Zitat von
Rapunzel 45
Ich lese hier erst seit kurzem mit und weiß daher nicht, ob mein Post schon einmal oder häufiger Thema war.
Mein Mann hat Pflegegrad drei. Er ist gehbehindert, sitzt im Rollstuhl, ist blind und hat mit den Nachwirkungen einer Bestrahlungsserie nach Prostatakarzinom zu tun. Seit Jahren pflege ich ihn und jetzt kam es zum Supergau, weil ich kurzfristig ins Krankenhaus zur Operation musste. (Brustkrebsdiagnose)
Es war klar, er musste mangels Alternativen zur Kurzzeitpflege in eine Pflegeheim und das innerhalb von 2 1/2 Tagen.
Seine Krankenkasse hat mit einer Liste der infrage kommenden Pflegeheime unserer Stadt und der Zusendung diverser Formulare geholfen.
Also habe ich mich unverzüglich auf den Weg gemacht und bei den angegebenen 10 Pflegeheimen nach einer Aufnahme für ca. 10 - 14 Tage gefragt. Wie ein Bettler und Hausierer habe ich vor der Tür gestanden und mir bei allen 10 eine Abfuhr abgeholt. Eine Leiterin meinte auf meine Frage, was ich denn machen soll, wenn ich nirgendwo Erfolg haben würde: "Gehen sie zu seinem Hauarzt, der soll ihn eins Krankenhaus einweisen - eine Diagnose dafür würde dem wohl einfallen."
Zum Glück bekam ich sehr kurzfristig eine Zusage von einer Leiterin, der ich wohl leid getan habe in meiner Verzweiflung.
Innerhalb 24 Stunden einen Coronatest machen und auswerten lassen, eine 2-seitiges Formular vonm Hausarzt ausfüllen lassen, den Transport auf eigene Kostens ins Heim organisieren.
Leider war der Aufenthalt in dem Heim für meinen Mann schwierig. Wegen Quarantäne kam er in "Einzelhaft" , das Personal war zwar sehr freundlich, hatte aber keine ahnung, dass ein blinder, stark gehbehinderter Mensch besondere Bedürfnisse hat. Man muss öfter nach ihm schauen, ihm erklären, was man wie macht, wer man ist, wenn man ins Zimmer komme, wo man das Essen abstellt und was es zum essen gibt. Man hat ihn einfach Tag und Nacht ins Bett gelegt, sodass er ein paar Fähigkeiten, die er noch hatte, weitestgehend verloren hat.
Im Ergebnis habe ich den Rücktransport nach 10 Tagen organisiert, obwohl mir die Ärzte im KH viel Ruhe und keine Anstrengungen geraten haben.
Jetzt versuchen wir, wieder in unseren Rhythmus zu kommen.
Ich hoffe, ich habe euch mit meiner schilderung nicht gelangweilt.