Aber: die Intention ist doch eigentlich, den Arbeitslosen wieder in Arbeit zu bringen, in Spur zu bringen, ihn sich entwickeln zu lassen und vielleicht auf neue Ideen zu bringen oder Fähigkeiten rauszukitzeln, die einem selber gar nicht bewußt waren. So denkt "ihr" und auch ich, wenn man das über die Maßnahmen hört und auch liest. Die Aufzählungen sind wirklich klug formuliert und hört sich wirklich toll an.
Aber, es demotiviert nur. Klar gibt es auch Tage bei einem Arbeitnehmer, der völlig sinnlos ist, der nichts bringt und den man im Grunde vergessen kann, nichts klappt, alles doof. Aber meistens bewegt man als Arbeitnehmer ja was und auch wenn man sich mal freut, ruhige Tage zu haben, die man genießt, so ist es doch ein Unterschied, ob man wochen- manchmal monatelang irgendwo rumsitzt. Das zieht einen runter, man verbittert, wird zynisch, wütend und das Schlimmste: man resigniert.
Und das ist gefährlich, wenn man resigniert hat, wenn man merkt, dass es der Gesellschaft - in diesem Fall in erster Linie das Jobcenter - egal ist, ob und was du mitnimmst. Und wenn man dann heutzutage in einem Forum von seinen Erlebnissen schreibt, weil man die Mißstände aufdecken will, dann wird man noch - nunja - im Grunde dafür abgestempelt, dass man sich beschwert, dass man fürs Rumsitzen bezahlt wird. Es ist nicht so einfach. Ich weiß leider nicht, wie ich es beschreiben soll, aber es hat viel mit Gefühl zu tun, mit Selbstwert.
im Grunde würde sich jeder freuen, für Rumsitzen bezahlt zu werden, aber der Mensch möchte und muss auch gefordert werden, sonst verkümmert er. Wo kommen denn sonst die Langzeitarbeitslosen her, die man dann wirklich nur noch mit Müh und Not in einen normalen Alltag, geschweige denn Arbeitsalltag kriegt? Das geht nicht von heute auf morgen.
ich war z.B. am Stück 3 Jahre arbeitslos - mit Erkrankung - und es hat mich, wirklich viel Kraft (seelisch und geistig) gekostet, damit ich nicht richtig abrutsche. Ich hab nie getrunken, ich war schon immer ein Arbeitstier, aber das Gefühl zu haben, was du heute nicht machst, machst du morgen, geht so richtig schnell in dich über. Manche freuen sich über eine Woche frei, einen Monat auch mal mehr. Am Anfang der Arbeitslosigkeit ist man motiviert und frohen Mutes und macht gerne und sofort alles, dann schleicht es sich ein, vom Jobcenter kommt Achselzucken, mal hier eine Maßnahme, mal da eine Bewerbung, mal dort: machen sie mal das und das. und immer schön pünktlich zu vorgegebenen Termin erscheinen. Man hat die Freizeit jetzt mal alles machen zu können, solange bis dein Geld alle ist, auch ok, weil die Unterstützung soll dich ja nicht zum Faulsein erziehen sondern ermutigen, dass du endlich wieder arbeitest, um dir die guten Dingen wie Kultur, Essen gehen, Kino etc. leisten kannst. Das ist auch vollkommen in Ordnung.
Aber die Zeit vergeht, man hat alles sortiert, alle Freunde, Verwandten besucht, die Wohnung ist auf Vordermann, die Bewerbungsunterlagen zig mal kopiert, die Bewerbungen geschrieben und nach ca. 6 Monaten ist man an einem Punkt wo es kippt und tja dann braucht es Aufmunterung, Förderung und Forderung, jemanden der dich mitzieht, animiert. Aber du hast keinen. Das Arbeitsamt steckt dich dann in einem Maßnahme. Toll denkst du dir, ich kann was lernen, wer weiß was es mich bringt? Und du sitzt deine Zeit ab. Kein Problem, man lernt neue Leute kennen, kann sich austauschen und man kriegt ja schließlich Geld dafür.
Aber dann merkt man: ups ich bin völlig unterfordert hier. Nagut Zeit wird abgesessen, weiter Bewerbungen geschrieben, beim JC vorstellig gewesen etc. und es bringt nichts, außer einer Idee, man könnte doch eine Umschulung machen, man hat doch gemerkt, vielleicht dieses oder jenes......
Umschulung abgelehnt, weil....... x Gründe. 1 jahr ist vergangen, man hat mit sich selbst zu tun, zu viel Zeit, zu viele Probleme, Geld das fehlt, wünsche die man hat, Frust kommt auf, Wut und Neid, man wird zynisch und/oder verbittert, man trinkt (nicht ich, aber einige, die ich kenne), lässt sich gehen, warum noch aufstehen? Vieles kommt jetzt zusammen udn wenn das Leben vorher schon nicht einfach war, kann es sein, dass es richtig ausbricht und man dann vollends nicht klarkommt, aber hey, das Arbeitsamt hat eine Maßnahme, diesmal mit Namen .... und geht nicht nur 4 Wochen sondern 3 Monate, das wird jetzt aber was und kommt man auch wieder in die Spur.
Und man geht in die Maßnahme und ....
man denkt sich "das hatte ich doch schon mal", aber man sitzt seine Zeit ab und resigniert einfach. Ich hab dann "Dienst nach Vorschrift" gemacht und als ich mich wieder gefangen hatte hab ich mir ein Ehrenamt gesucht und mich selber rausgezogen.
Nur das klappt bei vielen nicht allein, viele brauchen Hilfe, brauchen das Jobcenter, brauchen Unterstützung und die fehlt. Nicht alle Arbeitslosen wollen auch arbeitslos sein, nicht alle wollen nur vom Staat leben, ich weiß, dass es sie gibt, ich weiß um all die Diskussionen mit Zuverdienst und und und. Aber es ist nicht so einfach, schon gar nicht, wenn man merkt, dass der Staat und die Gesellschaft es einen im Grunde gar nicht kümmert, ob du mitkommst oder untergehst.
und klar, ich kann das Gegenargument schon hören, es ist nicht die primäre Aufgabe von Staat und Gesellschaft sich um meinen Wohlbefinden zu kümmern, dafür bin ich ganz allein zuständig, aber dann soll doch bitte auch Staat und Gesellschaft aufhören so zu tun und zu argumentieren, man würde alles für einen tun
Denn da versagt die Abteilung Jobcenter. vielleicht nicht bei allen, aber bei vielen.