Was ich nicht verstehe ist, weshalb nicht höhere Löhne durchsetzbar sind?
Vielfach decken die Pflegeinstitute ihren Bedarf illegal, indem sie Scheinselbständige einsetzen.
Zitat Verdi:
Verdi„Wir erleben Scheinselbstständigkeit mittlerweile in allen Bereichen der Gesundheitsbranche: in Alten- und Pflegeheimen, in Krankenhäusern, in Einrichtungen der Psychiatrie oder bei Hebammen. Die Beispiele sind zahllos und unabhängig von der Trägerschaft. Ursache ist das Streben nach Rendite und die Ökonomisierung des Gesundheitswesens“, so Kühhirt.
Auslöser des Schreibens von Verdi waren Durchsuchungen der Staatsanwaltschaft, Staatsanwaltschaft ermittelt gegen 181 Altenheime
Im selben Bericht steht (was immer man davon halten soll):Dass man 50€ als Scheinselbständiger verlangen kann (ein klein wenig bezweifel ich die Höhe), liegt natürlich daran, dass die Heime händeringend Personal suchen und einige, die die Qualifikation haben, aber nicht immer bzw. regelmäßig arbeiten müssen, sich wie ein Zeitarbeiter bei Personalengpässen anbieten und dafür dann natürlich einen guten Preis verlangen können.Die Pflegekräfte haben sich eigenständig selbstständig gemacht, Berufshaftpflichtversicherungen abgeschlossen und sich steuerlich angemeldet.“ Ihre Dienste hätten sie mit bis zu 50 Euro pro Stunde abgerechnet – Arbeitnehmer verdienten nur einen Bruchteil davon
Was ich aber nicht verstehe: Wieso können die Gewerkschaften nicht höhere Löhne durchsetzen? Der Mindestlohn für Baufacharbeiter beträgt aktuell 14,70€. Wieso ist ein solcher Lohn nicht durch die Gewerkschaften durchsetzbar? Sind zu wenige Pflegekräfte in der Gewerkschaft?
Man hat im Gesundheitswesen verschiedene Tarifpartner da sind städtische Einrichtungen (z.b. Unikliniken),kirchliche Träger,Private Träger schwierig bis unmöglich da einen einheitlichen Tarifvertrag zustande zu bringen.Druck von Arbeitnehmerseite auszuüben auch schwierig weil teilweise in den Arbeitsverträgen drin steht,das während der Dienstzeit nicht gestreikt werden darf.Was ein "Streik" in der eigenen Freizeit für einen Drück auf den Arbeitgeber kann sich jeder vorstellen. Auf die IG Metal kann man nur neidisch blicken.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soz...a-1169165.htmlAllerdings besteht in der Altenpflege ein starkes Kräftegefälle zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, und zwar aus zwei Gründen: Zum einen werden viele Heime von kirchlichen Trägern betrieben - und nach wie vor wird ihren Angestellten das fundamentale Recht zum Streik verwehrt. Und wo das nicht der Fall ist, sind zum anderen nur sehr wenige Pflegekräfte in einer Gewerkschaft, die gute Flächentarifverträge durchsetzen könnte. Man kann den Pflegekräften nur raten: Organisiert euch!
Man muss aber auch mal festhalten, dass die kirchlichen Träger immerhin Tariflohn zahlen, jedenfalls soweit ich das mitbekomme. Die privaten zahlen meist schlechter.
Nein ist ein vollständiger Satz.
Titelthema im aktuellen Spiegel „ Am Ende-Die Pflegekatastrophe: Deutschland lässt seine Familien im Stich
Sehr lesenswerter Artikel,wo das Geld hin fliest und wie traurig wir die Generation behandeln die Deutschland aufgebaut haben.
ARD heute Abend auch,23:10Uhr Pflegenotstand
https://www.tagesschau.de/inland/koa...flege-101.html
8000 Fachkräfte :rofl: München sucht händeringend nach Fachkräften und bietet mittlerweile 8000€ Prämie an,da ist noch Luft nach oben.
Erwägst du einen Umzug in Richtung südlich des Weißwurstäquators?
Die Politik ist wirklich dermaßen realitätsfern. Die glauben tatsächlich, dass der Beschluss "wir wollen 8.000 zusätzliche Fachkräfte" ausreicht - bzgl. der Rekrutierung wurde vermutlich kein unnötiger Gedanke verschwendet.
We're too young until we're too old - We're all lost on the yellow brick road - We climb the ladder but the ladder just grows - We're born, we work, we die, it's spiritual
(Kenny Chesney - "Rich And Miserable")
Ja, da wirkt sich - auch wenn viele es noch nicht wahrhaben wollen - die demokratische Katastrophe aus.
Die Fachkräfte werden ja nicht nur in der Pflege händeringend gesucht, sondern überall. Was soll die Politik denn machen? Die Bezahlung zu verbessern, verlagert allenfalls das Problem.
Ganz so schlicht sind sie dann doch nicht. In dem verlinkten Artikel ist zwar nicht ausgeführt, was das erwähnte "Sofortprogramm mit 8000 Fachkräften" beinhaltet. Es ist aber anzunehmen, dass es schon mehr enthalten soll als die Aussage "wir wollen". Höchstwahrscheinlich die Schaffung und Finanzierung von diesen 8000 zusätzlichen Stellen.
Aber es reicht nicht, die Stellen zu schaffen, man muss auch Menschen finden, die diese Stellen besetzen.
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Wie wäre es damit, zu erwägen, den Leuten nicht nur eine Kopfprämie anzubieten, sondern einen soliden Boden zu bereiten, indem man eine leistungsgerechte Bezahlung einführt und die äußerst belastenden Arbeitsbedingungen verbessert, statt zu versuchen, sie immer weiter zu verschärfen? Ich bin sicher, unter solchen Umständen würde die Bereitschaft, sich in einem Pflegeberuf ausbilden zu lassen, deutlich steigen.
Es wird jetzt sicher jemand mit der Behauptung kommen, wer nur aufs Geld aus sei, sei in einem Pflegeberuf nicht richtig. M.E. ist die Bereitschaft, sich ausbeuten zu lassen und Arbeitsbedingungen in Kauf zu nehmen, die über kurz oder lang ruinös für Gesundheit, Sozialleben und Psyche sind jedoch keine Voraussetzung, um in das Arbeitsfeld einzusteigen.