Zitat von
storch
Das ist auch das, was ich kritisiere und deshalb solche Sprüche mit "zwei Herzen in der Brust" hier (!) nicht glauben kann. Nicht bei einem Özil, der das nach wie vor in Ordnung findet und nicht bei einem Özil, dessen zweites (deutsches) Herz sich offensichtlich nicht angesprochen fühlt, wenn türkische Politiker die Deutschen als Nazis und Faschisten bezeichnen, oder Deutsche und Türken aus politischen Gründen in der Türkei entlassen, drangsaliert und inhaftiert werden.
Ich kann mich auch nicht erinnern, dass Özil oder Gündogan sich zuvor gegen Diskrimierung so ins Zeug gelegt hätten (ach so, halt - aber wohl immerhin unterm gescholtenen DFB und bei "Die Mannschaft", die hier ja schon länger in der Öffentlichkeit aktiv waren.).
Ich hätte von Özil in diesem langen Rundumschlag gerne auch genaueres gelesen, wie denn die Diskrimierung, der Rassismus in seinem sportlichen (nur deutschem?) Umfeld ausgesehen hat.
Ob bei den Tausenden, die immer wieder fahnenschwingend hier diesem Despoten huldigen, zwei Herzen in der Brust schlage, wage ich auch zu bezweifeln. Aber bitte, ist mit zwar unverständlich und ein Ärgernis, sollen sie halt.
Aber so eine Vermengung zwischen diesem Theater und den tatsächlichen Diskriminierungen im Alltag empfinde ich als scheinheilig und erst recht nicht hilfreich, wenn wir das weiter ansprechen und bekämpfen wollen. Hier weiß ich sehr wohl, was eine persönliche Zerissenheit bedeuten kann. Diese sagen aber auch meistens, dass sie sich integriert fühlen, sind. Das sind auch überwiegend diejenigen, die sich aber gegen die politische Entwicklung in der Türkei äußern. Das scheint schon meistens irgendwie zusammenzuhängen.
Die Auswüchse in den unsozialen Medien und der Rechtsentwicklung darf hier auch nicht als normale oder flächendeckende Meinung angesehen werden. Unter diesen Ausfällen und Hetzereien haben auch andere Gruppen und Menschen zu leiden. Das muss bekämpft werden, darf aber doch nicht als generelle Stimmung hingenommen und so darauf reagiert werden, als wäre das wirklich überall Alltag.