied, ob man wochen- manchmal monatelang irgendwo rumsitzt. Das zieht einen runter, man verbittert, wird zynisch, wütend und das Schlimmste: man resigniert.
    Und das ist gefährlich, wenn man resigniert hat, wenn man merkt, dass es der Gesellschaft - in diesem Fall in erster Linie das Jobcenter - egal ist, ob und was du mitnimmst. Und wenn man dann heutzutage in einem Forum von seinen Erlebnissen schreibt, weil man die Mißstände aufdecken will, dann wird man noch - nunja - im Grunde dafür abgestempelt, dass man sich beschwert, dass man fürs Rumsitzen bezahlt wird. Es ist nicht so einfach. Ich weiß leider nicht, wie ich es beschreiben soll, aber es hat viel mit Gefühl zu tun, mit Selbstwert.

    im Grunde würde sich jeder freuen, für Rumsitzen bezahlt zu werden, aber der Mensch möchte und muss auch gefordert werden, sonst verkümmert er. Wo kommen denn sonst die Langzeitarbeitslosen her, die man dann wirklich nur noch mit Müh und Not in einen normalen Alltag, geschweige denn Arbeitsalltag kriegt? Das geht nicht von heute auf morgen.

    ich war z.B. am Stück 3 Jahre arbeitslos - mit Erkrankung - und es hat mich, wirklich viel Kraft (seelisch und geistig) gekostet, damit ich nicht richtig abrutsche. Ich hab nie getrunken, ich war schon immer ein Arbeitstier, aber das Gefühl zu haben, was du heute nicht machst, machst du morgen, geht so richtig schnell in dich über. Manche freuen sich über eine Woche frei, einen Monat auch mal mehr. Am Anfang der Arbeitslosigkeit ist man motiviert und frohen Mutes und macht gerne und sofort alles, dann schleicht es sich ein, vom Jobcenter kommt Achselzucken, mal hier eine Maßnahme, mal da eine Bewerbung, mal dort: machen sie mal das und das. und immer schön pünktlich zu vorgegebenen Termin erscheinen. Man hat die Freizeit jetzt mal alles machen zu können, solange bis dein Geld alle ist, auch ok, weil die Unterstützung soll dich ja nicht zum Faulsein erziehen sondern ermutigen, dass du endlich wieder arbeitest, um dir die guten Dingen wie Kultur, Essen gehen, Kino etc. leisten kannst. Das ist auch vollkommen in Ordnung.
    Aber die Zeit vergeht, man hat alles sortiert, alle Freunde, Verwandten besucht, die Wohnung ist auf Vordermann, die Bewerbungsunterlagen zig mal kopiert, die Bewerbungen geschrieben und nach ca. 6 Monaten ist man an einem Punkt wo es kippt und tja dann braucht es Aufmunterung, Förderung und Forderung, jemanden der dich mitzieht, animiert. Aber du hast keinen. Das Arbeitsamt steckt dich dann in einem Maßnahme. Toll denkst du dir, ich kann was lernen, wer weiß was es mich bringt? Und du sitzt deine Zeit ab. Kein Problem, man lernt neue Leute kennen, kann sich austauschen und man kriegt ja schließlich Geld dafür.
    Aber dann merkt man: ups ich bin völlig unterfordert hier. Nagut Zeit wird abgesessen, weiter Bewerbungen geschrieben, beim JC vorstellig gewesen etc. und es bringt nichts, außer einer Idee, man könnte doch eine Umschulung machen, man hat doch gemerkt, vielleicht dieses oder jenes......
    Umschulung abgelehnt, weil....... x Gründe. 1 jahr ist vergangen, man hat mit sich selbst zu tun, zu viel Zeit, zu viele Probleme, Geld das fehlt, wünsche die man hat, Frust kommt auf, Wut und Neid, man wird zynisch und/oder verbittert, man trinkt (nicht ich, aber einige, die ich kenne), lässt sich gehen, warum noch aufstehen? Vieles kommt jetzt zusammen udn wenn das Leben vorher schon nicht einfach war, kann es sein, dass es richtig ausbricht und man dann vollends nicht klarkommt, aber hey, das Arbeitsamt hat eine Maßnahme, diesmal mit Namen .... und geht nicht nur 4 Wochen sondern 3 Monate, das wird jetzt aber was und kommt man auch wieder in die Spur.
    Und man geht in die Maßnahme und ....
    man denkt sich "das hatte ich doch schon mal", aber man sitzt seine Zeit ab und resigniert einfach. Ich hab dann "Dienst nach Vorschrift" gemacht und als ich mich wieder gefangen hatte hab ich mir ein Ehrenamt gesucht und mich selber rausgezogen.
    Nur das klappt bei vielen nicht allein, viele brauchen Hilfe, brauchen das Jobcenter, brauchen Unterstützung und die fehlt. Nicht alle Arbeitslosen wollen auch arbeitslos sein, nicht alle wollen nur vom Staat leben, ich weiß, dass es sie gibt, ich weiß um all die Diskussionen mit Zuverdienst und und und. Aber es ist nicht so einfach, schon gar nicht, wenn man merkt, dass der Staat und die Gesellschaft es einen im Grunde gar nicht kümmert, ob du mitkommst oder untergehst.

    und klar, ich kann das Gegenargument schon hören, es ist nicht die primäre Aufgabe von Staat und Gesellschaft sich um meinen Wohlbefinden zu kümmern, dafür bin ich ganz allein zuständig, aber dann soll doch bitte auch Staat und Gesellschaft aufhören so zu tun und zu argumentieren, man würde alles für einen tun Denn da versagt die Abteilung Jobcenter. vielleicht nicht bei allen, aber bei vielen.

    danke - wirklich danke für deine Ehrlichkeit.

    ich versteh jedes deiner Worte - es berührt mich.
    mehr als fast alles andre, was hier so geschrieben wird.

    "Don't you еver dare to wear my Depeche Mode T-shirt"
    There are 10 types of people in the world:
    Those who understand binary, and those who don't.


  8. #3953
    Zitat Zitat von Marmelada Beitrag anzeigen
    Aber es gibt doch viel mehr Maßnahmen als diese Aktivierungskurse auf Niedriglevel. Da gibt es doch auch Umschulungen und Weiterbildungen. War denn von so etwas nie die Rede?
    Guck mal in meinen Beitrag #3941. Vielleicht beantwortet das deine Frage.

  9. #3954
    Zitat Zitat von robin1 Beitrag anzeigen
    Guck mal in meinen Beitrag #3941. Vielleicht beantwortet das deine Frage.
    Es beantwortet sie für diesen einen Fall. Aber es kann ja nicht sein, dass alle Umschulungen nur dann bewilligt werden, wenn jemand schon den passenden Job dazu hat. Also irgendwer wird die schon auch ohne diese Bedingung machen können.
    Vermutlich dann, wenn es Aussicht gibt, dann auch einen Job zu finden.

  10. #3955
    Zitat Zitat von Marmelada Beitrag anzeigen
    Es beantwortet sie für diesen einen Fall. Aber es kann ja nicht sein, dass alle Umschulungen nur dann bewilligt werden, wenn jemand schon den passenden Job dazu hat. Also irgendwer wird die schon auch ohne diese Bedingung machen können.
    Vermutlich dann, wenn es Aussicht gibt, dann auch einen Job zu finden.
    Ich finde Betriebswirt jetzt nicht zu exotisch, um darin zu investieren. Das erhöht die Chancen doch gleich beträchtlich, zumal ich mich damit ja auf ganz andere Stellen als vorher bewerben konnte. Und in meinem Fall hat es sich ja auch gelohnt. Ich weiss nicht, wie andere das machen, eine Umschulung zu bekommen. Nur krankheitsbedingt?

  11. #3956
    Zitat Zitat von robin1 Beitrag anzeigen
    Ich finde Betriebswirt jetzt nicht zu exotisch, um darin zu investieren.
    Nicht unbedingt. Aber es gab eine Zeitlang unheimlich viele Leute, die eine Ausbildung zum Betriebswirt zusätzlich gemacht haben.
    Das war sowas Ähnliches wie Gestalttherapie bei Sozialpädagogen oder Mediator bei allen möglichen anderen Berufen.
    Bei Gestalttherapeuten und Mediatoren zumindest gab es weit mehr Ausgebildete als Klienten oder Fälle. Da waren viele Ausbildungen für die Katz.
    Ich habe selbst auch ein dreijähriges nebenberufliches Studium draufgesattelt, mit dem ich dann rein gar nichts anfangen konnte. Für mich war's interessant, für den Job letztlich sinnlos.

    Das ist wohl bei vielen Aus- und Weiterbildungen ein Vabanque-Spiel, ob da noch was draus wird.

  12. #3957
    Zitat Zitat von Marmelada Beitrag anzeigen
    Ich finde, Du hast das Prinzip des Frusts über sinnlose Maßnahmen sehr eindrücklich und nachvollziehbar beschrieben.


    Aber es gibt doch viel mehr Maßnahmen als diese Aktivierungskurse auf Niedriglevel. Da gibt es doch auch Umschulungen und Weiterbildungen. War denn von so etwas nie die Rede?
    nein, bei mir leider nicht. Ich hatte in vorherigen Beiträgen schon mal angedeutet, dass ich Umschulung wollte, damals in Berlin beantragt und dann noch mal in Hamburg, das war vor ca. 8 - 12 Jahren. Damals wurde meine Anträge abgelehnt, beide Male mit dem Argument, dass ich zu alt wäre (beim ersten Mal war ich um die 38 Jahre, beim zweiten 42 ungefähr, genaues müsste ich in den Unterlagen gucken) und beim zweiten Mal sollte ich einen Arbeitgeber bringen, der mich Vollzeit eingestellt hätte (siehe Robins Beitrag), dann hätte ich das bezahlt bekommen.

    Man muss auch dazu sagen, dass damals von Facharbeiternachfrage etc. noch keine Rede war Man darf das nicht mit heute verwechseln.


    Zitat Zitat von Tante Charlie Beitrag anzeigen
    Danke für Deinen Beitrag. Ich habe ihn in einen Spoiler gepackt weil er so lang ist aber ich finde, man sollte nichts "Wegkürzen" beim Zitieren. Dein Beitrag ist toll und verständlich und man kann sich richtig einfühlen und verstehen, wie scheiße die Situation ist.
    Danke für die Sichtweise

    bitte, keine Ursache.
    Ich kann beide Seiten verstehen, die, die immer gearbeitet haben und für die sich viele Sachen wie Hohn anhören bzw. lesen muss und die die in dem Dilemma stecken, die Maßnahmen ertragen müssen, die kämpfen müssen mit der Bürokratie, die einen noch mehr fertigmacht als alles andere.
    Ich bin froh, dass ich nicht mehr arbeitslos bin und ich würde lieber am Hungertuch nagen, als dass meine mir am nächsten stehenden Personen da hin müssen. diese Erfahrung muss man wirklich nicht haben, obwohl, wenn man richtig böse und zynisch argumentieren möchte, es doch einigen Personen mal wünschen würde. Aber nein, ehrlich, das wünscht man echt keinem.
    Und man sollte sich auch immer vor Augen halten: es gibt zwei Abteilungen: arbeitslos und Hartz4-arbeitslos und wir reden hier über die Hartz4 Maßnahmen und Sanktionen etc.
    Obwohl ich das Prinzip der Solidargesellschaft immer noch gut finde aber die Umsetzung krankt leider.


    Wie gesagt, im Grunde hat die Hartz4-Zeit mehr mit Gefühl, als mit Können oder Nichtkönnen zu tun und daraus resultieren auch die Emotionen, die dann eher negativ behaftet sind.

  13. #3958
    pflegt ihren Dachschaden Avatar von BlackGirl
    Ort: Kölle
    Wenn Menschen, aus welchen Gründen auch immer, in der Mitte ihres Lebens umsatteln müssen, muss denen ganz anders geholfen werden als denen, die noch nie richtig regelmäßig gearbeitet haben und wo man wirklich ganz vorne anfangen muß. Nur, z.B. in Köln ist schon alleine wegen der Größe überhaupt nicht genügend oder passendes Personal vorhanden. Irgendwie müsste man da ganz anders differenzieren...

  14. #3959
    Zitat Zitat von robin1 Beitrag anzeigen
    Ich finde Betriebswirt jetzt nicht zu exotisch, um darin zu investieren.
    Grundsätzlich nicht. Aber der Weg dorthin in einem 6monatigen Lehrgang klingt schon, nun, originell bis ungewöhnlich.
    War das irgendwas fachspezifisches? Das musst Du natürlich nicht beantworten, falls Dir die Frage zu persönlich ist.

  15. #3960

    Armutsbericht, HartzIV, Grundeinkommen

    Zitat Zitat von robin1 Beitrag anzeigen
    Ich finde Betriebswirt jetzt nicht zu exotisch, um darin zu investieren. Das erhöht die Chancen doch gleich beträchtlich, zumal ich mich damit ja auf ganz andere Stellen als vorher bewerben konnte. Und in meinem Fall hat es sich ja auch gelohnt. Ich weiss nicht, wie andere das machen, eine Umschulung zu bekommen. Nur krankheitsbedingt?
    Ich weiß von einer, der eine Umschulung bezahlt wurde. Ob sie vorher eine richtige Berufsausbildung hatte, weiß ich gar nicht. Sie war Mutter einer kleinen Tochter und arbeitete nur stundenweise im Kik. Das Arbeitsamt oder Jobcenter hat ihr eine Umschulung (zusammen mit anderen) zur „Office Managerin“ bezahlt, den Ausdruck hat sie mehrfach verwendet. Ich weiß, dass sie sich danach schwer tat, einen Job zu finden, weil ihr natürlich (trotz Praktika) die richtige Praxis fehlte, außerdem hatte sie ein Auftreten, das, ich sag’s mal so, besser in einem einfacheren Umfeld aufgehoben war. Sie hat dann einen Business English Kursus von mehreren Wochen Vollzeit bewilligt bekommen, der bei einem namhaften Institut durchgeführt wurde. Sie ist dann weggezogen, ich weiß also nicht, ob es zu einem Job geführt hat. Ist sicher nicht Standard, denke ich, aber bei ihr war das so. Ich fand den Grad der Unterstützung schon erstaunlich, ist aber bestimmt eine Ausnahme, dazu kommt, dass in dem Landkreis die Arbeitslosenquote damals niedrig war, das macht vielleicht was aus.

    Ich glaube, für eine Umschulung zum Altenpfleger bekommt man auch heute Unterstützung, vielleicht auch zum Erzieher? Dass es nachgefragte Jobs sein müssen, finde ich schon verständlich, auch wenn sie nichts für mich persönlich wären.
    Geändert von ParadiseCity (04-03-2019 um 19:36 Uhr)


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