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  1. #91
    Eisperlchen
    unregistriert
    Sozusagen ein kambodschanisches Happy Meal

  2. #92
    Hier könnte es auch gerne weiter gehen...

  3. #93
    Nordlicht Avatar von Claudia I.O.F.F. Team
    Ort: Hoch im Norden
    Dafür.
    .

  4. #94
    Da kommt ja noch ein ganzes Land!

  5. #95
    Sorry, ich bin ein bißchen eingespannt zur Zeit. Aber kurz bevor ich zum Familienostern verschwinde zumindest noch die letzte Etappe Siem Reap.

    Am nächsten Morgen geht es wieder früh los, wir wagen uns an den „Grand Circuit“ und fahren mit dem Tuktuk eine ganze lange Weile zum Banteay Srei, auch der Frauentempel genannt. Die Fahrt dauert fast anderthalb Stunden und mir ist heute morgen mit dem Fahrtwind fast ein bißchen kalt. Aber wir genießen die Fahrt durch die Landschaft, sind vergnügt und verliebt, freuen uns dass alles so schön ist.

    Es ist etwas weniger los als an den Haupttempeln der kleinen Tour, aber der Tempel selbst ist auch erstaunlich klein und dadurch ziemlich voll. Es ist trotzdem sehr beeindruckend, die detailreichen Ornamente könnte man ewig studieren. Der Tempel ist definitiv der kunstvollste den wir bisher gesehen haben.















    Am Ende der Tempelanlage spielt eine Band, der wir schon mal begegnet sind: Minenopfer mit allen möglichen Verletzungen und Handicaps machen traditionelle Musik und bitten um Spenden. Es ist schon sehr touristisch ausgelegt und die Musik hört sich nicht besonders gut an. Außerdem strömen die Massen dorthin. Wir schlagen uns über ein kleines Loch in der Mauer weg vom Trubel und landen auf einer kleinen Erhöhung an einem Feld.

    Zwei Kinder spielen dort und fangen sofort an zu jammern und zu weinen, one Dollar, one Dollar. Wir ignorieren die beiden so gut es geht, bleiben aber eine ganze Weile dort sitzen. Die Kinder fangen an Handstand zu machen um uns zu beeindrucken. Yanni albert mit ihnen rum, und trommelt auf seiner Brust. Die beiden Jungs kichern wie blöd und machen ihn nach. Die Albereien gehen noch eine Weile weiter, bis wir dann doch irgendwann beschließen den Rückweg anzutreten. Das war irgendwie schön.






  6. #96
    Wir brauchen schon wieder viel länger als der durchschnittliche Tourist und müssen unseren Tuktukfahrer suchen, was gar nicht so einfach ist. Er hat sich im Tuktuk eine Hängematte aufgehängt und schläft dort selig. Wir trauen uns fast nicht, ihn zu wecken, aber es muss ja weitergehen. Zurück ist der Weg natürlich ebenso lang, wir wollen zum Preah Khan Tempel, von dem wir nur Gutes gehört haben. Es ist auch im Vergleich zu allen Anderen zunächst richtig schön leer hier.














    Ich mache mit der Kamera ein Foto von Yanni, der mit meinem Handy fotografiert. Der eitle Sack legt Rucksack und alles was er in der Hand hat, ab. Wir gehen weiter, es ist noch ein ganzes Stück zum tatsächlichen Eingang. Nach ca. 10 Minuten sehe ich ihn mit seinem Schrotthandy fotografieren und wundere mich kurz. Er schaut mich an und fragt ob ich mein Handy hab. Nein, hab ich nicht. Yanni wird blass. Nach kurzem hektischen Suchen geht das Fluchen los und er rennt zurück. Er hat es an der Fotolocation mit dem Rucksack liegen lassen. Eigentlich ist er ein totales Glückskind was solche Sachen betrifft, aber als er nach kurzer Zeit nicht auftaucht, ist mir alles klar. Ich gehe zu dem Tor und warte auf ihn, während er schon außer Sichtweite Himmel und Hölle in Bewegung setzt und jeden fragt, den er sieht.

    Security ist da - irgendjemand hat auch gesehen, dass jemand das Handy genommen hat. Ich mache allerlei Angaben und die Security zeigt mir ein Bild von einem iphone. Ich sage, das ist nicht meins, bis er mir ein zweites und drittes Foto zeigt. Jetzt raffe ich es - er möchte mir sagen, dass hier schon viele Handys sich wieder angefunden haben und auf jeden Fall eigentlich keiner klaut. Er zeigt mir ein Bild nach dem Anderen von glücklichen Menschen, die der Security die Hand schütteln und ihr Telefon entgegen nehmen. Yanni braucht ewig bis er total verzweifelt zurückkommt. Die Security will auch noch ein Foto mit uns machen, weiß der Geier warum - ich glaube wir sehen nicht so happy aus.

    Wir gehen zurück und ich sage gar nichts. Yanni heult. Ich bin vor allem traurig wegen der Fotos. Und ja, es nervt dass es es verloren hat, aber er ist schon von allein völlig fertig, da brauche ich gar nichts mehr sagen. Wir fahren zur Tourist Police und ich muss ihn trösten, er glaubt ich vertraue ihm nie mehr und dass er nichts machen konnte wurmt ihn völlig. Ich hab ihn noch nie so aufgelöst gesehen, er hört nicht auf mich anzurufen, obwohl das Handy längst aus ist. Er tut mir richtig leid.

    An der Tourist Police angekommen, wecken wir den Polizisten auf, der gerade in seinem Schreibtischstuhl pennt. An der Wand ebenso ganz viele Bilder von glücklichen Touristen mit ihren Handys. Ein bißchen lustig ist das ja irgendwie auch. Auch hier machen wir tausend Angaben und ziehen unverrichteter Dinge wieder ab. Auf Tempel haben wir grad keine Lust mehr und fahren zurück ins Hotel, ich will auch dringend die Simkarte sperren, Passwörter ändern etc. Der Tag ist irgendwie gelaufen….

  7. #97
    Zielstrebig Avatar von moki
    Ort: Niederbergisches Land
    Armer schusseliger Yanni. Könnte mein Mann gewesen sein.
    Gegen Faschisten und deren Sympathisanten zu sein, macht einen nicht automatisch links, sondern demokratisch gesinnt.

  8. #98
    Ja, es ist eine Weile her… ich war ziemlich beschäftigt und dachte jetzt ich möchte trotzdem noch fertig schreiben und hoffentlich noch vor meinem nächsten Trip in 2 Wochen (das erhöht den Druck jetzt) fertig werden. Ich hoffe es mag noch jemand lesen.


    Über den Rest des Tages bereite ich den Mantel des Schweigens. Die Reise war ja tatsächlich ein kleiner Test für unsere frische Beziehung – unter anderem dieser Tag hat uns jedoch kräftig bestärkt.

    Am nächsten Tag geht die Reise weiter nach Phnom Penh. Es gibt diverse Nachtbusse, aber wir haben einen sensationell günstigen Flug (16 Euro pro Nase) mit Bassaka Air gefunden und begeben uns mit dem TukTuk zum Flughafen. Schon in der Schlange fallen uns Menschen mit den gleichen T-Shirts auf und nach einer kurzen Überlegung ob es sich um einen Chor, einen Verein oder was auch immer handelt sind wir uns ziemlich schnell klar: Es sind Christen auf irgendeiner Mission. Sie quatschen alle Leute an. ALLE. Wir schaffen es irgendwie drumrum zu kommen – bis wir ins Flugzeug einsteigen. Yanni hat einen neben sich und ich ebenfalls. Ich habe ja tatsächlich ein bisschen Angst, dass er sich belatschern lässt, im Gegensatz zu mir ist er nämlich tatsächlich gläubig. Meine Sitznachbarin ist allerdings relativ unaufdringlich und ganz nett, erzählt mir dass sie alle Ärzte wären und in ländlichen Gegenden medizinische Hilfe bereitstellen. Das stellt sich allerdings später als glatt gelogen heraus. Auf der anderen Seite des Ganges sitzt Yanni und schaut sich Videos von Wunderheilungen an, die sein Sitznachbar in Kambodscha vollbracht hat. Da können jetzt auf jeden Fall ein paar alte Damen wieder gehen, nachdem sie ein bisschen gebetet und gesungen haben. Danach wird er noch gefragt welche Krankheiten er so hat, die er loswerden möchte, dann beten sie zusammen seine Migräne weg. Ich habe Mühe mich auf meinem Sitz zu halten und mir das Lachen zu verkneifen.

    Spoiler Alert: Er hat seine Migräne noch. Zum Glück ist der Flug schnell vorbei und wir landen in Phnom Penh und suchen uns einen Tuktukfahrer. Der ist ganz witzig drauf und schnallt uns und unsere Rucksäcke doppelt und dreifach fest und um uns rum und warnt uns vor den vielen Überfällen und Diebstählen. Wir fühlen uns gleich ein bißchen mulmig. Die Stadt ist ein Moloch und es ist gleich ein anderes Gefühl. Der Verkehr ist unfassbar und wir kommen langsam voran. Die Mopeds fahren alle über die Bürgersteige, wir kommen an vielen Werkstätten vorbei.





    Dann sind wir am Hotel, eher ein Standardschuppen haben ein nettes Zimmer, Aussicht über die Stadt im 11. Stock und zahlen nur 20 Euro pro Nacht fürs Zimmer.


  9. #99
    Nach einem kurzen Mittagsschlaf wollen wir die Stadt zu Fuß erkunden und an die Waterfront laufen. Ich darf Yannis in Singapur neu erworbenes Handy nutzen - allerdings nicht um mir alle 5 Minuten anzuhören, dass ich unbedingt drauf aufpassen soll, mir jemand das Ding aus der Hand schlagen könnte, etc. pp. Ich bin kurz vorm Ausrasten. Die schöne Szenerie allerdings besänftigt mich. Die Stadt ist schrecklich und gleichzeitig furchtbar schön.











    Der Platz vor dem Königspalast ist irgendwie magisch. Überall sitzen Leute, spielen Kinder, es wird gegrillt, überall sind Mönche unterwegs und die Kulisse ist toll. Wir lassen uns hier nieder und genießen still. Schön.






  10. #100
    Irgendwann bekommen wir aber doch Hunger und wollen uns weiter an die Waterfront bewegen. Dazu müssen wir diese Straße überqueren. Schaffen wir.



    Weiter geht es am Wasser, bis wir ein ziemlich touristisches Restaurant (ich hatte bisher keinen einzigen westlichen Touristen in dier Stadt gesehen) finden. Wir wollen aber nicht länger warten, wir haben seit dem Frühstück nichts gegessen. Das Essen ist lecker, die Aussicht ist nett. Ich werde jetzt nur noch alle 10 Minuten daran erinnert auf das Handy aufzupassen.












    Irgendwann machen wir uns auf den Weg zurück ins Hotel. Es ist heiß, furchtbar heiß und der Rückweg kommt uns Trillionen mal länger vor als der Hinweg. Wir essen das wahrscheinlich teuerste Eis dass in Kambodscha verkauft wird in einem klimatisierten Café das genauso gut in irgendeiner Hipster Ecke in Berlin stehen könnte. Dann finden wir das Hotel nicht. Wir müssten längst da sein. Wir fragen Leute. Keiner weiß wo es stehen könnte, obwohl wir wirklich sehr nah sein müssen. Ich frage in einem Friseursalon und werde bekichert. Es bildet sich eine große Traube, es wird telefoniert und alles getan. Keiner weiß Bescheid. Eine Dame will uns in ein Tuktuk stecken. Draußen stehen wir inmitten all dieser Menschen noch etwas verloren herum, bis mein Blick nach oben schweift: Da ist es. Genau vor unserer Nase, wir sind nur eine Straße zu weit gelaufen. Und es ist mir bis heute unbegreiflich, dass keiner das Hotel kannte.

  11. #101
    Eisperlchen
    unregistriert
    Danke wolkenlos für den Bericht und die schönen Fotos
    Und schon mal viel Spaß bei der nächsten Reise

  12. #102
    Oh, ah, endlich die Fortsetzung!

  13. #103
    Sehr schön!

  14. #104
    Wir entspannen noch etwas auf der Dachterrasse bevor es ins Bett gehen. Das Frühstücksbuffet am nächsten morgen ist kein Highlight aber völlig ok, es läuft Justin Timberlake auf Panflöte ( ) und eine riesige deutsche Reisegruppe mäkelt und motzt was das Zeug hält. Wir steigen in ein TukTuk und machen uns auf den Weg zu den Killing Fields, genauer gesagt Choeung Ek, Killing Fields an sich gibt es im ganzen Land. Auf dem Weg dahin sehen wir viel Armut. Im Tuktuk liegt eine Karte mit allerlei Aktivitäten in der Umgebung und ich kann kaum glauben, was ich da sehe. Wer macht das in dieser Umgebung und was denkt man sich dabei?



    Dann sind wir da. Wir leihen uns die Audioguides aus (ohne macht es keinen Sinn, es gibt kaum Beschilderungen.



    Ich mache kaum Bilder, dies hier ist kein Ort zum Fotografieren. Ich hab natürlich schon von den roten Khmer und ihren Gräueln gehört, aber hier zu stehen macht das alles noch einmal ganz anders.

    Einen Abriss der Geschichte zu geben ist hier zu viel, also nur an der Oberfläche: Pol Pot und die roten Khmer glaubten an Landwirtschaft und das Bauerntum und wollten alles Intellektuelle und städtische zerstören. Steinzeitkommunismus. Stadtbewohner wurden deportiert - Phnom Penh mit ca 2 Millionen Einwohnern wurde innerhalb von 2 Tagen(!) fast völlig entvölkert und die Menschen in langen Märschen auf die Reisfelder deportiert. Geld wurde abgeschafft, Bücher verbrannt und so gut wie die gesamte intellektuelle Bevölkerung ermordet. Lehrer und Geschäftsleute gehörten ebenso dazu so wie Menschen, die einfach nur eine Brille trugen.Wer französisch sprach oder Verbindungen mit Vietnam hatte, wurde ebenfalls umgebracht. Insgesamt wurden etwa 2 Millionen Menschen ermordet, dass sind gerechnet auf die Gesamtbevölkerung über ein Viertel der Kambodschaner. Auch Kinder wurden nicht verschont, denn man wollte a) Rache verhindern und b) war der Glaube dass die Wurzel allen Übels permanent ausgerottet werden muss, also die ganze Familie ausgelöscht. Um Geld zu sparen wurden in den Todeslagern keine Waffen verwendet, Menschen wurden erschlagen, erstickt, enthauptet und Kleinkinder an Bäumen zerschmettert. Es ist alles schwer anzuhören, auch dass viele Nationen, Deutschland eingeschlossen das Regime anerkannten. Außerdem ist das alles keine ferne Geschichte, sondern passierte Ende der 70er und ist in den Lebenden noch so präsent. In der großen Stupa werden die ausgegrabenen Schädel und Gebeine ausgestellt. Ein heftiger Ort.








  15. #105
    gruselig


    ...und ich bin mir leider gar nicht so sicher, dass nicht jetzt gerade irgendwo in Afrika Ähnliches (OK, nicht in diesen Dimensionen) vor sich geht.


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