Die Situation an den Grundschulen schilderte Cordula Wuttke, Leiterin der Burggrabenschule in der Stadtmitte. Von 191 Schülern seien dort 176 nicht der deutschen Sprache mächtig. Hinzu kämen für die acht Klassen der Grundschule noch 32 Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Jede Woche stoßen etwa drei neue Kinder mit mangelnden Sprachkenntnissen hinzu, an den anderen Schulen ist es etwa ein Kind pro Woche. Cordula Wuttke: „Es gibt kaum eine Schule, die davon nicht betroffen ist.“
Das erfordere einen hohen Organisationsaufwand. Viele würden die Schulpflicht nicht kennen, die Kinder müssen teilweise abgeholt, mit den Eltern müsse an der Haustür mit Händen und Füßen geredet werden. Die Sekretärin würden Sprachförderanträge ausfüllen, Informationen zu Themen wie Infektionsschutz oder übers deutsche Waffenrecht müssten transportiert werden. Viele Kinder, die vor der Tür stehen, könnten weder Deutsch oder Lesen und Schreiben, dennoch sollen die Kinder altersgerecht eingeschult werden. Viele seien nicht in der Lage, dem Unterricht zu folgen. „Und wir haben noch 25 andere Kinder in der Klasse, die etwas lernen wollen“, sagte Cordula Wuttke.
Die Situation an der Hauptschule Thuner Straße schilderte ihre Leiterin Christiane Prüfer. Sie bot dem Ausschuss die wohl krasseste Vorstellung des Abends. 354 Schüler werden dort zurzeit unterrichtet, davon sind 130 Kinder mit Migrationshintergrund aber mit Deutschkenntnissen, und 86, die kein Wort Deutsch können. Das heißt: Nur 39 Prozent der Schüler hätten Deutsch als erste Sprache – und auch hier gebe es große Unterschiede. Hinzu kämen 26 Kinder im Zuge der Inklusion mit „Unterstützungsbedarf“ wie zum Beispiel ein taub-stummer Syrer.
Ein anderes Thema ist die Gesundheit. Krätze, Hepatitis und selbst TBC kämen vor. „Die Kinder kommen zu uns zur Schule und kein Arzt hat sie vorher gesehen“, monierte Christiane Prüfer. Ihr Fazit: Wenn ein Viertel der Schüler kein Deutsch spreche, kann eine Schule nicht funktionieren. Weder Sprach- noch Wertevermittlung seien möglich. Eine Integration scheitere.
(Quelle: Stader Tageblatt 11.11.2017 "Schonungsloser Bericht - So droht die Integration zu scheitern")